Resistin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Resistin handelt es sich um ein Peptidhormon. Die medizinische Forschung sieht es als potenzielles Bindeglied zwischen Adipositas und Diabetes mellitus (Typ 2).

Inhaltsverzeichnis

Was ist Resistin?

Der menschliche Körper ist in der Lage, Resistin selbst zu bilden. Verantwortlich ist dafür das Fettgewebe des Organismus. So weit bekannt kommt Resistin nur beim Menschen und anderen höheren Säugetieren vor.
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Resistin ist eine Entdeckung der jüngsten Zeit: Erst im Jahr 2001 wurden ForscherInnen auf das Hormon aufmerksam, als sie eine Studie zu Insulinresistenz durchführten.

Ein anderer Name für Resistin lautet im Englischen adipocyte-specific secretory factor (ADSF), da es die Insulinresistenz infolge von Adipositas hervorzurufen scheint. Als Adipositas oder Fettsucht bezeichnet die Medizin hohes Übergewicht, für dessen Bestimmung sie den Body-Mass-Index (BMI) heranziehen. Die Formel für den BMI setzt Körpergröße und Gewicht eines Individuums ins Verhältnis miteinander.

Obwohl KritikerInnen den BMI immer wieder als unzuverlässig bezeichnen, stellt er in der Regel eine gute Orientierung dar: Allgemeine Gesundheitsrisiken, einzelne Krankheitsfaktoren und komplexe Erkrankungen konnten in zahllosen Studien mit dem BMI in Zusammenhang gebracht werden. Einfaches Übergewicht definieren Fachleute als einen BMI von mindestens 25 bei Personen über 18 Jahren, die keinem Leistungssport nachgehen oder zum Beispiel Bodybuilding betreiben. Adipositas liegt ab einem BMI von 30 vor und korreliert mit zahlreichen gesundheitlichen Problemen – darunter auch Diabetes vom Typ 2.

Diabetes stellt eine der häufigsten Komplikationen bei Übergewicht und Adipositas dar und kann Lebensqualität und -erwartung erheblich einschränken. Das Hormon Resistin, das der menschliche Körper als Reaktion auf Adipositas und schlechte Ernährung produziert, löst bei den Zellen eine Resistenz gegen das Hormon Insulin aus, das den Blutzuckerspiegel reguliert. Infolgedessen manifestieren sich die charakteristischen Symptome von Diabetes.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Die Forschung wurde auf den möglichen Zusammenhang zwischen Resistin und Typ-2-Diabetes aufmerksam, als das Peptidhormon in einer US-amerikanischen Studie eine Insulinresistenz bei Mäusen hervorrief. Dieser Resistenz verdankt das Resistin auch seinen Namen.

Bei Insulin handelt es sich um ein Hormon, das die Bauchspeicheldrüse produziert. Es senkt den Blutzuckerspiegel und reguliert dadurch die Energieversorgung des menschlichen Körpers. Durch die Nahrungsaufnahme steigt der Blutzuckerspiegel in Form von Glukose an. Starke Schwankungen würden jedoch zu einem physiologischen Ungleichgewicht führen; der Organismus ist darauf angewiesen, kontinuierlich möglichst gleich viel Energie zur Verfügung zu haben. Aus diesem Grund steuert der Körper dem Anstieg des Blutzuckers entgegen: Die Bauchspeicheldrüse setzt Insulin frei.

Das Insulin reagiert jedoch nicht selbst mit der Glukose im Blut. Stattdessen wirkt es wie ein Schlüssel und sorgt dafür, dass die Körperzellen mehr Glukose aufnehmen. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel wieder auf seinen normalen Wert. Bei der Insulinresistenz im Rahmen der Zuckerkrankheit reagieren die Zellen des Körpers jedoch nicht mehr oder schwächer als bei einem gesunden Menschen auf das Signal des Insulins. Vor allem die Zellen des Fettgewebes, der Muskeln und der Leber sind davon typischerweise betroffen. Der Blutzuckerspiegel steigt an; doch statt in die Zellen zu strömen bleibt die Glukose im Blut und steht dadurch dem Körper nicht als Energie zur Verfügung.

Unbehandelt kann Insulinresistenz im Extremfall zum Tod durch Verhungern führen – denn obwohl der Betroffene theoretisch ausreichend Nahrung zu sich nimmt, kann der Organismus sie nicht verstoffwechseln. Neueren Forschungsergebnissen zufolge ruft das Peptidhormon Resistin diese Insulinresistenz hervor.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Der menschliche Körper ist in der Lage, Resistin selbst zu bilden. Verantwortlich ist dafür das Fettgewebe des Organismus. So weit bekannt kommt Resistin nur beim Menschen und anderen höheren Säugetieren vor. Das Molekül des Peptidhormons besteht aus 90 Aminosäuren. Bei Aminosäuren handelt es sich um Einheiten aus Eiweiß; sie bestehen aus einem zentralen Kohlenstoff-Atom (C), an das sich eine Aminogruppe (NH2), einer Carboxylgruppe (COOH), ein einzelnes Wasserstoffatom (H), ein α-Kohlenstoffatom sowie eine Restgruppe binden.

Die Restgruppe ist bei jeder der 20 Aminosäure einzigartig. Proteine dienen nicht nur als Bausteine für Hormone wie Resistin sondern auch für Strukturen innerhalb und außerhalb von Zellen sowie für Enzyme. Sie sind deshalb lebenswichtig. Der genetische Code bestimmt darüber, in welcher Reihenfolge die verschiedenen Aminosäuren eine Kette bilden. Aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften falten sich diese Aminosäuren-Ketten im dreidimensionalen Raum und erhalten so ihre charakteristische Form.


Krankheiten & Störungen

Schon lange kennt die Medizin den Zusammenhang zwischen Übergewicht oder Adipositas einerseits und Diabetes vom Typ 2 andererseits. Aktuellen Erkenntnissen zufolge könnte Resistin das fehlende Bindeglied darstellen, das die genauen Mechanismen hinter dieser Assoziation erklärt.

Diabetes ist eine chronische Stoffwechselkrankheit, welche die Umgangssprache auch als Zuckerkrankheit bezeichnet. Verschiedene Ursachen können zu ihrer Entstehung beitragen; die Insulinresistenz ist eine davon. Diese Wirkung konnten WissenschaftlerInnen im Tierversuch beobachten. 2001 führten Steppan und Kollegen eine Studie mit Mäusen durch. Sie injizierten den Tieren Resistin und beobachteten die Effekte unter kontrollierten Bedingungen im Labor Außerdem wiesen sie nach, dass Medikamente zur Behandlung von Diabetes zu niedrigeren Konzentrationen von Resistin führte. Die genauen Mechanismen sind noch unklar, lassen jedoch auf neue und langfristig wirkungsvollere Therapien für Diabetes hoffen.

Bis vor einiger Zeit verwendeten Fachleute und Laien überwiegend den Begriff „Alterszucker“ als Synonym für Typ-2-Diabetes. Allerdings benutzen immer weniger Menschen diese Bezeichnung. Einen wichtigen Grund dafür liefert die weite Verbreitung dieser Form der Diabetes, die mittlerweile weltweit das Ausmaß einer Epidemie angenommen hat. Sie betrifft Menschen jeden Alters und korreliert mit dem Körpergewicht. Anfangs macht sich Diabetes häufig durch enormen Durst bemerkbar. Weitere Symptome sind Müdigkeit, Sehstörungen, Schwächegefühl und vermehrte Infekte.

Quellen

  • Dormann, A., Luley, C., Heer, C.: Laborwerte. Urban & Fischer, München 2005
  • Horn, F.: Biochemie des Menschen. Das Lehrbuch für das Medizinstudium. Thieme, Stuttgart 2018
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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