Schilddrüsenentzündung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Schilddrüsenentzündung – auch Thyreoiditis genannt – ist eine Erkrankung der Schilddrüse und macht etwa ein bis drei Prozent aller Erkrankungen des Organs aus. Mit etwa 80 Prozent ist die Hashimoto-Thyreoiditis, eine chronische Schilddrüsenentzündung, die häufigste Form der Schilddrüsenentzündungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Schilddrüsenentzündung?

Bei einer akuten Schilddrüsenentzündung stellen sich innerhalb weniger Stunden oder Tage starke Schluckbeschwerden ein.
© Rasi – stock.adobe.com

Bei einer Schilddrüsenentzündung handelt es sich entweder um eine herdförmige oder diffus verteilte Entzündung des Schilddrüsengewebes. Der Verlauf kann sich akut, subakut oder chronisch gestalten.

Die verschiedenen Formen haben völlig unterschiedliche Ursachen und stellen somit ein jeweils eigenständiges Krankheitsbild dar. Eine weitere Unterteilung der Erkrankung erfolgt in schmerzlose und schmerzhafte Schilddrüsenentzündung.

Ursachen

Schilddrüsenentzündungen können unterschiedliche Gründe haben. Einige Formen werden durch Infektionen mit Bakterien oder Viren ausgelöst, andere wiederum durch eine Verletzung des Organs oder Einwirkung von ionisierenden Strahlen.

Ebenso können aber auch Autoimmunkrankheiten einer Schilddrüsenentzündung zugrunde liegen. Bei Autoimmunkrankheiten richten sich Zellen des Immunsystems nicht nur gegen eingedrungene Erreger. Neben den Fremdkörpern werden ebenfalls körpereigene, gesunde Zellen bekämpft. Aufgrund der unterschiedlichsten Ursachen, kann der Verlauf einer Schilddrüsenentzündung ebenso unterschiedlich ausfallen.

Die Ursachen für die Entstehung einer subakuten Schilddrüsenentzündung, benannt nach Fritz de Quervain auch Quervain-Thyreoiditis genannt, sind bisher noch unbekannt. Allerdings konnte beobachtet werden, dass diese Form der Schilddrüsenentzündung oft im Anschluss an Luftwegsinfektionen auftritt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei einer akuten Schilddrüsenentzündung stellen sich innerhalb weniger Stunden oder Tage starke Schluckbeschwerden ein. Erkrankte Personen verspüren unter anderem eine Heiserkeit, Husten und zunehmende Schmerzen. Zudem entwickelt sich ein hohes Fieber, das mit Schüttelfrost, Abgeschlagenheit und anderen Allgemeinsymptomen einhergeht.

Die Schilddrüse schwillt an und kann oft von außen ertastet werden. Wenn die Thyreoiditis frühzeitig behandelt wird, können weitere Komplikationen zumeist vermieden werden. Eine medikamentöse Therapie wirkt den genannten Symptomen vor, die normalerweise innerhalb von zwei bis drei Tagen abklingen. Die subakute Schilddrüsenentzündung stellt sich im Verlauf von zwei bis drei Wochen ein.

In diesem Zeitraum schwillt die Schilddrüse stark an und beginnt zu schmerzen. Ein allgemeines Unwohlsein sowie Fieber und Schluckbeschwerden kommen hinzu. Der Hals ist meist sehr druckempfindlich und die Stimme wirkt geschwächt oder verändert. Bei der subakuten Schilddrüsenentzündung tritt üblicherweise keine Schwellung der Lymphknoten auf.

Allerdings kann es zu Beginn der Erkrankung zu einer leichten Schilddrüsenüberfunktion kommen, die meist mit Unruhe, Gereiztheit und körperlichen Beschwerden verbunden ist. Auch die subakute Form klingt bei entsprechender Behandlung schnell wieder. Die meisten Patienten sind nach spätestens drei Wochen frei von Beschwerden.

Diagnose & Verlauf

Bei einer akuten Schilddrüsenentzündung lässt sich oft die vergrößerte Schilddrüse ertasten. Eine Blutuntersuchung ergibt erhöhte Werte von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und eine beschleunigte Blutsenkung, die als allgemeine Indizien auf eine Entzündungsreaktion im Körper verstanden werden können.

Im nächsten Schritt dient eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) dazu, die akute Schilddrüsenentzündung festzustellen und eine andere Erkrankung auszuschließen. Eine subakute Schilddrüsenentzündung zeigt im Blutbild eine nur gering erhöhte Konzentration von weißen Blutkörperchen, dafür aber eine deutlich gesteigerte Blutsenkung.

In vielen Fällen sind ebenfalls Schilddrüsenantikörper im Blut zu finden, die allerdings weit unter den Werten einer chronischen Entzündung, wie beispielsweise die der Hashimoto-Thyreoiditis liegen. Oft kann der Arzt die Diagnose erst nach einer Feinnadelbiopsie bestätigen, wobei Gewebe aus der Schilddrüse entnommen wird. Bei einer starken Schilddrüsenentzündung, weist die Untersuchung des entnommenen Gewebes eine schwere Reaktion auf, häufig auch im Zusammenhang mit Knötchenbildung.

Eine Schilddrüsenentzündung kann einen unterschiedlichen Verlauf nehmen, schmerzhaft oder wie häufig bei der chronischen Thyreoiditis äußerst schmerzlos verlaufen. Die Erkrankungen können akut oder schleichend beinah unbemerkt erfolgen, sodass eine Therapie je nach Art der Schilddrüsenentzündung ganz individuell gestaltet werden muss.

Komplikationen

Abhängig von ihrer Form kann eine Schilddrüsenentzündung verschiedene Komplikationen hervorrufen. Zunächst hat die Thyreoiditis eine Vergrößerung der Schilddrüse zur Folge, die mit starken Schmerzen, Fieber und einem allgemeinen Krankheitsgefühl verbunden ist. Bei einem schweren Verlauf kann sich aus dem Fieber ein lebensbedrohlicher Zustand entwickeln.

Zudem kann es in Folge der Erkrankung zu Unruhe, Gereiztheit und Schlafmangel kommen – ein häufiger Auslöser für Unfälle im Alltag. Eine bakteriell bedinge Schilddrüsenentzündung kann in ihrem Verlauf zur Entstehung von Abszessen führen. Die akute Form hat oft eine Wucherung des Bindegewebes in das eigentliche Drüsengewebe zur Folge. Wird dabei das hormonproduzierende Gewebe verdrängt, kann dies eine Schilddrüsenunterfunktion zur Folge habe.

Bei der subakuten Form kann sich Narbengewebe bilden, welches ebenfalls eine Schilddrüsenunterfunktion herbeiführen kann. Bei der Behandlung der Thyreoditis via Hormontherapie können Schlafprobleme, ein extremes Unwohlsein und eine Abnahme des sexuellen Interesses auftreten. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für Osteoporose und Depressionen. Bei Frauen kann eine Hormonbehandlung zu Menstruationsstörungen führen. Der Einsatz von Antirheumatika und anderen Präparaten kann außerdem mit Nebenwirkungen und allergischen Reaktionen verbunden sein.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Kopf- und Muskelschmerzen, Schluckbeschwerden und Müdigkeit sind typische Symptome einer Schilddrüsenentzündung. Ein Arztbesuch empfiehlt sich, wenn die Beschwerden länger als zwei bis drei Tage bestehen bleiben. Sollten Schmerzen im Bereich der Schilddrüse auftreten, wird am besten umgehend ein Arzt konsultiert. Die Thyreoiditis tritt oft nach Traumata, einer Radiojod- oder Strahlentherapie oder bakteriellen Infektionen im Hals-, Nasen- und Ohrenbereich auf. Die subakute Form entsteht infolge einer Infektion der oberen Atemwege. Wer zu den Risikogruppen gehört, muss genannte Symptome zügig abklären lassen. Menschen mit einer Immunschwäche, chronisch Kranke, ältere Personen, Schwangere und Kinder sollten den Hausarzt aufsuchen, wenn der Verdacht auf eine Schilddrüsenentzündung besteht.

Bei schwangeren Frauen kann zudem sechs bis 24 Wochen nach der Entbindung die postpartale Thyreoiditis auftreten, welche sich durch wiederholte Infektionen äußert und zügig behandelt werden muss. Sollten die Beschwerden nach der Einnahme von bestimmten Medikamenten wie Interferon oder Amiodaron auftreten, ist eine Umstellung der Medikation vonnöten. Eine Schilddrüsenentzündng wird von einem Internisten oder dem Hausarzt behandelt. Chronische und starke Beschwerden sind in einer Fachklinik für Schilddrüsenerkrankungen abzuklären.

Behandlung & Therapie

Je nach Form der Erkrankung, verläuft die Schilddrüsenentzündung verschiedenartig. Die akute sowie die subakute Schilddrüsenentzündung schlagen gut auf die Therapie an und verheilen oft nach wenigen Wochen bzw. nach drei bis sechs Monaten.

Im Fall der chronischen Schilddrüsenentzündung verhält es sich anders. Auf Dauer ist hier die Zerstörung des Hormon produzierenden Gewebes zu beobachten, woraufhin eine Therapie mit dem fehlenden Schilddrüsenhormon verschrieben wird, beginnend mit einer niedrigen Dosis, die immer wieder angepasst werden und lebenslang beibehalten werden muss.

Schilddrüsenentzündungen müssen je nach Art des Verursachers behandelt werden. Die akute Schilddrüsenentzündung aufgrund einer bakteriellen Infektion kann gut mit Antibiotika therapiert werden. Bei leichterem Verlauf genügen Tabletten, handelt es sich allerdings um eine schwerere Form der Thyreoiditis werden Infusionen verabreicht. Bei fiebriger Krankheit empfiehlt sich eine hohe Flüssigkeitsaufnahme sowie strikte Bettruhe. Bis zum Abklingen der Symptome kann der Hals unterstützend gekühlt werden.

Die subakute Schilddrüsenentzündung nimmt oft einen eher milden Verlauf. Hier helfen Antiphlogistika, also entzündungshemmende Präparate mit leicht anästhetischer Wirkung. Bei stärkeren Beschwerden bringt Kortison bereits am nächsten Tag Linderung. Die chronische Schilddrüsenentzündung hat zur Folge, dass das Gewebe nach und nach zerstört wird und letztlich eine nicht funktionsfähige Schilddrüse zurückbleibt. Daher ist beispielsweise die Hashimoto-Thyreoiditis selbst nicht heilbar. Allerdings muss die Schilddrüsenhormonzufuhr in Form von L-Thyroxin ein Leben lang substituiert werden.

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Vorbeugung

Die Prävention einer Schilddrüsenentzündung ist nur insofern möglich, als dass darauf geachtet werden kann, bakterielle und virale Infektionen nachhaltig zu therapieren. Eine nicht ausgeheilte Erkrankung begünstigt eine Zweitinfektion, welche eine Schilddrüsenentzündung begünstigen oder gar hervorrufen kann.

Nachsorge

Die Schilddrüsenentzündung ist in den meisten Fällen keine eigenständige Erkrankung. Den Beschwerden liegen häufig andere Krankheiten zugrunde. Schilddrüsenentzündungen werden häufig von Autoimmunerkrankungen verursacht. Der Arzt passt die nachsorgende Betreuung den jeweiligen Symptomen, ihrer Ausprägung und der eigentlichen Ursache an.

Zudem muss differenziert werden, ob eine chronische oder eine akute Schilddrüsenentzündung vorliegt. Ziel der Nachsorge sind die Linderung und Ausheilung der Entzündung. Wenn eine weitere Krankheit die Beschwerden hervorruft, wird sie bei der Nachsorge behoben. Dafür ist nach Ermessen des Facharztes mitunter eine Biopsie nötig.

Die Entstehung einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse soll ebenfalls verhindert werden. Gegen Folgebeschwerden wie Müdigkeit erhält der Patient Medikamente. Schmerzmittel werden ebenfalls verschrieben. Im Rahmen der Nachsorge kontrolliert der Arzt den Heilungsfortschritt. Eine ausgeheilte akute Entzündung bedarf keiner weiteren Nachsorge.

Bei der chronischen Form erstrecken sich die Kontrollen über Monate oder auch über Jahre hinweg. Regelmäßige Blutabnahmen geben Aufschluss über die Hormonproduktion in der Schilddrüse. Abweichende Hormonwerte werden mit entsprechender Medizin behandelt oder erfordern eine weitere Untersuchung.

Bei einer schweren Entzündung können sich Eiterherde an der Schilddrüse bilden. Sie werden punktiert oder operativ entfernt. Der Facharzt beendet die Nachsorge, wenn die Heilung zufriedenstellend verlaufen ist. An diesem Zeitpunkt ist die Behandlung abgeschlossen.

Das können Sie selbst tun

Patienten mit einer Schilddrüsenentzündung können ihren Organismus stärken, indem sie verschiedene Maßnahmen wahrnehmen, die eine Stabilisierung des Immunsystems bewirken. Neben einer ausgewogenen und gesunden Ernährung, der Aufnahme von Vitaminen sowie ausreichender Bewegung, ist die Vermeidung von Schadstoffen besonders wichtig. Daher sollte der Konsum von Alkohol, Drogen, Nikotin oder nicht verschriebenen Medikamenten vollständig unterlassen werden.

Sportliche Aktivitäten und eine optimale Sauerstoffzufuhr unterstützen das körpereigene Immunsystem. Eine optimale Schlafhygiene, ausreichende Ruhe- und Erholungsphasen sowie eine an den Bedürfnissen des Betroffenen ausgerichtete Freizeitgestaltung fördern das Wohlbefinden und stärken den Organismus.

Kommt es zu einem chronischen Krankheitsverlauf ist die mentale Stärkung für die Bewältigung der Erkrankung besonders wichtig. Zum Abbau von Stressoren können mentale Techniken genutzt werden. Kognitive Trainings, Yoga oder Meditation sind nur einige Möglichkeiten, die im Rahmen einer Selbsthilfe genutzt werden. Sie unterstützen die Lebensqualität und tragen zu einer positiven Grundeinstellung bei.

Es ist darauf zu achten, dass täglich eine ausreichende Menge an Flüssigkeit aufgenommen wird. Daher sollte der Flüssigkeitshaushalt gut überwacht und ausreichend reguliert werden. Da es häufig zu Schluckbeschwerden kommt, sind aufgenommene Lebensmittel im Mund ausreichend zu zerkleinern. Der Mahlvorgang der Zähne sollte genutzt werden, damit keine zu großen Nahrungsstücke in in die Speiseröhre transportiert werden.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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