Nagelfalzentzündung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Nagelfalzentzündung

Schöne Hände zu haben, ist nicht nur ein Schönheitsideal, sondern hat auch einen nicht zu unterschätzenden gesundheitsrelevanten Aspekt. Die Folge unzureichender Hygiene bzw. fehlender Sorgfalt kann eine schmerzhafte Nagelfalzentzündung sein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Nagelfalzentzündung?

Eine Nagelfalzentzündung ist oft auch mit Schmerzen verbunden, die zu Beginn nur bei Kontakt auftreten und schließlich dauerhaft bestehen bleiben.
© sakurra – stock.adobe.com

Der Nagelfalz ist der Bereich des Fingers, der den Zwischenraum zwischen Nagel und der anliegenden Haut darstellt. Aufgrund des permanenten Kontakts der Finger mit Gegenständen liegt die Gefahr einer Entzündung besonders hoch, die unter dem Oberbegriff der Nagelfalzentzündung zusammengefasst wird.

Hierbei entzündet sich der Nagelfalz, was unterschiedliche Gründe haben kann, aber oftmals darauf zurückzuführen ist, dass der Betroffene mit seinen Händen, genauer genommen mit seinen Fingern mit Krankheitserregern kontaminierte Gegenstände berührt hat.

Der direkte Kontakt der Hände mit solchen Erregern zählt als die Hauptursache einer Nagelfalzentzündung. Unterschieden wird hinsichtlich der Zahl an Rezidiven, dem Wiederauftreten von Symptomen nach einer erfolgreichen Behandlung, zwischen der akuten und der chronischen Nagelfalzentzündung.

Ursachen

Als mögliche Erreger einer Nagelfalzentzündung kommen alle Erreger in Betracht, die sonst auch für Infektionen der Haut verantwortlich sind. Bei der akuten Nagelfalzentzündung spielen oftmals Staphylokokken eine Rolle. Sie sind mit Abstand am häufigsten für akute Nagelfalzentzündung verantwortlich.

Bei der chronischen Nagelfalzentzündung dagegen spielen sie eher eine untergeordnete Rolle; Hauptaugenmerk liegt hier vielmehr auf Hefepilze. Gerade weil Pilze deutlich schwerer zu bekämpfen sind als Staphylokokken und deshalb das Krankheitsbild immer wieder aufflammen lassen, gehen Ärzte bei chronischen Nagelfalzentzündungen zuerst von einer Hefeinfektion aus.

Unabhängig davon, ob es sich vorliegend um eine bakterielle oder hefepilzbedingte Infektion handelt: Zu einer Infektion kommt es nicht allein durch den Kontakt mit dem Erreger. Erst wenn die Hautbarriere, bestehend aus der erregerfeindlichen Hautflora, beeinträchtigt ist oder Hautläsionen vorliegen, können die Erreger in den Körper gelangen und letztlich eine Entzündung auslösen.

Ferner spielt auch ein schwaches Immunsystem eine tragende Rolle, ob der einfache Kontakt mit entsprechenden Erregern auch zum Ausbruch einer Nagelfalzentzündung führen kann.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein entzündetes Nagelbett kann von den Betroffenen meist selbst festgestellt werden. Typischerweise zeigt sich die Entzündung durch eine auffällige Rötung im Bereich des betroffenen Nagelbetts. Zu Beginn tritt ein Juckreiz im betroffen Bereich auf. Anschließend schwillt die Haut unter dem Nagelbett an.

Es kommt zu einer Überwärmung und Rötung des Nagelbetts. Eine Nagelfalzentzündung ist oft auch mit Schmerzen verbunden, die zu Beginn nur bei Kontakt auftreten und schließlich dauerhaft bestehen bleiben. Nach einigen Tagen gehen die Beschwerden jedoch zurück, insofern das Nagelbett geschont und mit einem geeigneten Präparat behandelt wird.

Erfolgt keine Behandlung oder liegt der Entzündung eine ernste Ursache zugrunde, kann die Erkrankung weiter voranschreiten. Dann stellen sich starke Schmerzen, Druckreiz und Juckreiz ein, verbunden mit Bewegungseinschränkungen und Sensibilitätsstörungen. In Einzelfällen entwickelt sich ein Panaritium subunguale. Dabei bildet sich unter dem Nagel Eiter, woraus eine schmerzhafte Schwellung resultiert.

Nach einigen Tagen öffnet sich die Schwellung und das Sekret entleert sich im Bereich des Nagelfalzes. Langfristig kann eine Nagelfalzentzündung das Wachstum des betroffenen Nagels beeinträchtigen. Auch eine Ablösung des Nagelbetts ist infolge einer schweren Entzündung möglich. Bei der chronischen Form nimmt das Nagelbett eine gelbliche oder grünliche Farbe an.

Diagnose & Verlauf

Wie bei allen Entzündungen auch reicht für erfahrende Ärzte bereits das klinische Bild der entzündeten Stelle, um eine Nagelfalzentzündung zu konstatieren. Nur bei Zweifelsfällen oder wenn eine vorangegangene Behandlung fehlgeschlagen ist, werden auf weiterführende Diagnosemaßnahmen zurückgegriffen.

Um den konkreten Erreger festzustellen, muss ein Abstrich von der entzündeten Stelle abgenommen werden, die histologisch untersucht wird. Dies ist insoweit relevant, als dass nicht jeder Erreger gleichermaßen auf das ein und dasselbe Antibiotikum anspricht. Die Kenntnis über den genauen Erreger erlaubt die Wahl eines entsprechenden Antibiotikums als Behandlungsmaßnahme gegen die Nagelfalzentzündung.

Komplikationen

Durch die Nagelfalzentzündung kommt es in erster Linie zu starken ästhetischen Beschwerden beim Betroffenen. Die meisten Menschen fühlen sich mit dieser Erkrankung nicht mehr schön und leiden dadurch auch nicht selten an einem deutlich verringerten Selbstwertgefühl oder weiterhin auch an Minderwertigkeitskomplexen. Auch soziale Beschwerden oder Depressionen können durch die Nagelfalzentzündung auftreten und die Lebensqualität des Betroffenen erheblich verringern.

In vielen Fällen sind dabei die Nägel deutlich geschwollen und auch gerötet. Bei Druck kommt es zu sehr starken und pochenden Schmerzen, sodass der Patient in seinem Alltag durch die Erkrankung erheblich eingeschränkt ist. Auch das Ausführen von gewohnten Tätigkeiten ist für den Betroffenen in der Regel nicht mehr ohne Weiteres möglich.

Die Behandlung der Nagelfalzentzündung erfolgt in der Regel mit Hilfe von Antibiotika. Dabei treten keine Komplikationen auf und es kommt zu einem positiven Krankheitsverlauf. Komplikationen treten in der Regel erst dann auf, wenn die Behandlung nicht frühzeitig beginnt und die Entzündung sich auch in andere Regionen der Hände und des Körpers ausbreitet. Die Lebenserwartung des Betroffenen wird durch die Nagelfalzentzündung allerdings nicht beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

In vielen Fällen muss für eine Nagelfalzentzündung kein Arzt konsultiert werden. Sind die Beeinträchtigungen eher schwach und verfügt der Betroffene über ein ausreichendes Wissen im Umgang mit der Entzündung, kann er die Beschwerden selbst versorgen. Meist wird die Stelle mit einem sterilen Werkzeug geöffnet, die Flüssigkeit wird vorsichtig entfernt und es kommt innerhalb kurzer Zeit zu einer Heilung. Dies geschieht alles im Normalfall ohne eine medizinische Versorgung.

Nimmt die Entzündung an Umfang und Intensität zu, sollte jedoch ein Arzt aufgesucht werden. Kann keine sterile Wundversorgung gewährleistet werden, besteht für den Betroffenen das Risiko einer Blutvergiftung. Damit kann eine plötzliche Lebensgefährdung eintreten, der rechtzeitig vorzubeugen ist. Bei einer schmerzhaften Schwellung, einer starken Verfärbung des betroffenen Nagels oder bei anhaltenden Beschwerden wird die Abklärung durch einen Arzt empfohlen. Kommt es zu dauerhaften Störungen des Herzrhythmus, einem Verlust der Greiffunktion oder ist die Mobilität stark eingeschränkt, wird ein Arzt benötigt.

Bei einer Fehlhaltung des Körpers oder Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten sollte die Konsultation eines Arztes stattfinden. Können die alltäglichen Anforderungen nicht mehr erfüllt werden oder nehmen Rötungen der umliegenden Haut zu, ist ein Arzt aufzusuchen. Treten neben den körperlichen Beeinträchtigungen auch anhaltende emotionale Unregelmäßigkeiten auf, sollte die Rücksprache eines Arztes gesucht werden.

Behandlung & Therapie

Wie bereits erwähnt, hängt es davon ab, um welchen Erreger es sich handelt. Bei der Mehrheit der Nagelfalzentzündungen, der akuten Nagelfalzentzündung, kommen Antibiotika zur Anwendung.

Die systemische Verabreichung verstreut den antibiotischen Wirkstoff über den gesamten Organismus und somit auch an nicht entzündeten Stellen, wo sich nichtsdestotrotz Erreger aufhalten könnten. Nach der sukzessiven Abtötung aller Erreger wird die Wundheilung dem Körper selbst überlassen. Bei chronischen Nagelfalzentzündungen, wo Hefepilze als häufigste Verursacher vorkommen, nützen Antibiotika nichts; es bedarf fungizider Mittel, also Mittel, die Pilze abtöten.

Sofern die Behandlung nicht rechtzeitig beginnt und sich die Entzündung immer weiter ausbreitet, kann es im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Nagelfalzentzündung chirurgisch behandelt werden muss. Dies ist allerdings nur in den seltensten Fällen einer Nagelfalzentzündung erforderlich, da die erhältlichen konventionellen Antibiotika und Fungizide effektiv genug sind, um mit ihnen selbst schwere Fälle einer Nagelfalzentzündung zu therapieren.


Aussicht & Prognose

Die Prognose richtet sich vor allem nach der Schwere der Erkrankung und dem Zeitpunkt, an dem die Nagelfalzentzündung erkannt und fachgerecht behandelt wurde. Wird eine Infektion nicht behandelt, kann sich die Entzündung zudem immer weiter ausdehnen. Sie kann dann zusätzlich auf benachbarte Sehnenscheiden übergreifen und von dort aus sogar auch auf die Knochen überspringen. Diese gefürchtete Entzündung der Knochen oder Sehnenscheiden ist sehr schmerzhaft für die Betroffenen.

Die Behandlung solcher Komplikationen dauert in den meisten Fällen relativ lange. Wird eine Nagelfalzentzündung jedoch behandelt, heilt die Infektion meistens innerhalb einiger Tage wieder vollkommen ab. Wichtig ist dabei vor allem darauf zu achten, dass möglichst keine Reizstoffe auf die bereits entzündete Hautstelle kommen. Werden die betroffenen Nägel stark belastet, sollte für entsprechenden Schutz gesorgt werden.

Im allgemeinen sollten Betroffene nur Schuhe tragen, in denen ihre Füße genug Platz finden und zudem wenig schwitzen. Außerdem sollten die Fußnagelkanten in keinem Fall rund abgeschnitten werden, denn dies erhöht die Wahrscheinlichkeit für ein erneutes Auftreten. Betroffene die oft mit starken Putzmitteln oder scharfen Substanzen in Berührung kommen, sollten in jedem Fall Handschuhe tragen. Bei der Nagelpflege sollten Betroffene darauf achten, die Nagelhaut nicht zu verletzen, denn dies könnte zu einem erneuten Aufflammen der Infektion führen.

Vorbeugung

Um es erst gar nicht zu einer Nagelfalzentzündung kommen zu lassen, sollten Verletzungen an den Händen bzw. Fingern vermieden werden, um so das Eindringen von Erregern in den Körper vorzubeugen.

Als mögliche "Einfallstore" kommen dabei nicht nur mechanische Verletzungen an den Händen in Betracht, sondern auch Aufweichungen. Vor allen Dingen diejenigen, die berufsbedingt mit ihren Händen in feuchten Orten arbeiten, haben ein erhöhtes Risiko, sich eine Nagelfalzentzündung einzufangen.

Der Grund liegt darin, dass die feuchte Umgebung nicht nur die Haut aufweicht, sondern auch die Hautflora als Schutzfilm verdünnt. Im Übrigen gilt, dass die allgemeinen Regeln für eine Immunsystemstärkung eine Nagelfalzentzündung effektiv vorbeugen können, um selbst eingedrungene Erreger noch vor Ausbruch einer Nagelfalzentzündung abzutöten.

Nachsorge

Die Nachsorge bei einer Nagelfalzentzündung beinhaltet Maßnahmen, die auf ein optimales Abheilen der Entzündung und eine Vorbeugung zukünftiger Beschwerden abzielen. Solange die Nagelfalzentzündung nicht vollkommen verheilt ist, müssen erhöhte Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden. So sollte der erkrankte Nagel trocken gehalten werden, außerdem sind mechanische Belastungen und anstrengende Handgriffe mit der betroffenen Hand zu vermeiden.

Die entzündete Nagelfalz sollte nicht in Kontakt mit Seifen, Kosmetika oder gar reizenden chemischen Substanzen kommen. Nach erfolgreicher Therapie der Nagelfalzentzündung ist darauf zu achten, das Wissen um die Ursachen der Entzündung für die Nachsorge einzusetzen. Falls die Entzündung beispielsweise durch feuchte Hände bei Reinigungspersonal hervorgerufen wurde, können Handschuhe Abhilfe schaffen.

In manchen Fällen entsteht die Nagelfalzentzündung durch Verunreinigungen oder Verletzungen bei der Maniküre oder Kunstnägel. Dann sollte die Nagelpflege in Zukunft vorsichtiger ausgeführt werden. Künstliche Nägel sollten bei immer wiederkehrenden Nagelfalzentzündungen gemieden werden. Ein Hautarzt kann die Maßnahmen der Nachsorge für langfristige Behandlungserfolge überwachen und optimieren.

Um zukünftigen Entzündungen vorzubeugen, verzichten die Patienten nach Möglichkeit auf Nägelkauen. Auch eine geeignete Nagelcreme aus der Apotheke kann dabei helfen, die Nagelhaut zu schützen und weitere Infektionen zu vermeiden. Werden Nagelfalzentzündungen dennoch chronisch, sind die Gewohnheiten in Beruf, Alltag und Haushalt zu überdenken und nach Möglichkeit zu verändern, um einer fortwährenden Neuerkrankung vorzubeugen.

Das können Sie selbst tun

Bei einer Nagelfalzentzündung muss nicht in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden. Oftmals lässt sich das Leiden selbstständig behandeln, indem einige Tipps beachtet werden.

Zunächst gilt es, die Erkrankung zu lindern, indem auf eine ausreichende Fußhygiene geachtet wird. Die Betroffenen können entsprechende Pflegeprodukte aus der Apotheke oder Drogerie verwenden. Auch Hausmittel wie Fußbäder mit Tee, kühlende Auflagen oder Wickel tragen zur Abheilung der Entzündung bei. Der betroffene Zeh darf einige Tage nicht belastet werden. Die Erkrankten ruhen sich am besten aus und tragen während der akuten Krankheitsphase keine allzu engen Schuhe. Die Entzündung selbst kann mit einem speziellen Pflaster behandelt werden, damit die Nagelhaut nicht mit den Socken verklebt.

Sollten die genannten Maßnahmen keine Wirkung zeigen, muss der Arzt darüber informiert werden. Womöglich liegt der Nagelfalzentzündung eine ernste Ursache zugrunde, die zunächst ermittelt werden muss. Die entzündete Stelle darf nicht mit aggressiven Shampoos oder Lotionen in Kontakt geraten. Frauen sollten in den ersten Tagen darauf verzichten, die Nägel des betroffenen Fußes zu lackieren, um eine Zunahme der Entzündung zu vermeiden.

Quellen

  • Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin. Springer, Berlin Heidelberg 2011
  • I care Krankheitslehre. Thieme, Stuttgart 2015
  • Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010

Das könnte Sie auch interessieren