Kindspech

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Kindspech (Mekonium) wird der erste Stuhlgang des Neugeborenen bezeichnet, der eine grün-schwarze Farbe hat. Meistens scheiden ihn Babys innerhalb von 12 bis 48 Stunden aus, bei manchen erfolgt die Ausscheidung aber auch bereits im Mutterleib, wodurch es zu einem so genannten Mekoniumaspirationssyndrom kommen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Kindspech?

Normalerweise wird das Kindspech innerhalb eines Zeitraumes von 12 bis 48 Stunden nach der Geburt ausgeschieden.
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Kindspech oder Mekonium ist die Bezeichnung für den ersten Stuhlgang des Babys. Dieser sammelt sich schon zwischen der zehnten und vierzehnten Schwangerschaftswoche im Darm des Ungeborenen an. Ab dieser Zeit nimmt der Fötus ab und zu Fruchtwasser auf, das Natrium, Kalium, Zucker, Eiweiße, Spurenelemente sowie Hautzellen und Härchen enthält. Daraus wird in weiterer Folge das Kindspech gebildet.

Des Weiteren sind im Kindspech auch Schleimhautzellen, Schleim, Darmzellen sowie eingedickte Galle enthalten. Meistens ist der erste Stuhl geruchslos und sehr zäh. Bis zur Mitte des zweiten Trimenons hat das Mekonium noch eine weiße Farbe, die grünlich-schwarze Farbe ist auf das so genannte Biliverdin zurückzuführen, das ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes ist. Der Terminus Mekonium stammt aus der griechischen Sprache und bedeutet so viel wie „Mohnsaft“.

Der Begriff Kindspech ist wahrscheinlich auf die Konsistenz des Stuhls zurückzuführen, der wie Pech auf der Haut des Kindes haftet und sehr schwer zu entfernen ist. Genau genommen ist Kindspech allerdings noch kein richtiger Stuhl, da der Darm des Kindes seine Funktionen erst aufnehmen muss. Diese Tätigkeit übernimmt er mit der ersten Nahrungsaufnahme, wodurch das Kindspech dann durch normale Verdauungsprodukte ersetzt wird.

Wann sollte Kindspech ausgeschieden werden?

Normalerweise wird das Kindspech innerhalb eines Zeitraumes von 12 bis 48 Stunden nach der Geburt ausgeschieden. Die Ausscheidung sollte auf jeden Fall bis vier Tage nach der Geburt erfolgen, da sonst gesundheitliche Komplikationen auftreten können.

Wird das Kindspech nicht ausgeschieden, so können ein Darmverschluss, eine Engstelle im Darm, Mukoviszidose beziehungsweise eine Transportstörung mögliche Gründe dafür sein. Eine Blockade kann aber auch durch bestimmte Medikamente (Ganglienblocker, Opiate, Magnesiumsulfat), die während der Schwangerschaft eingenommen wurden, auftreten.

Tipps, um den Abgang von Kindspech zu fördern

Der Abgang des ersten Stuhls kann durch Stillen gefördert werden. Besonders eignet sich dafür die erste Muttermilch, die unmittelbar nach der Geburt produziert wird. Diese Milch ist gelblich und dickflüssig und enthält viel Eiweiß, Abwehrkörper und Mineralien, aber wenig Fett und ist gut verdaulich. Wird das Kindspech relativ rasch ausgeschieden, so kann auch das Risiko für eine Neugeborenengelbsucht reduziert werden.

Kindspech im Fruchtwasser

Manchmal wird das Kindspech schon im Mutterleib abgesondert. Das Fruchtwasser ist dann trüb und verfärbt sich grünlich, wobei der Grund dafür meist eine Übertragung oder reine sehr lange Geburt ist. Vor der 37. Schwangerschaftswoche kommt ein Mekoniumabgang so gut wie nicht vor, da die Darmperestaltik noch sehr gering ist.

Ein anderer Auslöser kann eine Erkrankung bei der Mutter oder beim Kind sein, wodurch das Ungeborene dann unter Stress steht. In weiterer Folge nimmt die Sauerstoffversorgung ab und die Durchblutung des Darms sinkt. Dadurch können Darmbewegungen auftreten und das Kindspech ausgeschieden werden.

Weitere Ursachen, die zu einer frühzeitigen Ausscheidung des Mekoniums führen können, sind: Drogenkonsum der Mutter, krankhafte Veränderungen oder Fehlbildungen der Nabelschnur. Auch eine intrauterine Wachstumsretardierung (unzureichendes kindliches Wachstum) kann diesem Umstand begünstigen.


Wenn es zu Komplikationen kommt: Mekoniumaspirationssyndrom

Fruchtwasser, das Mekonium enthält, tritt etwa bei zehn bis zwanzig Prozent der Geburten zwischen der 38. und 42. Schwangerschaftswoche auf. Ein Mekoniumaspirationssyndrom ist hingegen viel seltener zu finden. Wenn im Fruchtwasser Mekonium enthalten ist, so kann es im Mutterleib oder während der Geburt in die Atemwege des Kindes gelangen.

Dieses Einatmen wird als Mekoniumaspiration bezeichnet. Wird Mekonium eingeatmet, so entstehen in der Lunge Regionen, die unzureichend belüftet werden, andere hingegen werden überbläht. Das Atemgas kann zwar in die Lungenbläschen gelangen, beim Ausatmen entweicht es aber nicht und bleibt in der Lunge. Dadurch werden die betroffenen Bereiche überdehnt.

Das Belüftungverhalten ist ungleichmäßig, was auch auf einer Röntgenaufnahme ersichtlich ist. Einige Bestandteile des Kindspechs, wie Proteine, Enzyme oder Bilirubin, können zu einer Schädigung der Lunge führen und schwere Atemnot oder eine überblähte Lunge hervorrufen, was als Mekoniumaspirationssyndrom (MAS) bezeichnet wird.

Erste Anzeichen dafür sind ein grünes und zähes Fruchtwasser, Schnappatmung sowie eine verfärbte Haut, die auch mit Kindspech bedeckt sein kann. Dieser Zustand ist für das Kind lebensgefährlich. Bei sehr schwachen Kindern wird versucht, das Kindspech abzusaugen, darüber hinaus können auch andere Maßnahmen wie Reanimation, Beatmung oder Antibiotika notwendig sein.

Der Nahrungsaufbau sollte ebenfalls sehr vorsichtig erfolgen, da Neugeborene mit einem MAS die Nahrung oftmals am Anfang nicht sehr gut vertragen. Der Schweregrad eines MAS kann dabei starken Schwankungen unterliegen. So können Neugeborene leichte, mittelschwere beziehungsweise schwere Störungen der Atmung aufweisen, wodurch möglicherweise auch eine künstliche Beatmung notwendig ist.

Unmittelbar nach der Geburt leiden Kinder mit einem MAS häufig unter erschwerter Atmung, beschleunigter Atmung, Atemgeräuschen oder einer Blauverfärbung von Schleimhäuten und Haut. Je nach Dauer der Atemnot kann es auch zum Auftreten einer Herz-Kreislauf-Depression kommen. Eine Frühgeburt stellt kein Risiko für das Auftreten eines MAS dar, bei Frühgeborenen ist ein MAS eher selten zu finden.

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