Schlafmohn

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Schlafmohn, lateinisch Papaver somniferum genannt, war früher eine wichtige Heilpflanze. Er hat eine starke schmerzstillende Wirkung, die jedoch mit großer Suchtgefahr verbunden ist. Deshalb, und weil die Gefahr des Missbrauchs sehr verbreitet ist, ist der Schlafmohn in Verruf geraten.

Vorkommen & Anbau von Schlafmohn

Nach der Blütezeit von Juni bis August entwickeln sich runde Fruchtkapseln, in denen sich blauschwarze Samen befinden.
Der Papaver somniferum ist eine Giftpflanze. Er gehört zu den Mohngewächsen und wird auch echter Mohn, Gartenmohn oder Lichtschuppen genannt. Heimisch ist der Schlafmohn vor allem in Klein- und Zentralasien sowie im Mittelmeergebiet.

Die einjährige Pflanze wird zwischen 30 und 120 Zentimeter hoch. Sie hat einen runden Stängel, der meist nicht verzweigt und häufig mit einigen feinen Haaren besetzt ist. Die Blätter sehen graugrün aus, sind länglich, gezähnt und brüchig. Die Pflanze hat nur vier zerknittert aussehende Blütenblätter. Sie können von weiß bis violett variieren und haben in der Mitte einen violetten Fleck, der wie ein rundliches Kreuz aussieht. Es gibt auch Zierformen des Schlafmohns mit roten Blütenblättern.

Nach der Blütezeit von Juni bis August entwickeln sich runde Fruchtkapseln, in denen sich blauschwarze Samen befinden. Diese sind der einzige Teil des Schlafmohns, der ungiftig ist und zum Backen verwendet wird. Alle anderen Pflanzenteile enthalten giftige Alkaloide in geringerer oder höherer Konzentration. Der Milchsaft in der Samenkapsel ist besonders giftig, er enthält einen hohen Anteil an Opiumalkaloiden.

Wirkung & Anwendung

Der milchige Pflanzensaft dickt an der Luft ein und wird zu Rohopium. Das ist unter anderem der Ausgangsstoff für Heroin und Morphium. Deshalb ist der Anbau von Schlafmohn, auch als Zierpflanze, genehmigungspflichtig. Inhaltsstoffe des Mohns sind unter anderem Morphin, Codein, Narcotin, Papaverin, Thebain. Sie beeinflussen das periphere (unwillkürliche) Nervensystem, deshalb gehört Schlafmohn zur Wirkstoffgruppe der neurotropen Spasmolytika.

Spasmolytika wirken krampflösend auf die Muskulatur der inneren Organe. Die Bestandteile des Schlafmohns, besonders das Morphin, wirken stark schmerzstillend und beruhigend. Außerdem wirken die Alkaloide krampflösend, hustenreizstillend und schlaffördernd. Sie wirken vor allem bei starken Reizhusten ohne Auswurf. Der Schlafmohn wird unter anderem auch bei krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt und bei Atemwegsproblemen eingesetzt.

Die Wirkstoffe, die in der Pflanze enthalten sind, entspannen die Muskeln im Magen-Darm-Trakt und verlangsamen so die Darmtätigkeit. Damit wird eine Linderung von Krämpfen im Magen und Darm bewirkt. Ebenso beeinflussen die Inhaltsstoffe des Mohns die Atemfunktion. Die Aktivität des Atemzentrums im Gehirn wird gedämpft und somit der Hustenreiz unterdrückt. Der Wirkstoff Codein ist in Erkältungsmedikamenten enthalten, unter anderem in Hustensaft und Kodein Forte-Tropfen.

Morphin kommt bei starken Schmerzen, etwa aufgrund einer Krebserkrankung oder bei chronischen Schmerzen mit verschiedenen Ursachen, zur Anwendung. Aufgrund des hohen Abhängigkeitspotentials unterliegen diese Präparate dem Betäubungsmittelgesetz und werden nur nach sorgfältiger Überprüfung durch den Arzt verschrieben.

Früher wurde aus dem Schlafmohn Opium gewonnen, welches als Öle, Salben, Pillen oder Pflastern bei Depressionen, Unruhe und Schlafstörungen verwendet wurde. Im Mittelalter war Opium ein Bestandteil einer Arznei, die gegen Erkrankungen wie die Pest und ansteckendes Fieber eingesetzt wurde, dem Theriak. Die getrockneten Samen der Mohnpflanze wurden mit Wein eingenommen, um Darmerkrankungen, wie zum Beispiel Durchfall, zu behandeln. Heute werden die Samen in Kucken und Gebäck verarbeitet. Backmohn enthält kaum Morphinanteile.

Medikamente mit den Wirkstoffen des Schlafmohns können verschiedene Nebenwirkungen haben, unter anderem allergische Reaktionen, wie Hautreizungen oder Atemprobleme und Übelkeit und Erbrechen. Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe, bei Störungen des Atemzentrums beziehungsweise Krankheiten mit einer eingeschränkten Atemfunktion dürfen diese Präparate nicht angewendet werden.

Weitere Gegenanzeigen sind Darmverschlüsse, Bewusstseinsstörungen, Erkrankungen der Nebennieren, Bauchspeicheldrüsenentzündung und akuten Leber- und Gallenwegserkrankungen.

In der Homöopathie findet der Schlafmohn bei Beschwerden, die infolge von Schock, Aufregung, Operationen oder Bewusstlosigkeit auftreten, Anwendung. So zum Beispiel bei Verstopfung, Darmlähmung, Ohnmacht, Schlaflosigkeit, Heimweh, Angstgefühlen oder Kopfschmerzen bei Missbrauch von Psychopharmaka. Auch diese Präparate werden vom Arzt verordnet und die Wirkung überprüft.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Der Anbau von Schlafmohn ist in einigen Ländern verboten beziehungsweise unterliegt der Genehmigungspflicht. Dennoch werden die Inhaltsstoffe in der Medizin verwendet, denn Heilpflanzen und ihre Inhaltsstoffe spielen in allen kulturellen Kreisen seit jeher eine wichtige Rolle. Zur Behandlung von Verletzungen und Krankheiten wurden Arzneipflanzen bereits in der frühen Geschichte eingesetzt. Selbst bei Menschenaffen konnte der Gebrauch von Heilpflanzen beobachtet werden.

Bei der Forschung nach neuen Arzneimitteln werden die Wirkstoffe von Heilpflanzen berücksichtigt. Künstliche Wirkstoffe sind nach dem Vorbild von natürlich vorkommenden Substanzen hergestellt, so zum Beispiel Codein. Dennoch nehmen Heilpflanzen weiterhin einen großen Stellenwert bei der Therapie von Erkrankungen ein. Besonders in der Homöopathie werden Wirkstoffe des Schlafmohns in Form von Globuli, Tinkturen oder Salben verwendet.

Aufgrund der Suchtgefahr und der möglichen Nebenwirkungen sollte auch die Einnahme niedrig dosierter Präparate unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden. Der Missbrauch der Extrakte des Mohns, hauptsächlich des Opiums und der daraus gewonnenen Drogen wie Heroin, führt zu körperlicher und psychischer Abhängigkeit. Selbst bei längerer Einnahme codeinhaltiger Hustensäfte kann es zu einer Abhängigkeit kommen, außerdem ist die Fahrtüchtigkeit nach Einnahme deutlich eingeschränkt. Sinnvoll und gut dosiert angewendet ist der Schlafmohn ein wichtiges Heilmittel in der Medizin. Richtig angewendet können starke Schmerzen gelindert und so die Lebensqualität kranker Menschen verbessert werden.


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