Mazzotti-Reaktion

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Mazzotti-Reaktion ist ein Komplex aus verschiedenen Symptomen. Dieser stellt sich im Zusammenhang mit einer eingeleiteten Therapie ein. Der Organismus reagiert mit Fieber und einer allergischen Reaktion.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Mazzotti-Reaktion?

Der Betroffene leidet an Fieber sowie einer allgemeinen allergischen Reaktion. Es kann zu Schmerzen oder Hautveränderungen kommen.
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Als Mazzotti-Reaktion wird eine Nebenwirkung einer Grunderkrankung bezeichnet. Erkrankungen, die mit Medikamenten aus der Arzneimittelklasse der Anthelmintika therapiert werden, können die Mazotti-Reaktion auslösen. Zu ihnen gehören die Flussblindheit oder der direkte Befall von Fadenwürmern.

Es gibt verschiedene Wirkstoffe, die sich in den einzelnen Präparaten zur Behandlung gegen die Fadenwürmer befinden. Der Wirkstoff Diethylcarbamazin gehört beispielsweise zu den Substanzen, die verwendet werden. Als Nebenwirkung dieses Wirkstoffes kann es zur Mazzotti-Reaktion kommen. Diese äußert sich über einen Symptomkomplex von mehreren Beschwerden.

Der Betroffene leidet an Fieber sowie einer allgemeinen allergischen Reaktion. Es kann zu Schmerzen oder Hautveränderungen kommen. In schweren Fällen löst die Substanz Diethylcarbamazin bei dem Patienten einen anaphylaktischen Schock aus. Dies ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der aufgrund einer Überempfindlichkeit des Immunsystems eintritt.

Die Mazotti-Reaktion wurde erstmals 1948 von einem mexikanischen Parasitologen dokumentiert. Der Mediziner war Spezialist für tropische Erkrankungen, die von Parasiten ausgelöst werden. In seiner Tätigkeit hatte er mehrfach Patienten, die nach der Einnahme von Arzneien mit dem Wirkstoff Diethylcarbamazin über starke Beschwerden klagten.

Ursachen

Als Ursache der Mazzotti-Reaktion gilt die Einnahme von medizinischen Präparaten, die den Wirkstoff Diethylcarbamazin enthalten. Der Wirkstoff befindet sich in Medikamenten, die der Arzneistoffklasse der Anthelmintika zugeordnet werden. Es gibt weitere Hinweise, dass auch die Wirkstoffe Ivermectin, Praziquantel und Albendazol eine Mazzotti-Reaktion auslösen können.

Die Gabe des Wirkstoffes Diethylcarbamazin findet Anwendung während einer therapeutischen Behandlung. Diese wird bei einem Befall von Würmern eingeleitet. In den meisten Fällen handelt es sich bei der Wurmerkrankung um Fadenwürmer. Die parasitischen Würmer sind weltweit verbreitet, vermehren sich schnell und können leicht übertragen werden.

Sie kommen am Meer, in tropischen Regionen und in Süßwasserregionen vor. Sie gelangen über rohe oder verunreinigte Lebensmittel sowie Fäkalien in den Organismus. Tropische Fadenwürmer werden über Insektenstiche übertragen. Bei einer Wurmerkrankung kommt es zu keiner Spontanheilung.

Es müssen therapeutische Maßnahmen ergriffen werden, damit die Würmer absterben. Aus diesem Grund muss bei einer Mazzotti-Reaktion beachtet werden, dass die ursprüngliche Grunderkrankung mit einer anderen Maßnahme behandelt wird.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zu den Symptomen der Mazzotti-Reaktion gehören Schmerzen, geschwollene Lymphknoten, Fieber sowie Hautveränderungen. Die Schmerzen zeigen sich in Form von Kopfschmerzen oder Gelenkschmerzen. Die Bewegungsmöglichkeiten des Patienten sind durch das Schmerzempfinden deutlich eingeschränkt.

Die Fortbewegung ist erschwert und wird oftmals vermieden. Das Fieber löst Gliederschmerzen, Bewusstseinstrübungen sowie Antriebslosigkeit aus. Es kommt zu einem Gefühl der Kraftlosigkeit und allgemeinen Schwäche. Die Hautveränderungen zeigen sich durch Ödeme auf der Haut.

Es entstehen sogenannte Quaddeln, die sich am gesamten Körper ausbreiten können. Sie sind verbunden mit Hautrötungen und einem Juckreiz. Die Quaddeln führen zu einer Verdickung der Haut an den betroffenen Stellen. In schweren Fällen kommt es innerhalb von 20 Sekunden bis 20 Minuten nach der Einnahme einer Arznei mit dem Wirkstoff Diethylcarbamazin zu einer anaphylaktischen Reaktion.

Dies ist ein Schockzustand, der als lebensbedrohlich eingestuft wird. Der Patient leidet unter Atemnot sowie einem Hitzegefühl. Ein Kreislaufschock droht. Bei diesem stagniert das Blut im Organismus. Das Ergreifen von Erste-Hilfe-Maßnahmen ist notwendig.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Die Diagnose wird von einem Arzt gestellt. Dieser überprüft die Vorerkrankung, die dafür eingenommenen Medikamente sowie die aktuellen Symptome. Der Krankheitsverlauf der Mazzotti-Reaktion ist progressiv und kann bei Nichtbehandlung in einem lebensbedrohlichen Zustand enden.

Komplikationen

In der Regel führt die Mazzotti-Reaktion in erster Linie zu einem sehr starken Fieber. Durch das Fieber wirken die Betroffenen abgeschlagen und müde und können dadurch auch nicht mehr aktiv am Leben und am Alltag teilnehmen. Auch die Lebensqualität wird durch die Mazzotti-Reaktion deutlich verringert und eingeschränkt.

Weiterhin kommt es zu gewöhnlichen Beschwerden einer Grippe oder einer Erkältung. Die Patienten leiden dabei an starken Kopfschmerzen und an Schmerzen in den Gelenken und Extremitäten. Ebenso wird die Bewegung des Patienten eingeschränkt und es kommt zu Schmerzen. Weiterhin leiden die Betroffenen an Störungen des Bewusstseins und an einer allgemeinen Schwäche. Auch die Haut ist von der Mazzotti-Reaktion betroffen, sodass es zu Rötungen und zu einem Juckreiz kommt.

Weiterhin kommt es ohne Behandlung zu einer starken Atemnot, welche auch zu einem Bewusstseinsverlust führen kann. Dabei können die Betroffenen stürzen und sich möglicherweise verletzen. Bei einem Kreislaufschock kann der Betroffene ebenso das Bewusstsein verlieren. Die Mazzotti-Reaktion kann mit Hilfe von Medikamenten behandelt werden. Komplikationen treten dabei in der Regel nicht auf. Weiterhin wird auch die Lebenserwartung des Betroffenen bei einer erfolgreichen und schnellen Behandlung nicht eingeschränkt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Leidet der Betroffene unter Beschwerden wie Fieber, Unwohlsein, schmerzenden Knochen und Gelenken, Veränderungen des Hautbildes oder Kopfschmerzen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Halten die Beschwerden an oder nehmen sie an Intensität zu, ist ein Arztbesuch notwendig. Die Entstehung von Ödemen, Schwellungen oder Quaddeln weisen auf eine gesundheitliche Beeinträchtigung hin und sind untersuchen zu lassen. Bei Hautrötungen und Juckreiz ist Vorsicht geboten. Entwickeln sich offene Wunden, wird eine sterile Wundversorgung benötigt. Kann diese nicht ausreichend gewährleistet werden, ist ein Arzt aufzusuchen. Kommt es zu Entzündungen, Schmerzen oder Eiterbildung an der Wunde, ist unverzüglich ein Arztbesuch erforderlich. Es droht eine Blutvergiftung, die für den Betroffenen potentiell lebensgefährlich ist.

Bei einer Trübung des Bewusstseins, einer Teilnahms- und Antriebslosigkeit sowie einem Krankheitsgefühl ist ein Arzt zu konsultieren. Störungen des Herzkreislaufs, ein allgemeines Schmerzempfinden im gesamten Körper sowie eine Abnahme der gewohnten Leistungsfähigkeit weisen auf bestehende Unregelmäßigkeiten hin. Sie sollten ärztlich abgeklärt werden, damit eine Diagnosestellung ermöglicht wird. Atemnot oder Angstzustände sollten frühzeitig mit einem Arzt besprochen werden. Kommt es zu einer akuten Atemnot, einem Verlust des Bewusstseins oder einem Kreislaufschock, ist ein Rettungsdienst zu alarmieren. Parallel müssen lebensrettende Sofortmaßnahmen ergriffen werden, damit das Überleben des Betroffenen sichergestellt ist.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Mazzotti-Reaktion besteht in der sofortigen Absetzung der Arznei mit dem Wirkstoff Diethylcarbamazin. Anschließend werden die einzelnen Symptome behandelt. Bei Kopf- und Gelenkschmerzen kommen schmerzstillende Medikamente zum Einsatz. Bei Fieber werden neben der Gabe von Arznei, Maßnahmen wie Ruhe, ausreichende Zufuhr von Flüssigkeiten und die Nutzung von kalten Wickeln ergriffen.

Hautveränderungen wie Ödeme werden mit Antihistaminen behandelt. Hat die Mazzotti-Reaktion zu einem anaphylaktischen Schock geführt, muss sofort gehandelt werden. Der Betroffene wird in eine Schocklage gebracht. Mit Medikamenten wird das stagnierte Blut wieder in Bewegung gebracht.

Der funktionierende Blutkreislauf führt zu einem Abtransport des eingenommenen Mittels. In schweren Fällen kommt es bei ausbleibender oder zu geringer Atmung zu einer Intubation. Die bestehende Grunderkrankung des Fadenwurmbefalls wird im Anschluss an die Mazzotti-Reaktion mit anderen Substanzen aus der Gruppe der Anthelmintika bekämpft.

Es wird während der Therapie auf den Verzehr von rohen Lebensmitteln verzichtet. Die bestehenden Hygienemaßnahmen werden verschärft. Der Patient wird aufgefordert, sich nach dem Kontakt mit anderen Menschen vermehrt die Hände zu waschen. Die Nutzung von öffentlichen Toiletten wird nach Möglichkeit vermieden. Auf die Anwendung von Desinfektionsmitteln wird beim Toilettengang hingewiesen.


Aussicht & Prognose

Bei der frühzeitigen Ergreifung von medizinischen Maßnahmen ist die Prognose der Mazzotti-Reaktion günstig. Als auslösenden Reiz konnten Mediziner den Wirkstoff Diethylcarbamazin ermitteln. Daher kommt es zu einer Spontanheilung, wenn medizinische Präparate mit dem genannten Inhaltsstoff unverzüglich abgesetzt werden. Voraussetzung für eine schnelle Genesung innerhalb weniger Tage ist jedoch, dass bereits bei den ersten gesundheitlichen Unregelmäßigkeiten ein Absetzen der Arznei vorgenommen wird. Zusätzlich benötigt der Betroffene ausreichende Ruhe und sollte viel Flüssigkeit zu sich nehmen, um den Heilungsweg zu optimieren.

Sind bereits Störungen wie Veränderung des Hautbildes oder Beschwerden der Gelenke, verzögert sich der Heilungsweg. Die Auffälligkeiten des Hautbildes bilden sich meist innerhalb mehrerer Monate vollständig zurück. Obgleich es auch hier ebenfalls zu einer Beschwerdefreiheit des Patienten kommt, muss mit Verzögerungen gerechnet werden. Die Unregelmäßigkeiten der Gelenke können durch das Ergreifen physiotherapeutische Maßnahmen unterstützt werden.

Überbelastungen sollten vermieden werden, damit keine weiteren Komplikationen auftreten. Bei einem anaphylaktischen Schock verschlechtert sich die Prognose erheblich. Hier droht dem Betroffenen das vorzeitige Ableben und eine intensivmedizinische Betreuung ist notwendig. Unbehandelt kommt es daher in diesen Fällen zu einem tödlichen Krankheitsverlauf. Zu berücksichtigen ist, dass durch das Absetzen der Arzneien mit dem Wirkstoff Diethylcarbamazin unbedingt ein Alternativpräparat eingenommen werden muss. Andernfalls kann die Primärerkrankung nicht therapiert werden.

Vorbeugung

Als vorbeugende Maßnahme ist bei der Behandlung von Fadenwürmern auf die Einnahme von Arznei mit dem Wirkstoff Diethylcarbamazin zu verzichten. Die Bekämpfung einer Wurmerkrankung kann mit anderen Substanzen aus der Arzneistoffklasse der Anthelmintika erfolgen. Es gibt mehr als zehn weitere Wirkstoffe in dieser Klassifizierung.

In Abhängigkeit der vorliegenden Erkrankung, kann eine der anderen Arzneien verschrieben und eingenommen werden. Zusätzlich sollte einem Befall von Fadenwürmern vorgebeugt werden. Dies erfolgt durch die gründliche Reinigung von rohem Gemüse und Salat vor dem Verzehr.

Nachsorge

Die Mazzotti-Reaktion ist in der Regel mit einigen Beschwerden und Komplikationen verbunden, die sich alle sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken. In der Regel kann die Krankheit jedoch wieder gut behandelt werden, sodass die gewohnte Lebensqualität des Patienten relativ schnell wieder hergestellt werden kann.

Da es sich um eine akute Begleitreaktion einer anderen Grunderkrankung handelt, entfällt eine Nachsorge im klassischen Sinne. Betroffene sollte sich jedoch auf eine gesunde Lebensweise konzentrieren, die Stress vermeidet und viel Bewegung an der frischen Luft vorsieht. Entspannungsübungen wie sie im Yoga praktiziert werden, tragen außerdem dazu bei, den Geist zu beruhigen und das Wohlbefinden im Alltag zu steigern.

Das können Sie selbst tun

Bei Verdacht auf eine Mazzotti-Reaktion muss zunächst der Arzt informiert werden. Die wichtigste Behandlungsmaßnahme ist die Absetzung des auslösenden Arzneimittels. Die medikamentöse Behandlung der einzelnen Symptome kann durch verschiedene Selbstmaßnahmen und einige Mittel aus Haushalt und Natur unterstützt werden.

Bei starken Kopf- und Gelenkschmerzen wird Bettruhe empfohlen. Zudem können sanfte Beruhigungsmittel wie Johanniskraut oder Baldrian eingenommen werden. Eine bewährte Alternative aus der Homöopathie ist das Globuli Acidum Sulfuricum, welches nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden darf. Fieber wird mittels Schonung, kalter Wickel und ausreichend Zufuhr von Flüssigkeit gelindert. Gegen Hautveränderungen wie Ödeme kann eine entwässernde Diät durchgeführt werden. Außerdem helfen warme Bäder mit lindernden Heilpflanzen. Auch das Immunsystem muss unterstützt werden, etwa durch leichten Sport sowie gymnastische Übungen und Yoga.

Zuletzt müssen Betroffene auch ihre Ernährung umstellen und rohe Lebensmittel vom Speiseplan nehmen. Außerdem sollten die Hygienemaßnahmen verschärft werden, insbesondere regelmäßiges Händewaschen ist wichtig. Öffentliche Toiletten sollten in der akuten Krankheitsphase gemieden werden. Falls die Beschwerden nach einigen Tagen nicht abgeklungen sein sollten, wird am besten der Mediziner eingeschaltet.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
  • Wenk, P., Renz, A.: Parasitologie. Thieme, Stuttgart 2003

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