Plazentitis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Plazentitis ist eine entzündliche, meist bakterielle Infektion der Plazenta, die für die Humanmedizin heute deutlich weniger relevant ist als für die Veterinärmedizin. Die Erkrankung betrifft ausschließlich Schwangere und wird in den meisten Fällen vaginal übertragen, wobei eine verfrühte Ruptur der Fruchtblase ausgelöst wird, sodass die Infektion auf die fetalen Membranen übergehen kann. In Folge dessen kommt es in frühen Stadien der Schwangerschaft meist zum Abort, wohingegen das Kind in späteren Stadien zwar oft geboren werden kann, wegen der infizierten Organstrukturen aber in der Regel nicht überlebensfähig ist.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Plazentitis?

Die Symptome einer Plazentitis hängen sowohl vom Stadium der Schwangerschaft als auch vom Erregertyp ab.
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Bei der Plazentitis kommt es zu einer entzündlichen Infektion der Plazenta. Diese Erkrankung betrifft zuweilen Frauen in der Schwangerschaft und kann in einen Abort des Embryos münden. So können mütterliche Krankheiten wie Syphilis, Toxoplasmose oder Röteln auf die Frucht übergreifen. Meist wird die auslösende Infektion einer Plazentitis vaginal übertragen.

Bei Erkrankungen wie der Syphilis ist aber auch eine Übertragung über das Blut bei intakten Fetalmembranen nicht auszuschließen. Für die Humanmedizin spielt die Plazentitis mittlerweile keine allzu bedeutende Rolle mehr.

Ursachen

Die Übertragung einer Plazentitisinfektion findet in den meisten Fällen bei verfrühter Ruptur des Amnions statt. Wenn das Amnion als Teil der Fruchtblase vorzeitig eingerissen oder verletzt ist, können die Erreger bei vaginaler Übertragung problemlos in die fetalen Membranen einwandern und den Fötus infizieren. Am häufigsten handelt es sich bei den Erregern einer Plazentitis um bakterielle Erreger, auch Viren und Pilze kommen theoretisch aber in Betracht.

Mangelnde Hygiene spielt für die Infektion oft eine gesteigerte Rolle. Neben Streptokokken der Gruppe B sind Staphylokokken, Enterokokken, Bakterien der Gruppe Chlamydien und Listerien oder Colibakterien die mit verbreitetsten Erreger der Erkrankung. Vor allem Listerien erreichen über die Plazenta hinweg den Fötus. Die meisten anderen Bakterien sind dazu nicht in der Lage. Über eine Infektion der Plazenta wird automatisch auch der Fötus infiziert.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome einer Plazentitis hängen sowohl vom Stadium der Schwangerschaft als auch vom Erregertyp ab. Bei Erregern der Gruppe Chlamydien kann die Betroffene zum Beispiel an einem Q-Fieber leiden, das die Symptome einer Grippe und ein zuweilen starkes Schwächegefühl hervorruft.

Auch Schmerzen kommen begleitend dazu vor. Unter Umständen macht sich die Ruptur des Amnion in Form von Ausfluss bemerkbar. Da die Plazentitis aber verschiedene Gesichter haben kann und sich daher pauschal kaum etwas über die Symptome aussagen lässt, sollte jede Art des Missbefindens während der Schwangerschaft ärztlich abgeklärt werden.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Der Arzt stellt die Diagnose einer Plazentitis über die Anamnese und begleitende Laboruntersuchungen. Eine Plazentitis unterscheidet sich in ihrem Verlauf mit dem jeweiligen Erreger. Unter Umständen können schwere Entzündungen mit starkem Fieber und stark erhöhten CRP-Werten einher gehen. Je nach Stadium der Schwangerschaft kann die Infektion des Fötus einen Abort herbeiführen.

Auch wenn es nicht zu einem Abort kommt, bleiben die Überlebenschancen des Embryos auf lange Sicht aber minimal. Die Erreger wandern meist in die Organe des Embryos ein. Nach der Geburt ist das Kind so noch immer mit der Krankheit infiziert. In den meisten Fällen erliegt es daher den Folgen einer Plazentitis, obgleich es die Infektion noch im Mutterleib vielleicht überlebt hat.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Plazentitis sollte in jedem Fall durch einen Arzt behandelt werden, da die Erkrankung zu einem Verlust des Kindes und damit zu einer Totgeburt oder zu einer Frühgeburt führen kann. Um diese Komplikationen zu vermeiden, sollte die Plazentitis immer frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden. Schon bei den ersten Anzeichen dieser Erkrankung ist ein Arzt aufzusuchen. In der Regel ist der Arzt dann aufzusuchen, wenn die Schwangere an starkem Fieber und an einem Schwächegefühl leidet. Die Beschwerden ähneln dabei stark den Beschwerden einer Grippe. Sollten sie jedoch länger anhalten, so ist ein Arzt aufzusuchen. Ebenfalls kann ein Ausfluss auf die Plazentitis hindeuten und sollte ebenfalls untersucht werden.

Die Diagnose und Behandlung der Plazentitis kann dabei durch einen Frauenarzt erfolgen. In Notfällen sollte das Krankenhaus aufgesucht werden. In den meisten Fällen kann die Plazentitis durch die Einnahme von Antibiotika geheilt werden, sodass es zu einem positiven Krankheitsverlauf ohne Komplikationen kommt.

Behandlung & Therapie

Der Arzt entscheidet sich bei der Plazentitis abhängig vom Erregertyp und den Symptomen der Mutter für einen Therapieweg. Grundsätzlich ist die Gabe von Medikamenten während der Schwangerschaft eine heikle Angelegenheit. Da es sich bei der Plazentitis aber um eine ernst zu nehmende Erkrankung handelt, die neben dem Leben des Embryos auch die Mutter gefährdet, muss sich der Arzt in diesem Szenario meist trotzdem für eine medikamentöse Behandlung entscheiden.

In den meisten Fällen ist die Gabe von Antibiotika unerlässlich. Am häufigsten wird Ampicillin verwendet, der Antibiotikatyp hängt letztlich aber ebenfalls vom Erreger im Einzelfall ab. Je nachdem, wie hoch der CRP-Wert der Mutter liegt und abhängig von der Höhe des eventuell begleitenden Fiebers muss der Arzt unter Umständen eine Geburt einleiten, die das Kind nur in den seltensten Fällen lebensfähig zur Welt bringt.

Komplikationen

In den meisten Fällen kommt es bei der Plazentitis zu einem Abort. Auch falls das Kind die Schwangerschaft und die Geburt überleben sollte, versterben die Kinder in der Regel direkt nach der Geburt, da sie nicht überlebensfähig sind. In den meisten Fällen sind dann die Eltern und die Angehörigen des Patienten auf eine psychologische Therapie und Behandlung angewiesen, da es dadurch zu Depressionen oder zu anderen psychischen Verstimmungen kommt.

Die Mutter leidet aufgrund der Plazentitis an sehr starken Schmerzen und weiterhin auch an einer Grippe. Es kommt zu einer allgemeinen Schwäche und zu einer deutlich verringerten Belastbarkeit des Patienten. Eine Behandlung der Plazentitis ist in der Regel nicht möglich. Während der Schwangerschaft ist die Mutter allerdings auf die Einnahme von Antibiotika und anderen Medikamenten angewiesen, um die Schwangerschaft zu überleben.

Die auslösende Krankheit geht damit auf den Embryo über, sodass das Kind mit verschiedenen Fehlbildungen auf die Welt kommt. Die weiteren Schwangerschaften sind von der Plazentitis allerdings nicht beeinflusst. Eventuell sollte der Kontakt mit Haustieren während der Schwangerschaft vermieden werden.

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Vorbeugung

Es gibt verschiedene Richtlinien, um einer Plazentitis vorzubeugen. Eine Infektion mit Toxoplasmose kann zum Beispiel über den engen Kontakt mit Haustieren, so vor allem Katzen ausgelöst werden. In der Regel kommt das aber höchstens dann vor, wenn das Tier regelmäßig Speichel in das Gesicht der Schwangeren absetzt oder gar mit Wunden an ihrem Körper in Kontakt gerät. Allgemeine Hygiene ist so eine der besten Vorbeugemaßnahmen gegen Plazentitis.

Infektionen wie Röteln, Steptokokken oder Pneumokokken lässt sich außerdem über Impfungen vorbeugen. Grundsätzlich wird in der Schwangerschaft die regelmäßige Blutkontrolle über Laboruntersuchungen angeraten, damit etwaige Infektionen frühzeitig erkannt werden können. Da die Plazentitis am Menschen wegen der hohen Hygienestandards heute aber nur noch selten vorkommt, müssen Schwangere trotzdem nicht in Angst und Schrecken vor der Erkrankung leben.

Nachsorge

Bei der Plazentitis stehen Betroffenen meist nur eingeschränkte Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Bei dieser Krankheit ist in erster Linie eine schnelle und vor allem eine sehr frühe Diagnose notwendig, um die Beschwerden der Erkrankung rechtzeitig zu lindern und diese einzuschränken. Dabei kann es in der Regel nicht zu einer selbstständigen Heilung kommen, sodass Betroffene bei dieser Krankheit auf die Behandlung von einem Arzt angewiesen sind.

In den meisten Fällen sind die Betroffenen auf einen Abbruch der Schwangerschaft angewiesen. Betroffen sind nach diesem Eingriff auf eine intensive Förderung und Unterstützung durch die eigene Familie angewiesen, wobei vor allem liebevolle Gespräche notwendig sind, um die Entstehung von Depressionen und anderen psychischen Verstimmungen zu verhindern. Wird die Schwangerschaft trotz der Plazentitis fortgesetzt, sind die betroffenen Frauen in der Regel auf die Einnahme von Antibiotika angewiesen.

Dabei sollte immer eine regelmäßige Einnahme mit der richtigen Dosierung beachtet werden. Bei Unklarheiten oder bei Fragen sollte dabei zuerst ein Arzt kontaktiert werden. Ebenso ist zu beachten, dass Antibiotika nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden dürfen. Der weitere Verlauf der Plazentitis hängt stark vom Zeitpunkt der Diagnose ab, sodass eine allgemeine Voraussage dabei in der Regel nicht möglich ist.

Das können Sie selbst tun

Bei dieser Erkrankung ist das Kind der werdenden Mutter extrem gefährdet, was für die Patientin eine große Belastung bedeutet. Daher ist eine psychotherapeutische Begleitbetreuung unbedingt anzuraten. Auch die weiteren Familienmitglieder, die sich mit der Diagnose Plazentitis auseinandersetzen müssen, können in diese Therapie mit einbezogen werden. Auch wenn es oft nicht angeraten ist, während einer Schwangerschaft Medikamente einzunehmen, ist hier dem ärztlichen Rat unbedingt Folge zu leisten. Verschriebene Medikamente wie Antibiotika müssen verschreibungsgemäß eingenommen werden. Von dieser Compliance hängt nicht nur die Gesundheit der Patientin, sondern auch die ihres Kindes ab.

Der betroffenen Patientin ist viel Ruhe, wenn möglich sogar Bettruhe anzuraten. Bei hohem Fieber haben sich kalte Wadenwickel bewährt. Sie können die Temperatur schonend absenken. In dieser Schwangerschaftssituation ist eine gesunde Ernährung besonders empfehlenswert. Auf den Speiseplan der Patientin gehören viel frisches Obst, Salat und Gemüse, dazu ballaststoffreiche Lebensmittel wie Haferflocken, Vollkornbrot oder Leinsamen, magere Aufschnitte und leichter Käse. Auf Alkohol, Zucker und Süßigkeiten verzichtet die Patientin besser. Sie darf dafür viel Wasser, Tees oder verdünnte Säfte trinken.

Selbstverständlich sollte die betroffene Patientin nicht rauchen und sich keinem unnötigen Stress aussetzen. Meditationen, Atemübungen und Entspannungstechniken wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson sind gut geeignet, die Patientin zur Ruhe zu bringen.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Rath, W., Gembruch, U., Schmidt, S. (Hrsg.): Geburtshilfe und Perinatologie: Pränataldiagnostik - Erkrankungen - Entbindung. Thieme, Stuttgart 2010

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