Paartherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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In den meisten längeren Beziehungen gibt es Krisen, die ein Paar zu bewältigen hat. Wenn man Probleme allein nicht lösen kann, macht es Sinn, sich professionelle Hilfe in Form einer Paartherapie zu holen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Paartherapie?

Als Paartherapie bezeichnet man eine psychologische Arbeit, bei der ein Paar unterstützt wird, seine Konflikte aufzuarbeiten und beizulegen.

Als Paartherapie bezeichnet man eine psychologische Arbeit, bei der ein Paar unterstützt wird, seine Konflikte aufzuarbeiten und beizulegen. In Deutschland ist sie eng verwandt mit der Eheberatung.

Beide zählen zu den nichtheilkundlichen Tätigkeiten. In der Paartherapie oder auch in der Eheberatung arbeiten vor allem Seelsorger, Psychologen und Sozialpädagogen. Meistens wird mit beiden Partnern gearbeitet, manchmal aber auch individuell.

Funktion, Wirkung & Ziele

Eine Paarberatung ist sinnvoll, wenn ein Paar es nicht schafft, seine Probleme zusammen zufriedenstellend zu lösen, beide Partner aber an ihrer Beziehung arbeiten wollen.

Partnerschaftsprobleme sind belastend für beide Partner und können im ungünstigsten Fall krank machen und zu Depressionen führen. Das Ziel einer Paartherapie muss nicht immer der Erhalt einer Beziehung sein, manchmal kann es auch angezeigt sein, das Paar zu einer für beide annehmbaren Trennung zu begleiten. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Gelingen einer Paartherapie ist die Erkenntnis beider Partner, dass nicht einer der beiden an der Krise Schuld ist.

In einer Paartherapie gibt es verschiedene Anwendungsverfahren:

In den psychoanalytischen Verfahren geht man davon aus, dass ein oder beide Partner neurotische Veranlagungen mitbringen. Der Psychotherapeut Jürg Willi spricht von Kollusion, z. B. ein Partner ist narzisstisch veranlagt ist und will bewundert werden, der Partner bewundert und idealisiert ihn. Solche Festschreibungen können immer problematisch werden, wenn ein Partner auf dieses Verhalten reduziert wird und darunter leidet.

Bei den humanistischen Verfahren spielt besonders die Paarsynthese von Michael Cöllen eine Rolle. Zentrale These ist, dass Liebe und Imtimität schon früh im Leben angelegt sind und eine intime und emotionale Bindung einen wichtigen Grundstein für die Persönlichkeitsentwicklung bildet, besonders im Hinblick auf die Liebes- und Konfliktdynamik eines Paares. In der Therapie sollen narzisstische Störungen in der Paardynamik offen gelegt und bearbeitet werden und Intimität in den verschiedenen Ebenen Körper, Gefühl, Seele, Sprache und Zeit soll gefördert und Liebe als Sinn- und Lebensorientierung verstanden werden.

In der Mehrgenerationen-Therapie wird die Ursache für die Paarkonflikte in den Herkunftsfamilien vermutet. Man nimmt an, dass es sich um einen immer wiederkehrenden Grundkonflikt über mehrere Generationen handelt, der das Paar einholt. Zentrale Begriffe in der Mehrgenerationen-Therapie sind Loyalität, Delegation und widersprüchliche Aufträge aus den Herkunftsfamilien.

Die systemische Paartherapie beschäftigt sich mit der Frage, welche "zirkulären Prozesse" den Paarkonflikt erhalten und unterscheidet dabei die Verhaltensebene, die Verhaltensmuster und Konstruktion der Wirklichkeit. Wichtige Begriffe der Systemischen Paartherapie sind Zirkularität, Reframing, Neutralität, Lösungs- und Ressourcenorientierung sowie positive Konnotation.

Die kommunikationspsychologische Therapie hat das Ziel, die Kommunikation der Partner zu verbessern, damit sie einander besser verstehen. John Gottman nennt 4 Apokalytische Reiter als typische Kommunikationsfallen einer Beziehung:

  • Kritik, Schuldzuweisungen, Anklagen
  • Verteidigung und Rechtfertigung
  • Verachtung und Geringschätzung
  • Mauern, Rückzug


Risiken, Gefahren & besondere Hinweise

Ein Risiko einer Paartherapie ist die Möglichkeit, dass am Ende der Therapie eine Trennung stehen kann.

Eine Paartherapie kann helfen, Konflikte und Kommunikationsmuster offen zu legen, sie kann aber keine Beziehung kitten. Wenn nicht ausreichend Liebe bei den Partnern vorhanden ist, kann auch eine Paartherapie nicht helfen. Auch ist eine Paartherapie nicht dazu da, einen der Partner grundsätzlich zu verändern, dass dieser "beziehungstauglicher" wird.

Der Psychotherapeut Wolfgang Schmidbauer hält das Ertragen und Aushalten von Unterschieden der beiden Partner für die wichtigsten Eigenschaften in einer Paarbeziehung. Eine Paartherapie kann je nach zeitlichem Aufwand teuer sein, da Paartherapien nicht von den Kassen übernommen werden. Nebenwirkungen können sein, dass sich beide Partner in einer Paartherapie verändern, was wiederum eine neue Herausforderung für die Beziehung bedeuten kann.

Quellen

  • Schär, M.: Paarberatung und Paartherapie. Springer Verlag, Berlin 2016
  • Stein, B., Wilms. B.: Psychotherapie im Dialog-Paartherapie. Thieme Verlag, Stuttgart 2014
  • Wirsching, M., Scheib, P.: Paar- und Familientherapie. Springer Verlag, Berlin 2013

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