Morton-Neuralgie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Morton-Neuralgie ist eine neurologische Erkrankung, die typischerweise im Bereich des Vorfußes auftritt. Die Erkrankung wird auch als Morton-Neurom bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Morton-Neuralgie?

Zu den typischen Missempfindungen gehört das „Ameisenlaufen“ in den Zehen sowie Fremdkörpergefühle im Schuh. Diese Empfindungen werden oft von Schmerzen begleitet, die je nach Ausprägung und Lokalisation der Erkrankung unterschiedlich ausfallen können.
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Der sogenannte Ursachenschmerz des Morton-Neuroms ist lokalisiert zwischen zweiter und dritter aber auch zwischen vierter und fünfter Zehe. Die Morton-Neuralgie tritt meist nur an einem Fuß auf, es sind aber auch Kasuistiken beschrieben, bei denen beide Füße betroffen sind.

Die Morton-Neuralgie ist gekennzeichnet durch sogenannte neuralgische Schmerzen. Die betroffenen Patienten schildern diese Schmerzattacken als elektrisierend, brennend, schießend und stechend. Darüber hinaus wird von der überwiegenden Mehrzahl der Betroffenen ein ausstrahlender Schmerz bis in die Zehenspitzen des betroffenen Fußes geschildert.

Die Morton-Neuralgie wird durch das Neurom verursacht, dabei handelt es sich um eine Nervengeschwulst, eine faserartige Nervenverdickung vom Fußballen ausgehend zwischen den Metatarsalköpfchen bin inseitig hinein in die Zehen verzweigt. An diesen Zweigstellen, eben zwischen der zweiten und dritten oder der vierten und fünften Zehe bildet sich die gutartige Nervengeschwulst, das Neurom.

Ursachen

Die Ursache für die ausgeprägte Verdickung des Nervenstrangs ist ein körpereigener Schutzmechanismus zur Einhüllung des Nervs, damit dieser sich nicht mehr entzünden kann. Die sogenannten Plantarnerven befinden sich in der Fußsohle.

Die Plantarnerven verzweigen sich fein verästelt bis hin zu den einzelnen Zehen, wo sie sich weiter verzweigen und teilen und schließlich als feine Nervenfasern innenseitig der Zehen enden. Die genauen Ursachen, die zur Morton-Neuralgie führen, sind nicht eindeutig bekannt. Es gibt aber eine Reihe von Faktoren, die im Verdacht stehen, die Krankheit zu begünstigen. Neben der genetischen Veranlagung eines zu schwachen Bindegewebes gelten stark erhöhte Absätze, ein Spreizfuß, schmale, feste Schuhe oder starke Belastungen der Füße durch ständiges langes Gehen oder Stehen als Risikofaktoren.

Biomechanische Funktionsstörungen durch flache Füße können scheinbar ebenfalls eine Morton-Neuralgie hervorrufen. Die flachen Füße wiederum sind nicht selten die Folge von jahrelang bestehendem Übergewicht.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Morton Neuralgie äußert sich zunächst durch unspezifische Taubheitsgefühl oder Fremdgefühle in verschiedenen Körperregionen. Zu den typischen Missempfindungen gehört das „Ameisenlaufen“ in den Zehen sowie Fremdkörpergefühle im Schuh. Diese Empfindungen werden oft von Schmerzen begleitet, die je nach Ausprägung und Lokalisation der Erkrankung unterschiedlich ausfallen können.

Möglich sind belastungsabhängige Schmerzen, die nach dem Ausziehen der Schuhe sofort nachlassen, aber auch stechende Schmerzen, die noch lange nachklingen. Im Allgemeinen bessern sich die Beschwerden jedoch, wenn sich der Patient hinsetzt oder Schuhe und Socken auszieht. Zudem sind die Erkrankten weniger belastungsfähig und müssen häufig Pausen einlegen.

Der Schmerz tritt meist einseitig auf, bei einigen wenigen Patienten sind die Beschwerden in beiden Füßen spürbar. Der Schmerz selbst wird von den Betroffenen als stechend oder pochend beschrieben. Äußerlich ist die Morton Neuralgie an etwaigen Fehlbildungen zu erkennen.

So kann ein Spreizfuß vorliegen, der anhand der auffälligen Stellung der Zehen diagnostiziert werden kann. Die Morton Neuralgie stellt sich im Verlauf von mehreren Monaten ein und klingt bei entsprechender Behandlung langsam wieder ab. Erfolgt keine ausreichende Therapie, nehmen die Beschwerden zu und es entwickeln sich Folgeerkrankungen wie etwa die Metatarsalgie.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnosestellung stützt sich zunächst auf die Erhebung der Krankengeschichte, Anamnese, und das Abfragen der Risikofaktoren. Sind beispielsweise feste, schmale Schuhe ursächlich für eine Morton-Neuralgie, so hatten die Füße durch einen viel zu schmal gearbeiteten Vorfußteil keine Möglichkeit nach vorne hin abzurollen.

In der Folge kommt es zu einer Nervenkompression, der Nerv wird also permanent zwischen den knöchernen Strukturen eingeklemmt und entzündet sich infolgedessen. Die Morton-Neuralgie kann auch eine Berufskrankheit sein, wenn der Beruf ständiges langes Gehen oder Stehen bei falschem Schuhwerk erfordert. Sind stark erhöhte Absätze die Ursache, dann verlagert sich das Körpergewicht ständig auf den Vorfuß und nach und nach kann dadurch ein Spreizfuß entstehen.

Neben Inspektion und Palpation des Fußes wird meist auch ein konventionelles Röntgenbild angefertigt, um die Verdachtsdiagnose zu bestätigen. Die Morton-Neuralgie tritt überwiegend bei Frauen auf, der Krankheitsbeginn ist schleichend. Bei nicht rechtzeitiger Behandlung kann der Verlauf auch chronisch sein, besonders dann, wenn beide Füße betroffen sind.

Komplikationen

Durch die Morton-Neuralgie kommt es beim Patienten vor allem zu Beschwerden an den Füßen. Die Füße können schmerzen und von starken Schwellungen betroffen sein. Ebenso können die Schmerzen auch in Form von Ruheschmerzen auftreten und dabei in der Nacht zu Schlafstörungen oder anderen Schlafbeschwerden führen. Dadurch leiden die Patienten nicht selten an psychischen Beschwerden oder an Depressionen und die Lebensqualität wird durch die Morton-Neuralgie deutlich verringert.

Auch die Belastbarkeit des Patienten sinkt ab und es kommt zu Bewegungseinschränkungen und weiterhin auch zu Gangstörungen. Vor allem bei Belastung treten starke Schmerzen auf. Die Morton-Neuralgie heilt nicht von selbst ab, sodass eine ärztliche Behandlung dieser Erkrankung auf jeden Fall notwendig ist. Ebenso kann es zu einer Fehlstellung des Fußes kommen. Sollte der Nerv eingeklemmt sein, können die Füße auch von Lähmungen und anderen Störungen der Sensibilität betroffen sein.

Eine kausale Behandlung der Morton-Neuralgie ist nicht möglich. Die Beschwerden können allerdings durch Medikamente und durch spezielle Schuhe und Einlagen gelindert werden. Komplikationen treten dabei in der Regel nicht auf und auch die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Morton-Neuralgie nicht verringert. Nicht in jedem Fall können alle Beschwerden eingeschränkt werden, sodass die Patienten möglicherweise ihr gesamtes Leben auf die Therapien angewiesen sind.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Schmerzen im Fuß, die nicht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit einer Überlastung oder körperlichen Überanstrengung stehen, sind von einem Arzt untersuchen und behandeln zu lassen. Kommt es zu einer Zunahme der Schmerzen wird eine medizinische Versorgung benötigt. Auf die Einnahme eines schmerzstillenden Medikamentes ist aufgrund möglicher Nebenwirkungen grundsätzlich bis zur Rücksprache mit einem Mediziner zu verzichten. Ein plötzlicher und stechender Schmerz im Fuß ist charakteristisch für eine Morton-Neuralgie und sollte unverzüglich einem Arzt vorgestellt werden.

Sinkt die körperliche Belastungsgrenze, stellt sich eine Abnahme der Leistungsfähigkeit ein oder leidet der Betroffene unter einer Einschränkung der Mobilität, wird ein Arzt benötigt. Bei einer Fehlhaltung des Beckens, einer schiefen Körperhaltung oder einer anderen Auffälligkeit des Skelettsystems sollte ein Arzt aufgesucht werden. Ohne eine frühzeitige Korrektur drohen dem Betroffenen lebenslange Schäden und Beschwerden. Können die täglichen Anforderungen nicht mehr wie gewohnt wahrgenommen werden, stellen sich darüber hinaus Verhaltensauffälligkeiten ein und sinkt das allgemeine Wohlbefinden, ist ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Bei optischen Veränderungen des Fußes, Besonderheiten des Hautbildes sowie Störungen der Durchblutung ist ein Arztbesuch anzuraten. Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen, Taubheitsgefühle oder Unregelmäßigkeiten gegenüber Temperatureinflüssen im Fuß sollten von einem Arzt begutachtet und behandelt werden.

Behandlung & Therapie

Eine streng kausale, also ursachenbezogene Behandlung der Morton-Neuralgie ist deshalb nicht möglich, weil die genaue Ursache der Erkrankung bis heute nicht bekannt ist. Durch die individuelle Kenntnis der Risikofaktoren kann aber in den meisten Fällen Abhilfe geschaffen werden.

Da die Morton-Neuralgie aber zu einer Chronifizierung neigt, müssen diese begünstigenden Faktoren nach Diagnosestellung unbedingt dauerhaft vermieden werden. In leichteren Fällen ist meist keine Therapie erforderlich. Morton-Neurome sollte aber immer dann behandelt werden, wenn Schmerzen auftreten, Tätigkeiten nur noch eingeschränkt verrichtet werden können, Schwierigkeiten bestehen, Schuhe zu tragen oder die Gehfähigkeit bereits eingeschränkt ist. Grundsätzlich kann eine Morton-Neuralgie je nach Ausprägung und Schweregrad konservativ oder operativ behandelt werden.

Vor einem chirurgischen Eingriff wird in den allermeisten Fällen zunächst eine konservative Therapie versucht. Diese kann bestehen im Tragen speziell angefertigter, orthopädischer Schuhe oder spezieller Einlagen zur Stützung des gesamten Fußes. Sogenannte Pelotten sind Erhöhungen, die den Vorfuß beim Gehvorgang entlasten sollen. Zur Schmerzlinderung eignet sich auch regelmäßige Fußgymnastik oder das Einspritzen lokaler Betäubungsmittel direkt in die betroffenen Fußareale.

Sollten alle konservativen Maßnahmen keine anhaltende Schmerzlinderung bringen, so ist eine Operation unumgänglich. Das Neurom, also die gutartige Nervengeschwulst, kann dabei vollständig entfernt werden. Es kann allerdings auch nach der Operation nicht ausgeschlossen werden, dass die Geschwulst an der gleichen Stelle wieder nachwächst.


Aussicht & Prognose

Die Prognose bei einer Morton-Neuralgie ist bei konservativer Behandlung sehr individuell. Sehr häufig lässt sich allerdings bereits durch die einfachsten Entlastungsmaßnahmen eine merkliche Besserung erzielen. Das Schmerzgefühl kann zwar gelegentlich bei den Patienten noch auftreten, aber dies dann nur bei stärkeren Belastungen. Ist die Morton-Neuralgie so weit vorangeschritten, dass dauerhaft ein stechender Schmerz empfunden wird, bringt die konservative Therapie in der Regel sehr schnell eine merkliche Entlastung mit sich.

Spontanheilungen sind bei der Morton-Neuralgie teilweise möglich. Die Therapie kann über einen Zeitraum von einigen Wochen oder Monaten zu einer vollständigen Heilung führen. Es gibt allerdings Patienten, die auf diese Therapiemethoden nicht ansprechen und entsprechend nicht von ihren Schmerzen befreit werden können.

Die Morton-Neuralgie kann einen Menschen auch mehrmals im Leben betreffen. Entsprechend ist niemand nach einer Therapie hierfür austherapiert. Es scheint bestimmte Faktoren zu geben, die das Risiko eines Wiederauftretens erhöhen.

Was in jedem Falle dauerhaft die Schmerzen im Fuß nimmt, ist das operative Verfahren zum Entfernen des beteiligten Nervengewebes. Fehlen die beteiligten Nerven, kann kein Schmerzreiz mehr ans Gehirn geleitet werden. Es kommt somit zur dauerhaften Schmerzfreiheit.

Vorbeugung

Zur Vorbeugung des erneuten Auftretens eines Morton-Neuroms nach erfolgreicher Operation sind zielgerichtete Fußgymnastik, Fußbäder mit antientzündlichen Wirkstoffen sowie eine Hochlagerung der Beine erforderlich, die auch tagsüber zwischendurch immer mal wieder praktiziert werden sollte.

Zur allgemeinen Vorbeugung gehört das konsequente Vermeiden der Risikofaktoren, welche das Auftreten einer Morton-Neuralgie begünstigen würden. Dazu zählen komfortables, nicht zu enges Schuhwerk, Vermeidung oder Abbau von Übergewicht, die Reduzierung starker Belastungen durch zu langes Gehen oder Stehen und eine Stärkung des Bindegewebes bei genetischer Disposition.

Nachsorge

Dem Betroffenen stehen bei der Morton-Neuralgie in den meisten Fällen nur eingeschränkte Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei sollte der Betroffene in erster Linie schon frühzeitig einen Arzt aufsuchen, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder zu anderen Beschwerden beim Betroffenen kommt. Je früher ein Arzt aufgesucht wird, desto besser ist meistens auch der weitere Verlauf der Erkrankung.

Daher sollte der Betroffene schon bei den ersten Anzeichen der Krankheit einen Arzt kontaktieren. Die meisten Patienten sind auf einen operativen Eingriff angewiesen, welcher die Beschwerden dauerhaft lindern kann. Nach einem solchen Eingriff sollte sich der Betroffene auf jeden Fall ausruhen und seinen Körper schonen. Von Anstrengungen oder von körperlichen und stressigen Tätigkeiten ist dabei abzusehen, um den Körper nicht unnötig zu belasten.

Ebenso können Maßnahmen einer Physiotherapie oder einer Krankengymnastik notwendig sein, wobei der Betroffene auch viele der Übungen im eigenen Zuhause durchführen kann, um die Behandlung zu beschleunigen. Auch nach einem erfolgreichen Eingriff sind dabei regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen wichtig, um den aktuellen Zustand der Morton-Neuralgie zu überwachen. In der Regel verringert diese Krankheit nicht die Lebenserwartung des Patienten.

Das können Sie selbst tun

Die Erkrankung weist eine verschlechterten Krankheitsverlauf bei Patienten auf, die vermehrt unter seelischem oder emotionalen Stress leiden. Eine gute psychische Stabilität sollte daher hergestellt und gepflegt werden. Das innere Stresserleben kann durch die Nutzung von Mentaltechniken abgebaut werden.

Erfolgreich bewährt haben sich Methoden wie Yoga, autogenes Training oder Meditation. Darüber hinaus ist es hilfreich, wenn der Alltag in der Form strukturiert wird, dass sich möglichst wenig Unruhe oder Aufregung entwickelt. Konflikte und Unstimmigkeiten sollten vermieden oder konstruktiv geklärt werden, damit eine emotionale Entlastung eintritt. Eine grundsätzlich positive Grundeinstellung zum Leben und den Lebensumständen ist hilfreich bei der Bewältigung der Beeinträchtigungen. Die Einnahme von schmerzstillenden Medikamenten ist nach Möglichkeit zu reduzieren oder nur vorübergehend zu nutzen. Die Wirkstoffe der Arzneien lösen Nebenwirkungen aus und die Gefahr einer Abhängigkeit ist gegeben. Über alternative Heilmethoden oder die beschriebenen Entspannungstechniken kann eine Linderung der Beschwerden erreicht werden.

Übergewicht ist bei Patienten der Morton-Neuralgie zu vermeiden. Durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann der Organismus mit allen notwendigen Vitaminen und Nährstoffen versorgt werden. Das Gewicht sollte sich idealerweise im Normalbereich nach den Vorgaben des BMI befinden. Eine Gewichtszunahme oder Übergewicht führen zu einer Verschlechterung der Gesundheit, da Schmerzen und Bewegungseinschränkungen zunehmen.

Quellen

  • Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013

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