Nebennierenmark

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Nebenniere gliedert sich funktionell und topographisch in die Nebennierenrinde (Cortex glandulae suprarenalis) und das Nebennierenmark (Medulla glandulae suprarenalis). Das Nebennierenmark bildet dabei den kleineren Teil der Nebenniere. Im Mark der Nebenniere werden Adrenalin und Noradrenalin hergestellt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Nebennierenmark?

Betrachtet man die Funktion des Nebennierenmarks und speziell der chromaffinen Zellen, wird schnell deutlich, warum die Zellen als A-Zellen und als N-Zellen betitelt werden.
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Die Nebenniere ist eine Hormondrüse, die den Nierenpolen aufsitzt. In der ungefähr fünf Gramm schweren Nebenniere sind zwei Organe vereint. Zum einen die Nebennierenrinde, in der Hormone gebildet werden und zum anderen das Nebennierenmark, welches zum sympathischen Nervensystem gehört. Das Nebennierenmark ist also keine Hormondrüse im eigentlichen Sinne, sondern eine Verlängerung des vegetativen Nervensystems.

Entwicklungsgeschichtlich betrachtet ist das Nebennierenmark ein sympathisches Ganglion, das heißt, eine Anhäufung von Nervenzellen, die zum Wirkkreis des Nervus Sympathikus gehören. Der Sympathikus wird auch als Kampf- und Fluchtnerv bezeichnet. Er versetzt den Körper in Alarm- und Leistungsbereitschaft. Bei erhöhter Sympathikusaktivität schlägt das Herz zum Beispiel schneller und die Bronchien werden erweitert.

Anatomie & Aufbau

Das Nebennierenmark befindet sich im Inneren der Nebenniere, umgeben von der Nebennierenrinde. Embryologisch stammt das Nebennierenmark aus der sogenannten Neuralleiste. Aus dieser Struktur entstehen in der Embryonalentwicklung vor allem Strukturen des peripheren Nervensystems. Das Nebennierenmark entsteht also aus einem Teil des Nervensystems.

Deshalb finden sich im Nebennieremark hochspezialisierte Nervenzellen, die chromaffinen Zellen, des Sympathikus. Unterschieden wird zwischen den chromaffinen A-Zellen (Typ I) und den chromaffinen N-Zellen (Typ II). Die Zellen werden als chromaffin bezeichnet, weil sie sich mit Chromsalzen gut anfärben lassen. 80 % der Zellen des Nebennierenmarks sind A-Zellen, 20 % sind N-Zellen. Die Zellen sind in Gruppen oder Strängen rund um feinste Blutgefäße (Kapillaren und Venolen) angeordnet.

Funktion & Aufgaben

Betrachtet man die Funktion des Nebennierenmarks und speziell der chromaffinen Zellen, wird schnell deutlich, warum die Zellen als A-Zellen und als N-Zellen betitelt werden. In den A-Zellen des Nebennierenmarks wird das Katecholamin Adrenalin, in den N-Zellen das Hormon bzw. der Neurotransmitter Noradrenalin gebildet. Adrenalin, auch Epinephrin genannt, ist als Stresshormon bekannt und wird aus den Aminosäuren L-Phenylalanin und L-Tyrosin synthetisiert.

Durch Adrenalin wird die Herzfrequenz gesteigert, der Blutdruck steigt an, die Bronchien werden erweitert und damit eine vertiefte Atmung ermöglicht. Zudem wird durch den Abbau von Fett (Lipolyse) und durch die Freisetzung und Herstellung von Glucose Energie bereitgestellt. Die Durchblutung wird zentralisiert, sodass vermehrt die lebensnotwendigen Organe und die Muskulatur der Beine und Arme durchblutet werden. Die Magen-Darm-Tätigkeit wird hingegen gehemmt.

Die Ausschüttung von Adrenalin erfolgt durch Nervenreize oder durch andere Hormone, zum Beispiel durch einen erhöhten Cortisolspiegel. Auslöser können Stress, Verletzungen, Entzündungen oder ein zu niedriger Blutzuckerspiegel sein. Bei zu hoher Adrenalinkonzentration im Blut wird durch einen negativen Feedback-Mechanismus die Produktion physiologischerweise wieder gehemmt. Das Noradrenalin, auch als Norepinephrin bezeichnet, wird mit dem Enzym Dopaminhydroxylase aus Dopamin produziert. Vitamin C übernimmt hier als Kofaktor eine wichtige Funktion. Noradrenalin ist dem Adrenalin verwandt, zeigt aber durch eine fehlende Methylgruppe im chemischen Aufbau zum Teil andere Wirkungen als das Adrenalin.

Hauptwirkort des Noradrenalins sind die Arteriolen, also die kleinen Arterien im Blutkreislauf. Das Noradrenalin führt zu einer Engstellung (Vasokonstriktion) dieser Gefäße. Dadurch kommt es zu einer Blutdrucksteigerung. Wichtiger als diese hormonelle Wirkung ist aber die Funktion des Noradrenalins als Neurotransmitter. Im sympathischen Nervensystem fungiert das Noradrenalin als Überträgersubstanz an den Synapsen. Mithilfe eines Neurotransmitters können Erregungen von einer Nervenzelle auf anderen (Nerven-)Zellen übertragen werden. Neben Acetylcholin ist Noradrenalin der wichtigste Neurotransmitter im vegetativen Nervensystem. Noradrenalin wird vor allem bei Stress aus dem Nebennierenmark ausgeschüttet.

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Krankheiten

Das Phäochromozytom ist ein Tumor, der überwiegend im Nebennierenmark zu finden ist und zudem die häufigste Erkrankung des Nebennierenmarks. Meistens ist das Phäochromozytom hormonell aktiv, das heißt es produziert Adrenalin, Noradrenalin und in seltenen Fällen auch Dopamin. Leitsymptom des Phäochromozytoms ist Bluthochdruck, da sowohl Adrenalin als auch Noradrenalin durch eine Verengung der Blutgefäße einen Anstieg des Blutdrucks verursachen.

Nicht immer produziert der Tumor die Hormone gleichmäßig. Gibt er Adrenalin oder Noradrenalin immer wieder stoßweise in größeren Mengen ins Blut, kommt es zu anfallsartigen Blutdruckkrisen. Diese gehen mit Angstgefühlen, Schweißausbrüchen und Herzrasen einher. Die Anfälle können beispielsweise durch Aktivierung der Bauchpresse beim Stuhlgang oder auch durch Nikotinkonsum ausgelöst werden.

Bei beiden Formen des Phäochromozytoms treten zudem Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und ein beschleunigter Puls (Tachykardie) auf. Die Diagnose des Phäochromozytoms erfolgt durch die Bestimmung von Abbauprodukten der Hormone im Urin. Die Therapie besteht in einer operativen Entfernung des Tumorgewebes. Verschiedene Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes mellitus, Amyloidose, Porphyrie oder dauerhafter Alkoholabusus können eine Unterfunktion des Nebennierenmarks zur Folge haben. Auch ständiger Stress über einen langen Zeitraum wird als auslösender Faktor für eine Nebennierenschwäche (Adrenal Fatique) diskutiert.

Eine Unterfunktion des Nebennierenmarks zeigt sich in Symptomen wie chronischer Müdigkeit, Energiemangel und Depression. Die Betroffenen leiden unter immer wiederkehrenden Infektionen, Allergien und Störungen des Immunsystems. Sie können sich nur sehr schlecht konzentrieren und haben eine eher kurze Aufmerksamkeitsspanne. Die Verdauung ist unregelmäßig und vor allem beim schnellen Aufstehen kommt es zu Schwindel. Charakteristisch für eine Nebennierenschwäche ist, dass sich die Symptome bessern, wenn der Stress nachlässt. So zeigen sich die Symptome im Urlaub zum Beispiel deutlich milder.

Typische & häufige Nierenerkrankungen

Quellen

  • Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
  • Gerok, W., Huber, C., Meinertz, T., Zeidler, H. (Hrsg.): Die innere Medizin – Referenzwerk für den Facharzt. Schattauer, Stuttgart 2007
  • Keller, C.K., Geberth, S.K.: Praxis der Nephrologie. Springer, Berlin 2010

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