Livedovaskulopathie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Livedovaskulopathie handelt es sich um eine Krankheit, die sich in Störungen der Blutgerinnung in kleinen, dermalen Blutkapillaren äußert. Durch die Livedovaskulopathie stirbt das betroffene Gewebe ab, was mit erheblichen Schmerzen einhergeht. Zudem bilden sich Nekrosen auf den an der Livedovaskulopathie erkrankten Hautstellen. Die pathologischen Veränderungen hinterlassen irreversible Narben auf der Haut.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Livedovaskulopathie?

Eine Anamnese wird vor den klinischen Untersuchungen obligatorisch durchgeführt. Im Anschluss daran kommt eine erste Sichtuntersuchung zum Einsatz, bei der der behandelnde Arzt den betroffenen Bereich genauer untersucht und dabei zum Beispiel spezielle Lupen verwendet.
© Andrey Popov – stock.adobe.com

Prinzipiell kommt die Livedovaskulopathie sehr selten vor. Synonyme Krankheitsbegriffe sind zum Beispiel Atrophie blanche oder Livedo-Vaskulitis. Die Livedovaskulopathie bildet sich in erster Linie durch Gerinnungsstörungen im Bereich der Haut.

Die Livedovaskulopathie stellt eine chronische Erkrankung der Blutgefäße dar, die sich im Inneren der Haut befinden. Betroffen sind winzige Kapillaren in den oberen Bereichen der Haut. Bedingt durch die Livedovaskulopathie entwickeln sich Verschlüsse der Blutgefäße. In der Folge werden die oberen Hautregionen nicht mit ausreichend Blut versorgt.

Dadurch geht das betroffene Hautgewebe unter, was in der medizinischen Fachsprache als Hautinfarkt bezeichnet wird. Durch die Livedovaskulopathie ergeben sich offene Hautwunden, die mit intensiven Schmerzen verbunden sind. Die entstehenden Ulzera heilen nur schwer ab. Im überwiegenden Teil der Fälle wird die Livedovaskulopathie erst relativ spät diagnostiziert. Grundsätzlich sind die bisherigen Behandlungsmöglichkeiten jedoch vergleichsweise erfolgreich.

Ursachen

Der Entstehungsmechanismus der Livedovaskulopathie ist zum überwiegenden Teil geklärt, allerdings sind noch nicht alle zu Grunde liegenden Ursachen erforscht. Im Bereich der Haut befinden sich zahlreiche winzige Blutgefäße, die die Haut mit Blut, Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Bedingt durch aktuell noch unbekannte Faktoren erhöht sich in den entsprechenden Bereichen die Neigung des Blutes zur Gerinnung.

Dieses Phänomen wird in der Medizin als gesteigerte Thrombophilie bezeichnet. Die oberen Hautregionen werden nur von einer geringen Anzahl an Blutgefäßen versorgt. Der Verschluss von Gefäßen resultiert daher rasch in einer Unterversorgung der Hautbereiche, die in der Folge absterben (medizinischer Fachterminus Nekrose). Kennzeichnend für die Livedovaskulopathie ist, dass die pathologischen Entwicklungen vor allem in den warmen Monaten des Jahres ablaufen.

Einige Forscher vermuten, dass eine erniedrigte Konzentration von Wasser im menschlichen Blut die Neigung zu Gerinnungen erhöht. Denn die Blutviskosität ist bei hohen Lufttemperaturen gesteigert. Zudem tritt die Livedovaskulopathie bei weiblichen Patienten circa dreimal häufiger auf als bei männlichen. Die genauen Ursachen für diesen hohen Geschlechtsunterschied sind aktuell noch nicht erforscht.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Livedovaskulopathie zeichnet sich hauptsächlich durch eine charakteristische Kombination von drei Leitbeschwerden aus: Zunächst zeigen sich bei den betroffenen Patienten sogenannte Livedo-racemosa-Zeichnungen. Diese deuten bereits darauf hin, dass die jeweilige Person eine besondere Anfälligkeit für die Entwicklung einer Livedovaskulopathie besitzt.

Ein weiteres wichtiges Anzeichen der Livedovaskulopathie besteht in Ulzera, die sich in offenen Hautwunden äußern. Dabei handelt es sich um ein akutes Symptom der Livedovaskulopathie. Schließlich entwickelt sich die erkrankte Hautstelle zu einer sogenannten Atrophie blanche, die die Narbe auf der Haut bezeichnet. Die Narbe als Überbleibsel der akuten Phase der Livedovaskulopathie verbleibt stets sichtbar auf der Hautstelle.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Eine Diagnosestellung der Livedovaskulopathie fußt in der Regel auf den klinischen Anzeichen der Krankheit. Patienten mit Verdacht auf eine Livedovaskulopathie konsultieren ihren Dermatologen. Eine Anamnese wird vor den klinischen Untersuchungen obligatorisch durchgeführt.

Im Anschluss daran kommt eine erste Sichtuntersuchung zum Einsatz, bei der der behandelnde Arzt den betroffenen Bereich genauer untersucht und dabei zum Beispiel spezielle Lupen verwendet. Möglich sind darüber hinaus Gewebeproben, die im Labor analysiert werden. Anhand der Beschreibungen des Patienten über die vorliegenden Beschwerden sowie das klinische Krankheitsbild ist eine relativ sichere Diagnose der Livedovaskulopathie möglich.

Komplikationen

In der Regel leiden die Patienten durch die Livedovaskulopathie an sehr starken Schmerzen. Diese Schmerzen können dabei stechend und brennend sein und verringern erheblich die Lebensqualität des Patienten. Auch der gesamte Alltag des Betroffenen wird durch die Livedovaskulopathie deutlich eingeschränkt und verringert, sodass gewöhnliche Tätigkeiten für den Betroffenen in der Regel nicht mehr möglich sind.

Nicht selten hinterlässt diese Erkrankung auch große Narben, die in der Regel irreversibel sind und daher auch nicht verheilen. Durch die Narben kommt es beim Patienten zu einer verringerten Ästhetik und damit möglicherweise zu Minderwertigkeitskomplexen oder zu einem verringerten Selbstwertgefühl. Nicht selten können die Schmerzen auch in der Nacht auftreten und dabei zu Schlafbeschwerden oder auch zu Depressionen führen.

Die Behandlung der Livedovaskulopathie kann mit Hilfe von Injektionen erfolgen und hängt nicht mit besonderen Komplikationen zusammen. In den meisten Fällen werden die Beschwerden durch diese Injektionen relativ gut eingeschränkt und behandelt, sodass der Betroffene wieder ein gewöhnliches Leben führen kann. Allerdings können damit auch weitere Ausbrüche dieser Krankheit nicht vermieden werden, sodass der Betroffene möglicherweise auf eine erneute Behandlung angewiesen ist. Die Lebenserwartung wird durch diese Krankheit allerdings nicht verringert oder eingeschränkt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn offene Wunden oder andere Krankheitszeichen scheinbar ohne Ursache auftreten, ist fachlicher Rat gefragt. Ob es sich bei dem Auslöser um die Livedovaskulopathie handelt, kann von einem Dermatologen festgestellt werden. Personen, die eine Vermutung haben, sollten frühzeitig Rat beim Hausarzt einholen, der eine erste Diagnose stellen und den Patient dann gegebenenfalls an einen Spezialisten verweisen kann. Spätestens bei Folgesymptomen wie Entzündungen oder Vernarbungen der Haut, muss mit dem Leiden zum Dermatologen gegangen werden.

Frauen erkranken deutlich häufiger an der Livedovaskulopathie. Die Erkrankung tritt zudem vorwiegend in den Sommermonaten auf. Wenn die beschriebenen Symptome auftreten und womöglich auch genannte Risikofaktoren vorliegen, kann von einer Livedovaskulopathie ausgegangen werden. Dann muss ein Arzttermin vereinbart werden, damit die Erkrankung rasch festgestellt und behandelt werden kann. Geschieht dies frühzeitig, können bleibende Schäden meist vermieden werden. Der richtige Arzt ist der Hausarzt oder ein Dermatologe. Wenn die Hautveränderungen eine seelische Belastung darstellen, empfiehlt sich ein Therapeutengespräch.

Behandlung & Therapie

Die Möglichkeiten der Therapie der Livedovaskulopathie sind vergleichsweise gut entwickelt. Grundsätzlich liegt der Fokus der behandlungstechnischen Maßnahmen darin, die Neigung des Blutes zur Gerinnung zu reduzieren. Zu diesem Zweck kommt in der Regel zunächst eine medikamentöse Therapie zum Einsatz.

Dabei erhält der Patient üblicherweise arzneiliche Wirkstoffe, die auch zur Prävention von Thrombosen verwendet werden. Oftmals verschreibt der Arzt den an der Livedovaskulopathie erkrankten Personen deshalb Heparine, die meist in der Form von Injektionen verabreicht werden. Die Verwendung weiterer Medikamente zur Behandlung der Livedovaskulopathie wird in zahlreichen Forschungsstudien untersucht.

Im Rahmen einer solchen Studie zeigte der Wirkstoff Rivaroxaban gute Wirksamkeit. Eine Behandlung mit diesem Arzneimittel erfordert eine sensible Abstimmung zwischen Patient und Arzt bezüglich der Dosierung sowie der Einnahmedauer. Die Gefahr von potenziellen Blutungen ist gründlich abzuwägen.

Die Prognose der Livedovaskulopathie steht vergleichsweise positiv. Wenn entsprechende behandlungstechnische Maßnahmen ergriffen werden, ist eine gute Kontrolle der Livedovaskulopathie möglich. In diesem Zusammenhang spielt die Gabe von Blutgerinnungshemmern eine essenzielle Rolle. In der Folge verringern sich für die betroffenen Patienten üblicherweise auch die Schmerzen.

Jedoch besteht das Risiko, dass die Livedovaskulopathie immer wieder ausbricht. Aus diesem Grund ist eine langfristige ärztliche Betreuung der erkrankten Personen in einem spezialisierten Zentrum sinnvoll.

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Aussicht & Prognose

Begibt sich der Betroffene in eine medizinische Behandlung, hat er gute Aussichten auf eine Linderung der Beschwerden. Es wird eine Langzeittherapie notwendig, da die Störung der Blutgerinnung zu keiner vorübergehenden gesundheitlichen Beeinträchtigung gehört. In den meisten Fällen tritt daher keine Genesung ein, aber eine Beschwerdefreiheit, sobald in regelmäßigen Abständen Medikamente eingenommen werden.

Unbehandelt kann die Livedovaskulopathie zahlreiche Komplikationen mit sich bringen. Neben Beeinträchtigungen im Alltag bilden sich Folgeerkrankungen. Einige von ihnen führen zu einem lebensbedrohlichen Zustand. Für eine verbesserte Einschätzung der Situation und zur Vermeidung von gesundheitlichen Risiken sollte bereits bei den ersten Unregelmäßigkeiten und Beschwerden eine Behandlung eingeleitet werden.

Die Medikamente helfen dem Organismus bei dem Prozess der Blutgerinnung und bringen diesen in ein notwendiges Gleichgewicht. Zur Vermeidung von Nebenwirkungen und der richtigen Dosierung der verschriebenen Arzneien ist eine enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt notwendig. Dies verbessert die allgemeine Gesundheit sowie die Lebensqualität.

Bei einigen Patienten kann es Phasen der Beschwerdefreiheit geben. In diesen müssen vorübergehend keine Medikamente gegeben werden. Dennoch sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen und medizinische Tests notwendig, da es jederzeit zu einem Rückfall der Beschwerden kommen kann. Je achtsamer der Betroffene mit den Signalen seines Organismus umgeht, desto besser ist die gesundheitliche Entwicklung.

Vorbeugung

Aktuell gibt es noch kaum gesicherte Kenntnisse bezüglich wirkungsvoller Maßnahmen zur Prävention der Livedovaskulopathie. Wie bei vielen anderen Krankheiten auch empfiehlt sich für Risikogruppen jedoch das Einstellen des Tabakkonsums. Denn Nikotin verengt die Blutgefäße und erhöht aus diesem Grund womöglich die Neigung zu Blutgerinnungen.

Nachsorge

Die Nachsorge bei einer Blutgerinnungsstörung erfolgt mittels vorsorgenden Maßnahmen und ärztlichen Kontrollen. Die Art der Nachsorge richtet sich zudem auch danach, welcher Natur die Blutgerinnungsstörung ist. In beinahe jedem Fall ist es notwendig, die Fließeigenschaften des Blutes regelmäßig kontrollieren zu lassen und einen Überblick über die Gerinnungsfaktoren zu wahren.

Bei Menschen mit starker Gerinnungsneigung besteht die Nachsorge vor allem in regelmäßigen Kontrollen der Gefäße. Da Thrombosen häufig auftreten, müssen diese frühzeitig entdeckt werden. Entsprechend kann eine prophylaktische Gabe von Blutverdünnern sinnvoll sein. Bei belastenden Situationen, die mit wenig Bewegung einhergehen wie Langstreckenflüge zum Beispiel, wird die Gabe von Blutverdünnern empfohlen.

Zudem besteht die Nachsorge auch im Abklären von Auffälligkeiten (beispielsweise Hautverfärbungen, Blut im Stuhl oder Urin) sowie im dringenden Vermeiden von Verletzungen. Medikamente, die Gabe von Hormonen oder Spenderfaktoren können ein Leben lang zur Prophylaxe notwendig sein. Sollten innere Blutungen zu Gewebeschäden geführt haben, besteht die Nachsorge in einer entsprechenden Therapie.

Bei betroffenen Muskeln oder Knochen bedeutet dies, dass Physiotherapie genutzt wird. Geeignet sind Ausdauersportarten, nicht aber Kontaktsportarten. Bei Schäden an den Organen muss sich die Nachsorge hingegen nach dem jeweiligen Schaden richten.

Das können Sie selbst tun

Es ist nicht möglich, die Livedovaskulopathie durch Maßnahmen der Selbsthilfe zu behandeln. Die Betroffenen sind daher auf eine ärztliche Behandlung angewiesen, um Komplikationen und weitere Beschwerden zu verhindern.

In der Regel erfolgt die Behandlung der Livedovaskulopathie dabei mit Hilfe von Medikamenten, die die Gerinnung des Blutes reduzieren. Der Betroffene sollte dabei auf eine regelmäßige Einnahme dieser Medikamente achten. Ebenso müssen verschiedene Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beachtet werden, da es sonst zu einer reduzierten Wirkung kommen kann. Eine weitere Behandlung findet dabei in der Regel nicht statt. Der Betroffene sollte seinen Körper schützen und damit Blutungen und Verletzungen vermeiden.

In der Regel wirkt sich auch der Konsum von Nikotin negativ auf den Verlauf der Erkrankung aus und sollte daher auf jeden Fall eingestellt werden. Sollte die Aufgabe des Rauchens nicht durch den alleinigen Willen erfolgen, so können dabei auch Freunde oder die Familie helfen. In schwerwiegenden Fällen kann auch ein Entzug durchgeführt werden. Weiterhin lohnt sich häufig auch der Kontakt zu anderen Betroffenen der Livedovaskulopathie, da es dadurch zu einem Austausch an Informationen kommen kann.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bob, A., Bob, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016

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