Nierenmark

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Nierenmark bildet die innere Schicht der Nieren und beherbergt vor allem das Kanalsystem. Urin tritt rückresorbiert in das Nierenmark über und wird von dort aus in die Blase abgeleitet. Wegen seiner hohen Ammoniakkonzentration ist das Nierenmark besonders anfällig für Infektionen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Nierenmark?

Um Harn zu bilden, befinden sich in den Nieren sogenannte Nephrone. In jeder Niere sitzen etwa 1,2 Millionen davon. Sie liegen in der Nierenrinde, die das Nierenmark umschließt.
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Die Nieren sind ein komplexes System der Entgiftung. Die Filterprozesse finden in der Nierenrinde, der äußeren Schicht der Nieren statt. Das dunklere Nierenmark beherbergt vor allem das Rohrsystem der Nieren, durch das der ausgefilterte Urin abfließen kann. Jede Niere ist also aus Nierenmark und der Nierenrinde aufgebaut und besteht damit aus zwei verschiedenen Schichten.

Das Nierenmark bildet jeweils den inneren Anteil der Nieren. Es ist zwischen dem Nierenbecken und der Nierenrinde gelegen und aus einzelnen Nierenpyramiden aufgebaut. Zehn bis zwölf Nierenpyramiden treffen im Nierenmark aufeinander und bilden ein komplexes Abflusssystem. Mit ihrer Basis weisen die Pyramiden nach außen und mit ihrer Spitze zeigen sie auf das Hilus der Niere. In diesem Bereich treten Blutgefäße aus der Niere aus und in die Niere hinein.

Anatomie & Aufbau

Die Nierenrinde grenzt direkt an das Nierenmark an und umschließt es zum Hilus hin. Das Nierenmark ist pyramidenartig aufgebaut. Die einzelnen Nierenpyramiden machen die Struktur des Nierenmark aus und weisen mit ihrer Spitze je auf das Hilus der Nieren. Einzelne Nierenpyramiden können unter Umständen miteinander verwachsen. Jede der zehn bis zwölf Pyramiden besteht aus einer Vielzahl von Papillen. Diese Papillen sind jede für sich eine eigene Niere.

Die Papillen münden je in einen offenen Nierenkelch. An der Spitze tragen die Nierenpyramiden sogenannte Harnporen. In der Fließrichtung des Harns sind die Nierenkelche verengt. Im Nierenbecken treffen sie aufeinander und vereinigen sich. Dieses Nierenbecken liegt in der Nierenbucht, die als Verteiler für alle Strukturen des Nirenhilus fungiert. Am Ende der Nierenbucht liegt als endgültiger Ausläufer der Harnleiter.

Funktion & Aufgaben

Um Harn zu bilden, befinden sich in den Nieren sogenannte Nephrone. In jeder Niere sitzen etwa 1,2 Millionen davon. Sie liegen in der Nierenrinde, die das Nierenmark umschließt. Ein Nephron besteht jeweils aus einem Nierenkörperchen und einem Nierenkanälchen. Das Nierenkanälchen verbindet die Nierenrinde mit dem Nierenmark und liegt zum Großteil bereits im Markanteile der Nieren. Das Nierenkörperchen bildet je den Primärharn.

Diese Harnbildung entspricht einem selektiven Filterprozess, der vor allem über das Prinzip der Permselektivität zielführend ist. Der Primärharn fließt von den Nierenkörperchen aus durch die Nierenkanälchen ab. Bei der Durchquerung der Nierenkanälchen rückresorbiert der Körper verschiedene Stoffe und Flüssigkeiten aus dem Primärurin. Die Rückresorption betrifft vor allem einen Großteil des Wassers. Bevor der Primärharn also überhaupt das Nierenmark erreicht, hat die Rückresorption bereits stattgefunden. Was ins Nierenmark fließt, ist also nicht mehr Primärharn, sondern sogenannter Sekundärharn und damit der eigentliche Urin, der am Ende tatsächlich ausgeschieden wird.

Im Nierenmark wird der Sekundärharn in den Nierenkelchen gesammelt. Ein bis drei Nierenpapillen laufen in einen Nierenkelch aus und geben den Urin ans Nierenbecken ab. Die Pyradmiden des Nierenmarks werden von den Nierenkanälchen gekreuzt. Jede der Nierenpyradmiden besteht aus mehreren Sammelrohren. In den Sammelröhrchen wird dem Urin nochmals Wasser entzogen. Die Nierenporen an der Spitze der Pyramiden lassen so den Harn aus den den einzelnen Sammelrohren Richtung Nierenkelche durch treten.

Damit erreicht der Urin das gemeinsame Nierenbecken und fließt von dort aus über die Nierenbucht in den Harnleiter ab. Auf diesem Weg erreicht der Urin die Blase und wird ausgeschieden. Insgesamt werden pro Tag etwa 1,5 Liter Urin durch den beschriebenen Prozess ausgeschieden. Produziert wird weitaus mehr Urin. Der Großteil des ausgefilterten Harns wird vom Organismus allerdings rückresorbiert.

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Krankheiten

Im Rahmen verschiedener Nierenerkrankungen können sich die Papillen im Nierenmark entzünden. Schlimmstenfalls sterben die Papillen in Folge dieser Entzündung sogar ab. Dieser Vorgang ist auch als Papillennekrose bekannt. Das Phänomen geht mit Schmerzen, Blut im Urin und Verstopfungen der Harnwege einher.

Die Primärerkranung ist bei dieser Erscheinung nur allzu oft die Stoffwechselerkrankung Diabetes, die mit Nierenschäden einhergehen kann. Die Konzentrationsfähigkeit der Nieren geht infolge einer Papillennekrose oft verloren oder vermindert sich. Das Nierenmark ist außerdem anfällig für entzündliche Prozesse. In diesem Zusammenhang tritt oft eine Nephritis im Nierenmark auf. Meist handelt es sich bei dieser Entzündung um eine bakterielle Nephritis, die von den Harnwegen ausgeht. Wegen der Ammoniakkonzentration des Nierenmarks sind die Abwehrsysteme des Körpers in diesem Bereich geschwächt.

Häufig geht einer Infektion des Nierenmarks eine Ablagerung von Kalziumsalzen oder Harnsäure in dieser anatomischen Struktur voraus. Harnsäureablagerungen können sich zum Beispiel im Rahmen von speziellen Diäten oder auch als Folge eines gestörten Harnsäurestoffwechsels einstellen. Auch Krankheiten wie die Sicherlzellenanämie können Auswirkungen auf das Nierenmark haben.

So können im Rahmen dieser Erkrankung zum Beispiel Gefäßverschlüsse im Nierenmark entstehen, die wiederum einen Niereninfarkt auslösen können. Ein Niereninfarkt entspricht einem ischämiebedingten Untergang von Nierengewebe und kann Niereninsuffizienz zur Folge haben. Auch Nierenkrebs kann unter Umständen das Nierenmark betreffen. Nierentumore sind allerdings eher selten und treten vor allem im hohen Alter nach einer eingetretenen Niereninsuffizienz auf.

Quellen

  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Tortora, G.J., Derrickson, B.H.: Anatomie und Physiologie. Wiley-Blackwell, Oxford 2006

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