Klientenzentrierte Psychotherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter der klientenzentrierten Psychotherapie wird eine Gesprächspsychotherapie verstanden. Sie geht aus der humanistischen Psychologie hervor.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Klientenzentrierte Psychotherapie?

In der Medizin trägt die klientenzentrierte Psychotherapie auch die Bezeichnungen Gesprächspsychotherapie (GT), personenzentrierte Psychotherapie oder non-direktive Psychotherapie. Gemeint ist damit eine Psychotherapie, in der Gespräche das zentrale Behandlungsverfahren bilden.

Als Begründer der klientenzentrierten Psychotherapie gilt der amerikanische Psychotherapeut und Psychologe Carl R. Rogers (1902-1987). Rogers zählte zu den wichtigsten Akteuren der humanistischen Psychologie. Zu den bekanntesten deutschen Vertretern der klientenzentrierten Psychotherapie gehören Reinhard Tausch (1921-2013) sowie seine Frau Anne-Marie Tausch (1925-1983). Carl R. Rogers war zwischen 1940 und 1963 an mehreren US-Universitäten als Professor für Psychologie tätig. In dieser Zeit rief er auch die klientenzentrierte Psychotherapie ins Leben, die in den 70er Jahren durch Reinhard Tausch nach Deutschland gelangte.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die klientenzentrierte Psychotherapie basiert auf Carl R. Rogers Annahme, dass der Mensch prinzipiell gut ist. Verhält er sich schlecht, geschieht dies durch eine Fehlanpassung, die wiederum auf dem Missachten der Selbstverwirklichung im Kindes- und Erwachsenenalter beruht. Außerdem war Rogers davon überzeugt, dass der Mensch nach Autonomie, Selbstverwirklichung und Wachstum strebt. Werden diese Wachstumsbestrebungen unterdrückt oder gehemmt, hat dies psychische Störungen zur Folge.

Durch die klientenzentrierte Psychotherapie erhält der Mensch seine ursprüngliche Fähigkeit, sich selbst zu verwirklichen, wieder zurück. Dabei müssen die Rahmenbedingungen der Gesprächstherapie das Gegenteil zu den Zuständen bilden, die die Fehlanpassung verursacht haben. Daher gilt der Klient als Fachkraft für seine eigene Person.

Zu den wichtigsten Eckpfeilern für den Erfolg der klientenzentrierten Psychotherapie gehören drei grundsätzliche Elemente in der Beziehung zwischen Therapeut und Klienten. Dabei handelt es sich um bedingungslose positive Wertschätzung, Empathie und Kongruenz.

Bedingungslose positive Wertschätzung bedeutet, dass der Therapeut sowohl seinem Klienten an sich als auch dessen Eigenheiten und Problemen gegenüber absolut positiv eingestellt ist. Dabei deckt sich die bedingungslose positive Wertschätzung mit der klientenzentrierten Grundannahme über die positive Natur des Menschen. So soll die vorbehaltlose Annahme der Dinge, die der Klient ausdrückt, diesen ermutigen und ihm Solidarität signalisieren.

Durch die Empathie ist der Therapeut in der Lage, den Klienten zu verstehen und sich in dessen Probleme einzufühlen. Dabei erleichtert die Empathie die Kommunikation. Bei der Empathie im Rahmen der Gesprächspsychotherapie lässt sich zwischen mehreren unterschiedlichen Formen unterscheiden. Dazu gehören die Empathie zur Konkretisierung des Gesprächs, das Wiederholen der mitgeteilten Informationen, die Empathie in Verbindung mit dem Selbstkonzept sowie den handlungsprägenden Erlebnissen des Klienten.

Kongruenz bedeutet die Wahrhaftigkeit und Echtheit der Haltung des Therapeuten gegenüber dem Klienten. Dabei gibt sich der Therapeut seinem Klienten auch als Person und nicht nur als Arzt zu erkennen. Des Weiteren setzt Carl R. Rogers noch drei weitere wichtige Faktoren zu einer erfolgreichen Beziehung zwischen Therapeut und Klient fest. So sollte zwischen beiden ein psychologischer Kontakt herrschen, sich der Klient in Inkongruenz befinden und er das Behandlungsangebot der Grundhaltungen wahrnehmen können. Nur durch das Erfüllen dieser sechs Bedingungen lassen sich psychotherapeutische Veränderungen erreichen.

Zur Anwendung kommt die klientenzentrierte Psychotherapie als Einzeltherapie, Gruppentherapie oder Paartherapie. Die Gesprächsinhalte werden vom Klienten festgelegt. Der Therapeut geht dann auf die jeweiligen Inhalte ein und unterstützt den Klienten bei der Erforschung seiner selbst. Außerdem gibt er Anregungen, bei denen es sich aber nicht um Ratschläge handelt. Der Therapeut ist bemüht, sich in den Klienten hineinzuversetzen und ihm Wärme zu vermitteln. Wichtig ist zudem Aufrichtigkeit. Nicht selten werden auch Elemente von anderen Behandlungsmethoden in die Gesprächstherapie integriert. So beschränkt sich die klientenzentrierte Psychotherapie nicht immer nur auf Gespräche.

Studien zufolge ließ sich die Wirksamkeit der klientenzentrierten Psychotherapie belegen. So führen sowohl Einzelbehandlung als auch Gruppentherapie in den meisten Fällen zu einer Besserung von Persönlichkeit, zwischenmenschlichen Beziehungen und Wohlbefinden.

Zur Anwendung gelangt die Gesprächspsychotherapie zur Behandlung von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen oder beim Wunsch des Klienten nach Selbstverwirklichung. Die klientenzentrierte Psychotherapie eignet sich sowohl für erwachsene Menschen als auch für Jugendliche. Die Gesprächstherapie wird einmal in der Woche durchgeführt und dauert ungefähr 60 Minuten pro Sitzung.

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Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Bevor eine klientenzentrierte Psychotherapie stattfindet, wird das Führen von klärenden Vorgesprächen mit dem Therapeuten empfohlen. So sollte der Klient erst dann mit der Behandlung beginnen, wenn er auch absolut sicher ist, den passenden Therapeuten gefunden zu haben.

Ob bei der Gesprächspsychotherapie Risiken oder Gegenanzeigen vorliegen, lässt sich nicht genau sagen. So gibt es bislang keine zuverlässigen Studien zu diesem Thema. Trotz zahlreicher Untersuchungen besteht daher nur eine begrenzte Erprobung des Verfahrens. In manchen Fällen wird davor gewarnt, dass bestimmte Behandlungsziele wie Flexibilität und permanente Veränderungsbereitschaft bei manchen Klienten Verunsicherungen hervorrufen könnten.

Aus ethischer Sicht gilt die klientenzentrierte Psychotherapie als unbedenklich und widerspricht nicht den humanen Grundsätzen. Außerdem weist die Gesprächspsychotherapie aufgrund ihrer klientenzentrierten Haltung große Achtung vor den Patienten sowie deren Selbstreflexionen auf. Darüber hinaus erlangt der Klient die Fähigkeit zu mehr Selbstbestimmung.

Mögliche Risiken der Gesprächstherapie liegen vor allem in der Persönlichkeit von Therapeut und Klient. So wird es der Klient nicht zu Fortschritten bringen, wenn er nicht offen für Veränderungen ist. Der Therapeut muss hingen konsequent authentisch und empathisch reagieren, um die Behandlung nicht zum Scheitern zu bringen.

Quellen

  • Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
  • Köhler, T.: Medizin für Psychologen und Psychotherapeuten. Schattauer, Stuttgart 2014
  • Lieb, K., Frauenknecht, S., Brunnhuber, S.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München 2015

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