Reproduktionsmedizin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Behandlungen Reproduktionsmedizin

Das medizinische Teilgebiet der Reproduktionsmedizin besteht seit den 80er Jahren und befasst sich mit der Erforschung, Diagnostik und Therapie der Fruchtbarkeit. Die In-vitro- und die In-vito-Fertilisation gehören zu den wichtigsten Ausrichtungen reproduktionsmedizinischer Verfahren. Im Bereich der Forschung beschäftigt sich die Reproduktionsmedizin zusätzlich mit der Analyse gesellschaftlicher und ethischer Folgen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Reproduktionsmedizin?

Die Reproduktionsmedizin beschäftigt sich mit der Erforschung, der Diagnostik und der Behandlung von Prozessen der Fortpflanzung.

Die Reproduktionsmedizin beschäftigt sich mit der Erforschung, der Diagnostik und der Behandlung von Prozessen der Fortpflanzung. Ein Hauptaugenmerk legt die medizinische Fachrichtung in dieser Hinsicht auf Störungen der Fruchtbarkeit. Der Ausdruck der Reproduktion versteht sich in diesem Zusammenhang als Generierung von neuen, aber weitestgehend ähnlichen Individuen.

Die Reproduktionsmedizin steht im weitesten Sinn mit den Teilgebieten der Urologie, der Gynäkologie, der Genetik und der Andrologie in Verbindung. Unter der Andrologie versteht der Mediziner die Erforschung der männlichen Fortpflanzungsfähigkeit. Damit entspricht die Andrologie im weitesten Sinn einer Gynäkologie für den Mann. Der andrologische Pionier Carl Schirren richtete 1983 das erste reproduktionsmedizinische Zentrum Deutschlands ein. Einer der wichtigsten Bereiche der Reproduktionsmedizin hat sich in den 80er Jahren eröffnet. Damals entwickelten Steptoe und Edwards die In-vitro-Fertilisation.

Diese künstliche Befruchtung brachte in Deutschland noch während der 80er Jahre das erste "Retortenbaby" des Landes zur Welt. Die Verfahren der künstlichen Befruchtung sind seitdem permanent verfeinert und weiterentwickelt worden. Den Rahmen der Reproduktionsmedizin geben dabei weitestgehend das deutsche Recht und die Bioethik vor. Im Zusammenhang mit der künstlichen Befruchtung haben sich seit jeher ethische und rechtliche Streitfragen ergeben. Gerade diese Streitfragen gilt es von der Reproduktionsmedizin permanent medizinrechtlich und bioethisch abzuklären.

Behandlungen & Therapien

Die Reproduktionsmedizin ist vor allem mit In-vivo- und In-vitro-Fertilisation befasst. Das Behandlungsspektrum reicht dabei von der Therapie bestimmter Fruchtbarkeitsstörungen bis hin zur Herbeiführung assistierter Schwangerschaften bei Unfruchtbarkeit. Sowohl die In-vivo-, als auch die In-vitro-Fertilisation zählen zum Teilgebiet der sogenannten assistierten Reproduktion.

Der Mittelpunkt dieser assistierten Reproduktion ist dabei die Generierung einer Schwangerschaft durch verschiedene, medizinische Techniken. Zu diesen Techniken zählen hormonelle Behandlungen genauso, wie operative oder minmal-invasive Eingriffe. Verfahren der In-vivo-Fertilisation befruchten die Eizelle im Mutterleib. Die Methoden der In-vitro-Fertilisation beziehen sich dagegen auf künstliche Befruchtung im Reagenzglas. Im Bereich der Forschung beschäftigt sich die Reproduktionsmedizin insbesondere mit der Weiterentwicklung der Verfahren zur In-vitro- und In-vivo-Fertilisation. Auch die diagnostischen Methoden zur Diagnostizierung einer Unfruchtbarkeit werden im Forschungsbereich permanent weiterentwickelt.

Davon abgesehen untersucht die reproduktionsmedizinische Forschung innovative Verhütungsmethoden, wie die hormonelle Verhütung. Außerdem ist die Analyse von Umwelteinflüssen in Zusammenhang mit der allgemeinen Fruchtbarkeit ein wichtiges Forschungsgebiet der Fachrichtung. Auch die gesellschaftlichen und ethischen Auswirkungen neuer reproduktionsmedizinischer Verfahren werden im Forschungsbereich der Reproduktionsmedizin erfasst und analysiert. Das betrifft zum Beispiel die Fragestellung, inwieweit die heute schon eingeschränkt mögliche Nachwuchsplanung nach ausgewählten Merkmalen ethisch verantwortbar ist.

Die Reproduktionsmedizin ist im weitesten Sinn auch mit der Stammzellenforschung befasst. So werden embryonale Stammzellen zum Beispiel größtenteils aus der In-vitro-Fertilisation gewonnen. In diesem Bereich ist die Reproduktionsmedizin an die gesetzlichen Vorgaben zur Stammzellenforschung gebunden. Im Bereich der Fertilisation ist die Einhaltung des Embryonenschutzgesetzes eine der wichtigsten Rahmenbedingungen bei der Entwicklung neuer Therapie- und Befruchtungsverfahren.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

In der Regel sucht ein Paar oder eine Einzelperson vor allem im Rahmen einer ausbleibenden Schwangerschaft einen Reproduktionsmediziner auf. Die Anamnese ist ein nicht zu unterschätzender Bestandteil der Reproduktionsmedizin. Meist entwickelt der Arzt schon anamnetisch eine Ahnung von den möglichen Ursachen einer gestörten Fruchtbarkeit.

Auch Fruchtbarkeitstests fallen in das Behandlungsspektrum der Fachrichtung. Beim Mann entsprechen solche Tests meist einem Funktionstest der Spermien. Zur Gewinnung der Spermien kann Masturbation dienen. Auch minimal-invasive Verfahren sind aber denkbar. Die Funktion der so gewonnen und analysierten Spermien wird in einem Spermiogramm dokumentiert. Dieses Spermiogramm gibt vor allem Hinweise auf die Dichte, die Geschwindigkeit und die allgemeine Gesundheit der Spermien. Die Fertilität der Frau untersucht der Reproduktionsmediziner unter Umständen über Hormonuntersuchungen. Daneben sind auch Bauchspiegelungen, Gebärmutterspiegelungen und Ultraschalluntersuchungen oder eine Beobachtung des Zyklus denkbare Diagnostikverfahren.

Die wichtigsten Methoden im therapeutischen Bereich der Reproduktionsmedizin sind die intrauterine Insemination, die intrazytoplasmatische Spermieninjektion und die testikuläre Spermienextraktion. Daneben kommt auch der mikrochirurgischen, epididymalen Spermienaspiration und der In-vitro-Maturation mittlerweile eine hohe Bedeutung in der reproduktionsmedizinischen Therapie zu. Bei der intrauterinen Insemination werden Spermien direkt in den Uterus der Frau eingebracht. Dieses Verfahren bietet sich insbesondere an, wenn die Fließgeschwindigkeit der Spermien beeinträchtigt ist.

Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion geht noch einen Schritt weiter. Die Spermien des Mannes werden hierbei in das Zytoplasma der weiblichen Eizelle injiziert. Um Spermien zu gewinnen, wird in der testikulären Spermienextraktion eine Hodenbiopsie angewandt. Für In-vitro-Verfahren lassen sich die Spermien allerdings auch über eine mikrochirurgische, epididymale Spermienaspiration aus den Nebenhoden gewinnen. Die In-vitro-Maturation betrifft Frauen mit bestimmten Fruchtbarkeitsstörungen. Bei diesem Verfahren entnimmt der Reproduktionsmediziner unreife Eizellen aus den Eierstöcken der Frau.

Die entnommenen Eizellen werden im Reagenzglas künstlich nachgereift, bis sie fruchtbar sind. Viele Verfahren der Reproduktionsmedizin sind vorwiegende hormonell gesteuert und werden daher von einer Hormontherapie begleitet. Die Erfüllung eines bislang unerfüllten Kinderwunsches ist damit der Hauptbereich aller reproduktionstherapeutischer Maßnahmen.

Quellen

  • Keck C.: Kinderwunschbehandlung in der gynäkologischen Praxis. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2014
  • Von Wolf, M., Stute, P.: Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. Schattauer Verlag, Stuttgart2013
  • Weyerstahl, T., Stauber, M.: Gynäkologie und Geburtshilfe, duale Reihe. Thieme, Stuttgart 2013

Das könnte Sie auch interessieren