Probenecid

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Probenecid ist ein Medikament gegen Hyperurikämie und Gicht, das ein Mittel der zweiten Wahl darstellt. Es hemmt den URAT1-Austauscher in der Niere und steigert damit die Abgabe von Harnstoff an den Urin, während es die Ausscheidung von organischen Anionen verringert. Probenecid interagiert mit zahlreichen anderen Medikamenten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Probenecid?

Das Medikament ist für die Behandlung von Hyperurikämie oder der aus ihr entstehenden Gicht indiziert, stellt jedoch nicht die erste Behandlungsoption dar.
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Da das Arzneimittel den Körper dazu anregt Harnsäure auszuscheiden, gehört Probenecid zu den Urikosurika. Sein Anwendungsgebiet ist die Behandlung von Hyperurikämie und Gicht, wobei letztere eine Folge der Hyperurikämie darstellt.

Probenecid ist ein Mittel der zweiten Wahl: Es stellt in vielen Fällen nicht die beste Option für die erste Behandlung dar. Der Wirkstoff mit der Summenformel C13H19NO4S ist ein Feststoff und weist einen leicht bitteren Geschmack auf. Als Arzneimittel liegen die Kristalle oft in Tablettenform vor. Die MSD Sharp & Dohme GmbH ließ das Präparat unter dem Namen Santuril® patentieren.

Ursprünglich sollte es im Zweiten Weltkrieg die Versorgung mit Penicillin sicherstellen, denn da Probenecid die Wirkung von Penicillin steigern kann, ist bei Kombination der beiden Medikamente eine geringere Dosis erforderlich. Praktisch kam das Mittel jedoch nicht zum Einsatz, da die Entwicklung von Probenecid erst 1952 beendet wurde.

Pharmakologische Wirkung

Im menschlichen Körper produziert die Niere den Urin und bildet dazu zunächst den Primärharn. Aus diesem gewinnt das Organ verschiedene Stoffe zurück, darunter Elektrolyte und Harnstoff. Der Harnstoff dient in diesem Filterungsprozess der Verschiebung des osmotischen Gefälles, das Flüssigkeit und darin gelöste Stoffe durch die Membran diffundieren lässt. Bei der Wiederaufnahme nimmt der URAT1-Austauscher – vergleichbar mit einer Drehtür – auf der einen Seite organische Anionen auf und holt auf der anderen Seite Harnstoff wieder zurück.

Probenecid greift in diesen Vorgang ein: Die Wiederaufnahme von Harnsäure sinkt, da das Medikament den Austauscher behindert. Infolgedessen gibt der menschliche Körper mehr Harnsäure über den Urin ab als üblich. Dieser Prozess senkt den Harnsäuregehalt im Blut, der für die Hyperurikämie und durch sie entstehende Gelenkbeschwerden verantwortlich ist.

Wenn Probenecid die Aktivität des URAT1-Austauschers verringert, bleiben im Gegenzug mehr organische Anionen im Körper. Auf diese Weise kann Probenecid auch die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen, wenn der Körper diese Moleküle ebenfalls in geringerer Menge ausscheidet.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Das Medikament ist für die Behandlung von Hyperurikämie oder der aus ihr entstehenden Gicht indiziert, stellt jedoch nicht die erste Behandlungsoption dar. Stattdessen kommt Probenecid in der Regel erst zum Einsatz, wenn Bemühungen mit anderen Wirkstoffen nicht erfolgreich verliefen. Für diesen Zweck ist es auch in Deutschland zugelassen.

Die Medizin definiert Hyperurikämie als pathologisch erhöhten Harnsäurespiegel, der im Blutserum 6,7 mg/dl (Frauen) bzw. 7,4 ml/dl (Männer) übersteigt. Symptome manifestieren sich bei der Hyperurikämie nicht in jedem Fall. Kristallisiert die Harnsäure jedoch als Salz in den Gelenken, entsteht Gicht.

Im Rahmen eines akuten Anfalls zeigen sich Entzündungserscheinungen am betroffenen Gelenk. Häufig gehen sie mit Schmerzen einher. Während eines akuten Gichtanfalls ist Probenecid kontraindiziert. Als Reaktion auf die abgelagerten Harnsäure-Salze in den Gelenken verhärtet der Knorpel und wird dicker. Dieses Stadium ist auch als chronische Gicht bekannt.

Obwohl die meisten Personen bei Krankheitsbeginn 30–40 Jahre alt sind, kann Gicht in seltenen Fällen bereits im Kindesalter auftreten. Probenecid ist für Kinder unter 2 Jahren jedoch nicht geeignet.


Risiken & Nebenwirkungen

Bei Patienten mit Nierenstörungen ist Probenecid nicht zur Behandlung geeignet. Dies gilt auch, wenn die Wahrscheinlichkeit zur Entwicklung von Nierensteinen erhöht ist. Darüber hinaus ist das Medikament bei Überempfindlichkeit und Vorliegen eines akuten Gichtanfalls kontraindiziert.

Zu den potenziellen Nebenwirkungen von Probenecid gehören verschiedene Hautreaktionen wie Juckreiz, Haarausfall und Zahnfleischentzündung sowie Verdauungsprobleme wie Völlegefühl und Übelkeit. Darüber hinaus können Kopfschmerzen, Benommenheit und Appetitlosigkeit auftreten.

Zwischen Probenecid und zahlreichen anderen Medikamenten sind Wechselwirkungen möglich. In den meisten Fällen erhöht Probenecid die Konzentration der anderen Wirkstoffe im Blutserum und kann dadurch ihre Wirkung verändern. Andere Stoffe, beispielsweise Acetylsalicylsäure (ASS), können den therapeutischen Effekt von Probenecid verringern oder führen in anderen Fällen zu erhöhten Wirkrisiken.

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