Retropharyngealabszess

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Retropharyngealabszess kann durch bakterielle Infektionen oder nach einer Verletzung durch einen Fremdkörper der oberen Atemwege entstehen. Die Lymphknoten im Halsbereich können dann eitrig einschmelzen und dadurch einen Abszess verursachten. Dieser Abszess bildet sich dann an der hinteren Rückwand des Rachens. Der Abszess muss zeitnah und adäquat therapiert werden, welches meistens einen chirurgischen Eingriff benötigt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Retropharyngealabszess?

Der Retropharyngealabszess äußert sich durch Symptome wie Fieber, geschwollene Lymphknoten am Hals und Beschwerden beim Schlucken.
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Unter einem Retropharyngealabszess versteht man, dass sich Eiter im Gewebe hinter dem Rachenraum gebildet hat. Dieser Eitereinlagerung tritt häufig nach einer Rachenentzündung auf. Häufig sind Kinder unter fünf Jahren davon betroffen, aber auch bei Erwachsenen jeder Altersgruppe kann sich so ein Abszess bilden. Die Eiteransammlung an der hinteren Rachenwand ist auf eine bakterielle Infektion zurückzuführen.

Dies verursacht allgemeine Schluckbeschwerden, Schmerzen, Fieber und erschwert das Atmen. Aufgrund der Symptome kann häufig eine Diagnose gestellt werden. Durch Röntgen oder Computertomografie des Halses kann eine gesicherte Diagnose folgen. Anschließend sollte der Patient eine sofortige Behandlung erhalten, wovon er sich in der Regel schnell erholt. In den meisten Fällen wird der Retropharyngealabszess chirurgisch eröffnet und entleert. Die eigentliche Infektion wird mit einem Antibiotikum behandelt.

Ursachen

Ursächlich für den Retropharyngealabszess ist häufig die Verkleinerung oder komplette Zurückbildung der Lymphknoten an der hinteren Rachenwand. Da die Verkleinerung mit einem Alter ab vier bis fünf Jahren beginnt sind Kinder häufiger betroffen als Erwachsene. Der Abszess bildet sich meistens, wenn sich die Gaumen oder Rachenmandel bakteriell infizieren.

Auch der Rachen, die Nebenhöhlen und die Nasenpolypen können sich durch Bakterien infizieren. In den meisten Fällen verbreiten sich die Bakterien über die Nase. Die meisten Infektionen entstehen durch die Kombination mehrerer verschiedener Bakterien. Aber auch durch eine Verletzung der hinteren Rachenwand kann ein Abszess entstehen. Verletzungen können beispielsweise durch das verschlucken von scharfen Gegenständen oder Nahrungsmitteln (Fischgräten) verursacht werden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Der Retropharyngealabszess äußert sich durch Symptome wie Fieber, geschwollene Lymphknoten am Hals und Beschwerden beim Schlucken. Die Stimme hört sich gedämpft und rau an und es wird übermäßig viel Speichel im Mund produziert (regelrechtes Sabbern). Häufig klagen die Patienten über einen steifen Nacken und halten den Kopf in einem bestimmten Winkel.

Atembeschwerden können auftreten, wenn der Abszess die Luftröhre blockiert. Dies ist meistens als lautes Pfeifen zu hören, vor allem beim Einatmen. Um den Druck von der Luftröhre zu nehmen, legt sich der Patient bevorzugt auf den Rücken, das Kinn in die Höhe gestreckt und den Kopf Richtung Nacken geneigt. Des Weiteren wird häufig über starke Rachenschmerzen und Muskelkrämpfe in der Rippenregion beim Atmen berichtet.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Sobald solche Symptome auftreten, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Dieser wird zuerst ihren Hals untersuchen und die Atmung prüfen. Möglicherweise kann der Arzt bei einem oberflächlichen Retropharyngealabszess während der Untersuchung des Halses eine Schwellung ertasten oder sogar sehen. Dies ist abhängig davon, wie ausgeprägte der Abszess ist.

Ertastet der Arzt eine Schwellung im Bereich des Halses, kann er differenzieren ob es sich um eine Eiteransammlung handelt oder nicht. Um eine Eiteransammlung handelt es sich, wenn sich der Abszess wellenförmig verschieben lässt. Dies wird als sogenannte Fluktuation bezeichnet. Liegt der Abszess jedoch tiefer, lässt er sich nur schwer oder auch gar nicht ertasten. In den meisten Fällen ist die Rachenhinterwand jedoch sichtbar geschwollen.

Kann der Arzt nichts erkennen, sollte eine Ultraschalluntersuchung oder eine Magnetresonanztomographie durchgeführt werden. Diese beiden Verfahren sind hilfreich, um eine Eiteransammlung bildlich darzustellen. In seltenen Fällen kann auch ein Röntgen oder eine Computertomografie durchgeführt werden. Diese Verfahren werden jedoch selten angewandt, da diese unter einer erhöhten Strahlenbelastung durchgeführt werden müssen. Zudem sollte auch ein komplettes Blutbild erstellt und ein Rachenabstrich genommen werden.

Komplikationen

Bei dieser Erkrankung treten unterschiedliche Beschwerden auf, die sich allerdings alle sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken können. In den meisten Fällen leiden die Patienten dabei an einem starken Fieber und weiterhin auch an geschwollenen Lymphknoten am Hals.

Beim Schlucken kommt es dabei zu Schluckbeschwerden, sodass auch die Einnahme von Nahrung und Flüssigkeiten mit Schmerzen verbunden ist. Bei vielen Patienten kann sich aufgrunddessen ein Gewichtsverlust oder auch zu eine Dehydration bemerkbar machen. Auch eine Überproduktion an Speichel stellt sich im Mundraum ein, sodass die Patienten sabbern.

Weiterhin kommt es zu Schmerzen am Kopf oder auch im Nacken, wobei der Nacken selbst steif wirkt. Aufgrund der Blockade der Luftröhre können die Betroffenen auch Atembeschwerden erleiden und im schlimmsten Fall ersticken. Auch Krämpfe und Schmerzen in den Muskeln treten bei dieser Erkrankung auf und erschweren den Alltag des Betroffenen.

In der Regel kann die Krankheit mit Hilfe eines operativen Eingriffs behandelt werden. Weitere Infektionen werden mit Hilfe von Antibiotika behandelt, wobei es in der Regel nicht zu Komplikationen kommt. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird bei einer erfolgreichen Behandlung nicht verringert oder anderweitig eingeschränkt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Retropharyngealabszess sollte immer durch einen Arzt untersucht und behandelt werden. In der Regel kommt es bei dieser Erkrankung nicht zu einer Selbstheilung, sodass die Behandlung durch einen Arzt unerlässlich ist. In einigen Fällen sind auch operative Eingriffe notwendig, um die Beschwerden des Retropharyngealabszesses zu lindern.

Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene unter stark angeschwollenen Lymphknoten am Hals leidet. Dabei kommt es auch zu Fieber und zu den allgemeinen Symptomen und Beschwerden einer Erkältung. Im Mund wird übermäßig viel Speichel produziert, sodass der Betroffene häufiger schlucken muss. Die Retropharyngealabszess kann sich auch durch einen sehr steifen Nacken bemerkbar machen. Auch Krämpfe in den Muskeln deuten häufig auf die Erkrankung hin und sollten durch einen Arzt behandelt werden. In erster Linie kann bei einem Retropharyngealabszess ein Allgemeinarzt aufgesucht werden. Allerdings ist für die weitere Behandlung der Besuch bei einem Facharzt notwendig.

Behandlung & Therapie

Oft erholt sich der Patient bei sofortiger Behandlung schnell, auch wenn der Retropharyngealabszess chirurgisch entleert werden musste. Nach dem Eingriff bekommt der Patient intravenös Antibiotika. Häufig reicht eine Therapie mit Antibiotikum ohne chirurgischen Eingriff nicht aus. Während des Eingriffs führt der behandelnde Arzt einen Kunststoffschlauch zum atmen durch den Mund in die Trachea ein.

Dadurch werden die Atemwege offen gehalten und der Arzt kann den Abszess zum abfließen der Eiteransammlung öffnen. Mit der Eröffnung des Abszesses sollte nicht lange gewartet werden, da es gefährlich werden kann, wenn die Eiteransammlung einen Anschluss zum Blutgefäß am Hals bekommt. Wenn dies der Fall ist, können schwerwiegende Komplikationen wie eine Blutvergiftung oder ein lebensbedrohlicher Hirnabszess auftreten.

Des Weiteren kann sich die Abszesshöhle hinter dem Rachen in den Brustraum absenken oder auf einen Halswirbel übergehen. Diese möglichen Komplikationen machen daher eine rechtzeitige Therapie unumgänglich, da dieses sonst lebensgefährliche Folgen haben kann. Der Abszess wird als ein schweres Krankheitsbild eingestuft, der einen stationären Aufenthalt im Krankenhaus erfordert. Sofern das Krankheitsbild richtig und gut behandelt wird, ist die Prognose in den meisten Fällen gut.

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Vorbeugung

Einem solchen Abszess kann vorgebeugt werden, indem bakterielle Infekte der Atemwege frühzeitig erkannt und adäquat behandelt werden.

Nachsorge

Nach der Behandlung eines Retropharyngealabszesses ist es wichtig, die Bildung erneuter Abszesse und das Eindringen von Bakterien in den Körper zu vermeiden. Da einige der Bakterien, die ursächlich an der Entstehung eines Retropharyngealabszesses beteiligt sind, über die Haut in den Körper eindringen können, sollte eine intensive Haut- und Körperhygiene eingehalten werden. Erwachsene sollten hierzu täglich duschen. Kinder sollten täglich gebadet werden.

Darüber hinaus ist insbesondere bei Kindern eine regelmäßige Händedesinfektion notwendig, um die erneute Vermehrung der Erreger zu vermeiden. Da gerade jüngere Kinder im Alltag häufig ihre Hände verschmutzen, sollte die Desinfektion bei Kindern nicht nur nach dem Toilettengang stattfinden, sondern auch nach dem Spielen und in regelmäßigen Abständen über den gesamten Tag verteilt. Außerdem können Kontrollen der Entzündungswerte im Blut dabei unterstützen, eine erneute Infektion frühzeitig zu erkennen.

Diese Kontrollen sollten mit dem betreuenden Haus- oder Kinderarzt abgesprochen werden und bei diesem erfolgen. Werden neuartige, schmerzhafte, gerötete und/oder heiße Schwellungen an der Haut entdeckt, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden, da es sich dabei um einen Abszess im Unterhautgewebe handeln kann. Daneben sind, unabhängig davon, ob der Retropharyngealabszess operativ entfernt wurde, regelmäßige Untersuchungen von Hals und Rachen notwendig, um eine erneute Entstehung eines Retropharyngealabszesses rechtzeitig zu erkennen.

Das können Sie selbst tun

Zunächst müssen Betroffene sich strikt an die Anweisungen des behandelnden Arztes halten und die verordnete Antibiotikatherapie gewissenhaft einnehmen. Ein Entzündungsherd im Retropharyngealraum kann sich ansonsten aufgrund seiner Lage leicht auf den Brustraum ausbreiten und auf Organe wie Herz, Speiseröhre, Luftröhre und große Blutgefäße übergreifen. Diese lebensgefährliche Entwicklung kann nur durch konsequente Therapie verhindert werden. Ein verfrühtes Absetzen des Antibiotikums kann zu einem Rückfall führen, in dessen Fall die Erreger unter Umständen dann sogar bereits eine Immunität gegenüber dem eingesetzten Therapeutikum entwickelt haben.

Die Neigung zu Abszessen lässt sich durch ein gestärktes Immunsystem deutlich verringern. Regelmäßiger Sport, Bewegung an der frischen Luft und eine ausgewogene Ernährung tragen hierzu maßgeblich bei. Auch die Therapie vorhandener Krankheiten bis zu deren vollständiger Ausheilung ist ein wichtiger Aspekt. Betroffene können auf diese Weise eine Verschleppung der Infektion auf andere Organsysteme vermeiden und so die Gefahr von Folgeerkrankungen deutlich vermindern.

Patienten bei denen ein Retropharyngealabszess festgestellt und entfernt wurde, müssen Halsschmerzen, geschwollene Mandeln, geschwollene Lymphknoten und andere Entzündungszeichen künftig ernst nehmen und ärztlich abklären lassen. In den meisten Fällen wird es sich um harmlose, leicht behandelbare Infektionen handeln. Dennoch besteht natürlich die Möglichkeit, dass sich abermals ein Abszess entwickelt hat, welcher möglichst frühzeitig behandelt werden sollte.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

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