Pseudoallergie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Pseudoallergien, welche typische allergische Reaktionen hervorrufen, ohne dass Antikörper gegen den betreffenden Stoff vorliegen, führen zu einem ebenso großem Leidensdruck wie echte Allergien. Die Diagnose ist jedoch erschwert, da unzählige Auslöser für die Symptome in Frage kommen. Einmal an einer Pseudoallergie erkrankt, bedeutet dies jedoch keinen lebenslangen Verzicht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Pseudoallergie?

Wenn der Erkrankte in Kontakt mit einem Allergen kommt, stellen sich Schnupfen, Husten und asthmatische Beschwerden ein.
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Bei Pseudoallergien sind keine Antikörper beteiligt. Stattdessen erfolgt die pseudoallergische Reaktion entweder über Histamin oder über Mastzellen.

Typische Symptome sind identisch mit denen einer echten Allergie. Bei den Betroffenen können Hautauschläge, Nesselsucht, Quaddelbildung, Schwellungen und Hautrötungen auftreten. Auch der Verdauungstrakt kann betroffen sein. Betroffene klagen dann über Juckreiz im Mund- oder Rachenraum, Magenschmerzen, Übelkeit und Durchfall.

Weitere Symptome sind asthmatischen Anfälle, Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme und Schnupfen. Pseudoallergien geht keine Sensibilisierungsphase voraus. Das bedeutet, dass Beschwerden schon bei dem ersten Kontakt mit einer bestimmten Substanz auftreten können.

Weiterhin ist die Reaktion stark von der Menge abhängig, die die betroffene Person zu sich genommen hat. Geringe Mengen können problemlos vertragen werden, wobei es bei höheren Mengen auch zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen kann.

Ursachen

Die Ursachen für Pseudoallergien sind auf den ersten Blick zahlreich, doch handelt es sich immer um Auslöser, die in Medikamenten oder Nahrungsmitteln enthalten sind, weswegen auch von pseudoallergischer Nahrungsmittelunverträglichkeit gesprochen wird.

Sehr häufig sind Arzneimittel sowie Lebensmittelzusatzstoffe für die pseudoallergische Reaktion verantwortlich. Bei den Lebensmittelzusatzstoffen kann es sich um Farbstoffe wie Chinolingelb handeln. Auch Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker und Süßstoffe sind mögliche Auslöser. Eine weitere Gruppe von Auslösern sind biogene Amine, die beispielsweise in gereiftem Hartkäse, Wein und Schokolade enthalten sind.

Eine dritte Gruppe sind Salicylate. Salicylate sind in verschiedenem Obst, Gemüse und Gewürzen sowie in manchen Medikamenten enthalten. Daneben können auch natürliche Aromastoffe eine pseudoallergische Nahrungsmittelunverträglichkeit auslösen. Die genannten Auslöser aktivieren unspezifisch Mastzellen, wodurch die Reaktion ausgelöst wird.

Von diesen Auslösern zu unterscheiden ist eine Reaktion aufgrund des in Nahrungsmitteln enthaltenen Histamins. Wenn es wegen eines Enzymmangels nicht abgebaut werden kann, kommt es auch hier zu den charakteristischen Allergiesymptomen. Dies wird jedoch als Histamin-Intoleranz und nicht als Pseudoallergie bezeichnet.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Pseudoallergie ist mit ähnlichen Symptomen wie eine herkömmliche Allergie verbunden. Wenn der Erkrankte in Kontakt mit einem Allergen kommt, stellen sich Schnupfen, Husten und asthmatische Beschwerden ein. Im Bereich der Haut entwickeln sich Rötungen und juckende Quaddeln, meist an den Armen und Beinen sowie in Gesicht und Nacken. Des Weiteren bilden sich Nasenpolypen, welche Atembeschwerden verursachen können.

Sie führen beim Patienten außerdem zu einer näselnden Sprache. Im Bereich des Magen-Darm-Traktes kommt es oft zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Begleitend dazu treten Kopfschmerzen auf, und oft verspürt der Erkrankte ein starkes Unwohlsein. Bei schweren allergischen Reaktionen kommt es zu Kreislaufbeschwerden wie Herzrasen, Bluthochdruck und Schwindel bis hin zum Kreislaufversagen.

Normalerweise verläuft eine Pseudoallergie jedoch mit leichten Symptomen. Der Erkrankte hält die Beschwerden deshalb oft für eine harmlose Unverträglichkeit. Nach einem längeren Kontakt mit dem auslösenden Stoff nehmen die Krankheitszeichen jedoch zu. Dadurch nimmt die Lebensqualität des Erkrankten ab, und es besteht die Gefahr, dass sich seelische Beschwerden entwickeln. Eine chronische Pseudoallergie kann Atembeschwerden, bleibende Organschäden und Hautveränderungen hervorrufen. Die Erkrankten haben meist ein kränkliches Aussehen mit einer blassen Haut, geschwollenen Augen und einer verstopfen Nase.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose einer Pseudoallergie gestaltet sich aufgrund vieler Differentialdiagnosen als schwierig. So kann auch eine Allergie, ein Enzymmangel oder eine unzureichende Verdauung des Darms vorliegen.

Im Gegensatz zu den genannten Erkrankungen stehen keine einfachen Tests zur Verfügung, mittels denen eine Pseudoallergie nachgewiesen werden kann. Zudem können viele Stunden vergehen, bevor die Symptome eintreten, weswegen die Suche nach der Ursache der Beschwerden zusätzlich erschwert ist. Für die Diagnose einer Pseudoallergie sollten zunächst die Differentialdiagnosen anhand von Hauttests, Bluttests und Atemtests ausgeschlossen werden.

Anschließend muss eine mehrwöchige Karenzphase durchgeführt werden, während der auf mögliche Auslöser verzichtet werden muss. Danach werden Provokationstests durchgeführt, die unter ärztlicher Aufsicht erfolgen sollten.

Komplikationen

Eine Pseudoallergie wird fälschlicherweise als Unverträglichkeit oder Intoleranz bezeichnet. Auch wenn bei pseudoallergischen Reaktionen keine echte Immunreaktion vorliegt, können Pseudoallergien zu Komplikationen führen. So können pseudoallergische Reaktionen auf Medikamente oder Zusatzstoffe in Lebensmitteln potenziell zu denselben Symptomen führen, die auch eine Allergie auf einen der Wirkstoffe hervorruft.

Problematisch ist bei Pseudoallergien, deren Auslöser nicht ermittelt werden kann, dass sie häufig nur eine symptomatische Behandlungen erfahren. Die Symptomunterdrückung funktioniert allerdings nicht immer. Es kann nachfolgend zur Chronifizierung der Symptome kommen, zum Beispiel zu einem chronischen Pruritus, einer chronifizierten Urtikaria oder einem Reizdarm. Bei ernährungsbedingten Pseudoallergien können periodisch auftretende oder anhaltende Durchfälle und Darmstörungen entstehen.

Die Betroffenen versuchen bei ernährungsbedingten Komplikationen meist als Selbsthilfemaßnahme bestimmte Verdachtsstoffe aus der Ernährung auszuschließen. Es kann sich dabei um Lebensmittel mit einem hohen Anteil biogener Amine handeln. Alternativ können die Betroffenen Zusatzstoffe wie Farbstoffe oder Konservierungsmittel für Auslöser ihrer Probleme halten.

Nachfolgend meiden sie alle Lebensmittel, die diese Stoffe enthalten. Dadurch kann die Ernährung einseitig und unausgewogen werden. In der Folge kann es zu ernährungsbedingten Störungen und gravierenden Mangelerscheinungen kommen. Um weitere Komplikationen zu verhindern, wäre eine aufwendige Suche nach der auslösenden Substanz notwendig. Diese wird aber nur unternommen, wenn eine medikamentös bedingte Pseudoallergie vermutet wird.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Asthmatische Beschwerden, Kreislaufreaktionen und Magen-Darm-Symptome deuten auf eine Pseudoallergie hin. Ein Arzt sollte konsultiert werden, wenn die Symptome nicht innerhalb weniger Tage abklingen. Sollten die Beschwerden stärker werden und sich sehr negativ auf das Wohlbefinden auswirken, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Personen, die regelmäßig bestimmte Medikamente (z.B. nichtsteroidale Antirheumatika oder Opiate) einnehmen, sind besonders gefährdet. Auch Menschen, die empfindlich auf Konservierungsstoffe, Säuerungsmittel oder radiologische Kontrastmittel reagieren, gehören zu den Risikogruppen.

Wenn der Verdacht auf eine Pseudoallergie besteht, sollten diese Personen in jedem Fall den Hausarzt einschalten und die Symptome abklären und gegebenenfalls behandeln lassen. Sollten die verordneten Antihistaminika oder Salben nicht die gewünschte Wirkung zeigen, muss der Arzt informiert werden. Eine Pseudoallergie wird von dem Hausarzt, einem HNO-Arzt oder einem Facharzt für allergische Erkrankungen behandelt. Bei schweren Kreislaufreaktionen, Hautveränderungen oder gar einem allergischen Schock sollte man den Rettungsdienst rufen. Der Betroffene muss in jedem Fall medizinisch behandelt werden, um Komplikationen zu vermeiden.

Behandlung & Therapie

Wenn eine Pseudoallergie festgestellt wurde, muss zunächst auf den oder die Auslöser verzichtet werden, bis die Symptome abgeklungen sind.

Erst danach kann langsam eine steigende Menge des Auslösers in die tägliche Ernährung integriert werden. Auf diese Art kann der individuell verträgliche Grenzwert ermittelt werden. Betroffene müssen, da sie meistens eine geringe Menge der auslösenden Substanz vertragen, nicht lebenslang Verzicht ausüben. Allerdings müssen sie bei allen fertig abgepackten Waren überprüfen, ob der jeweilige Auslöser enthalten ist.

Auch andere Ware, wie Backwaren beim Bäcker oder die Portion Pommes frites beim Schnellimbiss kann den Auslöser enthalten. Vorsicht ist auch bei Medikamenten ratsam. In manchen Fällen verschwindet die Pseudoallergie jedoch im Laufe des Lebens und die ehemals Betroffenen unterliegen keinen Einschränkungen bei der Nahrungsmittelwahl mehr.

Bei akuten Symptomen können auch Medikamente eingenommen werden, welche die Symptome milden. Die jeweiligen Medikamente kann ein Facharzt verschreiben. Möglich ist beispielsweise die Gabe von Antihistaminika bei pseudoallergischen Reaktionen.


Vorbeugung

Pseudoallergien kann man nicht vorbeugen. Dennoch ist eine Ernährung mit möglichst frischen Lebensmittel und ein Verzicht auf Lebensmittelzusatzstoffe ratsam.

Nachsorge

Die Nachsorge der Pseudoallergie ist nicht generell notwendig oder über einen längeren Zeitraum erforderlich. Da Symptome wie bei einer Allergie beim Patienten aufgetreten sind und behandelt werden mussten, kann es zu einem erneuten Auftreten der Pseudoallergie kommen. Um eine erneute Erkrankung auszuschließen, sollte festgestellt werden, was diese Reaktion ausgelöst hat.

Die Aktivierung der allergischen Reaktion erfolgte nicht durch Aktivierung der Antikörper, sondern unspezifisch, was die Behandlung und damit auch Nachsorge erschwert. Vielfach kann es nicht zu einer speziellen Nachsorge oder nachhaltigen Therapie beim Patienten kommen. Jedoch weiß man, dass bestimmte Stoffe eine unspezifische Aktivierung auslösen können und so die Ursachen einschränken.

Hierbei handelt es sich um bestimmte Medikamentengruppen und Nahrungsmittelinhaltsstoffe. Die Akutbehandlung steht im Vordergrund und wird häufig durch den Einsatz von Antihistaminika gewährleistet. Die Nachsorge bezieht sich hier vor allem auf die Aufklärung des Patienten und nicht etwa eine medikamentöse Behandlung oder Kontrolluntersuchungen, da es nicht möglich ist Antikörper im Blut zu untersuchen.

Durch die Kenntnis der Pseudoallergie ist dem Patienten zu raten, aufgenommene Nahrungsmittel und Medikamente zu protokollieren, um bei einem erneuten Auftreten die Ursache entsprechend einschränken zu können und damit zu vermeiden.

Das können Sie selbst tun

Einer Pseudoallergie kann mit Hilfe verschiedener Maßnahmen und Mittel aus dem Haushalt und der Natur vorgebeugt werden. Zunächst gilt es allerdings, den auslösenden Stoff zu diagnostizieren. Anschließend kann durch entsprechende Maßnahmen gezielt auf die auslösenden Produkte verzichtet werden.

Menschen, die an einer Pseudoallergie leiden, sollten den Kontakt mit dem Auslöser möglichst vermeiden. Es empfiehlt sich, sämtliche Zutatenlisten sowie Inhaltsangaben sorgfältig zu studieren, um einen Kontakt und die damit verbundene allergische Reaktion zu vermeiden. Sollte es dennoch einmal zu einer Reaktion kommen, muss ein Arzt aufgesucht werden. Bei akuten Symptomen müssen die entsprechenden Notfallmedikamente eingenommen werden.

Eine gesunde Ernährung mit frischen Lebensmitteln senkt das Risiko für die Entstehung einer Pseudoallergie. Auch ausreichend Schlaf sowie regelmäßiger Sport wirken sich positiv auf das Krankheitsbild aus. Darüber hinaus sollten Menschen, die an einer Pseudoallergie leiden, die Vorgaben des Arztes einhalten. Der Mediziner wird zunächst empfehlen, den Kontakt mit den auslösenden Stoffen zu vermeiden. Dies gelingt je nach Auslöser durch das Tragen entsprechender Kleidung oder durch einen Jobwechsel. Bei Lebensmittelallergien muss die Ernährung umgestellt werden.

Quellen

  • Saloga, J. et al.: Allergologie-Handbuch. Schattauer, Stuttgart 2011
  • Störiko, A.: Allergien. Falken, Niedernhausen 2001
  • Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

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