Scapulafraktur

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einer Scapulafraktur bezeichnet der Mediziner eine Fraktur des Schulterblattes. Auch wenn das Schulterblatt von einer ausgeprägten und kräftigen Muskulatur geschützt wird und man durchaus annehmen könnte, dass eine Scapulafraktur recht selten auftritt, sind rund vier Prozent aller Verletzungen am Schultergürtel eine Scapulafraktur. Etwa zwei Drittel der Brüche betreffen direkt das Schulterblatt; rund ein Drittel den Schulterblatthals und ein Viertel die Gelenkspfanne.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Scapulafraktur?

Der Patient klagt über starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Der Mediziner stellt mitunter ein Hämatom fest, kann jedoch relativ gut eine deformierte Kontur der Schulter des Patienten erkennen.
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Bei Menschen bildet das Schulterblatt den hinteren Teil des Schultergürtels; bei Tieren hingegen den oberen Teil. Das Schulterblatt ist ein dreieckiger, platter Knochen, während er bei Vögeln etwa säbelförmig und schmal ist. Scapulafraktur treten vorwiegend durch enorme Gewalteinwirkungen auf.

Mitunter sind Überfälle klassische Ursachen einer dementsprechenden Fraktur, da hier - auf Grund des „Reißens an der Tasche“ oder mitunter „stoßenden Schlagbewegungen“ agiert wird, sodass ein Bruch des Schulterblatts möglich ist.

Aber auch Auto- beziehungsweise Verkehrsunfälle stellen klassische Indikationen einer Scapulafraktur dar. Skifahren, Snowboarden oder Reiten können ebenfalls auslösende Faktoren sein. Die Scapulafraktur wird in fünf Typen unterteilt:

  • Typ A beschreibt die Fraktur des Schulterblattes
  • Typ B die Fraktur der Fortsätze
  • Typ C die Fraktur des Pfannenhalses
  • Typ D eine gelenksbeteiligte Fraktur
  • Typ E all jene Scapulafrakturen, die auch Oberarmkopfbrüche aufweisen

Ursachen

Die Ursachen sind Gewalteinwirkungen. Zu beachten ist, dass jedoch enorme Gewalteinwirkungen auf das Schulterblatt erfolgen müssen, damit der Knochen auch tatsächlich bricht. Vor allem Sportunfälle (Skifahren, Snowboarden, Reiten), Verkehrs- und Autounfälle oder auch direkte Gewalteinwirkungen (etwa im Rahmen eines Überfalls) können mögliche Auslöser einer Scapulafraktur sein.

Gewöhnliche Stürze, die nicht mit einer hohen Geschwindigkeit einhergehen, sind im Regelfall kein Auslöser, dass eine Scapulafraktur eintritt.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Der Patient klagt über starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Der Mediziner stellt mitunter ein Hämatom fest, kann jedoch relativ gut eine deformierte Kontur der Schulter des Patienten erkennen. Wichtig ist, dass neben der Scapulafraktur, auch etwaige Begleitverletzungen berücksichtigt werden.

So sind Läsionen der Gefäße und Nerven (Nervus axillaris und/oder Verletzungen des Plexus brachialis, Verletzungen des Nervus suprascapularis in Verbindung mit einer eingeschränkten Außenrotation), Thorax-Verletzungen, [Schlüsselbeinbruch|Frakturen der Klavikula]] sowie Schulterluxationen keine Seltenheit und müssen ebenfalls behandelt werden.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Der Mediziner kann die Scapulafraktur im Rahmen einer Röntgenaufnahme des Schulterblattes diagnostizieren. Dabei werden Axial- sowie Tangentialaufnahmen des Schulterblattes gemacht. Da aber nicht immer die Frage der Gelenkbeteiligung beantwortet werden kann, die für die weitere Behandlung von wesentlicher Bedeutung ist, muss in manchen Fällen ein MRT oder CT durchgeführt werden.

Etwaige Begleitverletzungen, die im Rahmen einer Scapulafraktur möglich sind, können durch ein Röntgen des Brustkorbs ausgeschlossen oder bestätigt werden. Bei recht komplexen Scapulafraktur sind natürlich langwierige Heilungsverläufe gegeben. Wichtig ist, dass der Mediziner auch physiotherapeutische Maßnahmen wahrnimmt, damit ein zufriedenstellender Therapieerfolg gegeben ist.

Werden jedoch keine physiotherapeutischen Übungen durchgeführt oder entscheidet sich der Patient gegen eine Operation, obwohl der Arzt einen operativen Eingriff vorziehen würde, können sehr wohl Spätfolgen auftreten, die sich durch eine Bewegungseinschränkung und immer wieder auftretenden Schmerzen äußern.

Komplikationen

In erster Linie leiden die Betroffenen bei einer Scapulafraktur an starken Schmerzen und an einem Knochenbruch. Die Schmerzen breiten sich dabei auch sehr häufig in die benachbarten Regionen aus. Es treten starke Einschränkungen in der Bewegung und damit auch im Alltag für den Patienten ein. Damit sind gewöhnliche Tätigkeiten oder sportliche Aktivitäten nicht mehr ohne Weiteres möglich. Auch Schwellungen oder Blutergüsse können aufgrund der Scapulafraktur auftreten und sich negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken.

In vielen Fällen kommt es auch zu einer Verletzung der umliegenden Sehnen oder Knochen. Auch die Nerven können dabei geschädigt werden, sodass der Patient an Lähmungen oder an anderen Störungen der Sensibilität leidet. Aufgrund der starken Schmerzen unmittelbar nach dem Unfall kann der Patient eventuell auch das Bewusstsein verlieren und sich bei einem Sturz verletzen.

Bei der Behandlung der Scapulafraktur treten in der Regel keine besonderen Komplikationen auf. Mit Hilfe der Ruhigstellung und eines operativen Eingriffs können die Beschwerden gelindert und der Knochenbruch wiederhergestellt werden. Die Lebenserwartung des Patienten wird davon nicht negativ beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da es sich bei einer Scapulafraktur um einen Bruch der Knochen handelt, sollte diese Beschwerde immer durch einen Arzt behandelt werden. Nur durch eine richtige und vor allem durch eine frühzeitige Behandlung können weitere Beschwerden oder Komplikationen vermieden werden. Ein Arzt ist bei einer Scapulafraktur dann aufzusuchen, wenn der Betroffene an extremen Schmerzen in der Schulter leidet.

Diese Schmerzen breiten sich nicht selten auch in die benachbarten Regionen des Körpers aus und können sogar im Schlaf zu Einschränkungen und zu Beschwerden führen. Weiterhin deuten auch plötzliche Einschränkungen in der Bewegung auf die Scapulafraktur hin und sollten durch einen Arzt untersucht werden. Da die Scapulafraktur meist durch eine andere Verletzung entsteht, sollte der gesamte Körper nach Brüchen und nach anderen Verletzungen untersucht werden.

Bei dieser Verletzung wird meist ein Orthopäde aufgesucht. In Notfällen oder bei einem Unfall kann dabei auch ein Notarzt gerufen oder direkt das Krankenhaus aufgesucht werden. In der Regel wird die Beschwerde vollständig behandelt und es kommt zu einem positiven Krankheitsverlauf.

Behandlung & Therapie

In fast allen Fällen wird die Scapulafraktur konservativ behandelt. Die konservative Behandlung basiert auf einer Ruhigstellung mittels Gilchristverband. Mitunter können - je nach Intensität der Schmerzen - bereits nach ein oder zwei Wochen sogenannte Pendelübungen durchgeführt werden.

Liegt eine Fraktur Typ A vor, wird diese Art der Verletzung immer konservativ behandelt. Diagnostiziert der Mediziner eine Fraktur Typ B, wird auf den Dislokationsgrad geachtet. Geringe oder gar nicht verschobene Brüche werden auch bei einer Typ B-Fraktur konservativ behandelt, während instabile Frakturen mittels operativer Behandlung stabilisiert werden müssen. Im Rahmen der Stabilisierung setzt der Mediziner auf Verschraubungen.

Besteht eine Fraktur Typ C, entscheidet der Grad der Verschiebung und Verkippung, ob der Patient operiert oder konservativ behandelt wird. Liegt eine Fehlstellung vor, die über einem Zentimeter aufweist oder mehr als 40 Grad beträgt, wird eine Osteosynthese empfohlen. Liegt hingegen eine Kombinationsverletzung vor (etwa in Verbindung mit der Fraktur des Schlüsselbeins), gibt es keine Möglichkeit der konservativen Behandlung.

Dies deshalb, da im Rahmen jener Verletzung das Schlüsselbein mittels Verplattung stabilisiert werden muss. Brüche, die auch den Pfannenhals betreffen und in weiterer Folge den Nervus suprascapularis einklemmen, müssen genau untersucht werden, da eine Nervenverletzung ebenfalls therapiert bzw. behandelt werden muss. Nach der Therapie (ganz egal, ob es sich um eine konservative oder operative Methode gehandelt hat) muss der Patient physiotherapeutische Übungen durchführen, damit ein zufriedenstellender Heilungserfolg eintreten kann.

Denn im Rahmen einer Scapulafraktur ist nicht nur die Behandlung ausschlaggebend; auch die postoperativen Maßnahmen sind maßgebend, ob ein beschwerdefreies Leben, nach einer derartigen Verletzung, fortgesetzt werden kann oder nicht. So sollten gezielte Übungen durchgeführt werden, damit die Muskulatur wieder gestärkt wird und mitunter auch betroffene Nerven wieder trainiert werden können.


Vorbeugung

Die Scapulafraktur kann im Regelfall nicht vorgebeugt werden. Dies deshalb, da die Fraktur auf Grund einer Gewalteinwirkung auftritt. So kann man höchstens - im Rahmen von sportlichen Aktivitäten - Acht geben, nicht zu stürzen bzw. direkt auf die Schulter zu fallen. Da jedoch „normale Stürze“ keine tatsächliche Ursache einer dementsprechende Fraktur bilden, ist vor allem die Sturzvermeidung bei „schnellen“ Sportarten von hoher Wichtigkeit.

Nachsorge

Damit die Fraktur schnellstmöglich heilen kann, sollten Betroffene die Schulter nicht belasten. Sportliche und körperliche Aktivitäten sollten ebenfalls unterlassen oder zumindest der Erkrankung angepasst werden. Betroffene dürfen sich nicht überanstrengen. Fehlhaltungen oder einseitige Belastungen sind ebenso von Betroffenen zu unterlassen.

Für eine günstige Genesung sollte auf eine starre Haltung des Körpers geachtet werden und diese, wenn sie eintritt, rechtzeitig korrigieren. Die erkrankte Region sollte ausreichend gewärmt werden, damit sie vor Verspannungen geschützt ist. Wenn Betroffene keine richtige Haltung einnehmen kann die Krankheit sich in kürzester Zeit erheblich verschlechtern.

Betroffene sollten ein intaktes soziales Umfeld sowie einen guten Kontakt zu Familienangehörigen haben, damit ausreichend Hilfe in Anspruch genommen werden kann. Durch die Erkrankung sind die Betroffenen auf die Hilfe angewiesen. Alltägliche Aufgaben können nicht selbstständig ausgeführt werden und bedürfen der Unterstützung von Angehörigen. Auch zur Entlastung sollte diese in Anspruch genommen werden.

Ohne eine ausreichende Schonung kann die betroffene Schulter nicht ausheilen. Auch die Schlafhygiene muss der Erkrankung angepasst werden. Betroffene müssen eine richtige Position finden, damit die Schulter nicht belastet wird und es zu einem nächtlichen Aufwachen kommt. Betroffene sollten sich dringend einer Physiotherapie unterziehen. Diese kann helfen, Fehlhaltungen zu vermeiden und die Beweglichkeit der betroffenen Schulter zu verbessern.

Das können Sie selbst tun

Erkrankte und Betroffene sollten im Bereich der Selbsthilfe auf eine frühzeitige Entlastung ihres Skelettsystems achten. Damit die Fraktur bestmöglich heilen kann, ist die Schulter während des Genesungsprozesses vor einer Überanstrengung zu schützen. Die körperlichen und sportlichen Aktivitäten sind daher entsprechend den Möglichkeiten anzupassen und sollten auf ein Mindestmaß reduziert werden.

Einseitige Belastungen und Fehlhaltungen sind ebenfalls zu vermeiden. Obgleich der Erkrankte automatisch eine Schonhaltung einnimmt, sollten regelmäßig Korrekturen einer starren Haltung stattfinden. Fehlhaltungen führen zu einer Verschlechterung der Gesamtsituation und können Muskelbeschwerden auslösen. Es ist auf eine ausreichende Wärmezufuhr der betroffenen Region zu achten, damit Verspannungen vermieden werden. Die Verrichtung körperlicher Aufgaben sollten von Menschen aus dem sozialen Umfeld übernommen werden, damit keine Komplikationen auftreten. Eine ausreichende Schonung der Schulter ist für die Heilung notwendig. Die Bedingungen des Nachtschlafs sind ebenfalls vorübergehend zu verändern. Für einen erholsamen Schlaf sollte die Schlafhygiene an die Einschränkungen des Oberkörpers angepasst werden, damit plötzliches Erwachen oder eine innere Unruhe vermieden werden.

Unterstützend können physiotherapeutische Übungen durchgeführt werden. Gemeinsam mit dem Therapeuten werden Trainingseinheiten besprochen, die anschließend in eigener Verantwortung umgesetzt werden können. Dies fördert die Bewegungsmöglichkeiten und mindert mögliche Nebenwirkungen. Zudem beugen die Übungen etwaigen fehlerhaften Körperhaltungen vor.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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