Marknagelosteosynthese

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einer Marknagelosteosynthese wird ein chirurgisches Verfahren zur Behandlung von Röhrenknochenbrüchen verstanden. Bei dieser Methode bringt der Operateur einen Marknagel in den Markraum des Knochens ein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Marknagelosteosynthese?

Unter einer Marknagelosteosynthese wird ein chirurgisches Verfahren zur Behandlung von Röhrenknochenbrüchen verstanden. Bei dieser Methode bringt der Operateur einen Marknagel in den Markraum des Knochens ein.

Die Marknagelosteosynthese ist auch als Marknagelung bekannt. Gemeint ist damit eine Operationsmethode, bei der ein länglicher Stift aus Metall wie ein Knochennagel oder Marknagel in das Knochenmark des geschädigten Knochens eingefügt wird. Auf diese Weise findet die Versorgung eines gebrochenen Röhrenknochens statt, indem die Kallusbildung und damit die Heilung des Knochens gefördert werden.

Auf intramedulläre Weise fixiert wurden Röhrenknochen wie zum Beispiel der Oberschenkelknochen ab 1887. 1916 griffen einige Mediziner auch auf Knochen von Rindern oder Elfenbein zurück. Im Jahr 1925 erfolgte die Vorstellung des Dreilamellenagels, der bei Brüchen des Femurhalses zum Einsatz gelangte. 1940 löste der deutsche Chirurg Gerhard Küntscher (1900-1972), der als Erfinder der Marknagelung gilt, bei der Vorstellung seines Marknagels auf einer Tagung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, heftige Kontroversen aus. So galt das Knochenmark seinerzeit als unantastbar und unersetzlich für die Knochenvitalität.

Im Laufe der Jahre konnte die Marknagelosteosynthese mit therapeutischen Erfolgen jedoch überzeugen. So ließ sich die verletzte Gliedmaße durch den Marknagel schneller wieder belasten, was den Aufenthalt im Krankenhaus verkürzte. Auch die Arbeitsfähigkeit des Patienten konnte rascher wiederhergestellt werden. Dagegen bargen die anderen Behandlungsverfahren zahlreiche Komplikationen, die mit der Marknagelosteosynthese nun vermieden wurden.

In den 50er Jahren erfolgte die Einführung der aufgebohrten Marknagelung, die sich zur Standardmethode zur Behandlung von Schaftbrüchen des Schienbeins entwickelte. Obwohl es aus medizinischer Sicht nicht nötig ist, wird der Marknagel nach der Abheilung der Fraktur wieder entfernt. So können sich seine Verriegelungssschrauben störend auswirken.

Funktion, Wirkung & Ziele

In der heutigen Zeit kommen Marknägel aus inertem Titan zur Anwendung. Mithilfe dieser Implantate lassen sich eine statische bzw. dynamische Verriegelung und eine Kompression auf den Spalt der Fraktur erreichen.

Indikationen für eine Marknagelosteosynthese sind offene oder geschlossene Brüche von großen Röhrenknochen wie dem Schienbeinknochen, dem Oberschenkelknochen und dem Oberarmknochen. Auch für Spezialbehandlungen ist die Marknagelosteosynthese sinnvoll. Zu diesem Zweck stehen unterschiedliche Spezialimplantate zur Verfügung, die über spezielle Eigenschaften verfügen.

Häufigste Einsatzgebiete der Marknagelosteosynthese sind kurze Schrägbrüche oder Querfrakturen wie beispielsweise am Oberschenkel. Erster Schritt des Verfahrens ist das Reponieren des Knochens. Dabei bringt der Chirurg Knochenfragmente, die sich verschoben haben, wieder zurück in ihre Ausgangslage. Je nachdem, wie lang der Bruch ausfällt, führt der Operateur den Marknagel über einen kleinen Hautschnitt vom Knochenende bis ins Knocheninnere.

Bei der Marknagelosteosynthese wird zwischen zwei verschiedenen Verfahren unterschieden. Dabei handelt es sich um den unaufgebohrten und den aufgebohrten Marknagel. Gelangt ein aufgebohrter Marknagel zum Einsatz, bohrt der Chirurg als erstes den Markraum des Knochens auf. Nächster Schritt ist das Einschlagen eines länglichen Hohlnagels in den Markraum. Kommt hingegen ein unaufgebohrter Marknagel zur Anwendung, ist das Aufbohren des Markraums nicht nötig. Außerdem verwendet der Chirurg einen massiven Nagel, der dünner ausfällt. Eingesetzt wird der unaufgebohrte Marknagel zur Behandlung von schweren offenen Brüchen.

Durch den Einsatz eines unaufgebohrten Nagels können die Blutgefäße, die sich im Knochenmark befinden, geschont werden. Durch den Markraum wird neue Knochensubstanz hergestellt und der Knochen mit Blut versorgt. Erfolgt durch einen aufgebohrten Nagel eine Verletzung des Markraums, ist dies für den Heilungsprozess oft von Nachteil.

Unterschiede zwischen den Marknagelarten gibt es auch in der Verriegelung. So ist für einen unaufgebohrten Nagel unbedingt eine Verriegelungsschraube erforderlich, während die Verrieglung des aufgebohrten Nagels optional verläuft. Mit der Verriegelung ist das Fixieren des Marknagels an einem Knochenende mit Bolzen oder Schrauben gemeint. Mediziner differenzieren zwischen der statischen und der dynamischen Verriegelung.

Im Rahmen der statischen Verriegelung findet die Fixierung des Marknagels an beiden Enden statt, womit sich eine stabile Verbindung gewährleisten lässt. Die Knochenfragmente können dadurch nicht nachgeben. Im Falle der dynamischen Verriegelung erfolgt das Befestigen des Nagels lediglich an dem bruchnahen Knochenende. Die Verbindung fällt deswegen weniger starr aus. Welche Art von Nagel letztlich besser geeignet ist, entscheidet der Operateur nach Ausmaß, Form und Position der Fraktur.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Trotz ihrer zahlreichen Vorteile kann die Marknagelosteosynthese auch einige Komplikationen auslösen. Dazu gehören in erster Linie die Pseudarthrose sowie Fehlstellungen. Von einer Pseudarthrose ist die Rede, wenn die Heilung des Knochens nach einem operativen Eingriff ausbleibt.

Sie wird auch als Pseudogelenk oder Scheingelenk bezeichnet. Bei den Knochen, die von einer Pseudarthrose betroffen sind, handelt es sich zumeist um die Ober- und Unterschenkelknochen. Bemerkbar macht sich die Komplikation durch chronische Schmerzen und beständige Funktionseinschränkungen. Darüber hinaus gilt die Beweglichkeit der betroffenen Gliedmaße als abnorm. Zur Behandlung muss meist eine weitere Osteosynthese erfolgen.

Eine andere häufige Komplikation der Marknagelosteosynthese sind primäre oder sekundäre Fehlstellungen. So kann es sowohl bei der Anwendung von aufgebohrten als auch von unaufgebohrten Marknägeln zu Außenrotationsfehlstellungen kommen. Grund dafür ist zumeist eine unkorrekte Ausführung der Marknagelosteosynthese durch den Chirurgen. In seltenen Fällen kann auch ein Bolzenbruch eine primäre Fehlstellung hervorrufen.

Als weitere mögliche Komplikationen kommen Fettembolien, Infektionen oder ein Versagen des Implantates in Betracht. Besonders bei offenen Frakturen ist das Risiko einer Infektion hoch. Von einem Implantatversagen ist die Rede, wenn ein Bolzenbruch oder ein Bruch des Marknagels auftritt.

Typische & häufige Knochenerkrankungen

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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