Schirmer-Test

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Behandlungen Schirmer-Test

Um festzustellen, ob die Augen genügend Tränenflüssigkeit haben, wird der Schirmer-Test angewendet. Dabei kommen spezielle Streifen aus Filterpapier zum Einsatz, die sich in einem bestimmten Zeitraum mit der Flüssigkeit vollsaugen.

Der Augenarzt kann dann, wenn die Augen zu trocken sind, ein sogenanntes Sicca-Syndrom diagnostizieren. In diesem Fall wird nicht ausreichend Tränenflüssigkeit gebildet und auch bei ihrer Zusammensetzung gibt es Mängel. Die Hornhaut des Auges kann so nicht genügend befeuchtet und geschützt werden. Der Schirmer-Test kann ebenso das nach einem schwedischen Mediziner benannte Sjögren-Syndrom nachweisen, bei dem Bindehaut und Schleimhäute im Bereich der Augen von der Fehlfunktion der Tränendrüsen betroffen sind. Die Teststreifen weisen gewöhnlich ein Maß von fünf mal 35 Millimeter auf und haben eine entsprechende Skalierung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Schirmer-Test?

Die Testmethode mit dem Lackmuspapier trägt den Namen der deutschen Augenarztes und Hochschullehrers Otto Wilhelm Schirmer (1864-1917). Er stammte aus Greifswald und studierte an der dortigen Universität sowie in München und Freiburg.

Im Jahr 1896 übernahm der inzwischen promovierte und habilitierte Arzt den Lehrstuhl für Augenheilkunde in Greifswald. Später hatte Schirmer Lehrämter in Kiel und Straßburg inne, ehe er in die Vereinigten Staaten übersiedelte und in mehreren Kliniken New Yorks arbeitete. Der erstmals im Jahr 1903 durchgeführte Test der Tränendrüsenfunktion wird bis heute unter Schirmers Namen angewendet. Üblich sind zwei verschiedene Varianten des Schirmer-Tests. Im Verfahren Schirmer 1 wird an beiden Augen je ein kleiner Teststreifen in den unteren Bindehautsack vorsichtig eingehängt.

Der Behandelte schließt dann die Augen und das Filterpapier saugt innerhalb von fünf Minuten die jeweilige Menge von Tränenflüssigkeit auf. Ist der Streifen voll mit Flüssigkeit, ändert er seine Farbe. Anhand dieser Farbe kann der Augenarzt seine Einschätzungen vornehmen. Diese Variante wird aber nur noch sehr selten angewendet. Viel häufiger kommt Schirmer 2 zum Einsatz. Hier werden beide Augen lokal betäubt und zeigen unabhängig von allen möglichen Reizungen an, in welcher Menge Tränenflüssigkeit ohne jegliche relevante äußere Einwirkungen wie etwa durch das Filterpapier abgesondert wird. Ist die durchtränkte Strecke auf dem Teststreifen kürzer als zehn Millimeter, liegt der Tränenfluss in einem zu niedrigen Bereich.

Fünf Millimeter oder weniger Feuchtstrecke deuten auf einen dringenden Fall trockener Augen hin. Sodann untersucht der Augenarzt, ob dieser Mangelerscheinung eventuelle Entzündungen der Bindehaut oder anderer Bereiche des Auges zu Grunde liegen. Er muss jedoch beachten, dass die Testergebnisse ungenau sein können. Die Augen werden bei dem Test unter Umständen so stark gereizt, dass sie stärker tränen als gewöhnlich und somit die Gefahr der Austrocknung unerkannt bleibt. Ein Patient soll außerdem zwei Stunden nach dem Schirmer-Test keine Kontaktlinsen auflegen, um die Augen zu schonen.

Funktion, Wirkung & Ziele

Der Schirmer-Test wird durchgeführt, wenn die Augen gerötet sind und ein brennendes Gefühl hervorrufen. Ausgetrocknet können die Augen auch dann sein, wenn genügend Tränenflüssigkeit produziert wird, deren Zusammensetzung aber nicht im Gleichgewicht ist.

Oft kommt es vor, dass der aus drei Schichten gebildeten Tränenflüssigkeit ihre öligen Bestandteile fehlen und sich somit der Schutz des Auges verschlechtert. Darüber hinaus wird das Tränenwasser nicht mehr gleichmäßig verteilt. Für diese Untersuchung eignet sich allerdings der Schirmer-Test nicht. Außerdem treten bei Schirmer 2 ab einer Befeuchtungsstrecke von acht Millimeter größere Probleme mit dem Tragen von Kontaktlinsen auf.

Die Linsen werden in solchen Fällen von den Schutzmechanismen des Auges als unverträglich empfunden. Entsprechende Reaktionen wie Rötung, Entzündung oder übermäßiger Tränenfluss verstärken sich noch, wenn Betroffene oft und lange Zeit am Computerbildschirm arbeiten, ihnen ein unangenehmes Raumklima entgegenschlägt oder starker und böiger Wind weht. Sobald die Augen erkennbar trocken werden oder sich sogar zu röten beginnen, empfehlen die Augenärzte und Optiker daher das Tragen einer Brille statt der Kontaktlinsen.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Liefert der Schirmer-Test ein positives Ergebnis, so können für diese mangelnde Produktion von Tränenflüssigkeit verschiedene Krankheiten ursächlich sein. Bei dem Sjögren-Syndrom handelt es sich um einen Immundefekt, in dessen Verlauf verirrte Abwehrzellen die Tränen- sowie auch Speicheldrüsen angreifen. Diese Krankheit tritt hauptsächlich bei Frauen nach den Wechseljahren auf.

Das Trachom, eine durch Bakterien herbeigeführte Entzündung der Augen, beeinflusst weiterhin die Tränenproduktion. Hier kann sich sogar eine Erblindung entwickeln, wenn nicht rechtzeitig medizinisch eingegriffen wird. Verschiedene Arten der Gesichtslähmung können auch Einfluss auf die Versorgung des Auges mit Tränenflüssigkeit haben, insofern sie die betreffende Muskulatur beeinträchtigen. Ausgetrocknete Augen sind auch oftmals Folge von Erkrankungen wie Diabetes, chronischer Rheumatismus oder Schilddrüsenfehlfunktion. Schon ein Raum mit zu geringer Luftfeuchtigkeit kann bei empfindlichen Menschen zu trockenen und schmerzenden Augen führen.

Wer darunter leidet, ist mit Luftbefeuchtern gut beraten, die in diesen Räumen angebracht werden. Bei häufiger und intensiver Arbeit am Bildschirm sollten regelmäßig längere Pausen eingelegt werden, um die Augen etwas zu entlasten. Der Schirmer-Test wird übrigens auch dann durchgeführt, wenn sich eine Fehlsichtigkeit herausgebildet hat, die mit dem Einsetzen von Kontaktlinsen behoben werden soll. Eine wichtige Aufgabe erfüllt der Test auch in der Veterinärmedizin, denn insbesondere Hunde, Pferde und Rinder leiden häufig unter vertrockneten Augen. Die Testprozedur am Tier ist prinzipiell die gleiche wie bei einem Menschen und für den Vierbeiner absolut schmerzfrei.

Quellen

  • Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2012
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

Das könnte Sie auch interessieren