Mycophenolsäure

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Mycophenolsäure handelt es sich um ein Arzneimittel, welches zur Wirkstoffklasse der Immunsuppressiva gehört. Es wurde als erstes charakteristisches Antibiotikum in seiner Wirkweise auf Zellwachstum und Zellteilung erforscht. Es gilt seit etwa 85 Jahren als zuverlässiges Medikament und wird heute häufig im Bereich der Organtransplantation verordnet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Mycophenolsäure?

Mycophenolsäure gehört zu den Immunsuppressiva und wird häufig im Bereich der Organtransplantation verordnet.

Mycophenolsäure, auch bekannt unter dem lateinischen Namen Acidum mycophenolicum, wurde erstmals 1893 von dem italienischen Arzt und Mikrobiologen Bartolomeo Gosio isoliert hergestellt. Während seiner wissenschaftlichen Forschung konnte Gosio beobachten, dass die Mycophenolsäure das Wachstum von Milzbranderregern deutlich verringerte.

Erst nachdem Alexander Flemming im Jahre 1928 die antibiotische Wirkung von Penicillin erforschte und diese im Jahre 1929 vorstellte und zur medizinischen Anwendung freigab, wurde das Spektrum der medizinischen Versorgung mit Antibiotika erweitert. So stieß ein Mitentdecker des Penicillins auf die Forschungsergebnisse von Bertolomeo Gosio. Er vervollständigte die Beobachtungen und die Wirkweise der selektiven, nicht-kompetitiven und reversiblen Hemmung von Mycophenolsäure.

Das Medikament ist ein weißes kristallines Pulver, welches auch unter der Summenformel C17H20O6 bekannt ist. Es ist fast unlöslich in kaltem Wasser, wenig löslich in Tolul und mäßig löslich Diethylether und Chloroform. Nur unter der Zugabe von Ethanol ist das weiße Pulver leicht löslich.

Pharmakologische Wirkung

Heute wird Mycophenolsäure als Immunsuppressiver zur prophylaktischen Behandlung und bei aggressiven Erkrankungen angewendet. Das pharmakologische Ziel beruht auf der selektiven, nicht-kompetitiven und reversiblen Hemmung eines Enzyms, das für die Biosynthese von Guanosin wichtig ist. Das Enzym ist unter dem Namen Inosinmonophosphat-Dehydrogenas bekannt.

Durch die Hemmung des Enzyms, wird die Proliferation der B- und T-Lymphozyten und die DNA-Synthese blockiert. Während diese Zellen blockiert werden, können sich die anderen Zellen einen andere Biosyntheseweg suchen. Der Unterschied von Mycophenolsäure zu andere Immunsuppressiva ist, dass dieses sich nicht direkt in der DNA festsetzt.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Die medizinische Behandlung durch Mycophenolsäure erfolgt in Form von Tabletten. Als Indikation liegt der Focus auf der prophylaktischen Behandlung bei Organtransplantationen, in Kombination mit einem weiteren Immunsuppressivum, um Abstoßungserscheinungen vorzubeugen.

Des Weiteren kann das Medikamente verordnet werden, wenn eine starke rheumatische Erkrankung mit Befall der inneren Organe vorliegt. Wenn noch kein Befall der Organe vorliegt, kann das Medikament prophylaktisch eingenommen werden, um diesen zu verhindern.

Die Therapie mit diesem Immunsuppressivum sollte möglichst nur von Ärzten mit Erfahrungen in den Bereichen der Organtransplantation erfolgen. Die Dosierung wird individuell auf jeden Patienten abgestimmt, orientiert sich meistens bei Erwachsenen um 720mg, zweimal täglich. Das Einschleichen von Mycophenolsäure sollte durch eine regelmäßige Laboruntersuchung des Blutes lückenlos dokumentiert werden, um eine Überdosierung zu vermeiden.

Während einer Schwangerschaft und Stillzeit sollte das Medikament nicht eingenommen werden. Sind Allergien auf die einzelnen Bestandteile der Mycophenolsäure bekannt, sollte auch hier auf die Einnahme verzichtet und gegebenenfalls eine Alternative zu diesem Medikament verordnet werden. Ob die Behandlung durch Mycophenolsäure erfolgreich ist, zeigt sich meist erst 3 Monate nach Beginn der Einnahme.

Häufig bemerken Patienten nach einer Behandlungszeit von 4-8 Wochen eine Linderung der Symptomatik. Die Wirkung zeigt sich durch Abklingen der Schmerzen und weniger Einlagerung von Wasser im Gewebe. Die Entzündungswerte im Blutbild verbessern sich, Morgensteifheit und Müdigkeit nehmen ab, die Belastbarkeit nimmt zu. Um eine kontinuierliche Besserung zu bewirken ist es notwendig, das Medikament langfristig zu nehmen. Die Einnahme muss regelmäßig erfolgen, auch wenn sich der allgemeine Zustand des Patienten verbessert hat.


Risiken & Nebenwirkungen

Wie bei jeder pharmazeutischen Behandlung können unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Grundsätzlich sollte immer bedacht werden, das Immunsuppressiva das Immunsystem schwächen. Der Körper kann keine starke Abwehr leisten, dadurch steig das allgemeine Infektionsrisiko. Die Infekte können in Form von Bakterien, Viren oder Pilzen auftreten.

Zu weiteren Nebenwirkungen von Mycophenolsäure zählen häufig Magen-Darmbeschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen), grippale Infekte, Blutbildveränderungen, Infektion der Atemwege (Bronchitis) und Nieren- und Leberfunktionsstörungen. Selten hingegen kommt es zur Tachykardie (erhöhter Pulsschlag), Zittern, Haarausfall oder die Bildung von bösartigen oder gutartigen Tumoren.

Während der Einnahme des Immunsuppressivums sollten keine Impfungen erfolgen. Auch sollte UV-Strahlung gemieden werden, da es zu Hautirritationen kommen kann. Der Arzt sollte während der Einnahme von Mycophenolsäure regelmäßige Kontrollen der Laborwerte, sowie der Haut und Schleimhäute durchführen.

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