Perfusionsdruck

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Mit dem medizinischen Fachausdruck Perfusionsdruck wird jener Druck bezeichnet, mit dem ein zu versorgendes Organ bzw. eine Gewebestruktur durchblutet wird. Rechnerisch ergibt sich die Höhe des Perfusionsdrucks aus der Differenz zwischen dem Blutdruck in den Arterien und dem in die Gegenrichtung wandernden Gewebedruck. Je nach Körperbereich ergibt sich ein unterschiedlicher Wert.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Perfusionsdruck?

Mit dem medizinischen Fachausdruck Perfusionsdruck wird jener Druck bezeichnet, mit dem ein zu versorgendes Organ bzw. eine Gewebestruktur durchblutet wird.

Der Begriff Perfusionsdruck ist ein Fachterminus der Humanmedizin. Mit ihm wird der Druck, mit welchem ein Organ bzw. Gewebe durchblutet wird, angegeben. Je nach Körperbereich ergibt sich ein spezifischer Messwert, der als Unterbegriff eine eigene Bedeutung einnimmt. Beispielhaft wird zwischen den folgenden Werten unterschieden:

  • Pulmonaler Perfusionsdruck: Hierbei handelt es sich um den Perfusionsdruck, mit welchem die Lunge versorgt wird. Er ergibt sich aus dem Unterschied zwischen dem Mittelwert des Pulmonalarteriendrucks (PAD) und dem Druck der linken Arterien.
  • Koronarer Perfusionsdruck: Der Druck der Herzkranzarterien (Koronararterien), die den Herzmuskel mit Blut versorgen.
  • Okulärer Perfusionsdruck (OPD): Hiermit wird der Perfusionsdruck im menschlichen Auge beschrieben. Er ergibt sich aus der Differenz zwischen Augeninnendruck und arteriellem Druck.
  • Zerebraler Perfusionsdruck (CPP): Der Druck, mit dem das Gehirn durchblutet wird. Er ergibt sich aus dem Unterschied zwischen dem Druck, mit dem Blut in das Gehirn gepumpt wird (MAP-Druck) und dem intrakraniellen Druck.

Funktion & Aufgabe

Der Perfusionsdruck dient in der Medizin als einer der bedeutendsten Indikatoren zur Bestimmung der menschlichen Gesundheit. Obwohl jeder Mensch einen individuellen Perfusionsdruck aufweist, der sich je nach konkreter Situation, Alter und Umwelt verändert, können aufgrund von durchschnittlichen Werten bedeutende Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand durchgeführt werden.

So ist etwa der Perfusionsdruck des Auges, der okuläre Perfusionsdruck (OPD), ein wichtiger Faktor zur Prognose und Diagnose beim Grünen Star. Denn dieser ist für die Versorgung und Aktivität (bzw. Inaktivität) des Sehnervs von Relevanz. Bei nicht nur vorübergehenden Störungen des okulären Perfusionsdrucks (zu geringer Druck) werden die für den Grünen Star verantwortlichen Veränderungen des Auges hervorgerufen.

Auch der zerebrale Perfusionsdruck (CPP), der die Druckgeschwindigkeit zum Gehirn angibt, kann erkenntnisreiche Rückschlüsse auf die Gesundheit eines Patienten liefern. Denn die angemessene Blutversorgung des Gehirns bzw. des gesamten Schädelbereiches ist unverzichtbar. Minderversorgungen können zum Tod führen.

Diese Beschreibungen lassen sich auch auf den Druck der Herzkranzarterien (Koronarer Perfusionsdruck) übertragen. Unterversorgungen können zum Herzstillstand und schließlich zum Tod führen.

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Krankheiten & Beschwerden

Ein zu geringer zerebraler Perfusionsdruck (Perfusionsdruck des Gehirns) kann einen Druckabfall verursachen, der schließlich zu einer zu geringen Durchblutung des Gehirns oder einem vollständigen Stillstand der Durchblutung führt. Diese sogenannte Ischämie ist meist auf eine Veränderung der Blutgefäße zurückzuführen. Solche können etwa die Folge einer Embolie oder Thrombose sein.

Eine Ischämie kann vorübergehend auftreten oder dauerhaft sein. Je länger sie andauert, desto größer ist die Gefahr anhaltender Gewebeschäden. In schlimmen Fällen wird von einer kritischen Ischämie gesprochen. Die Ischämie verursacht eine zelluläre Stoffwechselbehinderung. Sie wird häufig von einem Sauerstoffmangel begleitet.

Die hierdurch in Gang gesetzten Prozesse können zum Absterben von Zellen (Zelltod bzw. Nekrose) führen und damit einen Infarkt auslösen. Ein solcher ist also nicht nur im Bereich des Herzens (Herzinfarkt) möglich, sondern kann auch im Bereich des Gehirns (Hirninfarkt bzw. Ischämischer Schlaganfall) auftreten. Je nach Schwere des Infarkts variieren die Folgen. Unterbleibt eine umgehende Versorgung, kann der Infarkt tödlich sein.

Die Zeitdauer, in welcher der durch die Ischämie hervorgerufene Druckverlust ohne bleibende Schäden verkraftet werden kann (Ischämiezeit), variiert von Organ zu Organ. Die Ischämiezeit des Gehirns beträgt nach Angaben in der Fachliteratur nur wenige Minuten. Für Organe, die transplantiert werden können, (z. B. Niere, Herz, Leber etc.) ist sie mit bis zu maximal 12 Stunden wesentlich höher.

Ferner kann durch einen zu geringen Perfusionsdruck im Auge (dem oukulären Perfusionsdruck) die Bildung eines Grünen Stars (Latein: Glaukom) begünstigt werden. Im Wesentlichen findet die Begrifflichkeit des Grünen Stars als Sammelbegriff für verschiedene Krankheiten des Auges Verwendung. Sie alle haben gemein, dass sie die Netzhaut schädigen und damit die Sehfähigkeit beeinträchtigen.

Ein Glaukom entsteht häufig erst nach dem 40. Lebensjahr. Mit zunehmendem Alter steigt die Häufigkeit. Ein unbehandelter Grüner Star führt ggf. zur Blindheit. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist deshalb von besonderer Bedeutung.

Die Symptome des Glaukoms nehmen mit Dauer der Erkrankung zu. Zu Beginn sind sie kaum zu erkennen. Patienten berichten über ein erhöhtes Druckgefühl im Auge. Häufig kommt es auch zu einer Verringerung des Sehvermögens. Charakteristisch ist auch eine Verengung des Gesichtsfeldes. Dieses Symptom geht oft mit dem Verlust der Kontrastwahrnehmung einher. Typisch ist außerdem eine Lichtscheue.

Im Zuge einer Behandlung des Grünen Stars wird sehr auf einen angemessenen okulären Perfusionsdruck geachtet, um die Verschlimmerung der bereits eingetretenen Symptome zu verhindern. Auch wird der Blutdruck beeinflusst. Der Umfang der Therapie sowie die entsprechenden Maßnahmen richten sich nach dem Einzelfall. Möglich sind eine Operation sowie die Vergabe von Medikamenten.

Quellen

  • Greten, H., Rinninger, F., Greten, T. (Hrsg.): Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2010
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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