Scanning-Laser-Polarimetrie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die bekannteste Form der Scanning-Laser-Polarimetrie ist die GDx-Scanning-Laser-Polarimetrie, die in der Augenheilkunde zur Diagnostik und Kontrolle des Grauen Stars Einsatz findet und eine bis zu fünf Jahre frühere Diagnose dieser Erkrankung ermöglicht, als alle bisherigen Messverfahren.

Die Polarimetrie macht sich mittels Laserscanner die Polarisationseigenschaft von Licht zunutze und ermittelt damit die Schichtdicke der optisch transparenten Netzhaut, sodass Verfallserscheinungen des durchsichtigen Materials sichtbar gemacht werden. Die jeweils ermittelte Stärke der Netzhaut wird farblich codiert und vom Augenarzt mit einer Reihe von Normwerten verglichen, sodass der Mediziner nach der Messung eventuell eine Glaukomdiagnose stellen und frühzeitig Maßnahmen zur Therapie einleiten kann, was drohende Gesichtsfeldbeeinträchtigungen idealerweise noch abwendet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Scanning-Laser-Polarimetrie?

Die bekannteste Form der Scanning-Laser-Polarimetrie ist die GDx-Scanning-Laser-Polarimetrie, die in der Augenheilkunde zur Diagnostik und Kontrolle des Grauen Stars Einsatz findet.

Unter der Scanning-Laser-Polarmetrie versteht der Mediziner ein objektives Verfahren zur Bestimmung der Schichtdicke von optisch durchsichtigen Materialien. Die Messung erfolgt über einen Laserscanner. Dabei macht sich die Methode macht die Polarisationseigenschaft von Licht zunutze. Der Messstrahl des Laserscanners läuft zunächst durch eine Schicht, wo er reflektiert und in zwei Polarisationszustände unterteilt wird.

Diese beiden Teilzustände bewegen sich mit verschiedener Geschwindigkeit weiter, wodurch eine Verzögerung entsteht. Diese Verzögerung zwischen den Polarisationen lässt Rückschlüsse über die Stärke der Schichten zu. Am häufigsten findet die Methode in Form der GDx-Scanning-Laser-Polarimetrie Einsatz, die in der Augenheilkunde die Verfallserscheinungen der durchsichtigen Netzhaut einschätzbar macht. Dazu erfasst das Verfahren das dreidimensionale Profil des Sehnervenkopfes. Zusätzlich wird die Stärke der Nervenfaserschichten bestimmt, die in der Nähe des Sehnervs die Netzhaut bedecken.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Scanning-Laser-Polarimetrie findet vor allem in der Augenheilkunde Einsatz und dient in diesem Bereich der Früherkennung und Beobachtung des Grünen Stars. Bei dieser Erkrankung entsteht zunächst hoher Augendruck. Dieses unnatürlich hohe Druckverhältnis lässt die Fasern der Netzhaut Stück für Stück zugrunde gehen und kann das Auge so letztlich erblinden lassen. Die Schäden eines solchen Prozesses lassen sich wegen der Transparenz der Netzhaut erst erkennen, wenn mehr als die Hälfte aller Netzhautfasern abgestorben sind und starke Gesichtsfeldbeeinträchtigungen vorliegen.

Da sich Netzhautfasern nicht regenerieren, lassen sich die Netzhautschäden bei einer derart späten Diagnose nicht mehr revidieren. Mit der Scanning-Laser-Polarimetrie kann der Augenarzt etwaige Netzhautfaserschäden ungleich früher einschätzen und beobachten. Ihm fallen dabei auch kleinste Veränderungen der Netzhaut ins Auge, die bei anderen Verfahren unsichtbar bleiben. Der Augenarzt beleuchtet bei der Polarimetrie mit dem Laserscanner zunächst einen einzelnen Punkt auf der Netzhaut und misst die Intensität der Reflektivität. Dieses Prinzip wird schließlich auf bis zu 100.000 verschiedene Punkte der Netzhaut angewandt, was pro Auge einen Zeitraum von rund zwei Sekunden in Anspruch nimmt.

Der Laserscanner erstellt aus den Messdaten der Polarimetrie ein Fundusbild. Dieses Fundusbild kodiert die Reflektivität der einzelnen Schichten jeweils farblich. Eine gelbe Hervorhebung steht dabei für hohe Reflektivität, während dunkelbraune Hervorhebungen geringe Reflektivität codieren. Alle Zwischenstufen werden je in Rottönen festgehalten. Das so erstellte Fundusbild wertet der Augenarzt im Anschluss an das Verfahren aus. Er vergleicht die jeweiligen Daten dabei mit einem Referenzwert, der einem kulturell unabhängigen Durchschnittswert entspricht.

Die Ergebnisse dieses Vergleichs geben Aufschluss über die Schichtdicke und der Mediziner hält sie mithilfe der Normwerte in einer Abweichungsdarstellung fest. Oft erstellt er auf dieser Basis zusätzlich ein so genanntes TSNIT-Diagramm. Dabei stellt er die jeweilige Stärke der Schicht in einer Kreisbahn dar, die vom temporalen Sektor aus über den oberen, den nasalen und unteren Sektor wieder zurück zum Ausgangspunkt läuft. Die Normwerte der Schichtdicke werden in diesem Diagramm schattiert hinterlegt, was abweichende Messwerte als Austritt aus dem schattierten Bereich erkenntlich macht.

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Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Das objektive Verfahren der Scanning-Laser-Polarimetrie ist gänzlich ungefährlich und schmerzlos. Es kann ambulant durchgeführt werden und ist in Sekundenschnelle abgeschlossen. Medikamente werden weder vorab, noch im Nachgang gegeben. Dem Patienten bleibt damit sogar die Pupillenerweiterung durch Tropfen erspart, die von vielen Menschen als unangenehm empfunden wird.

Auch das Sehen wird durch die Messung nicht weiter beeinträchtigt. Der Patient kann daher noch am selben Tag bedenkenlos Maschinen und Fahrzeuge führen. Normalerweise setzt der Augenarzt für die Scanning-Laser-Polarimetrie der Netzhaut zwei einzelne Termine an, die mindestens ein Jahr auseinander liegen. Bei kleineren Zeitspannen zwischen den beiden Terminen lässt sich der tatsächliche Verfall über das Verfahren nur schwer beurteilen. Letztlich ermöglicht die Methode der Scanning-Laser-Polarimetrie eine bis zu fünf Jahre frühere Diagnose des Grauen Stars.

Bei einer sofortig daran angeschlossenen Therapie lassen sich beeinträchtigende Gesichtsfeldausfälle mit einer derart frühen Diagnose oft vermeiden, sodass die Polarimetrie im Bereich der Glaukombehandlung eine revolutionäre Rolle übernommen hat. Das es sich bei der Methode um ein eher neueres Verfahren handelt, kommen gesetzliche Krankenkassen bislang in der Regel nicht für die Kosten der Behandlung auf.

Private Krankenversicherungen tragen dagegen meist einen Großteil der Behandlungskosten oder übernehmen die anfallenden Betrag sogar ganz. Weil die Polarimetrie als objektive Messmethode keinerlei Mitarbeit des Patienten erfordert und von seinen eigenen Eindrücken unabhängig ist, lässt sich das Verfahren mit unverändert aussagekräftigen Ergebnissen auch an unwilligen Patienten, geistig beeinträchtigten Patienten oder Kindern anwenden.

Quellen

  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Dahlmann, C., Patzelt, J.: Basics Augenheilkunde. Urban & Fischer, München 2014
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

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