Neuronenspezifische Enolase

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Neuronenspezifische Enolase - kurz NSE genannt - ist ein Biokatalysator (Enzym) des Zuckerstoffwechsels.

Es ist im Körper in diversen Zellen wie beispielsweise dem peripheren und zentralen Nervensystem und im Gewebe von Organen vorhanden. Vor allem bei Erkrankungen lassen sich erhöhte NSE-Werte im Blut und Liquor (Gehirnflüssigkeit) feststellen. Daher verwendet die Krebsdiagnostik das Enzym als Indikator für das Vorhandensein von Tumoren.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Neuronenspezifische Enolase?

Als Tumor-Marker hat es die Aufgabe, die Art des vorhandenen Krebses (kleinzelliges Karzinom oder nicht kleinzelliges Karzinom) und seine Größe zu bestimmen.
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Als neuro(nen)spezifische Enolase (ENOG, NSE) bezeichnet die Medizin/Biochemie ein Enzym, das im Körper für den Glucosestoffwechsel verantwortlich ist. Der auch Phosphopyruvathydratase genannte Biokatalysator kommt in drei Formen im Körper vor, die eine ähnliche Wirkungsweise haben und sogar auch zusammenarbeiten können.

NSE befindet sich in den Nervenzellen (Neuronen) des Gehirns und peripheren Nervensystems, im neuroendokrinen Gewebe und auch in der Gehirnflüssigkeit. In vielen Organen wie beispielsweise Schilddrüse, Lunge, Magen-Darm-Trakt und den ableitenden Harnwegen ist es insbesondere in den Apud-Zellen vorhanden. Sie befinden sich in der Bauchspeicheldrüse, im Magen-Darm-Trakt, den Bronchien, Harn ableitenden Organen und dem kardiovaskulären System. Neuronenspezifische Enolase steuert die Glykolyse (Zuckerstoffwechsel) im Körper und lässt sich daher auch im Blutserum nachweisen. Im Blut dient es als Indikator für das Vorhandensein von verschiedenen Erkrankungen und sogar Krebs. In der Krebsdiagnostik dient es als Tumor-Marker.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Als Tumor-Marker hat es die Aufgabe, die Art des vorhandenen Krebses (kleinzelliges Karzinom oder nicht kleinzelliges Karzinom) und seine Größe zu bestimmen. Das geschieht über die Bestimmung des NSE Gehalts im Blutserum.

Ist er erhöht, deutet das auf das Vorhandensein einer Erkrankung oder eines Tumors im Körper hin. Die Krebsdiagnostik setzt das Enzym neuronenspezifische Enolase vor allem zur Abgrenzung gutartiger Krebszellen von bösartigen ein. Da der Biokatalysator unter Einfluss von Fluoriden den Abbau von Glucose (Glykolyse) verhindert, lassen sich im Labor die Zuckerwerte bestimmen. Ist der NSE Wert im Blutserum erhöht, kann das auf das Vorhandensein einer Gesundheitsstörung und im Extremfall sogar von Krebs hindeuten. Allerdings kommt es auch bei Menschen mit weniger gravierenden Beschwerden mitunter zu erhöhten NSE Werten.

Ist das bei einer Schwangeren der Fall, so kann eine Neural-Rohr-Schädigung beim Kind Schuld an der Abweichung sein. In der Tumor-Diagnostik ist die Messung der Konzentration der neurospezifischen Enolase der dritte und letzte Schritt nach dem mikroskopischen Nachweis von Krebszellen und Krebsgewebe. Die bei Krebspatienten und anderen Kranken durchgeführte regelmäßige Überprüfung des NSE Werts dient der Kontrolle und Bewertung von Krankheitsverlauf und Therapieerfolg.

Auch eine Prognose ist anhand der Werte möglich. Niedrigere, im Normalbereich angesiedelte neuronenspezifische Enolase Werte nach einer Chemotherapie lassen beispielsweise den Schluss zu, dass die Behandlung beim Patienten erfolgreich war. Für Tumor Suche und Krebs Prophylaxe ist die Bestimmung der Enzym-Konzentration jedoch nicht geeignet.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Die neuronenspezifische Enolase wird - wie es der Name schon andeutet - in den Neuronen (Nervenzellen) des Gehirns und im endokrinen Gewebe gebildet. Es gibt insgesamt drei Emolase Gruppen: Alpha-Emolase ist Gewebe unspezifisch, das heißt, es kommt in allen Arten von Körpergewebe vor. Beta-Enolase hingegen ist ausschließlich in Muskelzellen lokalisiert. Gamma-Enolase befindet sich überwiegend im Nervengewebe.

Alle Enolasegruppen sind auch in Kombinationen nachweisbar. So lässt sich Alpha-/Beta-Enolase neben Beta-/Beta-Enolase in der gestreiften Muskulatur feststellen. Gamma-/Gamma-Enolase kommt neben Alpha/Gamma-Enolase in den Nerven vor. Alle drei Enolase Gruppen haben eine ähnliche biochemische Reaktionsweise. Zur Messung des NSE Werts wird dem Patienten Blut abgenommen und im Labor mithilfe des Immunoassays analysiert. Die biologisch aktive Substanz wird über die Antigen-Antikörper-Reaktion identifiziert. Das sehr genaue Verfahren erlaubt sogar Messungen geringster Mengen. Je nach beauftragtem Labor und von ihm gewählter Mess-Methode liegt der NSE Maximal-Wert im Blutserum bei 10 oder 12,5 Mikrogramm/Liter.

Oft wird ein Grenzwert von 12,5 Mikrogramm/l (Erwachsene) angesetzt. Bei Kleinkindern unter einem Jahr liegt der Enolase Höchstwert bei 25 Mikrogramm/Liter. Alle NSE-Werte, die 4 Mikrogramm überschreiten, sind kritisch zu betrachten, da sie ein Indiz für das Vorliegen einer Erkrankung von Gehirn und Nervengewebe sind. Eine nur geringfügige Erhöhung des Werts ist jedoch kein Anlass zur Besorgnis. Da das Enzym in den roten Blutkörperchen und Blutplättchen in hoher Konzentration enthalten ist, kann schon ein Fehler beim Zentrifugieren zum Anstieg des NSE-Werts führen.


Krankheiten & Störungen

Um herauszufinden, ob bei einem Patienten, der einen schweren Unfall erlitten hat, eine Gehirnschädigung vorliegt, nimmt man ihm 24 Stunden nach der Wiederbelebung Blut ab und überprüft den NSE-Wert. Eine zweite Blutabnahme und Blutanalyse erfolgt nach 48 Stunden.

Hat sich der NSE Wert nach 72 Stunden (dritte Blutabnahme) normalisiert, geht der Mediziner davon aus, dass keine bleibende Hirnschädigung vorliegt und es auch zu keinem weiteren Anstieg der Werte kommt. Erhöhte NSE-Werte finden sich bei der selten vorkommenden Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, dem menschlichen Pendant des vor allem bei Rindern vorkommenden BSE.

Auch Gehirnverletzungen mit intrazerebralen Blutungen, Hirnhautentzündung (Meningitis), Gehirnentzündung (Enzephalitis), Hirninfarkte und eine Gehirnerkrankung, die im Zusammenhang mit multipler Sklerose vorkommt (Encephalomyelitis disseminata) verursachen das Ansteigen der NSE-Werte über den Normal-Bereich hinaus. Dasselbe gilt für Leber- und Lungenkrankheiten (Lungenfibrose, Bronchopneumonie), Kreislauf- und Gefäß-Krankheiten (Schlaganfall) und Krebserkrankungen (Bronchialkarzinom, Neuroblastom etc.).

Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Horn, F.: Biochemie des Menschen. Das Lehrbuch für das Medizinstudium. Thieme, Stuttgart 2018
  • Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie. 4. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 2001

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