Lungenabszess

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Lunge gehört zu den lebenswichtigen Organen des Menschen. Die Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit und des Leistungsvermögen des Atmungsorgans durch ein Lungenabszess kann umfangreiche Folgeerkrankungen nach sich ziehen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Lungenabszess?

Infogramm zu den verschiedenen Lungenerkrankungen und deren Merkmale, Anatomie und Lage. Klicken, um zu vergrößern.

Bei einem Lungenabszess unterscheiden die Mediziner verschiedene Verlaufsformen, bei der sich neben dem eigentlichen Lungenabszess eine Pneumonie ausbilden kann. Im anderen Fall verläuft ein Lungenabszess ohne Pneumonie. Die Bezeichnung Pneumonie steht für die Lungenentzündung.

Im Rahmen der Definition des Lungenabszesses geht es um einen sogenannten nekrotischen Abszess, der im gut durchbluteten Lungengewebe wächst. Die Gefahr für die Gesundheit, welche von einem Lungenabszess ausgeht, ist auf dessen nekrotisches Wachstum gegründet. Bei einer Nekrose wird Gewebe zerstört, es stirbt ab.

Ein Abszess ist dadurch gekennzeichnet, dass sich in diesem Mengen von Eiter sammeln, ohne dass sich dieser Hohlraum von selbst öffnet. Die Eiteransammlungen können bei einem Lungenabszess somit nicht von selbst austreten.

Ursachen

Die Ursachen für die Entstehung eines Lungenabszesses basieren in der Mehrheit auf Lungenentzündungen, welche durch eingeatmete Partikel ausgelöst werden.

Zu diesen Partikeln gehören auch krankheitserregende Keime sowie überwiegend Flüssigkeiten. Bei den Erregern ergeben mikrobiologische Untersuchungen, dass es sich um Kombinationen von Bakterienstämmen handelt, die eine sogenannte aerobe oder anerobe Lebensform darstellen. Aerob bedeutet, dass die Bakterien Sauerstoff benötigen, um sich zu vermehren. Anearobe Keime wachsen ohne Sauerstoff.

Als weitere ursächliche Faktoren, welche einen Lungenabszess nach sich ziehen können, sind Lungenentzündungen als Folgeerkrankungen nach einem Verschluss oder einer Verengung der Lungenarterie sowie die Bronchiektase (Vergrößerung einer Bronchie).

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Ein Lungenabszess wird in vielen Fällen erst nach einigen Tagen oder Wochen bemerkt. Die ersten Symptome sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit. Die Patienten verlieren drastisch an Gewicht, woraus Mangelerscheinungen und eine Schwächung des Immunsystems resultieren. Die Folge sind oft weitere Erkrankungen und Beschwerden.

Im Verlauf der Erkrankung kommen Schüttelfrost, Fieber, Husten und weitere Krankheitszeichen hinzu. Fieber und Husten treten in Phasen auf und können unterschiedlich intensiv ausfallen. Des Weiteren sondert der Abszess einen übelriechenden Auswurf ab, der mit einem starken Mundgeruch verbunden ist. Ein möglicher Eitererguss kann zum Verschluss der Lungenarterien führen und im schlimmsten Fall tödlich verlaufen.

Infolge einer Mitentzündung des Rippenfels entwickeln sich im Brustkorb starke Schmerzen und ein zunehmendes Druckgefühl, welches die Atmung weiter erschwert. Im Spätstadium stellt sich schließlich eine anhaltende Atemnot ein. Erfolgt spätestens dann keine Behandlung, können sich ernste Beschwerden wie eine Blutvergiftung oder ein Lungenversagen einstellen.

Ein Lungenabszess geht immer mit schweren Symptomen und Beschwerden einher, die rasch an Intensität zunehmen und für den Patienten lebensbedrohlich sind. Bei entsprechender Behandlung klingen sie nach einigen Tagen wieder ab, ohne dass Spätfolgen zu erwarten sind.

Diagnose & Verlauf

In Bezug auf den Verlauf des Lungenabszesses treten spezifische Symptome auf, die sich in einer Entwicklung von Fieber, welches sich in einem Bereich von 37,5 °C bis 38 °C bewegt und eher als erhöhte Temperatur zu betrachten ist.

Darüber hinaus husten die von einem Lungenabszess betroffenen Patienten stark und entwickeln unter Umständen eine Kurzatmigkeit. Durch die Verteilung der krankheitsauslösenden und Eiter produzierenden Mikroben kommt es beim Lungenabszess zur Absonderung von eitrigem Sputum beim Husten. Dieser entsteht dann, wenn sich der Lungenabszess in der Nähe des Bronchialbaums befindet.

Komplikationen bei einem Lungenabszess sind eine Blutvergiftung, der Erguss von Eiter in die Pleura sowie ein Verschluss der Lungenarterie. Diese Aspekte sind diagnostisch relevant, um einen Lungenabszess entdecken zu können.

Röntgenologische Untersuchungen sind ebenfalls hilfreich. Diese werden durch eine Lungen-Computertomografie und eine mikrobiologische Untersuchung von Sputum sowie eine sogenannte Bronchoskopie erweitert. Da sich die Erreger eines Lungenabszesses in einem gewissen Stadium im Blut der Patientinnen oder Patienten befinden, kann ein Bluttest ebenfalls Ergebnisse bringen.

Komplikationen

Ein Lungenabszess kann schwerwiegende Folgen haben. Eine typische Komplikation ist zum Beispiel die Bildung von Fistelgängen, die im weiteren Verlauf zum Durchbruch ins Lungengewebe führt. Dadurch kann es zu einer Blutvergiftungen und anderen lebensgefährlichen Begleitsymptomen kommen. Ähnlich schwerwiegend verläuft ein Pleura-Empyem, also ein Durchbruch des Abszesses in den Pleuraspalt.

Dadurch kann es in der Folge ebenfalls zu einer Sepsis und mitunter auch zum vollständigen Lungenversagen kommen. Zuvor treten meist Atembeschwerden auf, die unbehandelt zum Ersticken führen können. Selten kann ein Lungenabszess auch zu einer sogenannten Gangrän führen, bei der ganze Lungenabschnitte absterben.

Diese Komplikation tritt vor allem bei verschleppten Lungenabszessen oder chronischen Erkrankungen der Lunge auf. Ein unerkannter Lungenabszess kann streuen und zu schweren körperlichen und psychischen Folgeerkrankungen führen. Je nach Schwere der Erkrankung kann dies in der Folge unter anderem zum Organversagen, verschiedensten Funktionsstörungen und schließlich zum Tod des Patienten führen.

Bei der Behandlung eines Lungenabszess kann es in Folge der Operation zu Nachblutungen, Blutungen, überschießender Narbenbildung und vorübergehenden Funktionsstörungen kommen. Die verordneten Arzneimittel können allergische Reaktionen und Unverträglichkeiten hervorrufen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Lungenschmerzen, Bluthusten und andere Anzeichen einer ernsten Erkrankung der Lunge oder der Atemwege bemerkt werden, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Appetitverlust oder Fieber sind Warnzeichen, die einer Abklärung bedürfen. Ebenso nächtliches Schwitzen, Husten mit Auswurf oder Riechbeschwerden. Sollten die Symptome stärker werden und nicht von selbst zurückgehen, ist medizinischer Rat nötig. Selbiges gilt bei starken Schmerzen im Bereich der Lunge.

Zu den Risikogruppen gehören Menschen, die an einer chronischen Lungenerkrankung leiden, einen Tumor in der Lunge oder Fehlbildungen haben. Auch Menschen, die einen Fremdkörper verschluckt haben oder an einer schweren Grippen erkrankt sind, sind anfällig für die Entstehung eines Lungenabszesses und sollten mit den genannten Beschwerden unbedingt zum Arzt gehen. Der richtige Ansprechpartner ist der Allgemeinarzt oder ein Lungenfacharzt. Je nach Symptombild können außerdem Gastroenterologen, HNO-Ärzte und Internisten aufgesucht werden. Bei einem medizinischen Notfall, etwa wenn sich der Abszess öffnet, müssen die Betroffenen oder deren Angehörige den Notarzt rufen.

Behandlung & Therapie

Um einen Lungenabszess zu behandeln, setzen die Mediziner bewährte Therapien ein, die sowohl auf Medikamenten als auch operativen Eingriffen beruhen. Die chirurgischen Eingriffe werden bei einem Lungenabszess dann in Erwägung gezogen, wenn der Abszess trotz Verabreichung von Antibiotika keinen Rückgang zeigt.

Die Einnahme von Antibiotika wird in diesem Zusammenhang als Langzeiteinnahme bezeichnet und umfasst bei einem Lungenabszess eine Dauer, die mindestens 6 Wochen umfasst. Nicht jedes antibiotisch wirkendes Arzneimittel erweist sich für die Behandlung des Lungenabszesses als sinnvoll. Um einen Resistenzaufbau des Organismus zu vermeiden, werden bei einem Lungenabszess gezielt Wirkstoffe wie Clindamycin verordnet.

Diese Substanzen können die beim Lungenabszess auftretenden Mischformen der Bakterien an deren Vermehrung und Ausbreitung hindern. Ergänzt werden kann die Therapie durch das Inhalieren und Medikamenten, welche einen Auswurf des Schleimes fördern.

In einigen Fällen kommt es auch zum Zerplatzen des Lungenabszesses, wobei der Eiter nicht unbedingt aus der Lunge abgeführt wird. Kommt es dadurch zu Komplikationen, werden diese bei einem Lungenabszess durch weiterführende Maßnahmen behandelt.

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Aussicht & Prognose

Unbehandelt kann der Lungenabszess das vorzeitige Ableben des Betroffenen zur Folge haben. Für eine gute Prognose ist daher eine rechtzeitige Diagnosestellung sowie eine medizinische Behandlung notwendig. Die Maßnahmen der Selbsthilfe oder alternative Heilmethoden genügen nicht, um eine Genesung zu erreichen. Die Gabe von Medikamenten führt zu einer Linderung der Beschwerden. Der Abszess bildet sich im Normalfall schrittweise zurück, bis letztlich die Beschwerdefreiheit eintritt.

Führt die medikamentöse Therapie zu keinem Erfolg, wird ein operativer Eingriff vorgenommen. Dieser ist mit verschiedenen Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Verläuft er ohne weitere Komplikationen und Zwischenfälle, wird der Betroffene unmittelbar nach dem Wundheilungsprozess als beschwerdefrei aus der Behandlung entlassen. In schweren Fällen kann es zu einem ungünstigen Krankheitsverlauf kommen. Als Begleitsymptom besteht die Möglichkeit einer Blutvergiftung. Dieser Umstand stellt einen potentiell lebensgefährlichen Zustand dar.

Ohne eine intensivmedizinische Betreuung droht der Tod des Patienten. Obgleich ein Lungenabszess zu einer vollständigen Heilung führen kann, besteht die Möglichkeit, dass der Betroffene an Folgeerkrankungen leiden kann. Die Beeinträchtigung der Lungentätigkeit kann zu starken emotionalen Belastungen sowie dauerhaften Einschränkungen der Atemtätigkeit führen. Neben psychischen Störungen kann es jederzeit zu einem Organversagen kommen. Zudem ist die Neuausbildung eines Lungenabszesses ebenfalls möglich. Das Risiko dafür ist bei Menschen, die vermehrt an Lungenentzündungen leiden, erhöht.

Vorbeugung

Als vorbeugende Maßnahmen gegen einen Lungenabszess werden insbesondere eine ausreichende Mundhygiene sowie eine für die Gesundheit positive Lebensweise und die Stärkung des Immunsystems empfohlen. Innerhalb dieser Faktoren sollte der Genuss von Tabakwaren und Alkohol vermieden werden. Die Erreger, welche für einen Lungenabszess verantwortlich sind, können nicht übertragen werden. Eine normale Hygiene und Desinfektion der Hände und der Flächen ist daher ausreichend.

Nachsorge

Die meisten Patienten mit gesunden Abwehrkräften können eine Erkrankung vollständig abbauen. Bei ihnen gilt es, ein Wiederauftreten zu verhindern. Zu den präventiven Maßnahmen zählt etwa, eine erneute Erkrankung zu vermeiden und die Atemnwege zu schonen. Manchmal helfen Salbeitee und andere naturheilkundliche Mittel, um eine Genesung zu beschleunigen.

Nach wissenschaftlichem Stand ist eine Immunität nach einer einmaligen Erkrankung nicht gegeben. Patienten laufen daher immer wieder Gefahr der Neubildung eines Lungenabzesses. Nicht zu unterschätzen sind mögliche Komplikationen. Sie bedingen nicht selten Langzeitschäden. Gerade das Versagen der Lunge kann lebensgefährliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Daher empfiehlt sich in der Nachsorge, auch einfache Methoden wie einen Strandspazierung wahrzunehmen. Die salzhaltige Meeresluft öffnet die Bronchien und erleichtert die Atmung, alternativ kann auch ein Besuch in einer Salzgrotte Abhilfe schaffen. Da ein Lungenabzess mit einer starken Beanspruchung der Lunge einhergeht, sollten Betroffene sich auch nach der akuten Phase der Erkankung noch eine ganze Weile schonen. Dies beinhaltet auch den Verzicht auf sportliche Aktivitäten. Diese sollten nur ganz behutsam wieder aufgenommen werden, um einem Rückfall und einer Verschlimmerung des Gesundheitszustands vorzubeugen.

Das können Sie selbst tun

Zur Reduzierung des allgemeinen Gesundheitsrisikos sollten Betroffene auf den Konsum von Nikotin verzichten. Weder aktiv noch passiv sollte geraucht werden. Das entlastet die Lunge und verringert das Krankheitsrisiko in einem erheblichen Maß. Da bei einem Lungenabszess das Eingreifen einer medizinischen Versorgung notwendig ist, hat der Erkrankte nur wenige Möglichkeiten, um selbst etwas zur Verbesserung seiner Situation beizutragen.

Neben der Vorsorge ist es hilfreich, wenn er körperliche Belastungen vermeidet und seinen Alltag entsprechend umstrukturiert. Damit aufgrund der Atemnot keine Angst entsteht, sollte Ruhe bewahrt werden. Aufregungen sind emotional wie körperlich zu vermeiden. Zur mentalen Entspannung haben sich verschiedene Verfahren bewährt, die der Patient eigenverantwortlich und mit wenig Mühe selbst durchführen kann. Zu ihnen gehören Techniken wie Yoga oder Meditation. Stress ist grundsätzlich so gering wie möglich zu halten. Hilfreich ist ein Austausch mit Angehörigen, damit eine Rücksichtnahme stattfinden kann, die zu einer Verbesserung des Wohlbefindens beträgt.

Zur Stärkung des Immunsystems ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung wichtig und hilfreich. Der Genuss von Alkohol ist zu vermeiden, da es im Zusammenspiel mit den verabreichten Medikamenten zu Komplikationen kommen kann. Die Versorgung des Organismus mit ausreichendem Sauerstoff ist bei Lungenproblemen wichtig. Daher empfiehlt sich ein täglicher Aufenthalt an der frischen Luft.

Quellen

  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Schaberg, T. et al.: Pneumonien. Thieme, Stuttgart 2001

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