Maiglöckchen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Maiglöckchen gehört wohl zu den schönsten Symbolen des Monats Mai. Aber das Maiglöckchen ist nicht nur eine schöne Frühlingsblume, es hat auch eine sehr lange Tradition als Heilpflanze.

Vorkommen & Anbau des Maiglöckchens

Alle Teile der Pflanze sind stark giftig. 2014 wurde das Maiglöckchen zur Giftpflanze des Jahres ernannt.
Das Maiglöckchen (Convallaria majalis), auch Maililie oder Mairöschen genannt, gehört zur Pflanzenfamilie der Spargelgewächse (Asparagaceae). Es ist selten geworden und steht deshalb unter Naturschutz. Seine Heimat hat es vorwiegend im Halbschatten von Laubwäldern, hauptsächlich Buchenwäldern, in Europa und Nordamerika. Da, wo es noch vorkommt, wächst es meistens in größeren Gruppen.

Die Wuchshöhe kann zwischen 10 und 30 cm variieren. Im Frühjahr wachsen aus dem Wurzelstock lange, oval geformte, spitze Blätter, die paarweise angeordnet und zunächst noch eingerollt sind. Aus ihrer Mitte wächst später ein zarter Stängel mit einer Traube von kleinen, weißen, glöckchenartigen Blüten, der sich zu einer Seite neigt. Das Maiglöckchen hat dünne Wurzeln (Rhizome), die sich kriechend bis zu 50 cm tief im Boden verankern. Die Blüten haben einen intensiven anziehenden Duft, der Insekten zur Bestäubung anlockt. Die Blütezeit dauert von April bis Juni, ab dem Hochsommer entstehen aus den Blüten rote Beeren.

Alle Teile der Pflanze sind stark giftig. 2014 wurde das Maiglöckchen zur Giftpflanze des Jahres ernannt. Bis zur Entdeckung seiner Giftigkeit hatte es schon seit der Antike eine lange Tradition als Heilpflanze in der Volksheilkunde. Heute ist seine Bedeutung wegen der Giftigkeit aller Pflanzenteile auf die Schulmedizin reduziert. Wegen des Aussehens seiner Blätter kann es von Sammlern mit dem essbaren Bärlauch verwechselt werden.

Wirkung & Anwendung

Trotz seiner hoch giften Wirkung ist das Maiglöckchen auch eine wertvolle Heilpflanze, die eine positive Wirkung auf verschiedene Arten von Herzerkrankungen hat. Ungefähr seit dem 15. Jahrhundert tauchen in Kräuterbüchern erstmals Beschreibungen über diverese Anwendungsgebiete auf. Der deutsche Arzt, Prediger und Botaniker Hieronymus Bock rät zu Meyenblumen bei Fallsucht (Epilepsie), Schwindel, Augenleiden und Herzbeschwerden.

Der Mediziner und Botaniker Tabernaemontanus empfiehlt ihre Wirkung auch bei Ohnmacht, Gicht, Geschwüren und anderen Krankheiten. Auch Paracelsus hebt ihre stärkende Wirkung hervor. Wie viele andere Pflanzen galt sie lange Zeit als Allheilmittel für die unterschiedlichsten Beschwerden. Nachdem aber die hoch giftige Wirkung bekannt war, ist ihre Bedeutung in der Volksheilkunde verschwunden. Dafür eroberte sich das Maiglöckchen seit dem 19. Jahrhundert, als Forscher die Glykoside des Maiglöckchens als herzstärkende Wirkstoffe entdeckten, einen festen Platz in der Schulmedizin. Dort wird es wie der Fingerhut (Digitalis) für verschiedene Herzbeschwerden eingesetzt.

In seiner Wirkung ähnelt das Maiglöckchen dem Fingerhut (Digitalis), der seit langem in der Behandlung von Herzerkrankungen das Mittel der Wahl darstellt, es ist aber weniger giftig als dieser. Trotzdem ist es sehr giftig und sollte grundsätzlich nur auf der Basis ärztlicher Dosierung angewendet werden, damit es nicht zu Vergiftungserscheinungen kommt.

Für die Herstellung der Arzneimittel werden die getrockneten Blätter, Stängel und Blüten verarbeitet, die während der Hauptblütezeit geerntet werden, weil der Wirkstoffgehalt zu dieser Zeit am höchsten ist. Alle Pflanzenteile sind gleichermaßen giftig und enthalten hochgiftige Steroidglykoside wie Convallatoxin und Convallotexol.

Sie kommen überwiegend in Fertigpräparaten zum Einsatz. Diese Präparate sind verschreibungspflichtig und enthalten eine genau abgestimmte Dosis an wirksamen Glykosiden. Sie sind als Tabletten, Dragees oder Tropfen zu bekommen. Eine Einnahme sollte nur unter ärztlicher Überwachung erfolgen, um schwere Nebenwirkungen zu vermeiden.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Weil Maiglöckchenpräparate das Herz stärken, werden sie vor allem bei leichter Herzschwäche in den Stadien I und II verordnet, wenn zum Beispiel Beschwerden erst bei stärkerer körperlicher Belastung spürbar sind. Die Wirkstoffe des Maiglöckchenkrauts wirken stärkend und fördern die Arbeit des Herzens, wodurch sich die Symptome wie Arrhythmien, Atemnot, eine erhöhte Herzfrequenz und eine Leistungsschwäche verbessern können.

Auch bei einer Druckbelastung der rechten Herzkammer durch einen Druckanstieg in der Lunge und beim herzbedingten Asthma helfen die Präparate. Da eine bestimmte Tagesdosis wegen der giftigen Nebenwirkungen nicht überschritten werden darf, empfiehlt es sich nicht, selbst einen Tee aus Maiglöckchenkraut zuzubereiten, weil es bei Überdosierung zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und weiteren Magen-/Darmbeschwerden kommen kann.

Mit Ausnahme der Homöopathie empfiehlt sich keine Selbstmedikation. In der Homöopathie wird es eingesetzt zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche mit Wassereinlagerungen, Brustenge und Raucherherz. Alle anderen Präparate sind nicht ohne Grund verschreibungspflichtig, denn es verschiedene Kontraindikationen:

  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • Kindesalter
  • schwerere Herzinsuffizienz
  • zu langsamer Herzschlag (Bradykadie)
  • Rhythmusstörungen durch Reizleitungsstörungen in den Herzkammern
  • gestörter Elektrolythaushalt

Bei gleichzeitiger Einnahme anderer Medikamente müssen Wechselwirkungen berücksichtigt werden. Die Giftigkeit von Maiglöckchenpräparaten liegt gerade in den herzstärkenden Glykosiden. Vom Magen-/Darm-Trakt werden sie eher schlecht aufgenommen, daher zeigt sich die giftige Wirkung nicht sofort. Bei schweren Vergiftungen steigt zunächst der Blutdruck an und fällt danach wieder ab. Es kommt zu Herzrhythmusstörungen, die im schlimmsten Fall mit einem tödlichen Kammerflimmern enden können. Auch bei nur geringem Verdacht auf eine Vergiftung sollte sofort ein Notarzt gerufen werden, gegebenenfalls die Giftzentrale kontaktiert werden.


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