Knorpel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Knorpel ist ein elastisches Stützgewebe vor allem der Gelenke aber auch anderer Körperregionen. Kennzeichnend ist die Widerstandsfähigkeit des Knorpels gegen mechanische Einwirkungen. Anatomisch bemerkenswert ist das Fehlen jeglicher Durchblutung und Innervation im Knorpel.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Knorpel?

Knorpel ist ein Anteil des Skelettes und dient damit der Aufrechterhaltung der Körperform. Aber auch die Beweglichkeit ermöglicht das Gewebe, das auch Belastungen abfedern muss.
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Knorpel ist ein Bindegewebe, das im Körper Stütz- und Haltefunktionen erfüllt. Die Mediziner unterscheiden 3 verschiedene Grund-Typen:

  • Hyaliner Knorpel: Äußerst druckstabiler und elastischer Knorpel vor allem der Gelenke. Daneben bildet Hyaliner Knorpel die Stützringe der Luftröhre und Bronchien sowie die Grundgestalt des Kehlkopfes und Teile des Nasenskelettes.
  • Faserknorpel: Zug- und druckresistenter Knorpel der Bandscheibenringe und des Meniskus. Außerdem bildet Faserknorpel Teile des Schulter- und Kiefergelenkes und die Schambeinfuge (Becken).
  • Elastischer Knorpel: Knorpel mit sehr nachgiebiger Konsistenz. Die Ohrmuschel und Teile des Gehörganges sowie des Kehldeckels bestehen aus elastischem Knorpel.

Anatomie & Aufbau

Knorpel besteht im größten Teil seines Volumens aus einer Masse, in die nur wenige Zellen eingebettet sind. Spezielle Knorpelzellen, die Chondrozyten, produzieren die Grundsubstanz des Gewebes.

Deswegen ist auch von einer „Knorpelmatrix“ die Rede. Diese Matrix wird von Proteinen gebildet wie dem faserigen Kollagen sowie dem Elastin, das eine Faltblattstruktur aufweist. Daneben sind Verbindungen zwischen Eiweiß und Kohlenhydraten beteiligt, sogenannte „Proteoglykane“, das bedeutendste darunter ist die Hyaluronsäure.

Knorpel ist weder von Nerven noch von Blutgefäßen durchzogen. Die Versorgung der wenigen Zellen mit Sauerstoff und Nährstoffen erfolgt durch „Einsickern“ von Gewebsflüssigkeit, physikalisch als „Diffusion“ bezeichnet. Von außen trägt die Knorpelhaut, das Perichondrium, Nährsubstanzen heran. Am Überzug der Gelenke und beim faserigen Bindegewebe fehlt diese Art der Versorgung beim Knorpel.

Funktion & Aufgaben

Knorpel ist ein Anteil des Skelettes und dient damit der Aufrechterhaltung der Körperform. Aber auch die Beweglichkeit ermöglicht das Gewebe, das auch Belastungen abfedern muss.

Hauptvoraussetzung dafür ist die Elastizität: mag auch Druck ausgeübt werden und zu einer kurzeitigen Verformung führen, ein gesunder Knorpel findet stets zu seiner Ausgangsform zurück. Sehr anschaulich wird dies in Anbetracht der Ohrmuscheln und der Nase. Trotz hervorragender Elastizität ist Knorpel außerordentlich stabil. Dies zeigt sich an den Gelenken, wo Druck und Reibung zu einer enormen Beanspruchung führen.

So müssen Sprung-, Knie- und Hüftgelenke die Stöße beim Gehen und Laufen abfedern, ohne dass der Knochen splittert. Sogar den Biegebewegungen der Wirbelsäule muss der Knorpel standhalten: Denn auch die Verbindung zwischen den Wirbeln sind Gelenke, deren Knorpel der Faserring der Bandscheibe ist, der einen den gallertigen Bandscheibenkern umhüllt.

Der flexible Knorpel erfüllt am Kehlkopf gleich mehrere Funktionen. Denn der knorpelige „Larynx“ unterstützt das Schlucken und kann die Atemwege mit einem Deckel verschließen. Auch die Stimmbänder beherbergt der Kehlkopf, daher resultiert auch die Fähigkeit des Sprechens aus einem Organ aus Knorpel.

Krankheiten & Beschwerden

Knorpel ist als stark belastetes Gewebe sehr anfällig gegen Abnutzungserscheinungen. Freilich nimmt diese Erscheinung mit dem Alter zu und ist dann ein normaler Vorgang, wenn die Verdünnung der Knorpelschicht gleichmäßig auftritt.

Bei lange andauernder einseitiger Beanspruchung jedoch kommt es zu ungleichmäßigem Abrieb und damit zur Arthrose. Beteiligt ist dann immer auch der knorpeltragende Knochen. Ursachen sind oft Übergewicht oder schwere körperliche Arbeit. Daneben spielen Gelenkfehlstellungen eine Rolle. Neben diesen chronischen Verlaufsformen treten Verletzungen durch kurzzeitige Krafteinwirkung auf. Häufig geschieht dies bei Sportunfällen.

Klinisch relevant ist auch der Bandscheibenvorfall, bei dem es zum Riss des knorpeligen Faserringes kommt, wodurch der Bandscheibenkern austritt. Der resultierende Druck auf Nerven oder auch das Rückenmark führt zu starken Schmerzen und sogar Lähmungen. Die Knorpelerweichung oder Chondromalazie zählt zu den Autoimmunkrankheiten und damit zum rheumatischen Formenkreis. Davon betroffen ist überwiegend das Kniegelenk. Die Gelenkschäden gehen häufig in eine Gelenkentzündung (Arthritis) über.

Eine entzündliche Knorpelerkrankung ist auch das Tietze-Syndrom: Hier kann es an den knorpeligen Nahtstellen zwischen Brustbein und Rippen infolge der Entzündung sogar zu Brüchen kommen. Ist nur der Knorpel erkrankt, spricht man von einer Chondrose. Diese Erkrankungen werden heute größtenteils zu den „Osteochondrosen“ gestellt, denn meistens handelt es sich um eine gemeinsame Störung von Knochen und Knorpel.


Quellen

  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Tortora, G.J., Derrickson, B.H.: Anatomie und Physiologie. Wiley-Blackwell, Oxford 2006
  • Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010

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