Rückresorption

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Rückresorption wird ein bereits ausgeschiedener Stoff wieder in den Körper aufgenommen. Diese Form der Absorption betrifft vor allem das Tubulussystem der Nieren. Störungen der Rückresorption können sich zum Beispiel in Cystinurie äußern.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Rückresorption?

Bei der Rückresorption wird ein bereits ausgeschiedener Stoff wieder in den Körper aufgenommen. Diese Form der Absorption betrifft vor allem das Tubulussystem der Nieren.

Die Resorption ist ein natürlicher Körperprozess. Es handelt sich dabei um die Aufnahme von Stoffen durch biologische Systeme. Bei Menschen ist mit der Resorption vor allem die Stoffaufnahme aus dem Nahrungsbrei gemeint, wie sie im Verdauungstrakt und insbesondere im Darm stattfindet. In der Regel bezieht sich diese Aufnahme auf Spaltprodukte von Nahrung, so zum Beispiel auf Kohlenhydrate, Proteine, Vitamine und Mineralstoffe. Auch Wasser, Arzneistoffe und sogar Giftstoffe können jedoch resorbiert werden.

Im menschlichen Körper findet Resorption vor allem über die Epithelien im Dünndarm statt. Resorptionsprozesse können aber auch die Nieren betreffen. Nieren und die Leber gelten als wichtigste Entgiftungsorgane des Menschen. Die Nieren filtern dabei Giftstoffe aus dem Blut heraus und verarbeiten diese Stoffe zu Urin. Die Medizin unterscheidet den Primärurin vom Sekundärurin.

Erst im Tubulussystem der Nieren entsteht der eigentliche Harn, den wir ausscheiden. In diesem System finden Prozesse der Resorption statt. Diese Art der Resorption wird auch als Reabsorbation oder Rückresorption bezeichnet. Im Rahmen von Rückresorptionen werden Stoffe wiederaufgenommen, die eigentlich schon zur Ausscheidung ausgefiltert worden sind. Die bereits aus bestimmten Organen ausgeschiedenen Stoffe werden bei der Rückresorption von Zellen wieder aufgenommen. Im Fall der Nieren schleust das Tubulussystem aus dem Urin zum Beispiel Wasser und Elektrolyte zurück in den Organismus und lässt so den eigentlichen Harn entstehen.

Funktion & Aufgabe

Die Tubuli bilden zusammen mit den Nierenkörperchen die kleinste Einheit des Nierengewebes: die sogenannten Nephrone. Alle Nierentubuli sind miteinander zum Tubulussystem der Niere verbunden. Die Filtration von Blut findet in den Glomeruli der Nieren statt und entspricht der Bildung von Primärharn. Der Primärharn enthält jedoch noch Stoffe, die der Körper eigentlich gebrauchen kann, weshalb der Primärharn erneut gefiltert wird. Daher scheiden Menschen nicht den Primärharn bei der Miktion aus, sondern den sogenannten Sekundärharn.

Dieser Sekundärharn entsteht durch Rückresorptionsprozesse im Tubulussystem der Nieren. Dem primären Harn wird bei diesen Prozessen vor allem Wasser, Glucose und Elektrolyte entzogen. Die Reabsorption schleust auf diese Weise lebenswichtige Stoffe zurück in das Blut.

Glucose wird dabei zum Beispiel aktiv ins Blut reabsorbiert. Im Hauptstück jedes Nierentubulus kommt es zur Resorption von großen Mengen Natrium Bicarbonat, Glucose und Aminosäuren, veranlasst durch die Symporter und Antiporter. Dabei handelt es sich um sogenannte Carrier-Proteine, die transmembranären Transportproteinen entsprechen und so Substrate über eine Biomembran hinweg transportieren können.

Die Transportprozesse der Proteine sind substanzspezifisch und basieren auf einer Konformationsänderung der Moleküle. Antiporter zum Stofftransport liegen in der Zellmembran der Nierentubuli und transportieren zwei verschiedene Stoffe je in entgegengesetzte Richtungen. Einer der Stoffe wird so in die Zelle aufgenommen, während der andere Stoff den Extrazellularraum erreicht. Die membranständigen Symporter führen wiederum einen gleichgerichteten Transport von verschiedenen Substanzen durch. Diese Carrier-Proteine kommen in allen resorbierenden Epithelien vor.

Im Hauptstück der Nierentubuli findet neben der Rückresorption der genannten Stoffe auch eine Resorption oder eine Sekretion von Stoffen wie Harnsäure statt, die durch Anionentransporter und Hilfe der proximalen Tubuluszellen realisiert wird. In den anderen Abschnitten der Tubuli wird der Harn durch das Gegenstromprinzip konzentriert. Der Sekundärharn wird schließlich in die Blase übergeleitet, wo er bis zur nächsten Miktion gesammelt wird.


Krankheiten & Beschwerden

Einige Krankheiten sind mit Störungen der renalen Rückresorption assoziiert. Eine solche Erkrankung ist beispielsweise die Cystinurie. Dabei handelt es sich um eine autosomal-rezessiv erbliche und tubulär-renale Transportstörung, die insbesondere die dibasischen Aminosäuren Arginin, Ornithin, Lysin und Cystin betrifft. Klinisch relevant ist vor allem jene Komplikation der Erkrankung, die frühzeitig Nierensteine aus Cystin entstehen lässt. Die Prävalenz der Erkrankung wird mit einen Betroffenen in 2000 bis 7000 Menschen angegeben.

Bei der Krankheit ist die Rückresorption der dibasischen Aminosäuren in den proximalen Tubuli der Nieren gestört, sodass sich die Konzentration der Stoffe im Urin wesentlich erhöht. Weil gerade das Cystin nur schlecht wasserlöslich ist, kommt es im sauren Milieu des Harns zu einer Auskristallisierung die sich leitsymptomatisch als Nephrolithiasis (Nierensteine) manifestiert. Betroffene können so schon im frühen Kindesalter an Choliken der Niere leiden.

Auch der renal-tubulären Azidose liegt eine Rückresorptionsstörung zugrunde. Bei der Unterform Typ II bezieht sich die gestörte Rückresorption zum Beispiel auf Hydrogencarbonat (früher als Bicarbonat bezeichnet) und hängt mit einem Mangel an Carbonhydrasen zusammen. Der Rückresorptionsdefekt betrifft den proximalen Tubulus für Bicarbonat und hat eine chronisch metabolische Azidose zur Folge. Klinisch relevant ist vor allem der symptomatische Kalium- und Natriumverlust. Auch die Volumendepletion und die aktivierende Wirkung auf das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System sind entscheidende Symptome. Es kommt zu einer gesteigerten Rückresorption von Natrium, sodass die Kaliumverluste immer weiter ansteigen. Bei Kindern kann diese Rückresorptionsstörung bereits wesentliche Wachstumsstörungen oder rachitische Veränderungen hervorrufen. An Erwachsenen stellen sich durch die Krankheit Folgeerkrankungen wie Osteoporose ein.

Die dritte Unterform der renal-tubulären Azidose unterscheidet sich von der des Typ II insofern, als dass ihr die verminderte Natrium-Rückresorption im distalen Tubulus zugrunde liegt. Die renal-tubuläre Azidose im Rahmen dieser Erkrankung liegt in einem primären Defekt wie der Aldosteron-Resistenz begründet.

Quellen

  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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