Lymphozyten

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Lymphozyten spielen als Subgruppe der Leukozyten (weiße Blutzellen) eine zentrale Rolle bei der Immunabwehr gegen körperfremde Stoffe, insbesondere Infektionserreger, sowie pathogen veränderte Zellen des menschlichen Organismus wie Tumorzellen. Eine erhöhte oder erniedrigte Konzentration an Lymphozyten im Blut deutet in aller Regel auf eine Erkrankung hin.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Lymphozyten?

Lymphozyten sind Bestandteile des Blutes. Sie gehören zu den natürlichen "Killerzellen" sowie zu den weißen Blutkörperchen, den Leukozyten. Im Bild zerstören Lymphozyten Krebszellen. Weiß: Lymphozyten, Grün: Krebszellen. Klicken, um zu vergrößern.

Lymphozyten sind die kleinsten Repräsentanten der Leukozyten und stellen die bedeutendsten Träger des adaptiven (erworbenen) Immunsystems des menschlichen Organismus dar. Das menschliche Blut setzt sich neben dem Blutplasma zu etwa 45 Prozent aus Blutzellen zusammen, die in Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und Thrombozyten (Blutplättchen) unterteilt werden.

Im Allgemeinen wird zwischen B- und T-Lymphozyten sowie den NK-Zellen differenziert. Bei einem erwachsenen Menschen gelten 1000-2900 Lymphozyten pro µl Blut bzw. 17-47 Prozent des Anteils der weißen Blutkörperchen als Normalwert.

Der größte Anteil der Lymphozyten zirkuliert nicht in der Blutbahn, sondern befindet sich im Knochenmark sowie in den Organen des lymphatischen Systems (Thymus, Mandeln, Milz, Peyer-Plaques des Darmtraktes, Lymphknoten). Eine erhöhte oder verminderte Lymphozytenzahl kann auf unterschiedliche Erkrankungen hinweisen.

Medizinische & gesundheitliche Funktionen, Aufgaben & Bedeutungen

In Abhängigkeit von der Reifungsart werden die Lymphozyten in B- und T-Lymphozyten sowie NK-Zellen unterteilt. Die B-Zellen (abgeleitet von engl. bone marrow für Knochenmark bzw. der Bursa Fabricii bei Vögeln, in der die B-Lymphozyten zum ersten Mal entdeckt wurden), die ihren Reifungsprozess im Knochenmark beginnen, sind in der Lage, Antikörper (Abwehrstoffe) zu produzieren und sezernieren, die speziell lösliche, als körperfremd eingestufte Antigene (u.a. Bakterien, freigesetzte Toxine) neutralisieren.

Hierzu zirkulieren die inaktiven B-Lymphozyten im lymphatischen System oder Blutkreislauf und werden aktiviert, sobald ein Antigen an die an der Oberfläche befindlichen Immunglobuline, den Antigenrezeptoren der B-Zellen, andockt. Die B-Zelle nimmt das Antigen auf, zerlegt es und exprimiert es als Proteinkomplex, der von den T-Helfer-Zellen (Subgruppe der T-Lymphozyten) identifiziert wird. Zudem synthetisieren die T-Helfer-Zellen Zytokine, die die B-Lymphozyten aktivieren, die anschließend in den Lymphknoten bzw. der Milz proliferieren (sich teilen).

Darüber hinaus differenziert sich ein kleinerer Anteil der B-Lymphozyten zu langlebigen B-Gedächtniszellen, die die Antigeninformation speichern, um bei einem weiteren Kontakt mit dem spezifischen Antigen eine zeitnahe und effektive Immunantwort zu gewährleisten.

Die T-Lymphozyten, die im Thymus reifen, identifizieren als Ordnungs- und Kontrollinstanz körperfremde Partikel (u.a. Antigene wie Viren, intrazelluläre Bakterien, durch Mutationen modifizierte Zellen), die eine schädigende Wirkung auf den Organismus ausüben können, und bereiten die entsprechenden Zellen der Immunabwehr vor, um eine schnelle und gezielte Abwehr gegen die identifizierten Pathogene sicherzustellen.

Die NK-Zellen, die Natürlichen Killerzellen, erkennen in erster Linie modifizierte körpereigene Zellen wie virusinfizierte Zellen oder Tumorzellen und lösen bei diesen die Apoptose, den programmierten Zelltod, aus.

Krankheiten, Beschwerden & Störungen

Eine pathologische Erhöhung (Lymphozytose) bzw. Verminderung (Lymphopenie) der Lymphozytenzahl kann auf unterschiedliche Ursachen zurückgeführt werden. Eine verminderte oder erhöhte Zahl an Lymphozyten, die im Rahmen eines Differenzialblutbildes mit Bestimmung sämtlicher Subtypen der Leukozyten im Blut festgestellt wird, weist auf eine mögliche Erkrankung hin.

So korreliert ein Anstieg der Lymphozyten und Leukozyten im Blut in aller Regel mit einer Entzündung bzw. Infektion. Virale Tröpfcheninfektionen (u.a. Influenza, Masern, Röteln, Mumps, Windpocken), Kontakt- und Schmierinfektionen (Herpes simplex, Diarrhoe, Hepatitis A und E, Polio, Ebola, ]]Gelbfieber]], HIV, Zytomegalie), bakterielle Infektionen (Brucellose, Tuberkulose, Typhus, Pertussis bzw. Keuchhusten) sowie verschiedene Tumorerkrankungen (Leukämie, Lymphome) gehen mit einer erhöhten Konzentration von Lymphozyten im Blut einher.

Ebenso können eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), ein Guillain-Barré-Syndrom (fortschreitende Beeinträchtigung des Nervensystems) oder eine Sarkoidose bzw. Morbus Boeck, eine entzündliche Erkrankung und Granulomatose (herdförmige Ansammlung von Granulomen), die überwiegend die Lunge betrifft, einen erhöhten Lymphozyten-Wert verursachen.

Dagegen können chemo- und/oder strahlentherapeutische Maßnahmen, eine Kortison-, Zytostatikatherapie oder eine Behandlung mit Immunsuppressiva sowie eine erhöhte Cortisol-Konzentration (Hypercortisolismus) beispielsweise infolge eines Cushing Syndroms einen erniedrigten Lymphozytenwert im Blut bedingen.

Zudem können Autoimmunerkrankungen (bspw. ein ausgeprägter systemischer Lupus erythematodes oder eine Myasthenia gravis), unterschiedliche Krebserkrankungen (u.a. Morbus Hodgkin bzw. Lymphdrüsenkrebs), eine Urämie (Harnvergiftung im Endstadium eines Nierenversagens) sowie AIDS eine erniedrigte Lymphozyten-Konzentration im Blut nach sich ziehen.


Quellen

  • Braun, J., Dormann, A .J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Clark, D.P.: Molecular Biology: Das Original mit Übersetzungshilfen. Spektrum Akademischer Verlag., Heidelberg 2006
  • Kreuzer, K. A.: Referenz Hämatologie. Thieme, Stuttgart 2018

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