Medizinwunder Hanf: Cannabis auf Rezept

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Cannabis ist eine Droge, die einen rauschhaften Sinneszustand fördert. Genau diese Wirkung hat der Gesetzgeber seit jüngster Zeit auch für eine medizinische Nutzung erlaubt. Cannabis als Medizin wird allerdings bisher nur in sehr engem legalen Rahmen und bei bestimmten medizinischen Indikationen ermöglicht. Schwerste Fälle von Epilepsie bei Kindern, Multiple Sklerose oder unerträgliche Schmerzen bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen Erwachsener können beispielhafte und medizinisch begründete Indikationen darstellen.

Inhaltsverzeichnis

Was macht die Kulturpflanze Hanf aus?

Wie das THC im Körper eines Menschen wirkt, hängt von der Art, Dauer und Häufigkeit des Cannabis-Konsums und der zugeführten Dosis ab. Die positive Wirkung von Cannabis bei bestimmten Symptomlagen muss medizinisch nachgewiesen sein.
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Die Hanfpflanze, aus der das THC-haltige Rauschmittel Cannabis gewonnen werden kann, ist eine alte Zier- und Kulturpflanze. Nachgewiesen ist, dass Kultur-Hanf bereits um 2800 v. Chr. bei den Chinesen als Nutzpflanze eingesetzt wurde. Archäologen fanden in einem Grab aus der Chou-Dynastie ein Textilfragment, das heute als ältestes Hanfprodukt der Menschheitsgeschichte gilt.

In China wurde außerdem zwischen 140 und 87 vor Christi Geburt aus der Hanffaser Papier hergestellt. Es ist daher naheliegend, die Herkunft der Hanfpflanze in Zentralasien zu suchen. Die Hanfpflanze wurde bis in die Neuzeit als Rohstoff zur Papierherstellung, zum Herstellen von Tauen und Takelage-Bestandteilen oder für Verbandstoffe eingesetzt. Seit 1985 wurden durch die Hersteller von Lebensmitteln oder Kosmetika aus ökologischem Landbau gesteigerte Bemühungen erkennbar, die Nutzung der Hanfpflanze erheblich auszuweiten.

In der EU sind daher für solche Produkte diverse Nutzhanf-Sorten legal im Anbau. Die THC-freien Kultursorten benötigen wegen ihrer üppigen Wuchsform kaum Herbizide. Sie gelten als schädlingsresistent und sind verhältnismäßig leicht anzubauen. Insbesondere für die Produktion von Biomasse ist Hanf interessant. Die Faser dieser Pflanzengattung wird seit jeher zur Herstellung von Teppichen, Taschen und Kleidung verwendet. In der Bauindustrie gilt die Hanfpflanze als Lieferant nachwachsende Rohstoffe.

Auch das Hanföl ist verwendbar. Der aromatische Samen kann als Gewürz verwendet werden. Am bekanntesten wurde aber die Verwendung der Blüten als Rauschmittel mit der Bezeichnung Cannabis, Haschisch oder Marihuana. Die typischen Blätter mit dem Sägezahnrand sind unter Drogenkonsumenten allseits als Cannabis-Kennzeichen bekannt.

Heutzutage ist die Hanfpflanze in den gemäßigten und tropischen Klimazonen der Erde weit verbreitet. Für den Anbau von Hanf sind bestimmte Temperaturen und Lichtverhältnisse wichtig. THC-haltiger Hanf ist allerdings illegal, ebenso wie der Besitz größerer Mengen Haschisch. Cannabis gilt als Einstiegsdroge, die einen härteren und abhängigen Drogenkonsum begünstigt.

Wirkstoffe und Wirkweise der Heilmittelpflanze?

Der Präzision halber sollten die Hanfarten „Cannabis sativa“ in ihrer Wild- und Kulturform von der „Cannabis indica“-Sorte sowie der nicht ganz sicher eigenständigen Art "Cannabis ruderalis" unterschieden werden. Je nach Pflanzenteil tritt das berauschende THC beziehungsweise Tetrahydrocannabinol in unterschiedlichen Konzentrationen auf. Den höchsten Prozentsatz an THC findet der Nutzer mit etwa 20 Prozent THC-Gehalt in den noch unbefruchteten weiblichen Blütenständen einer Hanfpflanze.

Bei den männlichen Pflanzen ist der THC-Anteil deutlich geringer. Wie das THC im Körper eines Menschen wirkt, hängt von der Art, Dauer und Häufigkeit des Cannabis-Konsums und der zugeführten Dosis ab. Die positive Wirkung von Cannabis bei bestimmten Symptomlagen muss medizinisch nachgewiesen sein.

Die Medikation mit Cannabis-Präparaten beziehungsweise ein privater Cannabis-Anbau zu medizinischen Zwecken müssen ärztlicherseits befürwortet werden. Betroffene mit schweren Krankheitsverläufen können die Droge als medizinisches Präparat in Flüssigform zugeführt bekommen. Patienten, die Cannabis nicht rauchen können, können die Droge in Kekse einbacken. Besonders für schwer kranke Kinder ist das Flüssigpräparat die beste Verabreichungsart.

Dosiert wird dieses in Form einzelner Tropfen. Drogenkonsumenten rauchen Cannabis - zusammen mit Tabak als "Joint" oder in einer sogenannten "Bong" oder Haschpfeife - oder essen es, beispielsweise in Form von Keksen mit eingebackenem Cannabis. Außerdem wird die Wirkung des THCs auch von psychischen Faktoren, dem Zusammenwirken mit Alkohol oder Medikamenten und dem gesellschaftlichen Umfeld beeinflusst.

Der Inhaltsstoff der Sativa-Sorte macht high und euphorisch. Der Inhaltsstoff der Indica-Pflanze beruhigt den Konsumenten eher. Im Deutschen Hanfverband werden die positiven Wirkungen der Droge wie folgt beschrieben. Cannabis entfaltet im Körper eine euphorisierende, aber auch entspannende Wirkung, ermöglicht neue Sichtweisen auf Altbekanntes, aktiviert und initiiert Gedankensprünge.

Gleichzeitig stört es das Kurzzeitgedächtnis, verändert die Zeitwahrnehmung und erhöht die Intensität sinnlicher Wahrnehmungen. Es bringt das Herz dazu, schneller zu schlagen und verlangsamt die Bewegungen. Zudem lindert es die Schmerzen schwer kranker Patienten und nimmt ihnen die Ängste.

Welche Krankheiten kann Cannabis lindern?

Cannabis kann ständige Spastiken und schwere Hirnkrämpfe bei Epilepsie lindern und ihre schädigende Wirkung auf den Gesamtorganismus abmildern. Damit stellt die Medizin den Betroffenen mit schweren Erkrankungsbildern etwas mehr Lebensqualität zur Verfügung.

Medizinisches Cannabis wirkt entspannend, beruhigend und schmerzlindernd. Die Wirkstoffe Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) im medizinischen Cannabis-Präparat sind dafür verantwortlich. Verordnet wird medizinisches Cannabis mit standardisierten THC-Werten bisher lediglich bei unerträglichen Schmerzen. Es kann bei akuten Schüben und Schmerzen durch multiple Sklerose, bei schwerer Übelkeit - zum Beispiel während längerer Chemotherapien - oder bei bestimmten Krebserkrankungen verordnet werden.

Außerdem kann es bei starkem Erbrechen oder Kachexie verordnet werden. Weiterhin erkennen die Forscher durch Studien hilfreiche Effekte bei manchen Krebsformen, bei psychiatrischen Erkrankungen wie bipolarer Störungen endogenen Depressionen oder schizophrenen Psychosen. Auch für entzündliche Schmerzsyndrome wie Arthritis oder Colitis ulcerosa oder für bestimmte Autoimmunerkrankungen könnte eine legale Verabreichung von standardisierten Cannabis-Präparaten sinnvoll sein.

Die medizinische Anwendung bei solchen Erkrankungen müsste aber derzeit noch per Gerichtsbeschluss erstritten werden. Die lange Verhandlungsdauer und eine mehrfache medizinische Begutachtung ist für Krebspatienten im letzten Stadium oder für Patienten mit fortschreitender Multipler Sklerose kaum zumutbar.

Unser Tipp: Wir verraten im Artikel CBD bei Kopfschmerzen, wie sich Cannabidiol für die Linderung von Kopfschmerzen nutzen lässt und warum das Heilmittel einen wirksamen Schutz vor unangenehmen Migräne-Attacken leistet.

So nehmen Sie legal Cannabis ein

In der Bundesrepublik gibt es seit Längerem Überlegungen, den Cannabiskonsum unter bestimmten Auflagen zu legalisieren. Das wäre vor allem für eine breitere medizinische Nutzung sinnvoll. Angedacht war eine 2017 zu eröffnende staatliche "Cannabisagentur", die Anbau, Qualitätssicherung und Versorgung nach strengen Richtlinien und Gesetzesvorgaben koordinieren und kontrollieren sollte.

Sie sollte auch Lizenzvergaben erteilen. Die Abstimmung über die Einrichtung der Agentur und die erweiterte legale Nutzung des medizinischen Cannabis wurde aber im Dezember 2016 überraschend von der Tagesordnung der letzten Bundestagssitzung gestrichen. Somit kann der entsprechende Gesetzesentwurf vermutlich auch nicht im Februar 2017 dem Bundesrat zur Abstimmung vorgelegt werden.

Der mögliche Grund für die Streichung könnte in dem massiven Widerstand der Ärzteverbände und der Bundesärztekammer gegen den Gesetzesentwurf liegen. Deren Lobbyisten ließen durchblicken, dass die genannten Verbände nicht bereit seien, die Verschreibung und Kostenübernahme von medizinischem Cannabis mitzutragen. Bislang kommen nur 600 bis 700 Patienten legal in den Genuss von medizinischem Cannabis.

Ein krebskranker Mann konnte per Gericht eine Anbauerlaubnis erstreiten. Bisher ist medizinisches Cannabis unter strengen Indikationen ein verschreibungsfähiges Arzneimittel in exakt dosierbaren Zubereitungsformen. Sowohl Extrakte der Cannabis sativa, als Cannabis indica-Extrakte sind als Medizinalhanf in Benutzung. Kulturhanf dient lediglich als Grundstoff für die Herstellung zugelassener Arzneimittel. Der Grund: Kulturhanf weist lediglich einen geringen und pharmakologisch unwirksamen THC-Gehalt auf.

Nebenwirkungen von Cannabis-Konsum

Zu den Nebenwirkungen des Cannabiskonsums können laut dem Deutschen Hanfverband Panikattacken und Angstzustände, psychotische Symptome (Horrortrip) und Verfolgungswahn. Auch Verwirrtheit, Orientierungslosigkeit und fixe Ideen können auftreten. Auch Erinnerungslücken und Filmrisse, ein längerer Blackout sowie Halluzinationen und gesteigerte Empfindungen sind von vielen Konsumenten berichetet worden.

Darüber hinaus kann es zu einem Mangel an ausreichender Umweltwahrnehmung kommen, ebenso körperliche Symptome wie Herzrasen, Schwindel und Übelkeit oder gar ein Kreislaufkollaps sind möglich. Diese Erlebnisse sind abhängig von der Qualität und konsumierten Menge der Droge. Auch die Häufigkeit des Cannabiskonsums kann einen Einfluss haben.

Wird das Rauschmittel zusammen mit Tabak konsumiert, sind die bekannten Folgen des Inhalierens von Tabakrauch erhöhte Lungenkrebsgefahr, Asthma, Herzschlag oder COPD. Langjähriger Cannabis-Konsum beeinträchtigt Konzentrationsfähigkeit, Koordinationsvermögen und Denkleistung beziehungsweise die kognitiven Fähigkeiten der User. Sie fühlen sich beim Bewältigen verschiedener Aufgaben schneller überfordert. Ob langfristiger Cannabiskonsum neurotoxische Wirkungen entfaltet, ist bisher strittig.

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Cannabis – die Medizin der Zukunft

Zukünftig könnte medizinisches Cannabis auf sehr viel breiterer Basis eingesetzt werden. Möglicherweise ist es wegen der geringeren Nebenwirkungen bei bestimmten Erkrankungsbildern eine viel geeignetere Medikation als vieles, was die Pharmaindustrie bisher aufbietet. Inwieweit medizinisches Cannabis eine legalisierte Erfolgsgeschichte wird, bleibt abzuwarten.

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