Bauchfellentzündung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Bauchfellentzündung, Bauchhöhlenentzündung oder Peritonitis ist eine schmerzhafte Entzündung des Bauchfelles. Die Krankheit kann unbehandelt tödlich verlaufen und sollte bei Verdacht schnellsten von einem Arzt untersucht und behandelt werden. Typische Beschwerden und Anzeichen für eine Bauchfellentzündung sind starke Schmerzen im Oberbauch bei Bewegung und eine Verspannung der Bauchdecke.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Bauchfellentzündung?

Die entzündlichen Prozesse des Bauchfells können durch das Eindringen von krankheitsauslösenden Bakterien von außen entstehen.
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Die Bauchfellentzündung wird in medizinischen Fachkreisen als Peritonitis bezeichnet. Das Peritoneum ist das Bauchfell, welches nicht immer komplett von entzündlichen Vorgängen betroffen sein muss.

Neben einer lokal begrenzten Entzündung, die nur bestimmte Organbereiche betrifft, zeichnet sich die sogenannte generalisierte oder diffuse Bauchfellentzündung durch einen abweichenden Verlauf der Erkrankung aus.

Die Endung -itis bezeichnet dabei den Aspekt, dass es sich um einen entzündlichen Vorgang handelt. Bei der Bauchfellentzündung werden abweichende Verlaufsformen beobachtet.

Ursachen

Als Ursache für eine Bauchfellentzündung kommen unterschiedliche Einflussfaktoren in Betracht. Die entzündlichen Prozesse des Bauchfells können durch das Eindringen von krankheitsauslösenden Bakterien von außen entstehen. Diese können beispielsweise durch das ungewollte Einfließen von Untersuchungsmedien wie Röntgenkontrastsubstanzen oder Darminhalt in die Bauchdecke verschleppt werden.

Die Bauchfellentzündung ist häufig eine Folgeerkrankung anderer ursächlicher Erkrankungen im Bauchraum. In diesem Zusammenhang können Ansammlungen von Bakterien aus Eiter- und Entzündungsherden aus angrenzenden Organen in das Bauchfell gelangen. Typische Auslöser sind beispielsweise die akute Blinddarmentzündung oder wenn ein Magengeschwür durch die Wand des Magens getreten ist. In eher selteneren Fällen kann eine Peritonitis durch die Verletzung von benachbarten Hohlorganen während medizinischer Untersuchungen entstehen, sodass sich deren Inhalte an das Bauchfell ergießen.

Erstaunlich ist, dass Krankheitserreger, die über das Blut- und Lymphsystem transportiert werden, sich ebenfalls am Bauchfell ansiedeln und dort eine Bauchfellentzündung hervorrufen können. In Abhängigkeit davon, welche Ursachen für die Entstehung einer Bauchfellentzündung in Frage kommen, wird zwischen der primären und der sekundären Bauchfellentzündung unterschieden.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei einer Bauchfellentzündung kommt es zu starken Bauchschmerzen, oft tritt auch Fieber auf. Die Bauchdecke ist sehr gespannt und druckempfindlich und die Betroffenen versuchen, aufgrund der starken Schmerzen eine Schonhaltung einzunehmen, die die starken Schmerzen lindert. Es gibt zwei Arten einer Bauchfellentzündung, die unterschiedliche Symptome haben können: eine lokal begrenzte Bauchfellentzündung und eine diffuse Bauchfellentzündung.

Bei einer lokalen Bauchfellentzündung treten die Bauchschmerzen in dem Bauchbereich auf, der die Entzündung verursacht. An dieser Stelle ist eine Abwehrspannung spürbar. Bei einer Blinddarmentzündung zum Beispiel beschränken sich die Schmerzen in der Regel auf den rechten Unterbauch. Die Schmerzen können begleitet sein von Übelkeit, Verstopfung und Fieber.

Bei einer diffusen Bauchfellentzündung treten die Bauchschmerzen im ganzen Bauchraum auf und die Bauchdecke ist hart, die Betroffenen krümmen sich vor Schmerzen. Es kommt zu Störungen der Magen-/Darmtätigkeit. Weil der ganze Bauch betroffen ist, sind die Symptome einer diffusen Bauchfellentzündung dramatischer.

Es können Symptome eines septischen Schocks auftreten wie ein niedriger Blutdruck bei beschleunigtem Herzschlag, Probleme mit der Atmung, hohes Fieber und kalter Schweiß. Da die Anzeichen nicht immer eindeutig sind, muss dringend eine ärztliche Untersuchung erfolgen, weil eine diffuse Bauchfellentzündung lebensgefährlich ist, wenn sie nicht umgehend behandelt wird.

Verlauf

Der Krankheitsverlauf ist bei den jeweiligen Arten der Bauchfellentzündung durch mehr oder weniger spezifische und allgemeine Erkrankungszeichen einer Entzündung gekennzeichnet.

Die Betroffenen klagen zunächst über die typischen Erkrankungssymptome einer Infektion. Sie fühlen sich matt und schlapp, leiden an Appetitlosigkeit und einem reduzierten Allgemeinbefinden.

Typische Verlaufsformen der Peritonitis sind die in den Stadien auftretenden schmerzhaften Beschwerden im Oberbauchbereich. Bei manueller Tastung fühlt sich der Bauch verhärtet an und zeigt eine starke Spannung. Bereits beim leichten Eindrücken der Bauchdecke treten immense Schmerzen auf.

Die Patienten zeigen im weiteren Krankheitsverlauf meist Brechreiz und Übelkeit. Deutlich sind zudem eine Abnahme der Körpertemperatur in den Extremitäten und ein blasses Gesicht. Auf Grund der Schmerzen ist die Atmung erschwert und schwerfällig, sodass der Herzschlag erhöht ist. In vielen Fällen tritt bei der Bauchfellentzündung Fieber auf.

Komplikationen

Eine Bauchfellentzündung ist bereits eine schwere Erkrankung und bedarf in jedem Fall der raschen Abklärung durch einen Arzt. Bei einer schweren Entzündung des Bauchfells kann es trotz Ursachenbehandlung zu schwerwiegenden Komplikationen kommen, etwa bei einem Atemstillstand in Folge einer Sepsis oder durch Nierenversagen. Im Verlauf der Erkrankung kann es außerdem zu Wundheilstörungen und in der Folge zu einem Darmverschluss und schweren Verklebungen und Verwachsungen im Magen-Darm-Trakt und Bauchraum kommen.

Die Komplikationen werden durch die auslösende Erkrankung, welche bei einer Bauchfellentzündung meist ein Blinddarmdurchbruch oder Darmverschluss ist, noch verstärkt. Wird die Bauchfellentzündung operativ behandelt, kann es zu Blutungen, chronischen Schmerzen und allergischen Reaktionen kommen. Selten tritt auch ein Narbenbruch auf, durch welchen Stuhl, Verdauungssäfte und Eiter in die Bauchhöhle gelangen können. Oftmals ist dies verbunden mit weiteren Entzündungen und anderen lebensbedrohlichen Komplikationen.

Häufige Folgeerkrankungen einer Bauchfellentzündung sind Abszesse, Sepsis oder Darmlähmung, die bei bis zu 30 Prozent der Betroffenen zum Tod führen. Wird die Entzündung gut überstanden, nimmt das Risiko für weitere Komplikationen allerdings rasch ab. Auch längere Zeit nach der Behandlung kann es zu Magen-Darm-Beschwerden und bewegungsabhängigen Bauchschmerzen kommen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die ersten Anzeichen einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) sind recht unspezifisch. Typischerweise wird die Erkrankung durch Schmerzen im Oberbauch, Fieber, Übelkeit, Gesichtsblässe, Appetitlosigkeit und eine allgemeine Schwäche begleitet. Es ist wichtig, recht zügig ärztlichen Rat in Anspruch zu nehmen, da einige der Verlaufsformen in Abhängigkeit von der Verursachung der Bauchfellentzündung schwerwiegend bis lebensbedrohlich sein können. Eine möglichst frühe Abklärung mit Identifizierung der Ursachen kann daher lebensrettend sein.

Eine Bauchfellentzündung kann beispielsweise durch eine akute Blinddarmentzündung verursacht werden, durch ein Magengeschwür, durch Verschleppung von Bakterien aus Entzündungsherden in den Bauchraum oder auch durch Darminhalt, der nach Verletzung des Dünndarms in den Bauchraum gelangen kann. Für eine erfolgversprechende Therapie ist die Bekämpfung bzw. die Beseitigung der ursächlichen Erkrankung oder Verletzung enorm wichtig.

Eine möglichst frühe, zielführende Therapie setzt voraus, dass die erkrankten Personen, die an den oben beschriebenen Symptomen leiden, unverzüglich zum Arzt gehen. Kompetente Ansprechpartner können erfahrene Hausärzte oder Internisten sein, die erste Abklärungen über die Anamnese und über eine Ultraschalluntersuchung durchführen können und über das weitere diagnostische und therapeutische Schritte beraten oder entscheiden können. Ein längeres Abwarten über Tage hinweg kann zu erheblichen Komplikationen wie Nierenversagen oder Blutvergiftung (Sepsis) und anderen lebensbedrohlichen Zuständen führen.

Behandlung & Therapie

Generell ist die Bauchfellentzündung eine nicht zu unterschätzende Erkrankung, da sie unbehandelt zu lebensbedrohlichen Einschränkungen führen kann. Wenn die Krankheit rechtzeitig erkannt wird, indem die Betroffenen zum Arzt gehen, können verschiedene Therapien hilfreich sein. Hierbei muss jedoch abgewogen werden, ob es sich um ein akutes Auftreten handelt, beim dem nur der Notarzt therapieren kann, denn in vielen Fällen kann eine Peritonitis tödlich verlaufen.

Die Therapieformen sind intensiv, denn es bestehen die Möglichkeiten des operativen Eingriffs und einer Therapie mit intensivmedizinischen Mitteln. Eine akute Bauchfellentzündung wird immer operativ therapiert. Als nachfolgende Therapie kann bei einem sehr schweren Erkrankungsbild mit den Zeichen einer bakteriellen Vergiftung auf Grund der möglicherweise absehbaren Risiken eine intensivmedizinische Betreuung unumgänglich sein.

Innerhalb der medikamentösen Behandlung sind Arzneimittel wie hoch dosierte Schmerzmedikamente und eine sogenannte Nach- und Nebenbeatmung äußerst sinnvoll. Außerdem werden gegen die Bauchfellentzündung Antibiotika eingesetzt.

Nachsorge

Da eine Bauchfellentzündung sich oft rasant zu einem medizinischen Notfall entwickelt, ist eine Nachsorge meistens in der Behandlung mit eingeschlossen. Der sofortige Notruf ist unerlässlich. Für die klassischen Symptome einer Bauchfellentzündung sind akute, aber bisher unentdeckte Verursacher im Bauchraum verantwortlich. Diese müssen wegen der Lebensgefahr umgehend behandelt werden. Außerdem können durch eine Bauchfellentzündung spätere Organschädigungen eintreten.

Ohne eine Operation kann eine Bauchfellentzündung in den meisten Fällen nicht gebessert werden. Außerdem muss durch geeignete Maßnahmen und schnelles Handeln verhindert werden, dass es postoperativ zu einer Sepsis kommt. Die anschließende Behandlung mit Antibiotika stellt bereits einen Teil der notwendigen Nachsorge dar. Auch der Heilungsprozess der Operationswunde und der zugrundeliegenden Auslöser müssen beobachtet werden.

In seltenen Fällen bildet sich eine Entzündung am Bauchfell auch ohne erkennbaren Auslöser. Hier muss eine sorgfältige Differentialdiagnose einen operationsbedürftigen Auslöser ausschließen. Anschließend wird der Betroffene in der Nachsorge mit einer Antibiotika-Therapie kuriert. Je früher behandelt wird, desto eher kann der Patient von der lebensbedrohlichen Notfallsituation genesen.

Aussicht & Prognose

Die Prognose bei einer Bauchfellentzündung ist abhängig von dem Schweregrad der Erkrankung, der Art der medizinischen Versorgung und dem Alter des Patienten. Gute Heilungschancen bestehen, wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt und stationär behandelt werden kann.

Ebenfalls gute Aussichten für eine Beschwerdefreiheit bestehen, wenn die Entzündung als Folgeerscheinung bei der Entfernung des Blinddarms erworben wurde. Hat der Patient ein starkes Immunsystem und führt eine gesunde Lebensweise, erhöhen sich seine Chancen auf eine schnelle Genesung. Liegen keine weiteren chronischen Erkrankungen oder Entzündungserscheinungen vor, ist der Patient im Normalfall innerhalb einiger Wochen wieder beschwerdefrei.

Je jünger und gesünder ein Patient ist, desto besser ist die Prognose bei einer Bauchfellentzündung. Darüber hinaus steigen die Heilungsaussichten der schweren Erkrankung bei einer Behandlung im Krankenhaus. Die Möglichkeiten einer ambulanten medizinischen Versorgung sind nicht ausreichend genug, um eine möglichst schnelle Genesung zu bewirken.

Weniger optimistisch ist eine Prognose bei einem Organdurchbruch. Breitet sich die Entzündung im gesamten Bauchraum durch den Organbruch aus, verfügt der Körper häufig nicht über die notwendigen Ressourcen, die für eine Heilung notwendig sind. Der Organismus kann trotz einer sehr guten medizinischen Versorgung nicht die ausreichenden Selbstheilungskräfte mobilisieren.

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Das können Sie selbst tun

Eine Bauchfellentzündung ist meist ein medizinischer Notfall, der operativ behandelt werden muss. Ergänzend können die Symptome und Beschwerden durch eine Reihe von Selbstmaßnahmen und Hausmitteln gelindert werden.

Nach dem chirurgischen Eingriff gelten Bettruhe und Schonung. Meist ist außerdem eine radikale Ernährungsumstellung notwendig, um Durchfälle und Bauchschmerzen zu vermeiden. Nach vier bis sechs Wochen sollte sich der Bauchraum beruhigt haben und die gewohnte Ernährung ist wieder möglich. Zur Beschleunigung der Genesung kann auf einige Mittel aus der Natur zurückgegriffen werden.

Wirksame Heilpflanzen sind etwa Arnika, Hamamelis, Kamille und Wacholder. In Form von Tees oder heißen Bädern zugeführt, wirken diese Pflanzen entzündungshemmend und schmerzlindernd. Einen ähnlichen Effekt hat ein Absud aus Bibernelle, Stechpalme, Schlüsselblume und Odermennig.

Eine lokal begrenzte Bauchfellentzündung kann selten auch durch eine Nulldiät und Bettruhe behandelt werden. Voraussetzung für eine Selbstbehandlung ist allerdings, dass die auslösende Störung diagnostiziert wurde und auf ähnliche Behandlungsmaßnahmen anspricht. Generell sollten mögliche Auslöser ermittelt und für einen späteren Arztbesuch festgehalten werden. Dadurch und durch die Vermeidung reizender Lebensmittel ist eine komplikationsfreie Behandlung der Bauchfellentzündung möglich.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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