Schlafphasensyndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einem Schlafphasensyndrom wird eine dauerhafte Störung des Schlafzeitpunkts verstanden. Mediziner unterscheiden zwischen zwei Formen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Schlafphasensyndrom?

Ein Schlafphasensyndrom zu diagnostizieren, fällt nicht immer leicht. So kommt es mitunter aufgrund der ständigen Müdigkeit bei DSPS zu Fehldiagnosen wie zum Beispiel Depressionen.
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Das Schlafphasensyndrom ist auch unter anderen Bezeichnungen wie Syndrom der verzögerten Schlafphase, Zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörung oder verzögerte Schlafphasenstörung bekannt. Die Schlafstörung wird in zwei unterschiedliche Formen eingeteilt.

Dabei handelt es sich um das verzögerte Schlafphasensyndrom (DSPS) sowie das vorverlagerte Schlafphasensyndrom (ASPS). Das Kürzel DSPS steht für die englische Bezeichnung „Delayed Sleep-Phase Syndrom“, während ASPS für „Advanced Sleep-Phase Syndrome“ gebräuchlich ist. Personen, bei denen ein verzögertes Schlafphasensyndrom besteht, schlafen erst sehr spät ein und haben deswegen große Probleme mit dem rechtzeitigen Aufstehen.

Im Falle eines vorverlagerten Schlafphasensyndroms setzt die Müdigkeit bei den betroffenen Personen schon sehr früh ein. Dadurch wachen sie nach dem Schlaf auch schon frühzeitig wieder auf und können anschließend nicht mehr einschlafen. Die zweite Form tritt jedoch nur relativ selten auf.

Ursachen

Von 10.000 Menschen leiden circa 7 bis 13 unter einem verzögerten Schlafphasensyndrom, womit es die häufigste Form der Zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen darstellt. Besonders betroffen von DSPS sind Jugendliche. So zeigt sich das Schlafphasensyndrom vor allem bis zum 21. Lebensjahr stark ausgeprägt.

Deutlich seltener kommt dagegen das vorverlagerte Schlafphasensyndrom vor, das sich in erster Linie bei Menschen im mittleren Lebensalter zeigt. ASPS tritt zwar seltener auf, doch rechnen Experten mit einer höheren Dunkelziffer, da es weniger soziale Konflikte zur Folge hat. Die genauen Ursachen des Schlafphasensyndroms sind nicht bekannt.

Grundsätzlich verfügt jeder Mensch über einen individuellen Schlaf-Wach-Rhythmus. Dieser Rhythmus bringt ihn dazu, in bestimmten Abständen zu schlafen oder wach zu sein. Nicht selten kommt es durch äußere Einflüsse zu Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus.

Dabei kann es sich um Schichtarbeit, nächtliche Tätigkeiten oder einen Jetlag handeln. Aber auch Störungen der inneren Uhr oder Erkrankungen wie zum Beispiel Demenz sind mitunter verantwortlich für ein Schlafphasensyndrom.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome des Schlafphasensyndroms variieren je nach Form. Im Falle eines vorverlagerten Schlafphasensyndroms gehen die betroffenen Personen bereits zwischen 18 und 20 Uhr schlafen, wodurch sie bereits am frühen Morgen gegen 4 Uhr wieder erwachen. Im Anschluss daran können sie nicht wieder einschlafen.

Am Abend sind sie dann wieder müde und schlafen erneut früh ein. Dies kann ein Nachteil in Berufen sein, die am frühen Abend ausgeführt werden müssen. Bei einem verzögerten Schlafphasensyndrom sind die Betroffenen nicht in der Lage, vor dem frühen Morgen einzuschlafen. Sie können jedoch immer zur selben Tageszeit schlafen.

Liegen keine weiteren Schlafstörungen vor, schlafen die betroffenen Personen gut und verspüren ein natürliches Schlafbedürfnis. Weil sie jedoch am frühen Morgen nur kurze Zeit geschlafen haben, tun sie sich mit dem Aufstehen schwer. Können sie nach ihrem eigenen Schlafplan verfahren, beträgt ihre Schlafdauer von circa 4 Uhr am Morgen bis in die Mittagsstunden.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Ein Schlafphasensyndrom zu diagnostizieren, fällt nicht immer leicht. So kommt es mitunter aufgrund der ständigen Müdigkeit bei DSPS zu Fehldiagnosen wie zum Beispiel Depressionen. Oft werden auch unpassende Medikamente wie Schlafmittel oder Antidepressiva verordnet. Als sinnvoll gilt daher der Besuch bei einem Facharzt für Schlafstörungen.

Dieser lässt den Patienten ein sogenanntes Schlaftagebuch führen. Darin hält der Betroffene einige Wochen lang die wichtigsten Daten über seine Schlafgewohnheiten fest. So wird unter anderem eingetragen, um welche Uhrzeit er zu Bett geht, wann er aufwacht und wieder aufsteht.

Auch das Ausmaß seiner Müdigkeit beim Zubettgehen sowie beim Aufstehen ist von Bedeutung. Gleiches gilt für eventuell eingenommene Arzneimittel und zusätzliche Schlafzeiten während des Tages. Zum Erfassen der Schlaf-Wachzeiten des Patienten kann eine Aktigraphie vorgenommen werden.

Um weitere Körperfunktionen zu kontrollieren, ist eine Polysomnographie möglich. Als sinnvoll gilt zudem das regelmäßige Messen der Körpertemperatur. Ein verzögertes Schlafphasensyndrom liegt vor, wenn sich die normalen Daten um etwa zwei Stunden nach hinten verschieben. Der Verlauf des Schlafphasensyndroms ist unterschiedlich. So tritt DSPS vorwiegend bei Jugendlichen auf, bei denen es sich im frühen Erwachsenenalter wieder normalisiert. Bei anderen Personen kann es allerdings für den Rest des Lebens andauern.

Komplikationen

Aufgrund des Schlafphasensyndroms leiden die Betroffenen an erheblichen Schlafbeschwerden. Diese wirken sich sehr negativ auf die Gesundheit des Betroffenen aus und können dadurch zu einer Gereiztheit oder auch zu psychischen Beschwerden und zu Depressionen führen. Häufig wird durch das Schlafphasensyndrom auch das soziale Leben des Betroffenen erheblich eingeschränkt, sodass das Syndrom eine negative Auswirkung auf Beziehungen zu Freunden oder zum Partner haben kann.

Ebenso ist eventuell die Ausführung einiger Berufe aufgrund des Schlafphasensyndroms nicht mehr möglich oder sehr stark eingeschränkt. Sollte die Schlafphase durch das Schlafphasensyndrom allerdings nur verschoben und nicht gestört sein, so treten in der Regel keine besonderen Komplikationen oder Beschwerden auf. Allerdings leiden die Patienten in vielen Fällen auch an einer Müdigkeit, die über den Tag verteilt auftritt.

Weitere Komplikationen kann die Einnahme von Antidepressiva begünstigen, falls diese vom Arzt aufgrund einer Fehldiagnose verschrieben werden. Das Schlafphasensyndrom kann mit Hilfe verschiedener Therapien behandelt werden. Allerdings ist auch eine eigenständige Therapie des Patienten notwendig, um die Beschwerden vollständig einzuschränken. Die Lebenserwartung des Patienten wird von dem Schlafphasensyndrom in der Regel nicht negativ beeinflusst oder verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei dem Schlafphasensyndrom wird nicht immer ein Arzt benötigt. Kann der Betroffene durch die veränderten Schlafphasen dennoch seinen Alltag gut strukturieren und erleidet keinerlei Beeinträchtigungen, muss kein Arzt aufgesucht werden. Sofern es gelingt, die beruflichen und privaten Aktivitäten mit den eigenen körperlichen Bedürfnissen in Einklang zu bringen, besteht kein Handlungsbedarf.

Ein Arzt wird erst benötigt, wenn ein Leidensdruck entsteht. Kommt es aufgrund eines unzureichenden Schlafs zu Konzentrations- sowie Aufmerksamkeitsdefiziten, einem erhöhten Stresspegel oder ständiger Müdigkeit, sollte eine Abklärung der Ursache stattfinden. Bei einer herabgesetzten Stimmung, geringem Blutdruck, einem Verlust des Wohlbefindens sowie Kopfschmerzen ist es ratsam, die Unterstützung eines Arztes in Anspruch zu nehmen.

Können die alltäglichen Aufgaben und Verpflichtungen nicht erfüllt werden, empfindet der Betroffene eine innere Schwere oder Lustlosigkeit, sind Veränderungen notwendig. Der Schlafplan sollte in Zusammenarbeit mit einem Mediziner optimiert werden, damit eine Verbesserung der Lebensqualität und eine Linderung der Unzufriedenheit erreicht werden.

Halten die Beschwerden über einen langen Zeitraum an, ist mit einer Zunahme der Unregelmäßigkeiten zu rechnen. Daher ist ein Arzt zu konsultieren, wenn sich Funktionsstörungen zeigen, die allgemeine Unfallgefahr im Alltag steigt oder eine Kraftlosigkeit auftritt. Bei Störungen des Herzrhythmus ist schnellstmöglich medizinische Hilfe angezeigt.

Behandlung & Therapie

Im Rahmen der Therapie des Schlafphasensyndroms wird der Versuch unternommen, den Patienten an seine innere Uhr anzupassen. Das bedeutet, dass sich der Betroffene eine zu seinem Schlaf-Wach-Rhythmus passende Arbeitsstelle sucht, sein Schlafdefizit am Wochenende und an freien Tagen ausgleicht oder stattdessen am Tag schläft und in der Nacht arbeitet.

Darüber hinaus besteht die Option, den Wach-Schlaf-Rhythmus zu ändern, damit der Patient an normalen Zeiten aufstehen kann. Zu diesem Zweck erfolgt eine spezielle Chronotherapie. In deren Rahmen geht der Betroffene täglich drei Stunden später schlafen.

Hat er dadurch einen passenden Schlafzeitpunkt erreicht, hält er diesen konsequent ein. Zur Schlafhygiene tragen auch verbesserte Schlafbedingungen bei, zu denen unter anderem der Verzicht auf Nikotin gehört. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit stellt die Lichttherapie dar.

Dabei setzt sich der Patient am frühen Morgen ungefähr 60 Minuten lang rund 2500 Lux starkem Licht aus. Ein Problem ist allerdings, dass die Wirkungsdauer dieser Behandlungen oft nur zeitweilig ist.

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Vorbeugung

Um den Folgen eines Schlafphasensyndroms vorzubeugen, wird empfohlen, spätere Arbeitszeiten zu wählen. So bedeuten bereits ein oder zwei Stunden einen beträchtlichen Unterschied. In einigen Fällen sind auch berufliche Tätigkeiten zu Hause möglich.

Nachsorge

Patienten mit einem Schlafphasensyndrom sollte durch Nachsorgebehandlungen und -untersuchungen begleitet werden. Im Rahmen einer Nachsorge ist es notwendig, eine Schlafhygiene einzuhalten. So sollte vor dem Schlafengehen auf Alkohol und Koffein unbedingt verzichtet werden.

Auch Medikamente, die das Einschlafen und Durchschlafen fördern, sind aufgrund des Abhängigkeitspotentials nur kurzfristig einzunehmen und schnellstmöglich wieder abzusetzen. Es ist notwendig, dass sich der Patient langfristig auf den normalen Schlaf-Wach-Rhythmus einstellt. Dies ist durch eine schrittweise, zeitliche Verschiebung des Zubettgehens möglich.

Somit wird die Wachphase des Patienten allmählich verlängert bis der normale Zeitpunkt des Zubettgehens erreicht wird. Durch eine begleitende, ärztliche Nachbehandlung kann Lichttherapie dazu beitragen, dass sich der Tag-Nacht-Rhythmus normalisiert. Hierzu werden während der Therapie starke Lichtquellen eingesetzt. Es ist notwendig, dass die Zeiten des Zubettgehens und die Zeiten des Aufstehens unbedingt eingehalten werden.

Dabei muss der Patient die Bettzeiten verringern, um den Druck für das Schlafen zu steigern. Der normale Schlaf-Wach-Rhythmus wird so stabilisiert. Regelmäßige körperliche Aktivitäten an der frischen Luft steuern ebenfalls positiv den Rhythmus. Durch das Dokumentieren der Schlaf- und Wachphasen übernimmt der Patient eine Teilkontrolle seines Verhaltens und geht somit selbstbestimmt mit dem Syndrom um.

Das können Sie selbst tun

Menschen, die an Störungen des Schlafens leiden, sollten ihren Lebenswandel überprüfen und notwendige Korrekturen vornehmen. Die Einnahme von Medikamenten ist auf deren Nebenwirkungen zu prüfen. Darüber hinaus sind die Wechselwirkungen der verschiedenen Präparate in Erfahrung zu bringen und sollten mit einem Arzt besprochen werden.

Regelmäßiger Schlaf und eine Überprüfung der Schlafhygiene sind notwendig, um Verbesserungen zu erreichen. Die Schlafphase sollte den natürlichen Bedürfnissen des Organismus entsprechen. Die Matratze, auf der geschlafen wird, die Qualität von Bettdecke, des Kopfkissens und der Bettwäsche sowie die Temperatur des Schlafbereiches sind zu überprüfen. Umgebungsgeräusche sollten ebenso vermieden werden wie grelle Lichteinflüsse. Der Tagesablauf ist ebenfalls zu überprüfen und sollte nach Möglichkeit verbessert werden. Eine Nahrungsaufnahme mit fettigen Lebensmitteln ist unmittelbar vor dem Schlafengehen zu unterlassen. Der Konsum von Alkohol, Drogen und Nikotin ist ebenfalls zu vermeiden. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung sowie ausreichende Bewegung im Verlauf des Tages helfen bei einer Verbesserung der Schlafqualität.

Bei mentalem Stress sind Abbauprozesse der geistigen Belastung notwendig. Im Rahmen der Selbsthilfe können Techniken wie autogenes Training, Yoga oder Meditation genutzt werden, um Stressoren abzubauen sowie den Alltag besser zu bewältigen. Kognitive Trainings unterstützen ebenfalls bei einer Reduzierung von Beschwerden wie kreisenden Gedanken.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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