Morbus Dupuytren (Dupuytren-Kontraktur)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Morbus Dupuytren (Dupuytren-Kontraktur)

Morbus Dupuytren oder Dupuytren-Kontraktur bezeichnet eine Erkrankung, bei der es zu Veränderungen im Bindegewebe der Hände kommt. Die Finger krümmen sich im Verlauf immer stärker in Richtung Handfläche. In der Konsequenz können die Betroffenen ihre Hände nicht mehr richtig benutzen und erleben eine deutliche Einschränkung in ihrem Alltagsleben.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Morbus Dupuytren?

Morbus Dupuytren äußert sich zu Beginn durch eine knötchenförmige Verdickung am Grundgelenk des Klein- oder Ringfingers. Durch eine Wucherung der bindegewebigen Sehnenplatte an der Handinnenfläche kommt es immer mehr zur Einziehung der betroffenen Finger.
© Ella – stock.adobe.com

Unter Morbus Dupuytren verstehen Mediziner eine krankhafte Veränderung der Bindegewebeplatte in der Hand. Grundsätzlich weist das gesunde Bindegewebe an dieser Stelle eine eher faserige Struktur auf. Durch die Erkrankung wird diese jedoch verhärtet, und es bilden sich Stränge und Knötchen, welche zum einen die Fingersehnen verhärten und zum anderen die Gewebeplatte der Hand verkleinern.

Als Folge krümmen sich einzelne oder auch mehrere Finger zur Handfläche hin und können schließlich nicht mehr gestreckt werden. Schmerzen treten bei Morbus Dupuytren meist nicht auf; allerdings sind die Hände der Betroffenen besonders im späteren Krankheitsverlauf deutlich motorisch eingeschränkt.

Oftmals sind beide Hände gleichermaßen von der Krankheit betroffen. Morbus Dupuytren tritt meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf, wobei Männer häufiger erkranken als Frauen. Statistiken zufolge leiden ca. 1,3 bis 1,9 Millionen in Deutschland unter Morbus Dupuytren.

Ursachen

Die Ursachen für Morbus Dupuytren sind erst seit Kurzem bekannt. Die Tatsache, dass die Erkrankung in manchen Familien vermehrt auftritt, deutete bereits seit Längerem darauf hin, dass eine genetische Veranlagung ausschlaggebend für die Gewebeveränderung sein könnte.

Neuere Forschungen haben ergeben, dass die Erkrankung durch eine Genveränderung entsteht. Betroffen sind vor allem die Regionen der Gene, welche für die Signalübertragung der Zellen verantwortlich sind. Bei einer Störung bestimmter Signalwege werden die Bindegewebszellen in einen anderen Zelltyp umgewandelt, der unter anderem für die Wundheilung zuständig ist und Kollagen bildet.

Dies lagert sich an den Beugesehnen der Finger ab und sorgt so für die dauerhafte Verhärtung. Morbus Dupuytren tritt zunächst schleichend und in Schüben auf, was ein frühes Erkennen der Erkrankung erschwert. Dauerhaft kommt es aber zu deutlichen Bewegungseinschränkungen der Finger. Mediziner teilen den Verlauf der Krankheit in verschiedene Stadien ein. Die Fingerstreckung kann bei Fortschreiten der Erkrankung zwischen 0 und 135 Grad beeinträchtigt werden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Morbus Dupuytren äußert sich zu Beginn durch eine knötchenförmige Verdickung am Grundgelenk des Klein- oder Ringfingers. Durch eine Wucherung der bindegewebigen Sehnenplatte an der Handinnenfläche kommt es immer mehr zur Einziehung der betroffenen Finger. Männer leiden deutlich häufiger an diesem gutartigen Tumor als Frauen.

Dies ist zunächst nicht schmerzhaft, höchstens unangenehm. Und es erschwert das Strecken der Finger. Im Verlauf wird es immer schwieriger die Finger zu öffnen, da sich das Gewebe zunehmend verkürzt und verhärtet. In der Hohlhand können statt Knoten bereits deutlich verdickte Stränge ertastet werden.

Auch indirekt betroffene Gelenkkapseln verkürzen sich durch die fehlende Streckung. Blutgefäße, sowie Nerven werden durch die ständige Beugung der Finger in ihrer Funktion behindert. In seltenen Fällen kann es zu Schmerzen kommen. Diese treten meist dann auf, wenn ein Nerv in einen der Bindegewebsknoten eingeschlossen ist.

Bleibt die Kontraktur über einen langen Zeitraum unbehandelt, können sich die befallenen Finger bis zum Anliegen an der Handfläche einziehen und können nicht mehr gestreckt werden. Das führt zu einer erheblichen Beeinträchtigung bei Alltagstätigkeiten, da die Hand ihrer Greiffunktion nicht mehr im vollen Umfang nachkommen kann.

Diagnose & Verlauf

Bei Verdacht auf Morbus Dupuytren sollte zunächst der Hausarzt aufgesucht werden. Dieser untersucht die Hand zunächst optisch und tastet die Beschwerden ab. Weiterhin wird der Arzt andere Erkankungen ausschließen, so zum Beispiel Gelenkverschleiß. Auch eine Röntgenuntersuchung kann zur Diagnose heran gezogen werden.

Der Verlauf der Erkrankung gestaltet sich zumeist schleichend. Zu Beginn sind kaum bedeutsame Beschwerden zu bemerken. Mit der Zeit lässt die Beweglichkeit der Finger jedoch stark nach. Zudem sind häufig beide Hände betroffen. Unbehandelt können die Finger bzw. die Hand nicht mehr gestreckt werden und verharren in einer ständigen gekrümmten Lage.

Komplikationen

Durch den Morbus Dupuytren kommt es beim Patienten zu verschiedenen Beschwerden und Einschränkungen an den Händen. In den meisten Fällen tritt dabei eine Verkrümmung der Finger auf, sodass die Betroffenen in ihrem Alltag stark eingeschränkt sind. Gewöhnliche Tätigkeiten können dann nicht mehr ohne Weiteres ausgeführt werden. Mitunter sind die Patienten auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen.

Die Lebensqualität wird durch den Morbus Dupuytren deutlich eingeschränkt. Auch psychische Beschwerden und Depressionen können aufgrund der Einschränkungen auftreten. Die Finger sind dabei in der Regel unbeweglich und können auch von Narben betroffen sein. Eine Selbstheilung tritt bei dieser Krankheit nicht ein, sodass hierbei auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden muss.

In den meisten Fällen wird beim Morbus Dupuytren ein operativer Eingriff erforderlich, der die Beschwerden lösen soll. Dabei treten keine Komplikationen auf. Die Beweglichkeit der Finger kann in vielen Fällen allerdings nur temporär wiederhergestellt werden, sodass erneute Eingriffe notwendig sind. Auch eine Strahlentherapie kann die Beschwerden behandeln und zu einem positiven Krankheitsverlauf führen. Die Lebenserwartung wird durch den Morbus Dupuytren in der Regel nicht beeinflusst oder verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn es durch eine gutartige Wucherung zum Morbus Dupuytren gekommen ist, gehen die Betroffenen wegen der Unmöglichkeit des Durchstreckens ihrer Finger von alleine zum Arzt.

Bis die Beugekontraktur des Morbus Dupuytren voll ausgebildet ist, kann es allerdings Jahre dauern. Bei den Anfangssymptomen gehen die Betroffenen meist nicht zum Arzt. Viele behandeln die spürbare Verhärtung der Handinnenfläche mit Massagen oder Salben. Oftmals sind beide Hände vom Morbus Dupuytren betroffen. Meist sind aber nur bestimmte Finger in der Bewegung eingeschränkt. Auch das verhindert oft einen Arztbesuch. Die Betroffenen lernen, die Hände anders zu benutzen. Viele passen sich ihren Beweglichkeitseinschränkungen an.

Der frühe Arztbesuch bei Beschwerden an den Händen ist aber angeraten, weil dadurch andere Erkrankungen ausgeschlossen werden können. An therapeutischen Maßnahmen stehen Bewegungstraining oder operative Eingriffe zur Wahl. Oftmals ist überhaupt keine Behandlung nötig. Manchmal kann mittels einer Nadelfasziotomie oder einer Bestrahlung Linderung herbeigeführt werden.

Behandlung & Therapie

Kommt es im Rahmen einer Morbus Dupuytren-Erkrankung zu einer Bewegungseinschränkung der Finger um mehr als 30 Grad, wird allgemein ein operativer Eingriff vorgenommen. Dieser kann die Beweglichkeit der Finger vorübergehend wieder herstellen. Es kommen unterschiedliche Operationsmethoden zum Einsatz. So können beispielsweise die verhärteten Sehnenstränge durchtrennt oder auch die gesamte Bindegewebsplatte der Hand entfernt werden.

Erfahrungen zeigen, dass der Erfolg der Operation länger anhält, wenn mehr Gewebe entfernt wird. Oftmals kann die Beweglichkeit der Finger jedoch nicht dauerhaft erhalten werden. Rückfälle kommen verhältnismäßig häufig vor, sodass unter Umständen erneute Eingriffe notwendig werden. Dies ist besonders dann der Fall, wenn die Krankheit in der Familie bereits mehrfach aufgetreten ist. Neben der chirurgischen Therapie können bei Morbus Dupuytren auch andere Behandlungsmethoden zum Einsatz kommen.

Der behandelnde Arzt kann ein Enzym in die betroffene Region spritzen, welches das Kollagen und somit die Verhärtungen auflöst. Wird die Krankheit in einem frühen Stadium erkannt, können auch Röntgenstrahlen (Strahlentherapie) zum Einsatz kommen. Diese verhindern die Vermehrung der Knötchen bildenden Zellen. Allerdings kann diese Behandlungsmethode bei Morbus Dupuytren nur dann eingesetzt werden, wenn die Krankheit sich im Anfangsstadium befindet. Zum späteren Zeitpunkt bleiben Röntgenstrahlen unwirksam.


Aussicht & Prognose

Morbus Dupuytren ist eine unheilbare Erkrankung. Die Prognose ist dank umfassender Therapiemaßnahmen jedoch sehr gut. Bei vielen Patienten entstehen keine Kontrakturen oder andere Beschwerden. Es genügt, den Krankheitsverlauf zu überwachen und leichte Beschwerden medikamentös zu behandeln. Die betroffene Hand kann operativ behandelt werden.

Innerhalb des Eingriffs wird das krankhafte Bindegewebe vollständig entfernt, wodurch eine freie Bewegung der Sehnen erreicht wird. Die Lebensqualität kann durch einen solchen Eingriff erheblich verbessert werden. Dadurch steigt auch das Wohlbefinden, da der Patient unter Umständen seinen vorherigen Beruf weiter ausüben kann und nicht mehr auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen ist.

Bei einer frühzeitigen Behandlung ist die Prognose deutlich besser als bei einer Behandlung im Spätstadium, wenn die Krümmung der Finger bereits weit fortgeschritten ist. Die Lebenserwartung ist durch den Morbus Dupuytren nicht reduziert. Die Rezidivquote, also die Wahrscheinlichkeit, dass die Erkrankung innerhalb von fünf Jahren erneut auftritt, liegt bei bis zu 40 Prozent. Die Prognose stellt der zuständige Facharzt im Hinblick auf den Zustand der Finger und Sehnen und den bisherigen Verlauf der Erkrankung.

Vorbeugung

Da es sich bei Morbus Dupuytren um eine genetisch bedingte Erkrankung handelt, ist ein Vorbeugen im eigentlichen Sinne nicht möglich. Wer bei sich Anzeichen beobachtet, die auf eine Morbus Dupuytren-Erkrankung hindeuten könnten, sollte allerdings möglichst schnell einen Arzt aufsuchen und die Ursache für die Beschwerden abklären lassen. Handelt es sich tatsächlich um Morbus Dupuytren, sind die Chancen für eine erfolgreiche Therapie deutlich größer, wenn diese frühzeitig begonnen wird. Die Erkrankung ist zwar nicht heilbar; die Symptome können aber deutlich gelindert und der Verlauf verlangsamt werden.

Nachsorge

Die Nachsorge nach einem operativen Eingriff zur Behandlung von Morbus Dupuytren gilt als überaus wichtig. Sie kann sowohl stationär als auch ambulant erfolgen. Eine bedeutende Rolle dabei spielt die Mitarbeit des Patienten. Bereits direkt nach der Operation startet die erste Nachbehandlung. Mithilfe einer Gipsschiene lässt sich die operierte Hand eine Woche lang ruhigstellen.

Die Finger müssen jedoch in sämtlichen Gelenken bewegt werden können. Im Anschluss an die Gipsschiene bekommt der Patient normalerweise einen Kompressionsverband. Dieser wirkt der Bildung einer Schwellung nach dem chirurgischen Eingriff entgegen und sorgt zugleich für die Bewegungsfreiheit der Finger.

Rund 14 Tage nach der Operation erfolgt das Ziehen der Fäden. Bis der Verband entfernt werden kann, dauert es noch bis in die dritte Woche. Der Patient hat dann die Aufgabe, seine Finger so eigenständig wie möglich und belastungsfrei zu bewegen. Wenn er gut mitarbeitet und die ärztlichen Anweisungen befolgt, benötigt er zumeist keine physiotherapeutische Behandlung. Tritt eine Schwellung auf, lässt diese sich mit einer Lymphdrainage behandeln.

Um die behandelte Hand nicht zu überfordern, wird sie über einen Zeitraum von sechs Wochen allmählich wieder an die alltäglichen Belastungen herangeführt. Ungefähr 12 Wochen lang muss der Patient starke Handbelastungen vermeiden, gleichzeitig sollte er ergotherapeutische Übungen in Anspruch nehmen, um die Beweglichkeit des Fingers zu animieren. Als hilfreiche Maßnahme hat sich das regelmäßige Versorgen des Narbengewebes mit einer fetthaltigen Creme bewährt.

Das können Sie selbst tun

Bei Morbus Dupuytren kann der Betroffene selbst gut der Verkürzung des Bindegewebes entgegenwirken. Wichtig ist tägliches und konsequentes Üben. Die zwei Möglichkeiten der Eigenbehandlung umfassen Dehnung des betroffenen Gewebes und Kräftigung der Fingerstrecker.

Der Eigendehnung der Palmaraponeurose (Bindegewebsplatte der Innenhand) kann eine sanfte Massage vorausgehen. Ein beliebiges Massageöl ist hier genauso geeignet, wie ein Tropfen Pflanzenöl aus der Küche. Mit dem Daumen der gesunden Hand kann die Handinnenfläche der betroffenen Hand entlang des Mittelhandknochens von Ring- und Kleinfinger in Richtung Fingerspitzen ausgestrichen und kreisförmig massiert werden. Danach werden sanft die gekrümmten Finger in die Länge und somit gerade gezogen. Diese Übungen dürfen gerne in der Badewanne angewandt werden, da das warme Wasser Entspannung fördert und die Eigendehnung erleichtert.

Nach der Dehnung werden die Finger aktiv gestreckt. Die Hand liegt mit der Handfläche auf einer Tischplatte. Jeder Finger wird zuerst einzeln von der Oberfläche abgehoben und gehalten. Am Ende werden alle Finger gleichzeitig abgehoben. Die Finger sollten dabei immer gespreizt sein. Um den Widerstand für die Muskeln noch zu erhöhen, kann ein Gummiband über alle Finger gespannt werden. Der Betroffene versucht nun, seine Finger gegen das Band zu spreizen.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Sterry, W., Worm, M., Burgdorf, W.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2014

Das könnte Sie auch interessieren