Körpersprache

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Geste erzählt mehr als 1000 Worte, so sagt ein Sprichwort. Körpersprache ist die Sprache von Gestik, Mimik und Körperhaltung. Sie geschieht meist unbewusst und sagt viel über uns aus. Wer die nonverbale Kommunikation richtig deuten kann, erfährt Wesentliches über die Charaktereigenschaften und Gefühle seines Gegenübers.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Körpersprache?

Körpersprache ist die Sprache von Gestik, Mimik und Körperhaltung. Sie geschieht meist unbewusst und sagt viel über uns aus.

Körpersprache ist jede bewusste und unbewusste Bewegung eines Körperteils oder des gesamten Körpers, mit der wir mit der Außenwelt kommunizieren. Die Körpersprache ist die älteste Form zwischenmenschlicher Verständigung und klärt sofort, ob wir uns sympathisch sind oder uns vertrauen können. Es gibt umweltbedingte und kulturelle Unterschiede in der Körpersprache.

Ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Körpersprache von Charles Darwin wissenschaftlich erforscht und mit dem Stummfilm populär. Viele Gesten laufen instinktiv ab, manche werden sogar vom Unterbewusstsein gesteuert wie zum Beispiel Erröten, oder Muskelzucken, wenn man beim Lügen ertappt wurde. Die nonverbale Kommunikation verrät Absichten, Motive, Wünsche, Gedanken und Gefühle, selbst wenn der Mensch etwas ganz anderes dazu äußert.

Die Informationen, die wir aus Gesprächen gewinnen, stammen zu beinahe 60 % aus der Körpersprache, zu 33% Prozent aus dem Klang der Stimme. Die inhaltlichen Informationen machen nur etwa 7% aus.

Funktion & Aufgabe

Die nonverbale Kommunikation ist äußerst machtvoll und ohne Körpersprache wären Beziehungen nicht denkbar, denn mit dem Körper verraten wir, was wir möchten und wer wir sind. Der Körper sendet permanent Botschaften aus. Bestimmte Urgefühle wie Angst, Glück, Trauer, Ekel und Überraschung rufen bei jedem Menschen feste, nicht verbale Ausdrucksformen hervor.

Stirnrunzeln ist in nahezu allen Kulturen der Welt ein eindeutiges Zeichen für Ärger. Auch ein Lächeln wird überall als positives Signal gesehen. Daneben gibt es Körpersignale, die sich innerhalb einer Kultur entwickelt haben, aber durchaus unterschiedlich gedeutet werden können. So ist beispielsweise der hochgestreckte Daumen mal Zeichen einer positiven Wertung, kann aber auch das Gegenteil bedeuten. Während das Übereinanderschlagen der Beine einen Araber beleidigt, ist es in Europa völlig selbstverständlich.

Sehr viele Gesten sind eindeutig und auch die Mimik lässt häufig keinen Zweifel zu. Kleinere Änderungen der Sitzhaltung, geöffnete oder geschlossene Handflächen, die Art der Bewegung und wie der Raum einbezogen wird, sind ebenso Elemente der nonverbalen Kommunikation wie Kleidung und Parfüm.

Die Mimik verrät vor allem seelische Vorgänge. Mit einem starren Gesichtsausdruck möchte man seine Gefühle verbergen. Typische Gesten werden durch Hände ausgedrückt. Wer die Hände hinter dem Kopf verschränkt und sich möglicherweise in seinem Stuhl zurücklehnt, drückt Dominanz aus. Dieser Mensch wird vermutlich seine Entscheidung nicht mehr zurücknehmen. Wer hingegen die Hände gerne faltet, bekräftigt, dass er eine Entscheidung gefällt hat und diese nicht mehr zurücknehmen wird.

Wer mit verschränkten Armen lächelt, zeigt eigentlich zwei Gesichter. Die Arme sind eine Abwehrhaltung, der Gesprächspartner wird in die Defensive gedrängt. Wer seine Nasenspitze mit dem Zeigefinger berührt, hat Zweifel. Wer sich in die Enge getrieben fühlt, greift sich instinktiv an den Hals. Menschen, die imaginären Schmutz vom Ärmel wischen, bereiten sich auf Widerspruch vor. Wer seinem Gegenüber mit der Hand die Pistole zeigt, mit dem ist eindeutig nicht zu spaßen. Die Schießsymbolik lässt keinen Spielraum für Zweideutigkeiten. Der Mensch ist aggressiv.

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Krankheiten & Beschwerden

Bei Beeinträchtigungen einer Sinnesleistung wie zum Beispiel der Sprache, kann Körpersprache gezielt zur Verständigung genutzt werden. Auch beim integrativen Lernen von Menschen mit und ohne Behinderung hat die Körpersprache erhebliche Bedeutung. In diesem Zusammenhang spielen Tastsinn, Sehen, Hören, Geruch und Geschmack eine übergeordnete Rolle.

Im Umgang mit beeinträchtigten Menschen ist die Körpersprache oft die einzige Verständigungsmöglichkeit. So kommt es verstärkt darauf an, die Mechanismen der Körpersprache zu kennen und deren Informationsgehalt korrekt zu entschlüsseln.

Je besser die Botschaften gedeutet werden, desto einfacher funktioniert auch die Kommunikation. Die Symbolik deuten zu können, ist eine Form des Hörens mit den Augen. Therapeuten und Angehörige können dem Betreffenden seine Körperhaltung spiegeln, aber auch selbst Bedürfnisse wecken und erkennen.

Vor allem im Umgang mit Demenzkranken ist die Beachtung der Körpersprache von größter Wichtigkeit. Früher oder später verändert sich im Zuge der Krankheit auch die Kommunikation. Gewohnte Dialoge können nicht mehr stattfinden und Angehörigen stoßen auf große Schranken. Da der Erkrankte auf alltägliche Aufforderungen nicht mehr wie gewohnt reagiert, müssen Angehörige vermehrt auf die nonverbalen Signale achten.

Es ist nicht die Sprachlosigkeit des Demenzkranken, die die Schwierigkeiten erzeugt, sondern ein Problem zwischen Sender und Empfänger. Da der demenziell Erkrankte keine klaren Botschaften versenden kann, hat auch der Pflegende immer mehr Probleme damit, das Ausgedrückte zu verstehen. Die Kommunikation muss entsprechend angepasst werden.

Während die Kommunikationsfähigkeit im sprachlichen Bereich im Verlaufe der Demenz nachlässt, bleiben Ausdrucksfähigkeit und Wahrnehmung über die Körpersprache noch lange erhalten. Die Mitmenschen können also über Mimik, Haltung, Bewegung und Gesten etwas über die Befindlichkeit erfahren. Dennoch muss weiterhin mit dem Demenzkranken gesprochen werden, denn die Sprache vermittelt ihm Wärme.

Körpersprache hat auch große therapeutische Bedeutung, beispielsweise in der Tanztherapie. Diese wird beispielsweise häufig bei Menschen mit psychischer Erkrankung eingesetzt, die ebenfalls an einer Schwächung ihrer verbalen Ausdrucksfähigkeit leiden, über Bewegung aber sehr viel ausdrücken können.

Quellen

  • Becker-Carus, C., Wendt, M.: Allgemeine Psychologie. Springer 2. Auflage, Berlin 2017
  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Vossel, G., Zimmer, H.: Psychophysiologie. Kohlhammer, Stuttgart 1998

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