Prostatavergrößerung und Prostataentzündung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Vorstellung, dass bestimmte Erkrankungen (Prostatavergrößerung und Prostataentzündung) eine Strafe für eine bestimmte Schuld sein können, mag dazu beigetragen haben, dass besonders von solchen Störungen des Gesundheitszustandes eines Menschen, die das Urogenitalsystem (die Harn- und Geschlechtsorgane) betrafen, früher nichts an die Öffentlichkeit dringen durfte.

Inhaltsverzeichnis

Erkrankungen der Prostata

Schematische Darstellung zur Anatomie einer gesunden Prostata und einer vergrößerten Prostata. Klicken, um zu vergrößern.

Heute können wir, ohne gegen eine sogenannte öffentliche Meinung zu verstoßen, alle Probleme behandeln, wenn wir dadurch mehr Wissen in die Bevölkerung Deutschlands tragen und daraus in höherem Maße ein richtiges Verhalten bei derartigen Krankheiten oder ihren Symptomen erreichen können. Das veranlasst uns, heute mit einem Beitrag über die Vergrößerung der Prostata (Vorsteherdrüse) des Mannes, weite Aufklärung zu schaffen.

Die sogenannte Vergrößerung der Prostata oder Vorsteherdrüse (auch Prostatahypertophie) ist eine Krankheit, die häufig Männer zwischen dem 60. Und 80. Lebensjahr befällt. Vor dem 5. Lebensjahrzehnt tritt sie nur selten auf.

Die Prostata liegt am Harnblasenausgang und umschließt hier den Anfangsteil der männlichen Harnröhre. Um diesen Anteil der Harnröhre, gewissermaßen zwischen ihr und der Prostata, finden sich kleine Drüsen, die im alternden Körper durch besondere Vorgänge zu wuchern beginnen. Der platzheischende Prozess dieser Wucherung oder Geschwulstbildung bedingt einen Schwund der Vorsteherdrüse, die gewissermaßen an die Wand gedrückt wird, aber schließlich die entstandene Geschwulst – Adenom genannt – wie eine Kapsel umschließt. Deshalb sprechen wir einschränkend von der sogenannten Vergrößerung der Prostata.

Durch die Entwicklung der Adenoms kommt es zur Verlegung der hinteren Harnröhre, und ein Blasenabflußhindernis mit entsprechenden Beschwerden wird gebildet. Weshalb beginnen diese Drüsen nun aber gerade im fortgeschrittenen Alter zu wuchern?

Ursachen

Es muss gesagt werden, dass über die Ursachen der sogenannten Prostatahypertrophie trotz zahlreicher klinischer und experimenteller Studien noch viele Unklarheiten bestehen.

Die anerkannteste Entstehungsbegründung des Prostataleidens ist die Hormontheorie. Dabei geht man von der Tatsache aus, dass es beim alternden Mann zu tiefgreifenden hormonellen Umstellungen kommt, die für die Geschwulstbildung und die damit verbundene Veränderungen entscheidend sind.

Der Beginn einer Prostataerkrankung äußert sich darin, das dass Wasserlassen nicht mehr ungehindert vonstatten geht. Das Urinieren ist erschwer, der Harnstrahl lässt nach, der Betroffene muss längere Zeit warten, bis sich die Blase entleert. Zunächst steigert sich das Harnbedürfnis nur nachts, mit der Zeit wird es aber auch bei Tage häufiger. Allmählich beginnt ein Kräfteverfall. Aber alle diese Beschwerden, die sich nur langsam steigern, werden vom Patienten meist nicht sonderlich beachtet, da er sie sehr oft als altersbedingt hinnimmt.

Doch gerade diese schleichende Form des Prostataleidens birgt Gefahren in sich. Mit den Monaten und zuweilen auch Jahren kommt es zu einer Harnrückstauung, dem sogenannten Restharn, weil der Patient die Blase nicht mehr vollständig entleeren kann.

Symptome & Beschwerden bei Erkrankungen der Prostata

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Dadurch werden die Nieren in Mitleidenschaft gezogen und geschädigt, so dass sie mit der Zeit ihrer Funktion nicht mehr gerecht werden und eine Harnvergiftung eintreten kann. Während des fortschreitenden Krankheitsprozesses wird das Wasserlassen immer spärlicher, später gelingt es nur noch tropfenweise Urin zu lassen, bis es schließlich zur Überlaufblase kommt.

Dann läuft der Urin ab, ohne dass der Patient es merkt. Es kommt zum nächtlichen Einnässen (Einpinkeln), wobei der Patient dieses Geschehen erst nur als ein momentanes Missgeschick auffasst, das er vor den Angehörigen verbirgt. Aber die Wiederholung des Einnässens ist unvermeidlich, und nun sind es meistens die Familienangehörigen, die darauf drängen, dass sich der Kranke, weil er vermeintlich den Harn nicht mehr halten kann, beim Arzt vorstellt. In diesem fortgeschrittenen Krankheitsstadium ist es oft recht schwierig, dem Patienten wieder zu voller Gesundheit zu verhelfen.

Eine andere Verlaufsform der sogenannten Prostatahypertrophie ist die akute Harnsperre. Trotz quälendem Harndrang kann der Kranke keinen Urin mehr lassen. Hier wird dem Patienten sein bisher verborgenes Leiden so eindrucksvoll veranschaulicht, dass er sofort den Arzt aufsucht. Die Entleerung der Blase durch das Einführen eines Gummikatheters befreit den Patienten von seinen Qualen. Bei richtiger Behandlung lässt sich die akute Harnverkalkung meist schnell wieder beheben. Aber dieses Ereignis kann sich jederzeit wiederholen. Ein Diätfehler, Unterkühlung oder langes Sitzen können erneut eine Harnsperre auslösen, wenn die Ursache nicht beseitigt wird.

Die sogenannte Prostatahypertrophie zeigt immer eine fortschreitende Tendenz. Wird das Abflusshindernis nicht beseitigt, so treten mit der Zeit Folgen wie Harnwegsinfektionen oder Nierenversagen ein, denen der Patient zum Opfer fallen kann. Aus diesem Grund sollte der Kranke den Rat des Facharztes befolgen, wenn ihm zu einem operativen Eingriff geraten wird, denn dieses Leiden kann, dem heutigen Stand der Wissenschaft entsprechend, meist nur durch eine Operation beseitigt werden. Es ist eine alte Erfahrung, dass das Krankheitsbild der Prostatahypertrophie ausgeprägten Schwankungen unterworfen ist und nach dem Einnehmen von Medikamenten eine schnelle Besserung eintritt.


Komplikationen

Oft gelingt es, insbesondere im Anfangsstadium der Erkrankung, den Rhythmus des Urinierens zu bessern, so dass das Wasserlassen wieder mehr oder weniger ausreichend vonstatten geht. Aber diese Besserung ist nur vorübergehend, denn die positive Einwirkung auf den Blasenzyklus ändert nichts an der Prostataerkrankung. Die Ursache des Leidens bleibt unbeeinflusst, und Rückfälle sind unvermeidlich. Es ist deshalb falsch, die Operation hinauszuschieben, da der Betroffene im Verlauf der Krankheit älter wird, die Abnutzungserscheinungen des Körpers fortschreiten und der chirurgische Eingriff erschwert wird.

Wie aus dem bisher Dargelegten hervorgeht, ist die Erkrankung der Prostata eine Krankheit, die höchstwahrscheinlich durch hormonelle Verschiebungen, fettreiche und ungesunde Lebensweise und sinkender Sexualverkehr (Geschlechtsverkehr) des alternden Körper ausgelöst wird. Nach unseren heutigen Erkenntnissen sind wir leider noch nicht in der Lage, dieses Geschehen so zu beeinflussen, dass die Wucherung der Drüsen im Bereich der hinteren Harnröhre ganz vermieden und die sogenannte Prostatavergrößerung verhindert werden kann.

Wir können aber dem Patienten bei einer beginnenden Vergrößerung der Prostata rechtzeitig helfen, so dass es zu keiner Schädigung des gesamten Organismus zu kommen braucht. Voraussetzung dafür ist, dass jeder Patient, der Beschwerden beim Wasserlassen hat, unverzüglich einen Arzt zu Rate zieht.

Für den Betroffenen ist außerdem wichtig, sich möglichst vor Erkältungen und Unterkühlungen zu schützen, nur wenig Alkohol zu genießen, für geregelten Stuhlgang zu sorgen, das Bedürfnis zum Harnlassen nicht zu unterdrücken, langes Sitzen zu vermeiden und sexuelle Aktivitäten mit dem Arzt zu besprechen, denn auch eine entsprechende Lebensweise kann dazu beitragen, die auslösenden Faktoren bei der sogenannten Prostatavergrößerung weitgehend auszuschließen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Prostatavergrößerung sollte in schweren Fällen und eine Prostataentzündung sollte auf jeden Fall von einem Arzt untersucht werden. Prinzipiell sollten sich betroffene Männer bei Schmerzen an ihren Arzt wenden. Diese können während dem Wasserlassen, bei bestimmten Bewegungen oder im Ruhezustand auftreten. Oft ist es aber sinnvoll, sich schon früher an einen Arzt zu wenden. Beispielsweise können Schwellungen ein gutes Indiz sein. Auch Schwierigkeiten bei der Ausscheidung von Urin können zum Anlass genommen werden, sich medizinischen Rat einzuholen.

Ein absolutes Warnsignal, dem ein umgehender Arztbesuch folgen sollte, ist Blut im Urin. Eine solche Beobachtung weist auf eine schwere Entzündung hin, die sofort medikamentös behandelt werden muss. Insgesamt sollten Betroffene bereits einen Arzt aufsuchen, wenn sie signifikante Veränderungen an sich bemerken, die auf die Prostata zurückzuführen sind. Bei starken Schmerzen oder möglichem Blut im Urin ist ein sofortiger Arztbesuch anzuraten.

Nachsorge

Ist wegen einer Prostatavergrößerung oder Prostataentzündung ein chirurgischer Eingriff erforderlich, hängt die Dauer des Klinikaufenthalts von der Art der Operation und der Erholung ab. Für einige Tage muss ein Blasenkatheter eingesetzt werden, damit die Operationswunde nicht mit Urin in Kontakt kommt. Dabei wird der Urin von der Blase durch die Harnröhre mit einem dünnen Schlauch nach außen geleitet. Ein kleiner wassergefüllter Ballon hält diesen Schlauch in der Blase.

Das kann in den ersten Stunden und Tagen nach dem Eingriff schmerzhafte Blasenkrämpfe auslösen. Oft werden Antibiotika verordnet, um Infektionen vorzubeugen. Mitunter enthält der Urin während der ersten zwei Tage nach der OP Blut oder Blutklümpchen. Deshalb muss viel Wasser getrunken werden, um die Blase zu spülen. Zu einem späteren Zeitpunkt können ebenfalls Blutungen auftreten.

Dies passiert, wenn sich die Wundnarben lösen. Es dauert einige Zeit, bis die Operationswunde verheilt ist. Deshalb ist körperliche Schonung in den ersten Wochen nach der Behandlung wichtig. Auf ruckartige Bewegungen, körperliche Anstrengungen und schweres Heben sollte verzichtet werden.

Diese Tätigkeiten erhöhen das Risiko für Blutungen in der Wunde. Bis zur vollständigen Genesung können einige Monate vergehen. In dieser Zeit kann es zu Problemen beim Wasserlassen kommen, wie etwa häufiger Harndrang oder Kontrollverlust über die Blase. Diese Beschwerden legen sich mit der Zeit.

Das können Sie selbst tun

Meist ist eine bakterielle Infektion der Auslöser für die Störung. Die Krankheitserreger wandern dabei sehr oft von den Harnwegen zur Prostata. Betroffene sollten deshalb Harnwegsinfektionen vorbeugen. Sehr effektiv ist das regelmäßige Durchspülen der Harnwege durch eine gesteigerte Flüssigkeitsaufnahme. Dafür eignen sich (Heil-) Wasser und ungesüßter Tee. In Apotheken und Drogerien werden für diese Zwecke besondere Kräutertees angeboten, die in der Naturheilkunde sehr geschätzt werden. In der alternativen Medizin wird Männern, die regelmäßig an Prostataentzündungen leiden, außerdem die Einnahme von Kürbiskernen empfohlen. Darüber hinaus sollen auch Cranberries einen günstigen Einfluss auf die Prostata haben.

Wichtig ist es außerdem, eine Unterkühlung des Becken- und Lendenbereichs zu vermeiden. Insbesondere das sitzen auf kalten Stühlen, Bänken oder anderen Flächen gilt als kontraproduktiv. Patienten, die regelmäßig ein Sportstadium aufsuchen, sollten sich deshalb ein Luftsitzkissen anschaffen und auch wirklich benutzen. Die Kissen sind klein, leicht, blasen sich selbst auf und sorgen für eine gute Isolierung. Infektionen können aber auch dadurch vermieden werden, dass die Prostata selbst durchgespült wird. Viele Urologen raten ihren Patienten deshalb dazu, regelmäßig zu ejakulieren.

Oftmals sind Probleme mit der Prostata aber auch psychisch bedingt. Insbesondere Stress und emotionale Belastungen können für die Beschwerden verantwortlich sein. In diesem Fall können Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training für Linderung sorgen.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
  • Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014
  • Sökeland, J., Schulze, H., Rübben, H.: Urologie. Thieme, Stuttgart 2004

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