Schlangenbiss

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Schlangenbiss wird eine Verletzung mit eventueller Vergiftungsfolge bezeichnet, die durch den Biss einer Schlange verursacht wurde.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Schlangenbiss

Die Symptome einer Vergiftung durch einen Biss einer Giftschlange unterscheiden sich je nach Giftart.
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Bei einem Schlangenbiss kommt es zunächst darauf an, ob der Biss von einer giftigen Schlange oder von einer nicht-giftigen Schlange stammt. Darüber hinaus lässt sich zwischen einem Giftbiss und einem Trockenbiss unterscheiden. Als trockenen Biss bezeichnet man den Biss einer Giftschlange, bei dem kein Gift in die Wunde abgegeben wird. Durchschnittlich ist jeder zweite Biss einer Giftschlange ein trockener Biss. Trockene Bisse dienen den Schlangen dazu den Gegner abzuschrecken, ohne ihr für die Jagd wertvolles Gift zu verlieren.

Ursachen

Schlangen sind sehr scheue und zudem nachtaktive Tiere. Durch ihre sehr sensiblen Sinnesorgane registrieren Schlangen sich nähernde Menschen sehr schnell und flüchten in der Regel, sodass es nur sehr selten zum Kontakt zwischen Mensch und Schlange kommt.

Schätzungen gehen weltweit von etwa 2,5 Millionen Schlangenbissen pro Jahr aus. Davon sind circa 400.000 Giftbisse. Etwa 20.000 Menschen sterben jährlich an Vergiftungen durch Schlangenbisse. Die meisten Schlangenbisse finden in den Sommermonaten statt.

Zum einen, weil die Schlangen zu dieser Zeit besonders aktiv sind und zum anderen, weil viele Menschen ihre Freizeit zu dieser Jahreszeit in der Natur verbringen. Die meisten Giftschlangenbisse geschehen in Australien, Indien, Nord- und Südamerika. Doch auch ein Biss der in Deutschland beheimateten Kreuzotter kann zu Vergiftungserscheinungen führen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome einer Vergiftung durch einen Biss einer Giftschlange unterscheiden sich je nach Giftart. Es gibt Gifte, die auf das Nervensystem, auf das Blut, auf die Gewebe oder auf die Muskeln wirken. Entscheidend für die Symptomausprägung ist zudem die Menge des injizierten Giftes sowie der Gesundheitszustand des Patienten.

Erste Erscheinungen unmittelbar nach dem Schlangenbiss sind Rötungen und Schmerzen an der Bissstelle. Auch Schwellungen und Blutungen können an der Bisswunde auftreten. Im Laufe der nächsten Minuten bis Stunden können sich schwere Gewebsschäden entwickeln. Neurotoxische Schlangengifte betreffen das Nervensystem. Symptome wie Schwindel, Durst, Kopfschmerzen oder Sehstörungen können auf eine Intoxikation des Nervensystems hinweisen.

Handelt es sich bei dem injizierten Gift um ein hämotoxisches Gift, also ein Gift, dass die Blutzellen angreift, können durch Blutgerinnungsstörungen am gesamten Körper Einblutungen auftreten. Muskellähmende Gifte führen zu Atemnot, Schwäche oder Koordinationsverlust. Bei jedem giftigen Schlangenbiss können zudem Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall auftreten. Einige Schlangenarten (zum Beispiel Kobras) speien ihr Gift. Gerät dieses in die Augen, können die Betroffenen erblinden. Auch Bisse von ungiftigen Schlangen können durch Wundinfektionen lebensgefährlich sein.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die erste Handlung nach einem Schlangenbiss ist die Entfernung des Verletzten und aller Umstehenden aus der Gefahrenzone. Wenn möglich sollte versucht werden, die Schlange zu identifizieren. Größe, Farbe, Zeichnung, Kopf- und Augenform oder vielleicht sogar ein Foto können dem Arzt später bei der Wahl des richtigen Antiserums helfen.

Auch wenn nicht klar ist ob es sich bei der Schlange um eine Giftschlange handelt muss in jedem Fall unmittelbar ein Arzt aufgesucht beziehungsweise der Notarzt verständigt werden. Bis zum Eintreffen des Arztes oder beim Transport zum Arzt sollte der Patient möglichst wenig bewegt werden. Das betroffene Körperteil sollte ruhiggestellt werden, um eine schnellere Ausbreitung des Gifts zu vermeiden. Um eine Infektion des Bisses zu verhindern, sollte eine lokale Desinfektion der Bisswunde durchgeführt werden.

Jede weitere Manipulation wie zum Beispiel das Aussaugen des Giftes, das Ausschneiden der Wunde oder das Anlegen eines Druckverbandes sollte unbedingt unterlassen werden. Stattdessen sollten rund um die Bisswunde vorsichtig Uhren, Ringe, Armbänder oder beengende Kleidungsstücke abgelegt werden, sodass es auch bei starken Schwellungen nicht zu Einschnürungen kommen kann.

Komplikationen

Schwerwiegende Komplikationen treten in der Regel nach dem Biss einer Giftschlange auf. Das Gift einiger Schlangen wirkt stark zellschädigend und zerstört innerhalb kurzer Zeit Zellen und Gewebe. Neurotoxine lähmen das zentrale Nervensystem und haben ohne die schnelle Injektion eines Gegengiftes den Tod durch Atemlähmung zur Folge. Myotoxine schädigen das Muskelgewebe – während dieses Prozesses wird das Muskeleiweiß Myoglobin freigesetzt, das die Funktion der Nierenzellen beeinträchtigt und ein Nierenversagen verursachen kann.

Viele Schlangenbisse lösen eine Blutgerinnungsstörung aus, die zu unstillbaren Blutungen und unbehandelt zum tödlichen Multiorganversagen führt. Kardiotoxisch wirkende Gifte stören den Elektrolythaushalt und beeinträchtigen dadurch die Herzfunktion. Viele Schlangengifte setzen sich aus mehreren toxischen Substanzen zusammen und lösen deshalb mehrere Vergiftungserscheinungen zugleich aus.

Allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock können sowohl nach einem Schlangenbiss als auch nach der Injektion des Gegengiftes vorkommen. Der Biss einer ungiftigen Schlange oder ein sogenannter Trockenbiss ohne Gifteinwirkung kann als Komplikation eine Entzündung der betroffenen Stelle verursachen. Gelegentlich greift die Infektion auf die nahegelegenen Lymphknoten und die Lymphgefäße über, in sehr seltenen Fällen kann diese Lymphangitis eine Blutvergiftung (Sepsis) zur Folge haben. Kreislaufprobleme nach einem Schlangenbiss können auf eine Giftwirkung zurückzuführen sein, aber auch als Zeichen einer Panikreaktion auftreten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einem Schlangenbiss muss immer sofort ein Arzt aufgesucht werden. Dabei kann es im schlimmsten Falle auch zum Tod des Betroffenen kommen, falls der Biss nicht rechtzeitig oder erst spät behandelt wird. Im Allgemeinen wirkt sich dabei eine sehr frühe Diagnose mit einer frühen Behandlung positiv auf den weiteren Verlauf aus. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene von einer Schlange gebissen wurde. In der Regel ist der Biss deutlich bemerkbar und hinterlässt auch eine Bisswunde. Die Betroffenen leiden unter starken Schmerzen, an Schwellungen oder sogar an Blutungen.

Treten diese Beschwerden nach dem Schlangenbiss auf, so muss sofort ein Arzt aufgesucht werden. Ebenfalls ist ein Arzt dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an Atemnot oder an Durchfall und Erbrechen leidet. Diese Beschwerden nach einem Schlangenbiss deuten auf einen schwerwiegenden Biss hin, welcher durch einen Arzt behandelt werden muss. Bei einem Schlangenbiss sollte also sofort das Krankenhaus aufgesucht oder ein Notarzt gerufen werden.

Behandlung & Therapie

Die Bissstelle sollte mit einem Stift markiert werden. Alle 30 Minuten sollte das Fortschreiten der Schwellung mit einer weiteren Kennzeichnung auf der Haut markiert werden. So lässt sich das Fortschreiten der Vergiftung dokumentieren. Nach einem Schlangenbiss werden die Betroffenen in der Regel 24 Stunden stationär überwacht.

Dabei werden Blutgerinnung und Kreislauf kontrolliert und die Patienten werden auf etwaige Symptome einer Wundinfektion durch zum Beispiel Tetanusbakterien untersucht. Eine Antiserumgabe erfolgt nur bei stark zunehmenden Beschwerden oder bei akuten starken Vergiftungserscheinungen.

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Vorbeugung

Bei dem Aufenthalt in Schlangengebieten sollte festes Schuhwerk getragen werden. Dieses sollte möglichst über den Knöchel reichen. Die Mehrzahl der Schlangenbisse erfolgt in der Nähe des Knöchels. Es sind auch spezielle Gamaschen zum Schutz vor Schlangenbissen erhältlich. Ein festes Auftreten bei Wandertouren scheucht die Schlangen durch die Vibration des Bodens auf.

Ein Wanderstock, der stets vor den Füßen aufgesetzt wird, warnt die Schlange ebenfalls vor. Größere Bäume, Gebüsche und Sträucher sollten gemieden werden. Auf dem Boden liegende Äste und Steine sollten auf keinen Fall aufgehoben oder umgedreht werden. Möglicherweise versteckt sich dort eine schlafende Schlange. Vermeintlich tote Schlangen sollten auf keinen Fall angefasst werden. Dasselbe gilt natürlich für lebende Schlangen. Unter keinen Umständen sollte versucht werden Schlangen in die Enge zu treiben oder zu fangen.

Wenn die Schlange droht, sofort vorsichtig zurückweichen und dem Tier die Flucht ermöglichen. Im Dunkeln immer eine Taschenlampe nutzen, um die Wege auszuleuchten und bei Übernachtungen im Freien nie direkt auf der Erde schlafen. Beim Camping sollten Küchenabfälle regelmäßig beseitigt werden. Der Abfall lockt Mäuse und diese wiederum Schlangen an.

Nachsorge

Die Nachsorge spielt insbesondere bei Krankheiten eine Rolle, bei denen eine Wahrscheinlichkeit für eine erneute Ausbildung besteht. Dieses kann bei einem Schlangenbiss aber nicht im medizinischen Verantwortungsbereich liegen. Patienten sollten in Risikogebieten eine hinreichende Vorsicht walten lassen. Ärzte können gegebenenfalls über geeignete Vorbeugemaßnahmen informieren. So verhindern ein festes Schuhwerk und lange Hosen einen Biss. L

Statistisch gesehen verlaufen etwa die Hälfte aller Bisse vollkommen beschwerdefrei. Die Tiere infizieren den Menschen nicht. Da keine Anzeichen vorliegen, ist eine Nachsorge unnötig. In den anderen Fällen richtet sich die Verlaufskontrolle nach den Symptomen. Bis zur abschließenden Heilung können unter Umständen mehrere Monate vergehen. In dieser Zeit stellt die Blutuntersuchung das wichtigste Analysekriterium dar.

Auch die Vitalfunktionen werden regelmäßig überprüft. Ein mehrtägiger oder wochenlanger Krankenhausaufenthalt, an den sich eine ambulante Therapie anschließt, ist nicht selten. Im schlimmsten Fall kann ein Schlangenbiss auch zu Amputationen und Gewebsverlusten führen. Dann richtet sich eine Verlaufskontrolle nach den vorhandenen Beschwerden. Beispielsweise ist eine Therapie von Phantomschmerzen angezeigt, insofern Glieder entfernt werden mussten.

Das können Sie selbst tun

Bei einem Schlagenbiss sollten auf gar keinen Fall die oft in Film und Fernsehen gezeigten Maßnahmen immitiert werden. Das Aussaugen oder Abbinden der Bisstelle richtet oft mehr Schaden als Nutzen an. Am wichtigsten ist es dafür zu sorgen, dass das Opfer ruhig bleibt. Handelt es sich bei der Schlange um eine nicht giftige Art, dann kann die Wunde wie jeder andere Tierbiss versorgt werden. Das heißt, die Wunde sollte gereinigt und desinfiziert werden, damit sie sich nicht entzündet. Anschließend kann die Wunde durch ein Pflaster oder einen Sprühverband vor Verunreinigungen geschützt werden.

Sofern es sich um eine Giftschlange handelt, sollte der Betroffene sofort in das nächste Krankenhaus gebracht werden, das für die Versorgung von Schlangebiss-Opfern ausgerüstet ist. Informationen darüber erteilt der Notruf (in Deutschland 110). Sofern die Schlangenart nicht bekannt ist, sollte das Tier, falls möglich, eingefangen oder zumindest fotografiert oder gefilmt werden, damit der behandelnde Arzt bestimmen kann, welches Serum benötigt wird. Die Ersthelfer dürfen sich hierbei aber nicht selbst in Gefahr bringen.

Dass Opfer sollte liegend transportiert werden und sich möglichst wenig bewegen, damit sich das Gift so langsam wie möglich im Körper verteilt. Ein Abbinden der Bissstelle ist nur angezeigt, wenn eine hochgiftige Schlange involviert war und das nächste geeignete Krankenhaus nicht innerhalb etwa 30 Minuten erreicht werden kann.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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