Kreativität

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Kreativität verbinden wir überwiegend mit künstlerischem Schaffen, mit kreativen Tätigkeiten wie Malen, Tanzen, Singen, Zeichnen, Musik machen, etc. Kreativität ist jedoch weit mehr als das.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Kreativität?

Nach heutiger Definition ist Kreativität die Fähigkeit, durch spielerisches Denken und freie Assoziation aus Bestehendem neue Sinnzusammenhänge zu entwickeln.

Der Begriff "Kreativität" leitet sich vom lateinischen Verb "creare" (erschaffen, hervorbringen) ab und steht für die Fähigkeit, etwas Neues, Originelles zu erschaffen und schöpferisch tätig zu sein. Schöpferisch tätig zu sein wird meistens den bildenden und darstellenden Künsten zugeordnet, die ein hohes Maß an Kreativität benötigen.

Allerdings ist Kreativität keineswegs nur auf die schönen Künste beschränkt. Sie ist weitaus komplexer. Von der Antike bis hin zum Mittelalter wurde Kreativität als geistige, von Gott gegebene, Schöpfungskraft angesehen. Die heutige Definition von Kreativität umfasst jedoch mehr als angeborene künstlerische und menschliche Fähigkeiten. Sie sieht darin vielmehr die Fähigkeit, durch spielerisches Denken und freie Assoziation aus Bestehendem neue Sinnzusammenhänge zu entwickeln. Kreative Prozesse laufen oft im Unterbewusstsein ab, können plötzlich einfach so präsent sein und werden oft als innere Führung erlebt.

Funktion & Aufgabe

Kreativität ist ein vielschichtiger Prozess. Wenn wir uns bewusst machen wollen, welche Funktion Kreativität hat, ist es sinnvoll, sich das Leben und die Fähigkeiten von kreativen Menschen anzusehen. Was macht kreative Menschen aus? Gibt es eine kreative Persönlichkeit?

Die meisten Kreativen haben etwa ein zwiespältiges Verhältnis zu Routine und festen Gewohnheiten. Für kreative Menschen ist es wichtig, sich Tagträumereien hingeben zu können. Sie sind ein wichtiger Schlüssel für ihr kreatives Handeln und entgegen landläufiger Meinung keine Zeitverschwendung. Untersuchungen von Neurowissenschaftlern zeigen auf, dass es Zusammenhänge zwischen Tagträumereien und Kreativität gibt. Kreative Menschen haben eine feine Beobachtungsgabe und sind offen für neue Möglichkeiten. Sie arbeiten oft nach ihren eigenen inneren Zeitmaßstäben.

Sie nutzen oft das Alleinsein und die Einsamkeit, um in dieser Zeit konstruktiv zu sein. In Lebenskrisen wachsen kreative Menschen oft über sich selbst hinaus oder sind mit ihren seelischen Abgründen konfrontiert und verarbeiten diese konstruktiv. Die schönsten Liebeslieder, Liebesgeschichten und -gedichte entstammen häufig Liebeskummer oder persönlichen Lebenskrisen.

Kreative Menschen haben oft keine festgefügte Weltsicht und erhalten sich Zeit ihres Lebens eine gewisse Neugier auf andere Menschen und das Leben. Schriftsteller beobachten z.B. oft ihr Umfeld und verarbeiten diese Beobachtungen in ihren Büchern. Kreative Menschen lassen sich von ihrem Unterbewusstsein führen und haben den Mut, ihrer inneren Leidenschaft und ihrer inneren Stimme zu folgen. Berühmte Persönlichkeiten berichten von Inspirationen im Schlaf. Der berühmte Roman "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" von Robert Louis Stevenson entstand aus einem Traum des Autors, in dem sich ein Mensch in einen anderen verwandelt hatte. Der Musiker Paul McCartney hatte beim Aufwachen einfach so die Melodie von "Yesterday" im Kopf.

Ganz generell gibt es allerdings nicht die Kategorien von kreativen und unkreativen Menschen. Alle tragen die Fähigkeit zur Kreativität in sich und ob diese stark hervortritt, ist vielfach davon abhängig, ob Menschen die Möglichkeit zur kreativen Entfaltung erhalten, ob sie Erfahrungen machen können, die die Kreativität fördern.

Auch ist Kreativität in den unterschiedlichsten Lebenssituationen vorhanden und nicht etwa nur in künstlerischen Tätigkeiten. Das Erstellen neuer Zusammenhänge und somit eine Art von Schöpfungskraft kennzeichnen die Fantasie, die letztlich in der Umsetzung kreativ lebendig gemacht wird. Dabei kann es sich um Erfindungen, Handwerk, Kunst usw. handeln.


Krankheiten & Beschwerden

Gerade die Feinfühligkeit und die Offenheit der Sinne, die kreative Menschen auszeichnet, kann ihnen aber auch zum Verhängnis werden. Wie dicht Genie und Wahnsinn oft beieinander liegen und wie fließend die Grenzen zwischen Kreativität und psychischer Erkrankung sein können, zeigen Lebensgeschichten berühmter Persönlichkeiten. Der Komponist Robert Schumann war häufig schwermütig, versuchte sich das Leben zu nehmen und verbrachte eine längere Zeit in der Psychiatrie. Von Vincent van Gogh ist bekannt, dass er sich während einer seiner Wahnvorstellungen, unter denen er wiederholt litt, ein Ohr abschnitt. Unter welcher Krankheit er genau litt, ist nicht klar, jedoch musste er mehrfach psychiatrisch behandelt werden. Ernest Hemingway hatte immer wieder in seinem Leben mit seiner Alkoholabhängigkeit, seelischen Problemen und Depressionen zu kämpfen. Mit 61 Jahren beging er Selbstmord. Franz Kafka litt unter der Monotonie des modernen Arbeitslebens, unter Magersucht und Depersonalisationen. Verschiedene junge und begabte Künstler der letzten Jahrzehnte starben durch exzessiven Drogen- oder Alkoholkonsum, wie die Schicksale von jungen Künstlern wie Jim Morrison, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Kurt Cobain, Michael Jackson und Amy Winehouse zeigen. Sie alle waren kreativ und talentiert, konnten jedoch in ihrem Leben keinen ausreichenden Halt finden, litten teilweise unter starken Stimmungsschwankungen, die sie mit Drogen und Alkohol bekämpften.

Die Grenzen zwischen Kunst und Krankheit sind oft fließend und kreative Menschen sind gerade wegen ihrer Feinfühligkeit und Empfänglichkeit besonders gefährdet, psychische Erkrankungen oder Störungen zu entwickeln. Eine neuere schwedische Studie zeigt, dass kreative Menschen eher an einer psychischen Erkrankung oder bipolaren Störung leiden. Schriftsteller sind dabei gefährdeter als Tänzer, Fotografen und Forscher. Allgemein besteht aber kein genereller Zusammenhang zwischen Kreativität und psychischen Erkrankungen.

Quellen

  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Vossel, G., Zimmer, H.: Psychophysiologie. Kohlhammer, Stuttgart 1998
  • Zimbardo, P., Gerrig, R.: Psychologie. Pearson Verlag, Hallbergmoos 2008

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