Musculus psoas major

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Musculus psoas major ist ein Skelettmuskel der Hüftmuskulatur, der auch als großer Lendenbeuger bekannt ist. Der Hüftmuskel ist an der Flexion sowie Innen- und Außenrotation im Hüftgelenk beteiligt und spielt für die Lateralflexion und Inklination der Lendenwirbelsäule eine Rolle. Schädigungen des Nervus femoralis lähmen den Musculus psoas major.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Musculus psoas major?

Der Musculus psoas major ist ein gelenknaher Muskel. Gelenke entsprechen beweglichen Knochenverbindungen und ermöglichen abhängig von ihrer anatomischen Lage unterschiedliche Bewegungsarten.
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Bei der Hüftmuskulatur handelt es sich um eine Gruppe aus Skelettmuskeln im Bereich des Hüftgelenks. Die Hüftmuskeln ummanteln das Hüftgelenk und finden am Proximalanteil des Oberschenkelknochens Ansatz. Topographisch und funktional untergliedert sich die Hüftmuskulatur in einen inneren, einen äußeren und einen tiefen Anteil.

Der Musculus psoas major entspricht einem Skelettmuskel der inneren Hüftmuskulatur. Gemeinsam mit dem Musculus iliacus bildet der Hüftmuskel die funktionale Einheit des Musculus iliopsoas, der im Retroperitonealraum liegt. Der Musculus psoas major lässt sich in eine oberflächliche und eine tiefere Schicht untergliedern, die unterschiedlichen Ursprung haben. Die oberflächliche Schicht entspringt dem zwölften Brustwirbelkörper, den ersten Lendenwirbelkörpern und den ihnen zugeordneten Bandscheiben. Die tiefe Schicht hat ihren Ursprung an den Querfortsätzen der Lendenwirbel. In der deutschen Fachliteratur ist beim Musculus psoas major auch vom großen Lendenmuskel die Rede.

Anatomie & Aufbau

Der Musculus psoas major liegt in enger Nachbarschaft des Plexus lumbalis. Die motorische Innervation des Hüftmuskels übernimmt neben den direkten Ästen aus L1 bis L4 des Plexus lumbalis der Nervus femoralis. Seinen Ansatz nimmt der Musculus psoas major gemeinsam mit dem Musculus iliacus am Trochanter minor des Oberschenkelknochens (Femur).

Der oberflächliche Anteil und der tiefe Anteil des großen Lendenmuskels vereinigen sich im Verlauf mit dem Darmbeinmuskel. Gemeinsam werden die Muskeln von Faszien umhüllt und in dieser Einheit als Lenden-Darmbeinmuskel bezeichnet. Der Lendendarmbeinmuskel tritt durch die sogenannte Muskelpforte (Lacuna musculorum), wo er den kleinen Rollhügel (Trochanter minor) des Femur erreicht. Auf dem Musculus psoas major liegt normalerweise der Musculus psoas minor. Im menschlichen Körper ist dieser Muskel extrem variabel ausgebildet und wird manchmal durch Faszien ersetzt. Als eine der wichtigen Besonderheiten des Musculus psoas major gilt die Sichtbarkeit des Gewebes auf Röntgenbildern. Signale aus dem zentralen Nervensystem erreichen den Musculus psoas major über seine motorische Endplatte.

Funktion & Aufgaben

Der Musculus psoas major ist ein gelenknaher Muskel. Gelenke entsprechen beweglichen Knochenverbindungen und ermöglichen abhängig von ihrer anatomischen Lage unterschiedliche Bewegungsarten. Für diese Bewegungen sind gelenknahe Muskeln zuständig, die ihren Ansatz an einem der aufeinandertreffenden Knochen haben. Der Ansatz des Musculus psoas major proximale Teil des Oberschenkelknochens, der im Hüftgelenk auf den Beckenknochen trifft. Das Hüftgelenk ist ein Nussgelenk.

In der Hüftpfanne des Gelenks liegt der Hüftkopf, der einem in etwa kugelförmigen Fortsatz des Femur entspricht. Da der große Lendenbeuger in direkter Verbindung zum Femur steht, bewegt seine Kontraktion den Hüftkopf im Hüftgelenk. Je nach Ausgangslage bewegen alle Muskeln der Hüftmuskulatur bei fixiertem Becken die Hüfte oder bei fixiertem Oberschenkel das Becken. Die Kontraktionen der Hüftmuskeln ermöglichen damit alltägliche Bewegungsformen wie das Stehen und Gehen. Gemeinsam mit dem Musculus iliacus bildet der Musculus psoas major den Musculus iliopsoas, der als stärkster Beuger des Hüftgelenks gilt. Die Beugung wird in der Fachsprache auch als Flexion bezeichnet. Die Extension oder Streckung im Hüftgelenk ist die entgegengesetzte Bewegungsform, die von den Streckern der Hüftmuskulatur initiiert wird.

Die funktionale Einheit aus Musculus psoas major und Musculus iliacus ist nicht nur für die Flexion im Hüftgelenk, sondern auch für die Aufrichtung des Rumpfbereichs aus der Rückenlage zuständig. Diese Aufrichtung erfordert nämlich eine Beugung im Hüftgelenk. Darüber hinaus rollen die beiden Muskeln den Oberschenkel nach außen und sind damit an der Rotationsbewegung im Gelenk beteiligt. Der Musculus psoas major beteiligt sich außerdem an der Seitneigung (Lateralflexion) und der Inklination der Lendenwirbelsäule.


Krankheiten

Lähmungen des Musculus psoas major treten im Rahmen von Schädigungen des versorgenden Nervus femoralis auf. Dieser periphere Nerv versorgt eine Vielzahl von Muskeln. Die Femoralislähmung äußert sich daher in Form von schweren Bewegungsstörungen. Bei einer kompletten Parese der Nervenstruktur kommt es zum Totalausfall der Psoasgruppe.

Das Hüftgelenk lässt sich aktiv nicht mehr beugen. Außerdem können sich die Betroffenen nicht oder kaum mehr aus dem Liegen aufrichten. Darüber hinaus bleibt das Knie der Patienten in Beugestellung und lässt sich aus eigener Kraft nicht mehr strecken. Beim Auftreten knickt den Betroffenen das Bein ein. In der Reflexuntersuchung bemerkt der Neurologe einen Ausfall oder eine Abschwächung des Patellarsehnenreflexes. Zu einer Femorislähmung kann es beispielsweise durch Hämatome kommen, so vor allem durch Blutergüsse im Musculus iliacus und Musculus psoas. Postoperativ kann der Nerv wegen Dehnungen oder Druckschädigungen im Appendixbereich ebenso gelähmt werden wie durch Prostatektomien, Nierentransplantationen, Entbindungen oder schwerere Hüftoperationen.

Traumatisch bedingten Lähmungen des Nervs liegt meist eine unkontrollierte und plötzliche Überstreckung zugrunde. In Einzelfällen komprimieren Tumore oder Aneurysmen die Nervenstruktur, was ebenfalls zu Lähmungen des Musculus psoas major führen kann. Auch Kompressionen durch hyperplastische Oberschenkelknochen sind denkbar. Im Einzelfall treten außerdem Lähmungen nach einer Herpes-simplex-Infektion ein. Der rechte große Lendenmuskel kann außerdem Entzündungen des Wurmfortsatzes andeuten. Bei einer starken Kontraktion des Muskels im Sinne einer Oberschenkelbeugung verursacht eine Entzündung des Appendix Schmerzen in der rechten Unterbauchregion.

Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Eggers, R.: Gelenke, Muskeln, Nerven. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2012
  • Schünke, M.: Topografie und Funktion des Bewegungssystems. Funktionelle Anatomie für Physiotherapeuten. Thieme, Stuttgart 2018

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