Kleines Leinkraut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Heilpflanzen Kleines Leinkraut
Das kleine Leinkraut (Chaenorhinum minus) ist eine heute nur noch selten genutzte Heilpflanze, die zu den Wegerichgewächsen gehört. Als unscheinbare Pflanze wird sie in Mitteleuropa auf Äckern, Wegrändern oder Kiesgruben gefunden. Meist vermehrt sie sich durch Selbstbestäubung.

Vorkommen & Anbau des Kleinen Leinkraut

Die Bedeutung von Chaenorhinum minus im medizinischen Bereich ist noch nicht klar herausgestellt. Allerdings ist die abführende Wirkung des Tees dieser Pflanze belegt, wobei die Wirkungsweise auf die Stoffgruppe der Iridoide zurückzuführen ist.
© andriano_cz – stock.adobe.com
Nach neuesten genetischen Untersuchungen konnte das kleine Leinkraut der Pflanzenfamilie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae) und der Gattung Chaenorhinum zugeordnet werden. Lange Zeit wurde eine Verwandtschaft zu den Braunwurzgewächsen (Scrophulariaceae) vermutet. Das kleine Leinkraut stellt sich als einjährige krautige Pflanze mit einer Wuchshöhe von 5 bis 40 Zentimetern dar. Meist erreicht die Pflanze eine Höhe von 10 bis 25 Zentimetern.

Das Kraut besitzt sparrige Stängel mit im unteren Bereich gegenständig und weiter oben wechselseitig angeordneten Blättern. Die Laubblätter sind gestielt oder sitzend angeordnet. Von Juni bis September erstreckt sich die Blütezeit dieser Pflanze. Dabei sind ihre Blüten weiß-violett mit einem gelben Gaumen. Bis zum Spätherbst entwickeln sich aus den Blüten die Samen in Kapseln. Sehr oft findet die Vermehrung durch Selbstbestäubung statt.

Die Ausbreitung der Samen geschieht hauptsächlich durch den Wind. Mit wissenschaftlichen Namen wird das kleine Leinkraut auch als Chaenorhinum minus bezeichnet. Weitere umgangssprachliche Bezeichnungen lauten Kleiner Orant oder Gewöhnlicher Klaffmund. Durch die Selbstbestäubung haben sich viele Pflanzensippen des kleinen Leinkrauts entwickelt, die voneinander leicht abweichende Merkmale besitzen. Das kleine Leinkraut besitzt sieben Chromosomenpaare.

Sein hauptsächliches Verbreitungsgebiet ist Süd- und Mitteleuropa. Aber auch auf den Britischen Inseln und in Schweden wird es gefunden. Dabei fand auch eine Weiterverbreitung nach Nordamerika durch Verschleppung statt. In Deutschland ist sein Verbreitungsgebiet hauptsächlich im Süden. Allerdings werden auch im Norden einzelne Standorte entdeckt. Die Pflanze ist sehr anspruchslos und bevorzugt karge, kalkreiche Böden. Das kleine Leinkraut ist häufig an Wegrändern, auf Äckern als Unkraut, an Kiesgruben oder Bahndämmen zu finden. Es sollte jedoch nicht mit dem echten Leinkraut verwechselt werden.

Dieses gehört zwar auch zu den Wegerichgewächsen, aber im Unterschied zum kleinen Leinkraut zur Gattung der Leinkräuter. Zum kleinen Leinkraut werden die drei Unterarten beschrieben:

  • Chaenorhinum minus subsp. anatolicum
  • Chaenorhinum minus subsp. minus
  • Chaenorhinum minus subsp. idaeum

Wirkung & Anwendung

Als Wegerichgewächs enthält das kleine Leinkraut vielfältige sekundäre Inhaltsstoffe, die der Pflanze als Fressschutz vor allem vor Insekten dienen. Es handelt sich um Iridoide und Iridoidglycoside. Dabei werden bei Chaenorhinum minus solche Inhaltsstoffe wie Antirrhinoside, 0-Methylorantin, Chaenorpine, Ephedradine, Chaenorrhinoside, Orantin oder Prunasin gefunden. Die Iridoide oder Iridoidglycoside besitzen einen bitteren Geschmack und sollen Fressfeinde vom Verzehr der Pflanze abhalten.

Meist wirkt der bittere Geschmack schon abschreckend. Gelangen diese Stoffe jedoch in den Verdauungstrakt der pflanzenfressenden Tiere, wirken die Iridoide denaturierend auf die Proteine im Speisebrei und auf die körpereigenen Eiweißstoffe im Darm. Einerseits wird dadurch die Verwertbarkeit der Nahrung herabgesetzt und andererseits kommt es zu Schädigungen der Darmwand, die zu Verdauungsstörungen oder bei Insektenlarven zum Tod führen.

Auch die Iridoidglykoside werden von vielen Tieren durch spezielle Verdauungsenzyme in das Glukosemonomer und das Iridoid gespalten, sodass auch diese Verbindungen als Fraßschutz wirken. Außerdem besitzen die Inhaltsstoffe auch eine antimikrobielle Wirkung gegen Bakterien und Pilze. Die physiologische Wirkung der Iridoide verursacht auch die abführende Wirkung des kleinen Leinkrautes. Aus diesem Grund findet die Pflanze heute noch Anwendung als Abführmittel. Dabei wird das blühende Kraut verwendet.

Es wird nach dem Sammeln gebündelt und an einem luftigen sowie schattigen Ort getrocknet. Zur Anwendung kann ein Tee gebrüht werden. Dabei werden zwei Teelöffel getrocknetes Kraut mit kochendem Wasser, die dem Inhalt einer Tasse entspricht, überbrüht. Nach zehn Minuten Brühzeit kann der Tee abgeseiht und in kleinen Schlucken getrunken werden. Er besitzt eine milde Abführwirkung. Allerdings besitzt Chaenorhinum minus heute nur eine geringe Bedeutung als Heilpflanze aufgrund der unklaren Wirkung der verschiedenen Inhaltsstoffe.

Eine zeitweise beschriebene leistungssteigernde Wirkung der Pflanze wurde bisher nicht belegt. Ansonsten wird das kleine Leinkraut gerne für das Aussäen auf Rabatten und in Steingärten verwendet. Es kann sehr gut als Lückenfüller zwischen anderen Pflanzen dienen. Die Samen können direkt vor Ort ausgesät werden. Da die Pflanze sehr anspruchslos ist, sind keine besonderen Pflegemaßnahmen notwendig. Zu beachten ist nur, dass der Standort möglichst sonnig, sandig oder steinig ist und keine Staunässe aufweist.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Die Bedeutung von Chaenorhinum minus im medizinischen Bereich ist noch nicht klar herausgestellt. Allerdings ist die abführende Wirkung des Tees dieser Pflanze belegt, wobei die Wirkungsweise auf die Stoffgruppe der Iridoide zurückzuführen ist. Insgesamt ist aber sehr wenig über mögliche Nebenwirkungen und Gefährdungen durch die Inhaltsstoffe bekannt. Klare Kontraindikationen liegen bei Lebererkrankungen, Schwangerschaft oder in der Stillzeit vor. Als Nebenwirkung wurden auch bei gesunden Personen teilweise Wahrnehmungsstörungen beobachtet.

Deshalb gibt es eher Empfehlungen gegen die Anwendung von Chaenorhinum minus als Heilpflanze. Neben einer milden abführenden Wirkung wurde eindeutig auch eine schweißtreibende Wirkung festgestellt. Früher wurde das kleine Leinkraut zwar oft noch zur Leistungssteigerung eingesetzt. Die oft vermutete leistungssteigernde Wirkung konnte aber, wie bereits erwähnt, auch noch nicht bestätigt werden. Das kleine Leinkraut enthält viele Inhaltsstoffe, deren Wirkungen heute noch weitgehend unbekannt sind. Insgesamt ist daher die Bedeutung von Chaenorhinum minus als Heilpflanze sehr gering.


Das könnte Sie auch interessieren