Schilddrüsenknoten

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Schilddrüsenknoten sehen oft schlimmer aus, als sie in Wahrheit sind und stellen nur in den wenigsten Fällen eine Bedrohung für die betroffene Person dar. In den Entwicklungsländern sind sie viel verbreiteter als in den reichen Industrienationen und auch in der Art ihrer Entstehung stark divergierend.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Schilddrüsenknoten?

Schilddrüsenknoten werden von der betroffenen Person in der Regel spät oder überhaupt nicht bemerkt, was darauf zurückzuführen ist, dass sie häufig keinerlei Schmerzen oder sonstige Beschwerden verursachen.
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Ein Schilddrüsenknoten bezeichnet die morphologische Veränderung der Schilddrüse, die sich im Hals befindet und für wichtige Stoffwechselverfahren sowie für die Speicherung von Jod und der Produktion lebenswichtiger Hormone verantwortlich ist.

Dabei wird in der Medizin von sogenannten kalten und heißen Knoten gesprochen, die sich durch verschiedene Merkmale voneinander unterscheiden.

So arbeitet ein heißer Knoten selbstständig und an der Schilddrüse und deren sogenannten thyreotropen Regelkreis vorbei, welcher die Ausschüttung von Hormonen aus der Schilddrüse ins Blut steuert.

Ein kalter Schilddrüsenknoten hingegen bezeichnet abnormes Gewebe, das sich in der Schilddrüse bildet aber keine Hormone produziert.

Ursachen

In den meisten Fällen deutet ein Schilddrüsenknoten auf einen Mangel an Jod, welches durch die Nahrung aufgenommen werden muss, hin. Daher treten diese auch häufig in Ländern mit einer mangelhaften Grundernährung auf, in denen eine regelmäßige Aufnahme von Jod, welches z.B. in Eiern oder Fisch enthalten ist, nicht gewährleistet werden kann.

Aber auch in einigen südlichen Bundesländern Deutschlands herrscht seit vielen Jahren ein Jodmangel bei Teilen der Bevölkerung vor. In den seltensten Fällen entpuppt sich der Schilddrüsenknoten als ein Krebsgeschwür, das in der Schilddrüse wuchert und zunächst nicht von einem harmlosen, gutartigen Schilddrüsenknoten zu unterscheiden ist.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Schilddrüsenknoten rufen zu Beginn nicht immer Symptome hervor. Ist das Organ noch vollständig funktionsfähig, rufen kleinere Wucherungen lediglich leichte Schluckbeschwerden und gelegentlich eine Heiserkeit hervor. Stellt sich durch den permanenten Druck, den der Knoten auf die Schilddrüse ausübt, eine Über- oder Unterfunktion ein, kann es allerdings zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen kommen.

Bei einer Überfunktion treten in erster Linie Durchfall, Gewichtsprobleme und Schweißausbrüche auf. Betroffene Personen verspüren meist ein intensives Unwohlsein, welches in Schüben auftritt und in Ruhephasen wieder abklingt. Eine Unterfunktion führt zu Müdigkeit, Verstopfung und depressiven Verstimmungen. Äußerlich sind Schilddrüsenknoten meist nicht zu erkennen.

Lediglich große Wucherungen können von außen ertastet werden. Gelegentlich sind sie als Beule unter der Haut zu erkennen. Bei Berührung schmerzen die geschwollenen Knoten, wobei es unmittelbar zu kaltem Schweiß und Schwindel kommen kann. Wenn die Schilddrüsenknoten nicht behandelt werden, können sich weitere Beschwerden einstellen.

Ein weiteres Wachstum führt zwangsläufig zu einer Störung der Organfunktion, wodurch langfristig auch die hormonellen Prozesse im Körper beeinträchtigt werden. Ein Versagen der Schilddrüse kann zu Haarausfall, chronischer Abgeschlagenheit und einem veränderten Hautbild führen. Außerdem können psychische Erkrankungen auftreten, die zumeist mit weiteren Beschwerden verbunden sind.

Diagnose & Verlauf

Schilddrüsenknoten werden von der betroffenen Person in der Regel spät oder überhaupt nicht bemerkt, was darauf zurückzuführen ist, dass sie häufig keinerlei Schmerzen oder sonstige Beschwerden verursachen.

Erst ab einer bestimmten Größe können sie - durch das Drücken auf die nahegelegene Luft- und Speiseröhre - zu Schluck- und Atembeschwerden, einem Druckgefühl sowie dem berühmten "Kloß im Hals" führen. Aufgrund dessen werden sie zumeist auch rein zufällig bei Routineuntersuchungen entdeckt und dann auf ihre jeweilige Beschaffenheit und Klassifizierung hin untersucht.

Kalte Knoten können dabei ausschließlich durch ein übermäßiges Wachstum zu ernsthafteren Problemen führen. Heiße Knoten hingegen können durch ihre autonome Ausschüttung von Hormonen zu einer Schilddrüsenüberfunktion ausarten, welche sich in Durchfall, Herzrasen, Nervosität und Gewichtsverlust äußern kann. Die Folge eines bösartigen Schilddrüsenknotens ist eine Metastasenbildung, die unbehandelt unweigerlich zum Tod führt.

Komplikationen

Ein unbehandelter Schilddrüsenknoten kann in erster Linie hormonelle Probleme hervorrufen. Heiße Knoten führen dann etwa zu Durchfall, Herzrasen, Nervosität oder Gewichtsverlust. Kalte Knoten haben oft eine eine Verengung der Luftröhre zur Folge. Dadurch kann es zu Luftnot, Kurzatmigkeit und anderweitigen Atembeschwerden kommen. Tritt der Schilddrüsenknoten im Zusammenhang mit einer polyzistischen Schilddrüsenerkrankung auf, kann dies zur Entwicklung einer Schilddrüsenunterfunktion führen.

Des Weiteren kann ein Knoten an der Schilddrüse Schluckbeschwerden hervorrufen. Je nach Größe der Wucherung kann es zur Aspiration von Speiseresten kommen, die Atemnot bedingen und selten auch zu einer Lungenentzündung führen kann. Eine weitere mögliche Komplikation ist chronische Heiserkeit, die sich vor allem dann einstellt, wenn der Schilddrüsenknoten über einen längeren Zeitraum nicht behandelt wird. Ein bösartiger Schilddrüsenknoten streut im Verlauf weitere Metastasen, die unbehandelt zum Tod führen.

Bei der operativen Entfernung eines Schilddrüsenknotens können Blutungen, Entzündungen und gelegentlich auch Schäden an der Schilddrüse auftreten. Die Radiojodtherapie kann unter anderem Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Halsschmerzen und vorübergehende Magenschleimhautreizungen hervorrufen. Zuletzt besteht die Gefahr, dass die eingesetzten Mittel und Materialien allergische Reaktionen hervorrufen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Schilddrüsenknoten muss immer ein Arzt aufgesucht werden. Es kann bei dieser Krankheit nicht zu einer Selbstheilung kommen, sodass eine ärztliche Behandlung immer notwendig ist. Der Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an Schluckbeschwerden leidet. Diese treten meist ohne einen besonderen Grund und vor allem dauerhaft auf.

Weiterhin kann auch eine dauerhafte Heiserkeit stark auf die Schilddrüsenknoten deuten und sollte ebenso untersucht werden, falls sie über einen längeren Zeitraum ohne einen besonderen Grund auftritt. Weiterhin kann es durch die Schilddrüsenknoten auch zu Durchfall, Verstopfungen oder zu einer sehr starken Müdigkeit des Betroffenen kommen. Auch diese Beschwerden deuten auf die Schilddrüsenknoten hin und sollten immer untersucht werden. In einigen Fällen kann auch ein starker Schwindel oder starker Haarausfall auf die Schilddrüsenknoten hindeuten und sollte untersucht werden.

Die erste Untersuchung und Beratung kann dabei durch einen Allgemeinarzt oder durch einen Hausarzt durchgeführt werden. Bei der weiteren Untersuchung oder Behandlung ist meist ein Facharzt notwendig. Ob die Lebenserwartung des Betroffenen durch die Schilddrüsenknoten verringert ist, kann nicht universell vorausgesagt werden.

Behandlung & Therapie

Bei der Behandlung von Schilddrüsenknoten werden grundsätzlich zwei Hauptverfahren angewendet. Zum Einen empfiehlt sich, besonders wenn der Knoten bereits eine derartige Größe erreicht hat, dass er auf Luft- und Speiseröhre drückt, eine operative Entfernung.

Diese wird im Falle eines Krebsbefundes ohne Ausnahme durchgeführt, wobei die Experten sich nach wie vor uneinig darüber sind, ob eine gänzliche Entfernung der Schilddrüse von Nöten ist oder eine punktuelle Entnahme des betroffenen Gewebes ausreicht. Bei sehr großen und bereits Beschwerden verursachenden kalten Knoten wird ebenfalls in der Regel zur Operation geraten, um Schäden an der empfindlichen Speise- und Luftröhre zu verhindern.

Die andere Variante der Bekämpfung, die allerdings nur bei heißen Knoten funktioniert, ist die Anwendung der Radiojodtherapie. Dabei wird dem Patienten radioaktives Jod, entweder in Form von Spritzen oder Kapseln, verabreicht, welches sich im Schilddrüsenknoten ablagert und dort zu einer Zersetzung und zu einem Absterben des neu gebildeten Gewebes führt.

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Vorbeugung

Die beste Vorbeugung gegen einen Schilddrüsenknoten ist eine ausgewogene, jodhaltige Ernährung, die der Schilddrüse ausreichend Jod liefert, um ihre Funktionen in einem zufriedenstellenden Maße zu erfüllen. Eine zusätzliche Aufnahme von Jod in Form von Tabletten ist grade bei Kindern eine überlegenswerte Ergänzung zum Schutz vor Schilddrüsenknoten, kann aber eine ausgewogene Ernährung nicht ersetzen.

Ein Schilddrüsenknoten ist in der Regel eine relativ harmlose Erscheinung, die aber durchaus zu ernsteren Komplikationen und Beschwerden führen kann und daher - auch hinsichtlich einer seltenen aber durchaus möglichen Krebserkrankung - unbedingt von einem Arzt untersucht werden sollte.

Nachsorge

Die Diagnose eines Schilddrüsenknotens ist nicht in jedem Fall ein Grund zur Sorge. Unauffällige Schilddrüsenknoten von einer Größe unter einem Zentimeter bedürfen häufig keiner jährlichen Nachsorge. Eine Kontrolluntersuchung im Abstand von fünf Jahren reicht bei diesen Knoten aus. Bei deutlicher ausgeprägten Schilddrüsenknoten ist eine regelmäßige Kontrolle hingegen anzuraten, um zwischen 'heißen' und 'kalten Knoten' zu differenzieren.

Zudem wird bei den Untersuchungen die Größe der Knoten geprüft und der Entstehung von potentiell gefährlichen kaltem Knoten entgegengewirkt. Sollten die Knoten stark anwachsen, ist eventuell eine Operation notwendig. Alternativ verschreibt der Facharzt in leichten Fällen Medikamente, um die Vergrößerung einzudämmen. Ein weiterer Grund für eine Nachsorge ist die Früherkennung bösartiger Veränderungen im Zellgewebe der Schilddrüse.

Sollte der Patient aufgrund von Veränderungen an der Schilddrüse unter Schmerzen oder Schluckbeschwerden leiden, ist ein Arztbesuch empfohlen. Bei Bedarf wird eine Biopsie gemacht, um die Struktur des Zellgewebes näher zu untersuchen und maligne Veränderungen auszuschließen beziehungsweise frühzeitig zu entdecken.

Solche Wucherungen sind bei kleinen Knoten selten. Aus diesem Grund ist eine solche Vorsorge nur bei auffälligen Knoten ab einer Größe von einem Zentimeter sinnvoll. Selbst in dieser Patientengruppe ist das Krebsrisiko mit einer Rate von ungefähr 1,5 Prozent bei Frauen und 0,5 Prozent bei Männern sehr gering.

Das können Sie selbst tun

Der Schilddrüsenknoten kann durch Selbsthilfe im Alltag nicht verkleinert werden. Hier helfen nur die Operation oder eine eventuell angezeigte Radiojodtherapie. Hat sich der Schilddrüsenknoten nach sorgfältiger Diagnostik als mit hoher Wahrscheinlichkeit als gutartig erwiesen, kann er auch im Hals bleiben und beobachtet werden. Selbsthilfe im Alltag bedeutet in diesem Zusammenhang auch, ein Stück dieser Beobachtung mit zu übernehmen, aber nicht ständig den Knoten zu betasten. Schluck- oder Atemschwerden, die neu auftreten, sind neben zunehmender Größe ein erneuter Grund zum Arztbesuch. Auch ein regelmäßige Kontrolle der Schilddrüsenhormone im Blut des Patienten ist sinnvoll.

Oft ist der Knoten mit einem Engegefühl im Halsbereich verbunden. Dies kann unter Umständen besser bewältigt werden, wenn der Patient keine engen Halstücher und Schals trägt. Auch Schluckbeschwerden sind durch das mechanische Hindernis des Knotens im Halsbereich möglich. Hier hilft es, Nahrung in kleinen Bissen zu sich zu nehmen, gut zu kauen und auf eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit durch Trinken zu sorgen. Wer Schilddrüsenhormone einnimmt, sollte unbedingt auf die Regelmäßigkeit achten.

Oft ist es ein psychisches Problem für die Patienten einen Knoten im Halsbereich zu haben. Das kann ästehtische Gründe bei sichtbaren Knoten haben, aber auch die Angst vor einer unentdeckten Krebserkrankung. In vielen Fällen ist dann die Operation die richtige Entscheidung.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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