Kurzzeitgedächtnis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Gedächtnis des Menschen kann in unterschiedliche Arten eingeteilt werden. Das Kurzzeitgedächtnis, welches für den Menschen von großer Bedeutung ist, ist eine Art davon und grenzt sich vom Langzeitgedächtnis ab. Das Kurzzeitgedächtnis spielt besonders im Alltag des Menschen eine wichtige Rolle.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Kurzzeitgedächtnis?

Das Kurzzeitgedächtnis wird in Teilen des Stirn (rot)- und Scheitellappens (gelb) des menschlichen Gehirns verortet.

Das Gedächtnis des Menschen zeichnet sich durch ein Mehrspeichermodell aus. Dabei sind drei Speicher vorgesehen: das Ultra-Kurzzeitgedächtnis, das Kurzzeitgedächtnis und das Langzeitgedächtnis. Der Begriff Kurzzeitgedächtnis stammt aus der Psychologie. Das Kurzzeitgedächtnis wird in Teilen des Stirn- und Scheitellappens des menschlichen Gehirns verortet.

Werden Informationen über Sinnesorgane aufgenommen, gelangen diese zunächst in das Ultra-Kurzzeitgedächtnis, auch sensorisches Gedächtnis genannt. Die relevanten Informationen werden weitergeleitet an das Kurzzeitgedächtnis, irrelevante Informationen werden vergessen.

Im Kurzzeitgedächtnis, auch Arbeitsgedächtnis genannt, werden Informationen kurzfristig gespeichert und bewusst bearbeitet. Die Inhalte sind vorübergehend verfügbar und werden nach kurzer Zeit vergessen. Dies unterscheidet das Kurzzeitgedächtnis vom Langzeitgedächtnis, bei dem Inhalte dauerhaft im Gedächtnis gespeichert werden. Als Kurzzeitgedächtnis wird die Fähigkeit bezeichnet Informationen für kurze Zeit im Gedächtnis zu speichern, ohne das eigentliche Gedächtnis zu belasten.

Funktion & Aufgabe

Im Kurzzeitgedächtnis bleiben Dinge, Informationen und Sachverhalte von wenigen Sekunden bis zu einer Minute, beziehungsweise der ersten Ablenkung, im Gedächtnis. Die vorliegende Information kann im Arbeitsgedächtnis kognitiv bearbeitet, reflektiert und verändert werden. Dies ist beispielsweise notwendig, um Inhalte von Sätzen zu verstehen.

Die Informationsverarbeitung im Kurzzeitgedächtnis liegt bei zirka sieben Sinnes- / Informationseinheiten pro Minute. So können sieben Zahlen in Folge behalten werden. Bei über zehn Zahlen in Folge werden nur Bruchstücke gespeichert. Zur längeren Speicherung von Informationen dienen Wiederholungen. Sprachliche Informationen werden dabei besser aufgenommen und einfacher gespeichert als andere Arten von Informationen.

Die Funktionen des Kurzzeitgedächtnisses werden permanent genutzt. Ohne diese Art des Gedächtnisses können Geschehnisse und Erfahrungen, die unmittelbar gemacht wurden, nicht gespeichert werden. Durch Ablenkung werden die Informationen wieder aus dem Gedächtnis gelöscht und durch neue, relevantere Informationen ersetzt, wenn die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses überstiegen wird.

Die Hauptfunktion des Kurzzeitgedächtnisses ist die Zwischenspeicherung von Informationen, Dingen und Inhalten. Es wird mittlerweile davon ausgegangen, dass das Kurzzeitgedächtnis ein Mehrspeichermodell ist, in dem verschiedene Subsysteme für verschiedene Arten von Informationen zuständig sind.

Das Kurzzeitgedächtnis spielt eine zentrale Rolle im alltäglichen Handeln des Menschen. Es wird permanent in Schule, Beruf und Privatleben gebraucht. Außerdem dient es als Basis für weitere neuropsychologische Leistungen, Konzentration und Aufmerksamkeit. Laut Gehirnforschung dient das Kurzzeitgedächtnis als Indikator für die menschliche Intelligenz.

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Krankheiten & Beschwerden

Vergessen ist eine wichtige Leistung des menschlichen Gedächtnisses. Irrelevante Informationen werden gelöscht und es wird Platz für Neues geschaffen. Besonders im Alter kann es jedoch zu Schwankungen im Gedächtnis und Erinnerungsverlusten kommen. Diese betreffen häufig das Kurzzeitgedächtnis. Zusätzlich zu geistigen Einbußen kann es zu neuronalen Störungen und Krankheiten kommen.

Gedächtnisstörungen sind eine der häufigsten Folgen von Schädigungen im Gehirn. Sie werden als Amnesien bezeichnet. Bei der anterograden Amnesie ist das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt. Der Neuerwerb von Wissen ist eingeschränkt und Informationen nach dem Ereignis der Gehirnschädigung können nicht adäquat abgerufen werden. Amnesien treten häufig nach einem Schädel-Hirn-Trauma auf.

Auch durch Migräne und Meningitis kann Amnesie zustandekommen und somit das Kurzzeitgedächtnis einschränken. Die Demenz stellt eine weitere Form der Störung des Gedächtnisses dar. Demenz entsteht durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn und ist ein progredienter, meist irreversibler, organisch bedingter Verlust von früher erworbenen intellektuellen Fähigkeiten bei erhaltenem Bewusstsein.

Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimer Krankheit oder Alzheimer-Demenz. Diese bezeichnet einen schleichenden Abbau des Kurzzeitgedächtnisses, der räumlich-zeitlichen Orientierung, sowie abnehmende Alltagskompetenz. Im Verlauf kommt es zu immer größeren Einschränkungen des Gedächtnisses und der Verrichtung von Alltagsaufgaben, zu sozialem Rückzug und Sprachstörungen.

Das späte Stadium der Alzheimer-Demenz ist durch massive Gedächtnisstörungen gekennzeichnet. So werden die eigene Wohnung und Familienangehörige nicht mehr erkannt. Kombiniert finden sich Verhaltensstörungen und völliger Verlust der Alltagskompetenz.

Das Kurzzeitgedächtnis kann auch bei anderen neurologischen Erkrankungen, wie der Epilepsie gestört sein. Epilepsie ist eine chronische Krankheit, bei der es zu epileptischen Anfällen kommt. Die Anfälle werden meistens von Krämpfen begleitet. Folgen sind Bewusstseinsstörungen und Gedächtnislücken. Bei der Epilepsie helfen, im Unterschied zur unheilbaren Erkrankung der Alzheimer-Demenz, Medikamente, um Anfälle und Gedächtnisstörungen zu verhindern.

Störungen des Kurzzeitgedächtnisses treten auch als Begleiterscheinungen bei Schlaganfällen, der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit oder der Parkinson Krankheit auf. Weiter können psychische Störungen, wie Depressionen oder Angststörungen das Kurzzeitgedächtnis beeinflussen. Kopfverletzungen und Hirntumore beeinträchtigen ebenfalls das Arbeitsgedächtnis. Bei Kindern ist Vergesslichkeit oftmals ein Zeichen für eine starke Aufmerksamkeitsstörung (ADHS).

Die Funktion der Zwischenspeicherung im Kurzzeitgedächtnis kann Studien zufolge verbessert werden. Während bei manchen neurologischen Erkrankungen Gehirntraining kaum Erfolge erzielt, können Störungen des Kurzzeitgedächtnisses bedingt durch Stress oder andere Ursachen behoben und durch Training die Leistungsfähigkeit verbessert werden.

Dafür gibt es eine Vielzahl an hilfreichen Übungen zum Gedächtnistraining. Mit dem Training des Arbeitsgedächtnisses werden auch gleichzeitig die Lern- und Denkfähigkeit, Aufmerksamkeit, Konzentration, Reaktionsvermögen, kognitive Flexibilität, räumliches Vorstellungsvermögen, sowie Sprach-, und Rechenfähigkeit trainiert.

Störungen des Kurzzeitgedächtnisses werden von Betroffenen als belastend und traumatisch erlebt, da dadurch der Alltag und beinahe alle relevanten Handlungen im Leben eines Menschen beeinträchtigt sind.

Quellen

  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Poeck, K., Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Upledger, J. E.: Die Entwicklung des menschlichen Gehirns und Zentralen Nervensystems: a brain is born. Haug, Stuttgart 2003

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