Lymphgefäße

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Lymphgefäße bilden eine röhrenförmige Struktur und dienen dem Transport wässriger Lösungen. Im Körper verlaufen sie neben Venen und Arterien.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Lymphgefäße?

In erster Linie sind Lymphgefäße für den Rücktransport der verbliebenen Lymphe verantwortlich. Hierbei handelt es sich um Gewebeflüssigkeit, die vom Blutgefäßsystem nicht vollständig resorbiert wurde.
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Lymphgefäße ähneln der Form der Blutgefäße. Allerdings sind sie nicht für den Transport von Blut, sondern für die Beförderung von Lymphe zuständig. Bei Lymphe handelt es sich um eine hellgelbe Flüssigkeit.

Sie besitzt Eiweiße, Fette und Wasser. Darüber hinaus enthält sie wichtige Immunzellen, die für die Körperabwehr unerlässlich sind. Lymphe befindet sich im gesamten Körpergewebe, weshalb auch Lymphgefäße in allen Gewebevorkommnissen auftreten.

Eine Ausnahme bilden Knochen, Knorpel und die Zähne. Im Zusammenhang mit den Lymphgefäßen spielen auch die Lymphknoten eine wichtige Rolle. Bei den Lymphknoten handelt es sich um einen bedeutenden Bestandteil des Abwehrsystems. Sie fungieren als Filterstation und haben die Aufgabe, Lymphe zu reinigen.

Mit den Lymphgefäßen bilden die Lymphknoten das Lymphsystem des menschlichen Körpers. Die Gefäße beginnen als kleines Astsystem und schließen sich zu großen Bahnen zusammen. Sie liegen parallel zu venösen Gefäßen und durchlaufen den gesamten Körper.

Anatomie & Aufbau

Bei Lymphgefäßen wird unter vier Gefäßtypen unterschieden. Sie gehen mit jeweils unterschiedlichen Ausprägungen und Aufgaben einher. Allerdings teilen die Gefäßtypen auch einige Gemeinsamkeiten. So bestehen alle Lymphgefäße aus drei Wandschichten. Die Innerste bildet die Intima. Daran schließen sich die Media und die Adventitia an.
  • Die Lymphkapillaren bilden die feinste Form der vier Gefäßtypen. Mit ihnen gelingt es dem Lymphsystem, in die tiefsten Gewebeschichten zu reichen. In der Form eines Astsystems sind Lymphkapillaren in der Lage, selbst geringe Vorkommnisse an Gewebeflüssigkeit aufzunehmen. Als kleinste Einheit des Lymphgefäßsystems weisen die Kapillaren eine Breite von 50 µm auf.
  • Die Präkollektoren bilden die nächste Stufe. Sie sammeln die Gewebeflüssigkeit auf und reichen sie an die dritte Gefäßform weiter, an die sogenannten Kollektoren.
  • Die Kollektoren kontrahieren in regelmäßigen Abständen, um die Lymphe zu den nächsten Kollektoren zu pressen.
  • Die Lymphsammelstämme bilden schließlich die größte Gefäßform des Lymphsystems. Sie sammeln die Lymphe aus den Kollektoren und münden in den venösen Blutkreislauf. Im Gegensatz zu den Blutgefäßen bilden Lymphgefäße kein geschlossenes System.

Funktion & Aufgaben

In erster Linie sind Lymphgefäße für den Rücktransport der verbliebenen Lymphe verantwortlich. Hierbei handelt es sich um Gewebeflüssigkeit, die vom Blutgefäßsystem nicht vollständig resorbiert wurde. Hinzu kommen Eiweißmoleküle. Sie werden gemeinsam mit der Gewebeflüssigkeit in den venösen Blutkreislauf zurückbefördert.

Ferner gehört die immunbiologische Wirkung zu den wichtigsten Aufgaben der Lymphgefäße. Sie schützt den Körper vor Infektionen und fremden Antigenen. Darüber hinaus werden Abwehrstoffe produziert, die das Immunsystem unterstützen. Eine weitere Funktion der Lymphgefäße besteht darin, Fette zu transportieren. Im Rahmen der Fettverdauung werden diese mit der Ernährung aufgenommen. Im Dünndarm werden sie in sogenannte Chylomikronen verpackt. Über die Lymphgefäße gelangen sie dann ins Blut.

Ferner gelingt es dem Körper dank der Lymphgefäße, Stoffwechselprodukte, Fremdkörper und Erreger zu entsorgen. Dies gilt auch für die Lymphknoten. Sie übernehmen eine reinigende Funktion und unterstützen das Immunsystem bei der Abwehr. Des Weiteren haben Lymphgefäße die Aufgabe, einen zuverlässigen Eiweißrücktransport zu bewerkstelligen. Konkret soll es gelingen, große Ansammlungen von Eiweißmolekülen im Interstitium zu vermeiden.

Als Interstitium bezeichnet man Zwischengewebe, wie es als Binde-, Stütz- und Muskelgewebe auftritt. Würde der Druck durch eine Ansammlung von Eiweißmolekülen ansteigen, könnten Störungen im Blutfluss auftreten. Zuletzt erfüllen Lymphgefäße die Aufgabe, Chylomikronen aus dem Magen-Darm-Trakt zu transportieren. Chylomikronen sind kleine Partikel, die Cholesterin enthalten.

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Krankheiten & Beschwerden

Lymphangitis und das Lymphödem sind die häufigsten Erkrankungen der Lymphgefäße. Die Lymphangitis ist umgangssprachlich auch als Blutvergiftung bekannt. Dabei handelt es sich um eine Entzündung der Lymphgefäße, vorwiegend an der Haut und im Unterhautfettgewebe. Eine Lymphangitis kann auf einen bakteriellen Befall zurückgeführt werden. Bei den primären Auslösern handelt es sich um Streptokokken und Staphylokokken. In seltenen Fällen wird die Lymphangitis durch den Konsum von Chemotherapeutika oder anderen Zytostatika ausgelöst.

Als Symptom macht sich auf der Haut eine rote Stelle oberhalb der entzündeten Lymphbahnen bemerkbar. Im fortgeschrittenen Stadium sind Fieber und Unwohlsein die Konsequenz. Gewöhnlich kann eine Lymphangitis mit Antibiotika gut behandelt werden.

Dagegen handelt es sich bei einem Lymphödem um eine tastbare Flüssigkeitsansammlung im Zwischenzellraum. Das Ödem kann in den Extremitäten, im Gesicht und an den Genitalien auftreten. Dabei führt eine Störung des Lymphsystems dazu, dass das Gewebewasser nicht mehr abtransportiert werden kann. Die Flüssigkeitsansammlung geht mit einem entzündlichen Krankheitsbild einher.

Als Ursache treten vorangegangene Infektionskrankheiten, Herzschwäche, Nierenerkrankungen, Leberbeschwerden und Schilddrüsenerkrankungen infrage. Im Krankheitsverlauf kann das Lymphödem in eine primäre und sekundäre Variante unterteilt werden. Beide Varianten teilen die Gemeinsamkeit, dass die lymphpflichtigen Lasten nicht bewältigt werden. Eine Unterscheidung findet in der Verlaufsanalyse statt.

Das primäre Ödem tritt in den Beinen auf und kann auf eine hormonelle Veränderung zurückgeführt werden. Im Gegensatz dazu ist das sekundäre Lymphödem die Folge einer Gewebezerstörung. Zu den Auslösern gehören Verbrennungen, Verätzungen und Hautabfederungen. Mit Massagetechniken und Kompressionsbandagen gelingt es, eine Abmilderung zu erreichen.

Darüber hinaus kann eine Bewegungstherapie eine Abhilfe leisten. In besonders schweren Fällen wird eine Supermikrochirurgie vorgenommen. Dabei besteht das Ziel darin, die Funktionalität der betroffenen Lymphgefäße wiederherzustellen. Mit kleinen Einschnitten gelingt es, Lymphwassereinlagerungen langfristig zu reduzieren.

Quellen

  • Fritsch, H., Kühnel, W.: Taschenatlas der Anatomie. Bd. 2: Innere Organe. Thieme, Stuttgart 2018
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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