Myzetom (Maduramykose)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einem Myzetom beziehungsweise der Maduramykose handelt es sich um eine durch Pilze bzw. pilzartige Bakterien hervorgerufene Weichteilinfektion. Die Infektion tritt hauptsächlich in den trockenen Gebieten der Tropen auf. Die Infektion erfolgt über kleine Verletzungen der Haut, durch die die Erreger in den Organismus eindringen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Myzetom?

Eine Infektion erfolgt meist über in den Fuß eingetretene Holzspreisel oder über das Eindringen der Pilze bzw. der Bakterien über kleine Verletzungen am Fuß.
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Erstmals beschrieben wurde die Maduramykose in der indischen Provinz Madura, daher auch der Name der Infektion. Da die Infektion meist am Fuß auftritt - über kleine Risse, die durch Barfußgehen entstehen, dringt der Erreger typischerweise in den Organismus ein - ist die Infektion auch unter dem Namen „Madurafuß“ bekannt.

Die Maduramykose tritt in zwei unterschiedlichen Formen auf. Die Echte Myzetome (Eumyzetoma) wird durch Hefe- oder Schimmelpilze hervorgerufen, die Aktinomyzetome (Aktinomyzetoma) durch verschiedene Bakteriengattungen (Streptomyces, Actinomadura, Nocardia).

Insgesamt tritt die Maduramykose weltweit sehr häufig auf, wobei es geographische Schwerpunkte gibt. Während in Asien und Afrika die Maduramykose meist in Form der Eumyzetome auftritt, ist in Mexiko die Aktinomyzetoma stark verbreitet.

Ursachen

Die Ursache für eine Maduramykose liegt in der Infektion mit einem Pilz bzw. einem Bakterium.

Eine Infektion erfolgt meist über in den Fuß eingetretene Holzspreisel oder über das Eindringen der Pilze bzw. der Bakterien über kleine Verletzungen am Fuß. Als Erreger für ein Eumyzetom kommen folgende Pilze in Frage: Alle Pilze der Gattung Madurella, der Gattung Acremonium, des Phialophora verrucosa und des Aspergillus flavus.

Als Quelle eines Aktinomyzetoma können verschiedene Bakterien ausgemacht werden, nämlich verschiedene Arten der Bakteriengattung Nocardia (v.a. Nocardia brasiliensis), verschiedene Arten der Gattung Streptomyces (v.a. Streptomyces madurae) und Actinomadura.

In etwa 40% aller Fälle sind Pilze für eine Infektion verantwortlich, 60% aller Infektionen gehen auf eine Ansteckung mit Bakterien zurück.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Nach einer Inkubationszeit von einigen Wochen bis mehreren Monaten entwickeln sich an den infizierten Weichteilstellen sogenannte Granulome. Das sind schmerzlose Knötchen, die den jeweiligen Erreger in Form von körnigem Material enthalten. An der Stelle der Knötchen kommt es außerdem zum massiven Anschwellen des betroffenen Körperteils. Über Fistelgänge werden die eitrigen Körnchen nach außen befördert.

Als Erreger kommen verschiedene Pilze oder Bakterien infrage, die über kleine Hautverletzungen in den Körper gelangen. So werden häufig die Füße infiziert, weil durch das Barfußlaufen bei verschiedenen Bevölkerungsgruppen die Erreger etwa über eingetretene Holzsplitter in eine Wunde am Fuß gelangen. Seltener wird das Myzetom am Rücken, an den Knien oder an den Händen beobachtet.

Trotz verschiedener Erreger ähneln sich die Symptome der Erkrankung, sodass der Begriff Myzetom als Sammelbegriff aufgefasst werden kann. Allerdings gibt es in Abhängigkeit der beiden Erregergruppen neben den Gemeinsamkeiten auch Unterschiede in der Symptomatik. So sind bei einem echten Myzetom (Pilzinfektion) die Knötchen nicht klar voneinander abgegrenzt. Außerdem sind viele Fisteln vorhanden.

Des Weiteren sind bei dieser Form der Infektion oft schon sehr früh die Knochen beteiligt. Daher wird es oft notwendig, die befallenen Gewebebereiche neben der medikamentösen Behandlung chirurgisch zu entfernen. Bei der durch Bakterien hervorgerufenen Infektion (Aktinomyzetom) sind die Körnchen voneinander abgekapselt, wobei nur wenige Fisteln entstehen. Eine Knochenbeteiligung ist hier seltener. Daher ist bei einem Aktinomyzetom die chirurgische Entfernung befallener Gewebeteile nur selten notwendig.

Diagnose & Verlauf

Eine erste Diagnose bei Maduramykose kann meist aufgrund der eindeutigen Symptome getroffen werden. Es bilden sich schmerzlose kleine Knötchen bis hin zu massiven Schwellungen des infizierten Bereichs. Aus den Knötchen bzw. Schwellungen entleert sich - oft ohne Einwirkung von außen - körniges Sekret.

Der Arzt erkennt eine Infektion eindeutig nach einer mikroskopischen Untersuchung. Untersucht wird hierbei das ausgetretene Sekret. Handelt es sich um eine Pilzinfektion, hat das Sekret eine körnige, fadenartige, weiß bis leicht gelbliche Struktur.

Nach eindeutiger Diagnose hat der Arzt eine Auswahl an verschiedenen Medikamenten, die zur Therapie herangezogen werden können. Wird die medikamentöse Therapie rechtzeitig angewandt, ist der Verlauf der Infektion recht harmlos und vor allem schmerzlos.

Wird eine Maduramykose, besonders jedoch die durch Pilze hervorgerufene Eumyzetoma, nicht behandlet, verläuft die Infektion chronisch. Die Symptome wie eitrige Geschwulste heilen nicht von selbst ab. Außerdem ist ein Übergriff auf andere Körperregionen fast unausweichlich. Schlimmstenfalls müssen betroffene Körperregionen amputiert werden.

Komplikationen

Durch eine Infektion mit den Pilzen des Myzetoms kann es zu einer zusätzlichen bakteriellen Superinfektion kommen. Das bedeutet, dass eine weitere, durch Bakterien ausgelöste Erkrankung begünstigt wird. Diese kann auch auftreten, wenn eine medizinische Behandlung vorgenommen wurde.

Meistens entstehen Komplikationen bei einem Myzetom aber eher durch eine fehlende ärztliche Behandlung, da die Geschwulst dann die Möglichkeit hat, das Körperinnere zu infiltrieren und innen weiterzuwachsen. Hierdurch kann es zu Knochendestruktionen kommen, das heißt, dass Knochengewebe zerstört wird. Das Muskelgewebe kann ebenfalls betroffen sein. Auch eine Adenopathie ist möglich.

Damit wird eine Erkrankung von Hormonen produzierenden Drüsen bezeichnet. Durch wucherndes Granulationsgewebe entstandene Geschwulste können zerebrale und viszerale Metastasen bilden. Damit werden Ableger im Gehirn und den inneren Organen bezeichnet.

Lässt man die Myzetome zu lange wachsen, kann es, da sie insbesondere an den Füßen häufig auftreten, passieren, dass sie die Möglichkeit zum Laufen stark einschränken. Deformierungen der Fußgelenke können hierbei zu zusätzlichen Bewegungsstörungen führen. Sind Gelenke, Knochen und Muskeln zu sehr angegriffen worden, muss eine Amputation durchgeführt werden, was weitere Behinderungen zur Folge habt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Veränderungen des Hautbildes, Verfärbungen oder eine Knotenbildung sollten einem Arzt vorgestellt werden. Kommt es zu einer Ausbreitung der Beschwerden oder nimmt die Intensität zu, liegt eine gesundheitliche Beeinträchtigung vor, die untersucht und behandelt werden muss. Bei Schwellungen, einem Juckreiz oder offenen Wunden sollte eine Abklärung der Ursache erfolgen. Treten aufgrund der Störungen Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten auf oder kommt es zu einer Abnahme der Mobilität, ist ein Arzt aufzusuchen. Nehmen innerhalb weniger Stunden die Beschwerden rasant zu, ist schnellstmöglich ein Arztbesuch erforderlich.

Die Krankheitserreger breiten sich schnell aus und das körpereigene Abwehrsystem ist nicht stark genug, um sich dagegen im notwendigen Maß zur Wehr zu setzen. Eine Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit, eine innere Schwäche oder ein allgemeines Unwohlsein weisen auf Unregelmäßigkeiten hin, die einem Arzt vorgestellt werden sollten. Leidet der Betroffene unter den optischen Veränderungen der Haut oder dem Makel, ist eine operative Entfernung des unerwünschten Gewebes vonnöten.

Kommt es zu Entzündungen der Haut, der Vergrößerung einer vorhandenen Wunde oder Wundbrand, ist unverzüglich ein Arzt zu konsultieren. In schweren Fällen droht eine Sepsis und damit liegt eine potentielle Gefährdung des Lebens vor. Gereiztheit, Verhaltensauffälligkeiten oder ein Rückzug aus gewohnten sozialen Aktivitäten sind weitere Hinweise einer vorliegenden Erkrankung.

Behandlung & Therapie

Eine Behandlung eines Myzetoms erfolgt mittels Medikamentangabe. Um das richtige Mittel in der richtigen Dosierung zu wählen, ist eine genaue Diagnose notwendig. Liegt eine Pilzinfektion vor, kommen zur Behandlung verschiedene Antimykotika zum Einsatz.

Da viele der Pilzkulturen mittlerweile sehr widerstandfähig bzw. resistent gegen die Antipilzmittel sind, ist es unabdingbar, während der Einnahme der Medikamente die Wirkung entsprechend zu kontrollieren. Die Einnahme der Mittel erfolgt in der Regel über einen sehr langen Zeitraum, meist einige Jahre.

Über die Medikamentengabe hinaus empfiehlt es sich, betroffene geschwollene bzw. eitrige Bereiche chirurgisch zu entfernen, um die damit einhergehenden Unannehmlichkeiten für den Patienten abzumildern.

Ist das Myzetom durch Bakterien ausgelöst, erhält der Patient ein Antibiotikum. Auch bei einer bakteriellen Infektion kann es vorkommen, dass die Schwellungen in den betroffenen Körperregionen nicht abheilen. Auch dann wäre ein chirurgischer Eingriff angezeigt.

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Aussicht & Prognose

Ein Myzetom ist heutzutage gut behandelbar und bietet eine positive Prognose. Das Leiden muss operativ oder medikamentös behandelt werden, um eine Ausbreitung des Pilzes zu vermeiden. Unbehandelt kann sich die Maduramykose zu einer chronischen Erkrankung entwickeln, die für den Erkrankten mit zahlreichen Einschränkungen im Berufs- und Privatleben verbunden ist.

Im Verlauf der Erkrankung können Amputationen notwendig sein, welche die Lebensqualität des Patienten erheblich reduzieren. In der Folge einer Amputation können sich zudem seelische Erkrankungen entwickeln. Beispielsweise entwickeln einige Patienten nach dem Verlust eines Körperteils Depressionen oder Angststörungen, die behandelt werden müssen. Auch körperliche Beschwerden wie Durchblutungsstörungen oder Phantomschmerzen treten nach einer Amputation auf und beeinflussen die Bewertung des Verlaufs.

Die Prognose ist dennoch gut, da heutzutage eine ganze Reihe von Therapieverfahren zur Verfügung stehen und die Pilzerkrankung meist nicht tödlich verläuft. Die Einschätzung des Krankheitsverlaufs erfolgt durch den zuständigen Dermatologen oder Internisten, der hierzu die Schwere der Erkrankung, die Konstitution des Patienten und soziale Faktoren wie die finanzielle Situation des Betroffenen einbezieht. Gegebenenfalls muss die Prognose angepasst werden, insbesondere bei unvorhergesehenen Komplikationen, wie sie vor allem bei schweren Erkrankungen auftreten.

Vorbeugung

Einem Myzetom lässt sich sehr einfach vorbeugen. In den Gebieten, in denen das Myzetom verbreitet ist, sollte auf das Barfußgehen konsequent verzichtet werden. Sollten dennoch kleine Verletzungen im Bereich des Fußes auftreten, müssen die Wunden sofort und nachhaltig desinfiziert werden. Bei Reisen in entsprechende Gebiete sollte Desinfektionsmittel bzw. Alkoholtupfer in der Reiseapotheke daher nicht fehlen.

Nachsorge

Die Nachsorge bei einem Myzetom hängt von der Art der Behandlung und dem Behandlungserfolg ab. Kann der Pilzbefall mittels Medikamenten behandelt werden, ist meistens keine medizinische Nachsorge mehr notwendig. Bei nicht ernstem Befall und zeitiger Behandlung lassen sich Folgeschäden fast immer verhindern.

Bei schwereren Fällen kommen hingegen chirurgische Eingriffe in Betracht. Es wird darauf abgezielt, infiziertes Gewebe zu entfernen. So kommt es teilweise zum Entfernen von wenig Gewebe, wobei anschließend eine gute Wundversorgung wichtig ist. Je nach Fall und Indikation kann eine vorsorgliche Antibiotikatherapie sinnvoll sein.

Nachuntersuchungen des Gewebes auf verbliebene Erreger sind ebenfalls wichtig. Die Nachsorge muss vom Facharzt mitgeteilt werden und richtet sich nach der Schwere des Eingriffs. Eine Wundheilung kann bei guter Wundversorgung binnen weniger Wochen erreicht werden. Weitere Nachsorgemaßnahmen sind nach dem vollständigen Abheilen nicht nötig.

Wird hingegen amputiert, weil zu viel Gewebe befallen ist, gestaltet sich die Nachsorge schwieriger. Der Stumpf muss versorgt werden. Gegebenenfalls kommen weitere Therapien zur Nachsorge hinzu. Dies ist etwa der Fall, wenn der Betroffene Phantomschmerzen verspürt. Auch das Erlernen von Bewegungsabläufen trotz des amputierten Körperteils gehört zur Nachsorge. Die erwähnten Nachsorgemaßnahmen gelten für durch Pilze bedingte Eumyzetome ebenso wie für durch Bakterien bedingte Aktinomyzetome.

Das können Sie selbst tun

Ein Myzetom wird in der Regel medikamentös behandelt. Welche Maßnahmen der Betroffene selbst ergreifen kann, um die Symptome zu lindern und den Heilungsverlauf zu fördern, hängt von der Art und Ausprägung der Erkrankung ab.

Grundsätzlich gelten Schonung und Bettruhe. Vor allem in den ersten Tagen der Erkrankung sollte auf ausreichend Bettwärme geachtet werden, um eine Verschleppung des Erregers zu vermeiden. Darüber hinaus sollten geschwollene oder eitrige Bereiche sorgfältig gepflegt und gegebenenfalls mit sanften Pflegeprodukten behandelt werden. Die Anwendung entsprechender Präparate sollte zunächst mit dem zuständigen Arzt besprochen werden. Bei starken Beschwerden ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich. Nach einer Operation ist die Haut meist sehr gereizt und darf keinen schädlichen Einflüssen wie Schmutz oder Allergenen ausgesetzt werden. Der Betroffene sollte sich strikt an die ärztlichen Vorgaben halten und den Mediziner über ungewöhnliche Symptome informieren.

Ein Myzetom heilt normalerweise gut ab, insofern es frühzeitig behandelt wird und ein Arzt den Verlauf überwacht. Um eine erneute Infektion zu vermeiden, müssen die Ursachen für die erste Pilzinfektion ermittelt werden. Hierfür kann ein Beschwerdetagebuch angelegt werden, in dem mögliche Auslöser und andere Auffälligkeiten notiert werden.

Quellen

  • Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004

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