SISI-Test

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der SISI-Test ist ein audiometrisches und gänzlich risikoloses Testverfahren der HNO-Heilkunde, das einer Vereinfachung des Lüscher-Tests entspricht und bei der Einschätzung einer Schallempfindungsschwerhörigkeit Anwendung findet.

Im Testverlauf spielt man über ein Audiometer überschwellige Lautstärkesprünge in die Ohren des Patienten, die von der Testperson entweder erkannt werden oder unerkannt bleiben. Der ausgewertete Prozentsatz der erkannten Lautstärkeerhöhungen hilft bei der Beurteilung, ob ein positives oder negatives Recruitment vorliegt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der SISI-Test?

Der Test ist der Gruppe der überschwelligen Hörtests zuzuordnen, da dem Patienten dabei Lautstärkeschwankungen über der Hörschwelle angeboten werden.

SISI steht für "short increment sensitivity index" und bezeichent ein subjektives und audiometrisches Testverfahren der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Der Test ist der Gruppe der überschwelligen Hörtests zuzuordnen, da dem Patienten dabei Lautstärkeschwankungen über der Hörschwelle angeboten werden. Das Verfahren hat vor allem eine Relevanz für das Recruitment, also ein psychoakustisches Phänomen bei Innenohrerkrankungen.

Mit dem SISI lassen sich so Rückschlüsse über die Ursache einer Schallempfindungsschwerhörigkeit ziehen. Anhand der Testergebnisse lässt sich positives oder negatives Recruitment diagnostizieren. Entwickelt wurde der Test 1959 von James Jerger und Kollegen. Die Basis dieser Entwicklung war damals der Lüscher-Test, der zwar auf denselben Grundsätzen beruht, für die Patienten und das Testpersonal allerdings mit deutlich höherem Aufwand verbunden ist.

Funktion, Wirkung & Ziele

Beim SISI werden Intensitätsunterschiede im Pegelbereich anhand der Erregung von Haarzellen im Innenohr gemessen. Grundlage für den Test ist die Vermutung, dass Innenohrschwerhörige kleine Pegelschwankungen so deutlich wahrnehmen, wie Hörgesunde. Zur Durchführung des SISI ist ein Audiometer erforderlich. Über Kopfhörer werden dem Patienten Töne mit einem überschwelligen Pegel vorgespielt.

Über ein solches Audiometer verfügen neben vielen Krankenhäusern auch die meisten HNO-Klinken und -Praxen. In der Regel wird der SISI nur an Patienten durchgeführt, die an einer Hörstörung von mindestens 40 dB leiden. Bei geringeren Hörschwellen wird der Test nicht angewandt, da es dem Testverfahren dann an Aussagekraft mangelt. Die Schwelle von 60 dB sollte im gesamten Testverlauf nicht überschritten werden. Da der Test den subjektiven, audiometrischen Testverfahren angehört, wird die Mitarbeit des Patienten während des SISI ausdrücklich verlangt und ist sogar für die Zuverlässigkeit der Ergebnisse entscheidend.

Der Testperson werden im Testverlauf über Kopfhörer Töne verschiedenen Pegels auf die Ohren gegeben, die um winzige dB-Sprünge immer lauter werden. Der Patient wird dazu aufgefordert, erkannte db-Sprünge zu kommentieren. Eröffnet wird der Test von einem Prüftonpegel, der rund 20 dB über der individuellen Hörschwelle liegt. Dieser Prüftonpegel verstärkt sich regelmäßig für kurze Dauer. In der Regel beträgt der Zeitabstand zwischen den Lautstärkeveränderungen rund fünf Sekunden.

Die Amplitude der Intensitätsveränderung beträgt normalerweise jeweils einen dB. Die Dauer der einzelnen Tonverstärkungen liegt je bei einer Sekunde. Der Patient gibt nach jeder Veränderung der Tonintensität an, ob er einen Sprung im Pegel erkannt hat. Zu Beginn der Audiometrie ist der Sprung für ihn in der Regel deutlich erkennbar. Oft verliert sich gegen Ende der Untersuchung aber die Erkennbarkeit. Die während der Untersuchung erhobenen Daten werden noch während des SISI dokumentiert und später vom Personal im Bezug auf Recruitment ausgewertet. Für Normalhörende ist bei 20 dB über der Hörschwelle eine Pegeländerungen von einem dB nicht zu erkennen.

Wenn dagegen eine cochleäre Schallempfindungsschwerhörigkeit vorliegt, dann erkennt der Patient 20 dB über der Hörschwelle auch Lautstärkeänderungen um einen dB meist zweifellos. Liegen für die Schallempfindungsschwerhörigkeit dagegen retrocochleäre Ursachen vor, so zum Beispiel durch eine Schädigung des Hörnervs, werden die Intensitätsänderungen im SISI-Test nicht erkannt.

Das ausgewertete Testergebnis entspricht den Prozent erkannter Lautstärkeveränderungen und dient der Diagnose des Recruitments. Werte zwischen 60 und 100 Prozent werden mit einem positiven Recruitment in Verbindung gesetzt. Bei Werten zwischen 0 und 15 Prozent liegt negatives Recruitment vor. Im Testbereich von 0 bis 30 Prozent liegt damit mit hoher Sicherheit keine cochleäre Schwerhörigkeit vor. Im Bereich zwischen 70 und 100 Prozent lässt sich dagegen zu hoher Wahrscheinlichkeit von einer cochleären Schwerhörigkeit ausgehen.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Der SISI steht in untrennbarem Zusammenhang mit dem Lüscher-Test, an dem sich James Jerger bei der Entwicklung offiziell orientiert hatte. Wie beim Lüscher-Verfahren steht auch beim SISI die erhöhte Erkennbarkeit von Schwankungen der Schallintensität im Mittelpunkt, die Patienten einer cochleären Schallempfindungsschwerhörigkeit gegenüber Normalhörenden aufweisen.

Letztlich entspricht der SISI einer methodischen Vereinfachung des Lüscher-Testvorgangs und hat die Grundlage des Lüschner-Tests erst im Großen anwendbar werden lassen. Der SISI ist demzufolge weder mit großem Aufwand, noch mit Risiken oder Nebenwirkungen für den Patienten verbunden. Trotzdem wendet man den SISI in der Regel weder bei Kleinkindern, noch Menschen mit einer geistigen Behinderung an.

Ebenso wenig ist der subjektive Test für unwillige Testpersonen geeignet. Da die Mitarbeit des Patienten für die Richtigkeit der erhobenen Daten entscheidend ist, muss der Patient den Testvorgang verstehen können und sich zusätzlich bereitwillig verhalten. Die Ergebnisse des SISI sind allerdings auch an bereitwilligen Patienten nicht immer aussagekräftig. Im Übergangsbereich zwischen 15 Prozent und 60 Prozent erkannter Lautstärkeveränderung ist zum Beispiel keine klare Aussage hinsichtlich des Recruitments oder der Wahrscheinlichkeit einer Innenohrschwerhörigkeit möglich.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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