Mikroblutuntersuchung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Mikroblutuntersuchung ist eine Art Blutgasanalyse, die während der Geburt am Fötus stattfinden kann. Die Analyse der Blutgaswerte erfolgt vor allem bei fehlender Eindeutigkeit des Kardiotokogramms und soll zerebrale Schädigungen des Fetus während der Geburt ausschließen. Die Mikroblutuntersuchung kann zum Beispiel auf eine [[Azidose] hinweisen und die Geburtshelfer so zur alsbaldigen Beendigung der Geburt auffordern.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Mikroblutuntersuchung?

Die Mikroblutuntersuchung ist eine Blutgasanalyse, die an einem Fetus stattfindet. Das Verfahren wird unter der laufenden Geburt angewandt.

Blutgasanalysen sind in diagnostische Verfahren zur Ermittlung der Blutgasverteilung. Mit einer Blutgasanalyse sind sowohl Aussagen über Sauerstoff und Kohlendioxid, als auch solche über den pH-Wert und Säure-Basen-Haushalt im Blut zu treffen.

Die Mikroblutuntersuchung ist eine Blutgasanalyse, die an einem Fetus stattfindet. Das Verfahren wird unter der laufenden Geburt angewandt, wenn die Kardiotokographie keine Eindeutigkeit liefert. Die Kardiotokographie ist ein Standardverfahren zur Überwachung und Aufzeichnung von der Herztätigkeit bei Feten. Gleichzeitig wird die mütterliche Wehentätigkeit aufgezeichnet. Die Geburtshilfe verwendet das Verfahren insbesondere in der späten Schwangerschaft und unmittelbar bei der Geburt des Kindes. Fehlende Eindeutigkeit kann im Kardiotokogramm das Leben des Fetus gefährden.

Wenn der Verdacht auf eine unzureichende Sauerstoffversorgung des Kindes während der Geburt gegeben ist oder sich die Herzfrequenz des Kindes am Rande zu pathologischen Werten bewegt, kann die Mikroblutuntersuchung Eindeutigkeit schaffen. Die Geburtshelfer können so wertvolle Informationen zur Planung des weiteren Vorgehens sammeln und die Notwendigkeit einer Intervention abschätzen. Mittlerweile zählt die Mikroblutuntersuchung wegen ihrer geringen Risiken für den Fetus zu einem standardisierten und häufig angewandten Verfahren während der Geburt.

Funktion, Wirkung & Ziele

Eine Hypoxämie während der Geburt kann im Organismus des Fetus schwere Schäden entstehen lassen, die im Extremfall zu seinem Tod führen. Durch die Mikroblutuntersuchung lässt sich das Risiko für ein solches Ereignis einschätzen.

Die Mikroblutuntersuchung kommt vor allem bei vermutet, aber nicht eindeutig pathologischen Befunden in der Kardiotokographie zum Einsatz und prüft die Befunde des Kardiotokogramms nach. Die Indikation für die Blutgasanalyse stellt sich zum Beispiel bei wehensynchronen Werten über 30 Prozent DIP I während der Eröffnungsphase einer Geburt. Andere Indikationen kann leichtes oder mittelschweres DIP II am Wehenende oder eine variabel mittelschwere Dezelerationen und Dezelerationen sein. Bei letzterer Indikation liegen meist ungünstige Zusatzkriterien vor, die mit einer schlechten Prognose für das Kind assoziiert sind. Auch die fehlende Eindeutigkeit über fetale Bradykardien oder Tachykardien kann eine Indikation für Blutgasanalysen im Sinne der Mikroblutuntersuchung sein, so vor allem inform einer Herzfrequenz unter 110 oder über 150.

Der Skalp des Fetus wird zur Durchführung einer Mikroblutuntersuchung unter Zuhilfenahme der amnioskopischen Sicht oder der Spekulumeinstellung desinfiziert. Auf die Desinfektion folgt eine Hyperämisierung mit flüssigem Stickstoff. Anschließend wird der so vorbereitete Skalps angeritzt und gibt daraufhin Kapillarblut ab. Das Blut des Fetus wird in heparinisierte Glaskapillaren gegeben und mit der Astrup-Methode auf die Blutgaswerte analysiert. An die Analyse schließt sich die Auswertung der Werte an. Besonders bedeutend ist in diesem Zusammenhang der pH-Wert. Nach Saling spricht ein pH-Wert unter 7,20 für eine Azidose und damit eine Störung des Säure-Basen-Haushalts. pH-Werte über 7,30 gelten als normal. Werte zwischen 7,29 und 7,25 sind reduziert und bei Werten zwischen 7,24 und 7,20 ist von einer Präazidose die Rede. Ab 7,19 bis 7,15 liegt eine leichte Azidose vor.

Der Grad steigert sich mit Werten zwischen 7,14 und 7,10 zu einer mittelgradigen Azidose und bei Werten zwischen 7,09 und 7,05 zu einer fortgeschrittenen Azidose. Eine schwere Azidose liegt bei ph-Werten unter 7,04 vor. Mit einer Azidose kann sich die Gefahr auf eine zerebrale Schädigung des Fetus eröffnen. Das gilt allerdings nur für schwere Azidosen, die für einen längeren Zeitraum anhalten. Wenn die Werte normalen oder lediglich präazidotisch ausfallen, wiederholt die Geburtshilfe die Mikroblutuntersuchung mit einem dreißigminütigen Abstand. Fallende pH-Werte sprechen für eine alsbaldige Beendigung der Geburt, so zum Beispiel durch einen Kaiserschnitt.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Für den Fetus ergeben sich mit der Mikroblutuntersuchung einige Risiken. Das Blut wird aus einer Einstichstelle am Skalp gezogen. Diese Einstichstelle kann bei unsachgemäßer Durchführung stark zu bluten beginnen. Solche Blutungen belasten den Fetus noch zusätzlich. Falls er sich ohnehin in einer gesundheitsgefährdenden Situation befindet und dementsprechend geschwächt ist, kann eine entstehende Blutung seinen Zustand im Extremfall sogar noch weiter verschlechtern.

Da die Einstichstelle zur Blutentnahme bei sachgemäßer Durchführung allerdings äußerst begrenzte Größe aufweist, ist das Risiko der Blutung eher zu vernachlässigen. Dasselbe gilt auch für das mögliche Infektionsrisiko, das sich mit der Einstichstelle eröffnet. Nur in absoluten Ausnahmefällen sind Mikroblutuntersuchungen mit Komplikationen verbunden. Für die Geburtshelfer eines Krankenhauses gehören die Verfahren in aller Regel zum alltäglichen Standard. Eine unsachgemäße Durchführung und daraus resultierende Blutungen oder Infektionen der Einstichstelle sind daher im Normalfall so gut wie ausgeschlossen.

Die Risiken-Nutzen-Abwägung macht die Mikroblutuntersuchung zu einem häufig angewandten Verfahren. Ohne die Blutgasanalyse besteht bei Kardiotokogrammen mit fehlender Eindeutigkeit nämlich das weitaus ernstzunehmendere Risiko einer fetal zerebralen Schädigung, die im Extremfall sogar zum Tod führen kann. Die Mikroblutuntersuchung kann diesen Ernstfall verhindern, indem sie den Geburtshelfern und Ärzten eindeutige Informationen stellt und sie zu einer notwendigen Intervention auffordert. Oft wird auf Basis der Werte ein rettender Kaiserschnitt eingeleitet.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013

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