Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung) ist eine Erkrankung des Knochens, die durch Bakterien wie z. B. Staphylococcus aureus hervorgerufen wird. Der Entzündungsherd liegt im Knochenmark und breitet sich im weiteren Verlauf auf die verschiedenen Knochenschichten aus. Man unterscheidet zwischen einer endogenen und exogenen Osteomyelitis, die sowohl in einer akuten als auch in einer chronischen Form auftreten können.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Osteomyelitis?

Die akute Entzündung des Knochenmarks führt anfangs zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Der Patient fühlt sich müde und schlapp, es kommt zu Übelkeit und Fieber, manchmal begleitet von Schüttelfrost.
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Die Osteomyelitis ist eine Entzündung des Knochenmarks, welche durch Bakterien hervorgerufen wird. Hierfür ist i. d. R. das Bakterium Staphylococcus aureus verantwortlich. Die Osteomyelitis wird eingeteilt in endogen und exogen. Dies bezieht sich auf die Entstehung der Osteomyelitis.

Die endogene Osteomyelitis - auch als hämatogene Osteomyelitis bezeichnet - entsteht, wenn die Bakterien über das Blut (hämatogen) in das Knochenmark gelangen. Die Bakterien hierfür stammen i. d. R. von einem Infektionsherd im Inneren (endo) des Körpers. Die exogene Osteomyelitis tritt als Folge von äußeren (exo) Verletzungen auf. Der Eintritt des Erregers ins Knochenmark erfolgt über die Wunde.

Die akute Osteomyelitis wird in drei Gruppen eingeteilt, abhängig vom Alter des Betroffenen. Man unterscheidet zwischen einer akuten hämatogenen Säuglingsosteomyelitis, einer akuten hämatogenen Osteomyelitis im Kindesalter und einer akuten hämatogenen Osteomyelitis beim Erwachsenen.

Ursachen

Hauptursache für eine Osteomyelitis sind Bakterien, die eine Infektion im Knochenmark verursachen. Neben dem Staphylococcus aureus können Salmonellen, Streptokokken als auch das Escherichia coli für die Knochenmarkentzündung verantwortlich sein.

Bei der endogenen Osteomyelitis gelangt das Bakterium über die Blutversorgung in das Knochenmark. Hierfür müssen andere Infektionsherde im Körper vorliegen wie z. B. Mandelentzündung, Entzündung der Nasennebenhöhlen sowie Entzündungen der Zähne und der Schleimhäute. Da der Infektionsweg über die Blutversorgung erfolgt, kann das Bakterium sich über das gesamte Skelett ausbreiten und zu einer schweren Sepsis führen.

Bei der exogenen Osteomyelitis gelangen die Erreger von außen in das Knochenmark. Dies kann durch eine Verletzung oder auch bei einem operativen Eingriff geschehen. Die Bakterien breiten sich hierbei hauptsächlich im Bereich der Wunde aus, so dass die Knochenmarkentzündung örtlich begrenzt ist. Das Risiko einer exogenen Osteomyelitis ist erhöht, wenn z. B. Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Arteriosklerose vorliegen und/oder das Immunsystem geschwächt ist.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die akute Entzündung des Knochenmarks führt anfangs zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Der Patient fühlt sich müde und schlapp, es kommt zu Übelkeit und Fieber, manchmal begleitet von Schüttelfrost. Nach kurzer Zeit beginnt die Region über dem entzündeten Knochenmark zu schmerzen. Sie ist druckempfindlich und geschwollen.

Die Haut verfärbt sich rot und fühlt sich warm an. Der Knochen kann schmerzhaft pulsieren und die Gliedmaßen verlieren an Kraft und Muskelspannung. Im weiteren Verlauf kann sich eine Fistel bilden. Von der Entzündung produziertes Sekret oder Eiter muss abfließen. Daher bahnt es sich einen Kanal durch die Haut und tritt aus der Fistelöffnung aus.

Folgt die Infektion nach einer Verletzung oder nach einer Operation, wie beispielsweise nach dem Einsetzen eines künstlichen Gelenks, kann Eiter aus der noch nicht verheilten Wunde sickern. Aber auch wenn die Wunde sich bereits geschlossen hat, kann noch lange Zeit nach dem Eingriff eine Entzündung entstehen, was man als subakute Osteomyelitis bezeichnet.

Ist ein Gelenk beteiligt, äußert sich das in Schmerzen bei bestimmten Bewegungen. Es können alle Knochen von Osteomyelitis betroffen sein, am häufigsten zeigt sie sich aber an Oberarmen oder Knien. Wird die Krankheit nicht behandelt, kann sich die Entzündung weiter im Körper ausbreiten und das Knochenmark irreversibel schädigen.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose Osteomyelitis wird mithilfe verschiedener diagnostischer Verfahren gesichert. Da Symptome wie Schwellung, Rötung und Bewegungseinschränkung auch andere Ursachen haben können, werden nach einer gründlichen Anamnese (Krankengeschichte) zunächst folgende Blutwerte untersucht.

Da es sich bei der Osteomyelitis um eine Entzündung handelt, sind die Entzündungsparameter wie Leukozyten (weiße Blutkörperchen), CRP (C-reaktives Protein) und BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) erhöht. Mithilfe von Blutkulturen kann man den Erreger bestimmen.

Neben der Labordiagnostik werden auch bildgebende Verfahren wie z. B. Röntgen, Ultraschall, Kernspintomographie als auch Skelettszintigraphie eingesetzt. Jedoch kommen diese Untersuchungsmethoden erst später zum Einsatz, da sich sichtbare Veränderungen am Knochen frühestens nach ca. zwei bis drei Wochen zeigen.

Der Verlauf einer Osteomyelitis ist abhängig von der Art der Knochenmarkentzündung. Die akute endogene Osteomyelitis heilt ohne Folgen aus, wenn diese rechtzeitig diagnostiziert und adäquat behandelt wird.

Beim Erwachsenen kann diese Form der Knochenmarkentzündung oftmals chronisch verlaufen. Da sich die Knochen im Laufe der Jahre verändern, kann es vorkommen, dass diese nicht mehr so gut auf die Behandlung ansprechen. Es kommt infolge dessen immer wieder zu akuten Schüben. Bei 10 von 100 Betroffenen nimmt die endogene Osteomyelitis einen chronischen Verlauf.

Beim Säugling oder im Kindesalter nimmt die endogene Osteomyelitis häufig einen schweren Verlauf und es kommt zu bleibenden Schäden. Wachstumsstörungen sind die Folge und der betroffene Körperteil verformt oder verkürzt sich. Eine weitere Folge kann eine Blutvergiftung (Sepsis) sein.

Bei der exogenen Osteomyelitis wirken sich eine frühzeitige Diagnose sowie eine adäquate Behandlung positiv auf den Verlauf aus und kann demzufolge folgenlos ausheilen. Jedoch entsteht i. d. R. aus der akuten Osteomyelitis eine chronische Form, was zur Folge hat, dass sich der Knochen verändert. Stabilität und Bewegungsfähigkeit nehmen ab und die Entzündung kann sich auf benachbarte Gelenke ausbreiten. Bei ca. 6 von 100 Betroffenen kommt es im weiteren Verlauf der Osteomyelitis zu einer Amputation des betroffenen Körperteils.

Komplikationen

In der Regel treten bei der Osteomyelitis dann Komplikationen auf, wenn die Krankheit nicht rechtzeitig behandelt wird. Die Betroffenen leiden dabei an hohem Fieber und nicht selten auch an einer Abgeschlagenheit und an einer dauerhaften Müdigkeit. Die Entzündung kann sich dabei auch in die anderen Knochenschichten ausbreiten. Es treten auch Schwellungen und Rötungen auf der Haut auf.

Möglicherweise leiden der Patient aufgrund der Osteomyelitis auch an verschiedenen Bewegungseinschränkungen und somit an Einschränkungen im Alltag. Im Allgemeinen wird die Lebensqualität des Betroffenen krankheitsbedingt erheblich verringert. Auch die Gelenke und Knochen schmerzen und können dabei zu einer Gereiztheit des Betroffenen führen. Sollte die Osteomyelitis schon bei Kindern auftreten, so kann diese Krankheit zu starken Störungen der Entwicklung und auch des Wachstums führen.

Ebenso kann es dabei im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung kommen, die für den Patienten tödlich enden kann. Die Behandlung der Osteomyelitis erfolgt in der Regel relativ unkompliziert und mit Hilfe von Antibiotika. Dabei kommt es auch nicht zu Komplikationen. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird bei einer erfolgreichen Behandlung nicht weiterhin beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einem allgemeinen Krankheitsgefühl, Unwohlsein oder Abgeschlagenheit sollte ein Arzt konsultiert werden. Kommt es zu einem Verlust des gewohnten Leistungsniveaus oder einer Abnahme der Belastbarkeit, wird ein Arzt benötigt. Grippeähnliche Beschwerden wie Schüttelfrost, Schmerzen oder eine Unregelmäßigkeit des Muskelapparates sind untersuchen und behandeln zu lassen. Entzündungserscheinungen, eine erhöhte Körpertemperatur sowie Übelkeit sind Anzeichen einer gesundheitlichen Beeinträchtigung, die einem Arzt vorzustellen ist. Verfärbungen des Hautbildes und ein Wärmempfinden der Haut gelten als besorgniserregend.

Halten die Beschwerden über eine längere Zeit an oder nehmen sie an Intensität zu, wird ein Arzt benötigt. Bei einer Eiterbildung ist besondere Vorsicht geboten. In schweren Fällen droht dem Betroffenen eine Sepsis und damit ein lebensgefährlicher Zustand. Ein Arztbesuch ist notwendig, sobald es zu einer Ausbreitung der Rötung an der betroffenen Stelle kommt oder keine sterile Wundversorgung gewährleistet werden kann. Die Vergrößerung einer Wunde sollte ebenfalls einem Arzt vorgestellt werden.

Können die alltäglichen Anforderungen nicht mehr erfüllt werden oder stellen sich Störungen der allgemeinen Bewegungsabläufe ein, ist ein Arztbesuch anzuraten. Schwellungen in unmittelbarer Nähe der Knochen sowie Empfindungsstörungen sind weitere Anzeichen einer Unregelmäßigkeit. Ein Arzt ist zu konsultieren, sobald sich Gefühle der Taubheit einstellen oder eine Druckempfindlichkeit sowie Überempfindlichkeit bei Berührungen eintritt.

Behandlung & Therapie

Die Osteomyelitis wird mit Antibiotika behandelt. Bei der akuten Osteomyelitis wird zudem der betroffene Körperteil mithilfe einer Schiene oder eines Gipsverbandes ruhig gestellt. Ist außerdem viel Gewebe abgestorben, muss dieses operativ entfernt werden.

Bei der exogenen Osteomyelitis kommt es aufgrund der schlechten Durchblutung des Knochens nur zu einer eingeschränkten Heilung durch Antibiotika. Aufgrund dessen muss eine chirurgische Versorgung stattfinden. Hierbei wird das befallene und zerstörte Gewebe abgetragen. Vor allem bei großflächigen Abtragungen erfolgt zudem eine sog. Spongiosaplastik, ein Auffüllen des Knochens mit Knochensubstanz aus einem gesunden Knochen.

Bei der chronischen Osteomyelitis wird die Entzündung ebenfalls mit Antibiotika therapiert. Eine operative Behandlung ist hier auf jeden Fall notwendig. Da aufgrund der immer wieder auftretenden Infektionen das Gewebe nachhaltig zerstört wird und sich die Entzündung meist unkontrolliert ausbreitet, ist eine Amputation der betroffenen Extremität medizinisch rechtzeitig anzuraten.


Aussicht & Prognose

Eine Osteomyelitis oder Knochenmarkentzündung nimmt in vielen Fällen einen chronischen Verlauf an. Je früher die Krankheit erkannt wird, umso besser ist die Prognose. Die Osteomyelitis lässt sich im frühen Stadium leichter behandeln. Eine chronische Manifestation und damit verbundene irreversible Schäden können mitunter abgewandt werden.

Sowohl die Art als auch die Ausprägung der Osteomyelitis beeinflussen die Prognose. Das Alter des Erkrankten, sein allgemeiner Gesundheitszustand und die Gruppe der Erreger sind ebenfalls ausschlaggebende Faktoren. Bei einer akuten Osteomyelitis hat der Betroffene eine bessere Aussicht auf Heilung als bei der chronischen Form. Die akute Knochenmarkentzündung heilt bei frühzeitiger Behandlung in der Regel vollkommen aus. Wird sie spät diagnostiziert, kann sie chronisch werden. Die Prognose ist in diesem Fall ungünstiger, die Behandlung wird langwierig. Es besteht die Gefahr von Durchblutungsstörungen im Knochen. Das Gelenk kann dabei nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr bewegt werden. Bei schweren Krankheitsverläufen können antibiotische Medikamente die Krankheit nicht mehr eindämmen. Hier ist eine Operation notwendig. Das befallene Knochengewebe wird bei dem chirurgischen Eingriff entnommen.

Bei einer Osteomyelitis können keine Vorbeugungsmaßnahmen getroffen werden. Menschen mit einem stabilen Immunsystem erkrankten jedoch seltener an der Knochenmarkenzündung. Wurde ein Patient bereits gegen Osteomyelitis therapiert, wirkt sich das Vermeiden von Überlastung positiv aus.

Vorbeugung

Vorbeugende Maßnahmen können für eine Osteomyelitis bedingt durchgeführt werden. Da die Osteomyelitis durch Bakterien hervorgerufen wird, kann bei Verletzungen und operativen Eingriffen prophylaktisch Antibiotika verabreicht werden.

Weitere vorbeugende Maßnahmen sind seitens des Krankenhauses/der Arztpraxis zu treffen. Durch Einhaltung der Hygienebestimmungen lässt sich die Ausbreitung der verursachenden Bakterien verhindern, so dass das Auftreten einer Osteomyelitis auf ein Minimum vermindert werden kann.

Nachsorge

Bei der Osteomyelitis stehen dem Betroffenen in der Regel nur sehr wenige und auch nur eingeschränkte Maßnahmen einer direkten Nachsorge zur Verfügung. Aus diesem Grund sollte der Patient bei dieser Krankheit schon möglichst früh einen Arzt aufsuchen, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder Beschwerden kommt. Je früher ein Arzt aufgesucht wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf der Erkrankung.

Die meisten Patienten sind bei der Osteomyelitis auf die Einnahme von verschiedenen Medikamenten angewiesen. Bei Unklarheiten oder bei Fragen sollte dabei immer zuerst ein Arzt konsultiert werden, um weitere Komplikationen zu verhindern. Ebenso ist bei der Einnahme von Antibiotika zu beachten, dass diese nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden sollten.

Nach der Behandlung der Osteomyelitis sind regelmäßige Kontrollen durch einen Arzt notwendig, um weitere Entzündungen oder Infektionen früh zu erkennen und zu behandeln. In der Regel verringert diese Krankheit nicht die Lebenserwartung des Betroffenen, wenn sie schon früh erkannt und behandelt wird. Weitere Maßnahmen einer Nachsorge stehen dem Betroffenen dabei in der Regel nicht zur Verfügung.

Das können Sie selbst tun

Diese Erkrankung entsteht in der Hauptsache durch verschiedene Bakterienstämme und möglicherweise müssen die Patienten monatelang mit Antibiotika behandelt werden, um eine Amputation oder eine Blutvergiftung zu verhindern. Für die Patienten ist es daher wichtig, den Kampf gegen die Erregerkeime zu unterstützen und konsequent das körpereigene Immunsystem zu stärken.

Sie sollten auf Alkohol und Nikotin komplett verzichten, da beides Giftstoffe sind, die den Körper unnötig belasten. Auch Passivrauchen kann schaden. Im Gegenzug wird dem Patienten eine leichte, gesunde Kost angeraten, die aus viel frischem Obst, Gemüse, Seefisch und magerem Fleisch besteht. Falls es dem Patienten möglich ist, das Haus zu verlassen, wäre Bewegung an der frischen Luft angeraten, insbesondere Waldspaziergänge. Sie unterstützen nachgewiesenermaßen den Heilungsverlauf.

Da achtzig Prozent aller Immunzellen im Darm sitzen, wäre auch eine ergänzende Gabe von Probiotika angezeigt. Probiotika sind Mischungen lebender Mikroorganismen, die sich im Darm ansiedeln und vermehren sollen. Sie tragen dort zur Pflege des Immunsystems bei. Im Handel gibt es Probiotika als Jogurt, Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente. Letztere enthalten mehr Mikroorganismen und sind dem Jogurt vorzuziehen.

Eine weitere Möglichkeit, den Behandlungsverlauf zu beschleunigen, ist die sogenannte „hyperbare Sauerstoffbehandlung“. Dabei atmet der Patient Sauerstoff in einer Druckkammer ein, was zu einer gesteigerten Sauerstoffverteilung im Gewebe führt.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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