Medizinische Handschuhe (Einmalhandschuhe)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Medizinische Handschuhe sind auch unter dem Synonym Einmalhandschuhe bekannt. Dieses Hygieneutensil, das zum Schutz des medizinischen Personals und der Patienten in Krankenhäusern, Rettungswagen und Arztpraxen eingesetzt wird, gibt es in verschiedenen Varianten. Neben der Händedesinfektion sind Schutzhandschuhe das wichtigste medizinische Produkt, das die Infektionsprophylaxe in allen Bereichen des Gesundheitswesens sicherstellt.

Inhaltsverzeichnis

Was sind medizinische Handschuhe?

Einmalhandschuhe werden verwendet, um das medizinische Personal und die Patienten vor Kontamination in einer nicht keimfreien Umgebung zu schützen.

Einmalhandschuhe werden verwendet, um das medizinische Personal und die Patienten vor Kontamination in einer nicht keimfreien Umgebung zu schützen.

Der Gesetzgeber stuft die Handschuhe als medizinisches Produkt ein. Aus diesem Grund müssen sie bestimmte Qualitätsmerkmale aufweisen und die Anforderungen der Europäischen Norm EN 455-1 bis -4, der Medizinproduktrichtlinie (MDD) sowie mehrerer DIN-Normen erfüllen.

Die Europäische Norm EN 455 erlaubt ausschließlich den einmaligen Gebrauch dieses medizinischen Produktes. Die Europäische Richtlinie 93/42/EWG regelt zudem den sicheren Umgang mit medizinischen Produkten im EU-weiten Raum. Die internationale Bezeichnung lautet Medical Device Directive (MDD).

Laut DIN EN 455-1 müssen Einmalhandschuhe perforationsfrei sein. DIN EN 455-2 legt die Anforderungen der physikalischen Eigenschaften fest. DIN EN 455-3 bewertet das medizinische Produkt hinsichtlich seiner Biokompatibilität. Diese gibt Auskunft über die Zusammensetzung des Materials hinsichtlich Endotoxinen, Chemikalien, herauslösbaren Proteinen und Puder. DIN EN 455-4 legt die Anforderungen an die Haltbarkeitsdauer fest. Diese schließt eine gesetzlich vorgeschriebene Kennzeichnung sowie Hinweise zu Lagerung und Verpackung ein.

Formen, Arten & Typen

Medizinische Handschuhe variieren hinsichtlich Sterilität, Größe und Material. Unsterile Handschuhe werden in drei Größen eingeteilt: S steht für „small“, klein, M für „medium“, mittel, und L für „large“, groß. Manche Hersteller bieten ein erweitertes Sortiment mit den Größen XS bis XXL an.

Sterile Handschuhe haben die Größen 6 bis 9, wobei Größenunterschiede von jeweils 0,5 bestehen. So ist beispielsweise nach Größe 7 ist die nächste Größe 7,5. Einmalhandschuhe sind nicht identisch, jedes steril eingepackte Paar verzeichnet einen linken und einen rechten Handschuh.

Als Einweghandschuhe für maximalen Schutz und für jedem Einsatzbereich sind auch Nitril Handschuhe zu empfehlen.

Aufbau & Funktionsweise

Die gewöhnlichen Schutzhandschuhe bestehen aus Latex. Menschen mit Latexallergie verwenden Handschuhe aus Nitril oder Vinyl. Nitril zeichnet sich im Gegensatz zu Latex durch eine höhere Reißfestigkeit aus. Vinyl enthält einen großen Anteil an Weichmachern, die sich schädlich auf die Gesundheit auswirken können. Auch Neopren, Polyethylen, Styren-Butadien-Polymere und Tactylon werden als Kunststoffe für die Herstellung verwendet.

Im sterilen OP-Bereich dominieren Schutzhandschuhe aus Naturlextex, da sie eine hohe Dehnbarkeit und einen guten Tragekomfort aufweisen. Ärzte und Pflegepersonal wissen die hohe Griffigkeit an den Fingerkuppen zu schätzen.

In nicht klinischen und nicht sterilen Bereichen werden aus Kostengründen vorzugsweise Handschuhe aus PVC verwendet, die jedoch aufgrund der geringen Materialdichte eine erhöhte Perforationsrate aufweisen. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal besteht in der gepuderten und ungepuderten Eigenschaft im Inneren des Handschuhs. Der Puder erlaubt eine einfache Handhabung, da sich die Handschuhe leichter von den feuchten Händen entfernen lassen. Er kann jedoch Allergien auslösen.

Schutzhandschuhe verhindern den Kontakt mit Desinfektions- und Reinigungsmitteln sowie mit weiteren Gefahrstoffen wie Zytostatika und Laborchemikalien.

Im Vordergrund der Nutzung steht auch die Infektionsgefährdung durch blutübertragbare Infektionserkrankungen wie HIV, Hepatitis C und B sowie Schmierinfektionen.

In vielen Fällen werden OP-Handschuhe verwendet, obwohl die preisgünstigeren sterilen Einmalhandschuhe ausreichen, zum Beispiel beim endotrachealen Absaugen von Patienten, die der künstlichen Beatmung zugeführt werden.

Eine Gefahr besteht, wenn Ärzte und Schwestern die Handschuhe vor ihrem Einsatz und nach der Desinfektion zu früh anziehen. Dann befindet sich das Desinfektionsmittel noch auf den Händen befindet. Das alkoholische Präparat kann unter der Okklusion nicht verdunsten und schädigt die Haut.


Gesundheitlicher Nutzen

Sterile Handschuhe werden verwendet, um Infektionen zu verhindern. Im Gegensatz zur gewöhnlichen Hautflora des Menschen weisen sie keine fakultativ pathogenen Keime auf.

Der Eigenschutz des medizinischen Personals ist dann wichtig, wenn eine Infektionskrankheit bei dem Patienten bekannt ist. Die Handschuhe verhindern eine Kontamination der Haut und eine Übertragung von Körperflüssigkeiten. Auch die Patienten müssen vor pathogenen Keimen, die das medizinische Personal übertragen kann, geschützt werden. Dieser Fremdschutz wird eingesetzt bei allen medizinischen Tätigkeiten, die potentielle Überträger von Keimen in Form von Köperflüssigkeiten sein können: Orale Untersuchungen, Blutentnahmen, Vaginalabstriche, Uterus-Untersuchung, Anlegen und Wechseln von Wundverbänden, rektale Untersuchungen, Punktionen, Patientenpflege, Intimkörperpflege.

Sehr hoch sind die Anforderungen an eine sterile und komplett keimfreie Umgebung bei großen Operationen wie Knochenmarkübertragung, Herzoperationen, Amputationen, Organtransplantationen, Lungenoperationen, traumatologischen und orthopädischen Eingriffen sowie der Wundversorgung. Bei diesen Eingriffen besteht ein erhöhtes Perforations- und Infektionsrisiko.

Auch Patienten auf der Intensivstation müssen eine sterile und keimfreie Umgebung vorfinden. Wird diese sterile Kette durch nicht sterile und keimbesetzte Handschuhe des medizinischen Personals unterbrochen, besteht die Gefahr einer Sepsis, einer Wundinfektion oder einer Infektion mit den sogenannten Krankenhauskeimen. Aus diesem Grund werden in Krankenhäusern und Arztpraxen sterile Einmalhandschuhe verwendet.

Auch das Personal, das für die Reinigung der OP-Säle, des medizinischen Bestecks, der Patientenzimmer, der Maschinen und Flure zuständig ist, trägt sterile Handschuhe, um während der Reinigung nicht als potentieller Keimüberträger zu agieren.

Nicht sterile Handschuhe werden in nicht-klinischen Bereichen wie der Küche, dem technischen Dienst oder bei allgemeinen Reinigungsarbeiten, die keinen Umgang mit infektionssensiblen Materialien und Räumlichkeiten erfordern, verwendet.

Alle medizinischen Aufgaben, die mit einem längeren Trägerintervall oder erhöhter mechanischer Belastung einhergehen, setzen den Einsatz von Latexhandschuhen voraus. In diesem Bereich werden vorzugsweise Schutzhandschuhe aus Polyethylen oder PVC eingesetzt.

Für einfache Tätigkeiten im Umgang mit Patienten, die keine erhöhte Tastgenauigkeit erfordern, ist der Einsatz von Handschuhen aus synthetischen Materialien möglich. Bei Tätigkeiten mit einer großen Tastsensibilität und Griffsicherheit werden vorzugsweise Latexhandschuhe verwendet.

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