Nebennierenrinde

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Nebennierenrinde als Teil der Nebenniere stellt eine wichtige Hormondrüse dar. Ihre Hormone steuern maßgeblich den Mineralstoffwechsel, die körperliche Stressreaktion und die Sexualfunktion. Erkrankungen der Nebennierenrinde können zu schweren hormonellen Fehlfunktionen führen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Nebennierenrinde?

Die Nebennierenrinde steuert sowohl den Mineralstoffwechsel als auch den Zuckerhaushalt, schüttet bei Stress sogenannte Stresshormone aus und ist an der Bildung von Sexualhormonen beteiligt.
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Die Nebennierenrinde bildet zusammen mit dem Nebennierenmark eine paarige Hormondrüse, die als Nebenniere bezeichnet wird. Jeder Mensch hat zwei Nebennieren. Sie befinden sich jeweils auf den oberen Polen beider Nieren. Funktionell stellen die Nebennieren zwei unterschiedliche Organe dar.

Während die Nebennierenrinde Steroidhormone produziert und am Mineralstoff- Wasser- und Zuckerhaushalt beteiligt ist, übt das Nebennierenmark mithilfe der Hormone Adrenalin und Noradrenalin einen entscheidenden Einfluss auf das sympathische Nervensystem aus. Die Nebennierenrinde, welche auch als Cortex glandulae suprarenalis bezeichnet wird, sieht aufgrund ihres Lipidgehaltes gelblich aus.

Als Rinde bildet sie den äußeren Teil der Nebenniere. Sie erzeugt über 40 verschiedene Steroidhormone, die sogenannten Kortikosteroide. Stammesgeschichtlich stellen Rinde und Mark bei Fischen noch zwei separate Organe dar. Bei Amphibien und Reptilien lagerten beide Organe bereits aneinander. Erst bei Säugetieren und Vögeln sind Nebennierenrinde und Nebennierenmark so eng miteinander verbunden, dass sie trotz unterschiedlicher Funktionen äußerlich als Einheit betrachtet werden können.

Anatomie & Aufbau

Wie bereits erwähnt, umschließt die Nebennierenrinde das Nebennierenmark und bildet zusammen mit diesem die Nebenniere. Beide Nebennieren sind paarig angeordnet und besetzen jeweils die oberen Pole der Nieren. Sie sind von einer feinen Bindegewebskapsel umgeben. Die Nebennierenrinde kann in drei Schichten gegliedert werden. Die äußere Schicht, auch Zona glomerulosa genannt, ist beim Menschen knäuelförmig angeordnet. Sie produziert für den Mineralstoffwechsel das Hormon Aldosteron und besitzt einen Gesamtanteil von 15 Prozent an der Nebennierenrinde. Den deutlich größten Anteil in Höhe von circa 78 Prozent hat die mittlere Schicht, die Zona fasciculata. Sie ist für die Produktion der Glukokortikoide, wie Cortisol, verantwortlich. Mit einem vergleichsweise geringen Anteil von ungefähr 7 Prozent steuert der untere Abschnitt der Nebennierenrinde, die Zona reticularis, die Bildung von Sexualhormonen.

Allerdings sind alle drei Zonen dynamisch. Ihre Ausprägung ändert sich im Laufe des Lebens ständig. So verschiebt sich ihr Größenverhältnis nach der Pubertät zugunsten von Zona glomerulosa und Zona reticularis. Die Abgrenzung der beiden funktionalen Anteile der Nebennieren kommt auch bereits durch dessen unterschiedliche Herkunft zum Ausdruck. Während die Nebennierenrinde mesodermaler Abstammung ist, bildet sich das Nebennierenmark ursprünglich aus Nervenzellen.

Funktion & Aufgaben

Die Nebennierenrinde steuert sowohl den Mineralstoffwechsel als auch den Zuckerhaushalt, schüttet bei Stress sogenannte Stresshormone aus und ist an der Bildung von Sexualhormonen beteiligt. Trotz scheinbar unterschiedlicher Funktionen ist allen gemeinsam, dass sie von Steroidhormonen (Kortikosteroide) abhängig sind. Die Synthese aller Hormone der Nebennierenrinde erfolgt über das Cholesterol, auch Cholesterin genannt.

In der Zona glomerulosa wird das Hormon Aldosteron produziert. Dieses Hormon sorgt für das Gleichgewicht zwischen dem Natrium- und Kaliumspiegel im Blut.

In der mittleren Zone, der Zona fasciculata, findet die Synthese der sogenannten Glukokortikoide, unter anderem von Cortisol, statt. Cortisol ist ein Stresshormon und hat großen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Eine Stressreaktion erfordert eine erhöhte Energiefreisetzung, welche nur durch eine schnelle Bereitstellung von Glukose aus körpereigenen Proteinen gewährleistet werden kann. Also steigt mit Freisetzung von Cortisol auch der Blutzuckerspiegel.

Die dritte Zone, die sogenannte Zona reticularis erzeugt vorwiegend Androgene, die als Vorläufer von Sexualhormonen fungieren. Die Bildung der Steroidhormone ist in den gesamten Regulationsmechanismus des Hormonsystems eingebettet. So erzeugt die Hypophyse ein Nebennierenrindenfunktion regulierendes Hormon, welches auch als ACTH bezeichnet wird. Störungen in diesem Steuerungsmechanismus führen manchmal zu schweren hormonell bedingten Erkrankungen. Die Ursachen dieser Erkrankungen können sowohl primär in der Nebennierenrinde als auch sekundär in der Hypophyse zu suchen sein.


Krankheiten & Beschwerden

Aufgrund der vielen in der Nebennierenrinde erzeugten Hormone kann es zu unterschiedlichen Krankheitsbildern kommen. Bekannte Hormonstörungen äußern sich zum Beispiel als Conn-Syndrom, als Cushing-Syndrom oder als Morbus Addison. Das Conn-Syndrom beruht auf der Überproduktion des Hormons Aldosteron und wird auch primärer Hyperaldosteronismus genannt.

Es ist gekennzeichnet durch einen Kaliummangel und stellt eine seltene Ursache für Bluthochdruck dar. Symptome dieser Erkrankung sind unter anderem Bluthochdruck, Angina Pectoris, Kopfschmerzen, Atemnot und Herzrhythmusstörungen. Die erhöhte Produktion von Aldosteron kann durch genetische Ursachen, ein Nebennierenrindenadenom oder eine Vergrößerung der Nebennierenrinde hervorgerufen werden.

Beim Cushing-Syndrom wird zu viel Cortisol ausgeschüttet. Dabei kommt es zur Steigerung des Blutzuckerspiegels und zur Unterdrückung des Immunsystems. Charakteristische Symptome sind Vollmondgesicht, Stammfettsucht, Diabetes, erhöhter Blutdruck, Ödeme und verstärkte Infektanfälligkeit. Die erhöhte Cortisolproduktion kann primär durch ein Adenom an der Nebennierenrinde oder sekundär durch Erkrankungen der Hypophyse verursacht werden.

Die Behandlung erfolgt je nach der zugrunde liegenden Erkrankung. Eine Unterproduktion von Cortisol führt zum sogenannten Morbus Addison. Der Morbus Addison ist durch allgemeine Schwäche, Infektanfälligkeit, niedrigen Blutdruck, Verdauungsstörungen, Gewichtsverlust und bräunliche Verfärbung der Haut gekennzeichnet. Die geringe Produktion von Cortisol kann primär durch Erkrankungen der Nebennierenrinde, sekundär durch Störungen an der Hypophyse und tertiär durch Regulationsstörungen bei Behandlung mit Kortikoiden verursacht werden.

Wird beispielsweise eine Cortisonbehandlung abrupt abgebrochen, kommt es oft zur sogenannten Addison-Krise, weil der Steuerungsmechanismus der körpereigenen Cortisolsynthese erst mit Verzögerung wieder funktioniert. Primäre Funktionsstörungen der Nebenschilddrüse werden häufig durch Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder Tumoren verursacht und sind manchmal auch genetisch bedingt.

Quellen

  • Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
  • Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013
  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010

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