Lymphdrüsen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Lymphdrüsen sind Teil des lymphatischen Systems und werden den sekundären lymphatischen Organen zugeordnet. Sie sind damit Teil des Immunsystems und übernehmen eine wichtige Funktion bei der Infektionsabwehr von bakteriellen und viralen Keimen. Sie filtern bzw. reinigen die vom Blutkreislauf abgegebene Lymphe und leiten sie wieder zurück, dabei spielt die Bereitstellung und Aktivierung von B- und T-Lymphozyten sowie von Makrophagen eine große Rolle.

Inhaltsverzeichnis

Was sind die Lymphdrüsen?

Die Hauptaufgabe und Funktion der Lymphdrüsen besteht darin, Gewebsflüssigkeit aufzunehmen und auf evtl. vorhandene pathogene Viren, Bakterien oder entartete eigene Körperzellen oder anderer schädlicher Stoffe zu überprüfen.
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Lymphdrüsen werden synonym auch als Lymphknoten bezeichnet, weil sie keine Drüsen im originären Sinne sind, sondern sie übernehmen als Teil des lymphatischen Systems eine wichtige Funktion des körpereigenen Immunsystems durch Bereithaltung und Steuerung der Aktivierung und Vermehrung spezieller weißer Blutkörperchen wie B- und T-Lymphozyten.

Lymphdrüsen filtern quasi die vom Blutkreislauf in das Gewebe entlassene Lymphe (Gewebsflüssigkeit), untersuchen sie auf infektiöse Viren oder Bakterien und auf entartete eigene Körperzellen. Anschließend gelangt die Lymphe wieder zurück in den Blutkreislauf. Die Lymphdrüsen erreichen normalerweise ein Größe von 5 bis 10 mm, können aber am Hals und in der Leiste fast die doppelte Größe erreichen.

Die Häufigkeitsverteilung der Lymphdrüsen, von denen jede einzelne eine bestimmte Körperregion „betreut“ und überwacht, ist ungleichmäßig. Wichtige Regionen für Ansammlungen von Lymphdrüsen sind Kopf, Hals und Achselhöhle sowie Bauch- und Brustraum. Viele Lymphdrüsen lassen sich von außen als kleine, unauffällige Gewebsverdickungen ertasten. Falls die Lymphdrüsen in der Lymphe Infektionskeime erkannt haben, können sie aktiv werden und deutlich anschwellen.

Anatomie & Aufbau

Lymphdrüsen haben meist eine länglich ovale nierenähnliche Form und sind von einer festen Bindegewebskapsel umgeben, von der Septen (Trabekel) ins Innere der Lymphdrüse reichen. Das Innere der Lymphdrüsen besteht aus sehr feinem lymphretikulärem Gewebe, das aus Retikulumzellen und aus freien Lymphozyten besteht. Das Gewebe ist in drei Schichten untergliedert, der Rinde (Cortex), der mittleren parakortikalen Zone und dem inneren Mark.

Die Lymphdrüsen sind von Hohlräumen, den Lymphsinus, durchzogen, worin die Lymphe sich quasi von einer Station zur nächsten bewegt. Die sogenannte Primärlymphe aus dem umliegenden Gewebe wird in Lymphgefäßen gesammelt, die in die Lymphdrüsen als Vas afferentia hineinreichen. Nach Aufbereitung der Lymphe im Inneren der Lymphdrüsen, verlässt die Lymphe über die zentral gelegene Vas efferens durch den Hilus die Lymphdrüse und wird entweder zu einer Sammellymphdrüse oder zurück in den Blutkreislauf geleitet.

In den einzelnen Schichten der Lymphdrüse befinden sich verschiedene Lymphozyten wie B- und T-Lymphozyten, während sich im Mark Makrophagen finden. Die Lymphozyten können sehr schnell aktiviert werden und je nach Art einer Bedrohung ausdifferenzieren und als Teil der Immunreaktion eingreifen.

Funktion & Aufgaben

Die Hauptaufgabe und Funktion der Lymphdrüsen besteht darin, Gewebsflüssigkeit aufzunehmen und auf evtl. vorhandene pathogene Viren, Bakterien oder entartete eigene Körperzellen oder anderer schädlicher Stoffe zu überprüfen. Die eher kleineren regionären Lymphknoten nehmen die sogenannte Primärlymphe des umgebenden Gewebes auf und leiten sie nach einer gewissen Aufbereitung an sogenannte größere Sammellymphdrüsen weiter, die die Lymphe mehrerer bis vieler regionärer Lymphdrüsen verarbeiten und in den Blutkreislauf zurückschleusen.

Im Falle erkannter Infektionsgefahren durch schädliche Viren oder Bakterien reagieren die Lymphozyten in den Lymphdrüsen mit den Mitteln des Immunsystems. Per Phagozytose werden schädliche Partikel zunächst in die Phagozyten eingeschlossen (gefressen) und nach Möglichkeit später auf enzymatischem Wege in unschädliche Stücke zerlegt und ausgeschieden. Eine andere Methode der Bekämpfung besteht in einem direkten Angriff über Antigene. Darüber hinaus sind z. B. T-Zellen in der Lage, notfalls Hilfe aus anderen Körperregionen herbeizurufen.

Cytotoxische T-Zellen, die vor allem infizierte körpereigene Zellen und entartete Krebszellen identifizieren können, verfügen über die Möglichkeit, bestimmte Zytokine (Botenstoffe) zu produzieren, die bei den als infiziert oder entartet erkannten körpereigenen Zellen die Apoptose, den vorprogrammierten Zelltod, auslöst. Die Immunreaktionen können auch darin bestehen, den Körper zu Fieber anzuregen, weil viele Viren sehr temperaturempfindlich sind und biochemische Vorgänge im Körper bei erhöhter Temperatur deutlich beschleunigt werden, so dass zwei Effekte gleichzeitig erreicht werden.

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Krankheiten

Die Lymphdrüsen bzw. deren Lymphozyten sind als Bestandteil des Immunsystems häufig mit Immunreaktionen beschäftigt, was in der Regel mit tastbaren und manchmal auch schmerzhaften Schwellungen der betroffenen Lymphdrüsen einhergeht. Wenn alle Lymphdrüsen Schwellungen aufweisen, deutet das auf ein systemisches, den gesamten Körperstoffwechsel betreffendes Problem.

Die systemische Reaktion der Lymphdrüsen kann z.B. durch eine virale Krankheit wie Röteln oder Pfeiffersches Drüsenfieber oder durch eine bakteriell verursachte Krankheit ausgelöst werden. Ähnliche Symptome zeigen sich auch einige Zeit nach einer AIDS-Infektion. Bei lokalen Infektionen und Entzündungen sind in der Regel nur bestimmte Lymphdrüsen betroffen, die für das infizierte Gewebe „zuständig“ sind. Ein Beispiel bieten Atemwegsinfektionen, bei denen hauptsächlich Hals-Lymphdrüsen Symptome zeigen und schmerzhaft anschwellen können. Es kommt sehr selten vor, dass die Lymphdrüsen selbst erkranken und deshalb entsprechende Symptome entwickeln, allerdings sind Krebserkrankungen, die vom lymphatischen System ausgehen häufiger.

Es handelt sich dabei um sogenannte Lymphome, die weniger bis sehr aggressiv sein können. Es wird dabei zwischen einem Hodgkin-Lymphom und einem Non-Hodgkin-Lymphom unterschieden. Beide Formen äußern sich zunächst in systemischen schmerzfreien Schwellungen der Lymphdrüsen. Eine weitere Variante eines weniger bösartigen Lymphoms ist die chronische lymphatische Leukämie. Trotz der häufig aggressiven Entwicklung der Lymphome sind die Krebsarten mittlerweile mit guter Prognose behandelbar mit Chemo- und Strahlentherapie. Bei anderen Krebsarten, die zur Metastasierung neigen, kann es vorkommen, dass die entarteten Krebszellen im lymphatischen System landen und dort Metastasen bilden.

Typische & häufige Lymphknotenerkrankungen

Quellen

  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Klinke, R., Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie. Thieme, Stuttgart 2005

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