Kieferhöhlenentzündung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Kieferhöhlenentzündung ist eine meist virale, seltener bakterielle Infektion in den Hohlräumen des Kiefers. Sie folgt oft in Verbindung mit einer Grippe und verursacht Druck und Schmerzen im Gesicht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Kieferhöhlenentzündung?

Typische Symptome einer akuten Kieferhöhlenentzündung (Sinusitis maxillaris) sind ein stetiges Druck- und Hitzegefühl sowie dumpfe oder pochende Schmerzen in der Wangenregion, welche sich beim Bücken in der Regel verstärken.
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Eine Kieferhöhlenentzündung ist, wie der Name bereits verrät, eine Entzündung innerhalb der kleinen Hohlräume im Kieferknochen. Die Höhlen befinden sich vor allem im Wangenbereich und um die Augen.

Kieferhöhlenentzündungen folgen meist auf eine Erkältung und verursachen Schmerzen und unangenehmen Druck. Die Entzündung kann akut sein oder chronisch. Bei einer chronischen Kieferhöhlenentzündung bleiben die Symptome für 8 Wochen oder länger bestehen. Die Entzündung kann eine bakterielle oder eine virale Ursache haben.

Bei einer viralen Entzündung mit starken Schwellungen kann es vorkommen, dass die Flüssigkeit nicht aus den Höhlen entweichen kann und der Virus darin weiter wächst. Bakterielle Entzündungen können mit Antibiotika behandelt werden, wobei bei einer viralen Kieferhöhlenentzündung lediglich die Symptome der Erkrankung gelindert werden.

Ursachen

Eine virale Infektion ist meistens der Auslöser für eine Kieferhöhlenentzündung. Der Virus setzt sich in den Schleimhäuten der Knochenhöhlen fest und entfacht die Entzündung. Als Folge schwellen die Schleimhäute an und verhindern den Abfluss der Flüssigkeit in Nase in Rachen.

Schleim und Flüssigkeit konzentrieren sich in den Höhlen und lösen unangenehmen Druck aus. Je weniger ein kontinuierlicher Ausfluss aus der Kieferhöhle gewährleistet ist, desto mehr steigt das Risiko für eine Verschlimmerung der Entzündung. Zwar sind es vor allem Erkältungen, die eine Kieferhöhlenentzündung auslösen, doch auch andere Gründe können zu Entzündungen führen.

Manche Allergien, die die sich in der Nase bemerkbar machen oder auch Fehlstellungen im Knochenbau können chronische Entzündungen unterstützen. Außerdem kann die Ursache in nasalen Polypen liegen oder in Fremdkörpern (meist bei Kindern), die sich in der Nase festgesetzt haben.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Typische Symptome einer akuten Kieferhöhlenentzündung (Sinusitis maxillaris) sind ein stetiges Druck- und Hitzegefühl sowie dumpfe oder pochende Schmerzen in der Wangenregion, welche sich beim Bücken in der Regel verstärken. Oftmals gehen mit einer Sinusitis maxillaris auch Zahnschmerzen einher, diese befallen vorwiegend die Backenzähne im Oberkiefer, da deren Wurzeln meist bis in die Kieferhöhle hineinragen.

Bei heftigen Verläufen können die Schmerzen jedoch auch in den Unterkieferbereich ausstrahlen. Durch das Anschwellen der betroffenen Schleimhäute in der Kieferhöhlenregion kommt es außerdem häufig zu Druckkopfschmerzen im Stirnbereich. Nicht selten tritt parallel zur Sinusitis auch eine ein- oder beidseitige Augenentzündung auf, diese wird oftmals von eitrigem Augenausfluss und Lidschwellungen begleitet.

Nicht selten erhöht sich je nach Ausmaß der Entzündung zudem die Körpertemperatur, leichtes bis starkes Fieber mit Schüttelfrost ist möglich. Im Zuge dessen leiden viele Patienten unter allgemeinem Unwohlsein, Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Reizbarkeit. Durch die Entzündung in den Kieferhöhlen bildet sich ein eitriges Sekret, welches über Nase und Rachen abfließt und vor allem im Halsbereich und in den Bronchien zu weiteren Infektionen und Husten führen kann.

Oftmals greift die Entzündung auch auf den Mundbereich (Zahnfleisch) über. Bei einer chronischen Kieferhöhlenentzündung leiden die Betroffenen zudem unter Geruchsstörungen und einer eingeschränkten Nasenatmung. In einigen Fällen kann eine chronische Sinusitis jedoch auch völlig beschwerdefrei verlaufen.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose für eine Kieferhöhlenentzündung basiert zumeist auf Analyse der spezifischen Krankengeschichte und einer physischen Untersuchung. Eine genaue Kenntnis über Allergien oder Ursachen ist häufig effektiver als eine körperliche Untersuchung. Wenn Symptome und körperliche Anzeichen typisch sind für eine Kieferhöhlenentzündung, sind weitere Tests nicht notwendig. Zusätzliche Verfahren müssen jedoch ausgeführt werden, wenn ...

  • die Diagnose uneindeutig bleibt
  • die Behandlung mit Antibiotika erfolglos bleibt
  • auch eine Infektion des Knochens vermutet wird

In diesen Fällen kann auf die Untersuchung mit Röntgenbildern oder CT zurückgegriffen werden, um ein genaueres Bild des Zustands zu bekommen. Des Weiteren existieren noch die Untersuchungen mit einem Endoskop oder einer direkten Laboranalyse der in den Kieferhöhlen befindlichen Flüssigkeit.

Komplikationen

Wird eine Kieferhöhlenentzündung rasch erkannt und behandelt, kommt es meist nicht zu Komplikationen. Bleibt die Entzündung allerdings unbehandelt oder wird nicht vollständig auskuriert, kann es zu einer Ausbreitung auf weitere Körperregionen kommen. Mitunter entwickelt sich auch eine chronische Kieferhöhlenentzündung.

Dadurch kommt es zu starken Schmerzen, einem eingeschränkten Riechvermögen und langfristig zu Schädigungen der Kieferhöhlen. Zudem kann sich die Entzündung auf die Zähne ausbreiten und zu schweren Erkrankungen und Entzündungen im Mundraum führen. So treten begleitend zu einer Kieferhöhlenentzündung oftmals auch Entzündungen der Stirnhöhle und der Nasennebenhöhlen auf, die weitere Komplikationen nach sich ziehen.

Verlagert sich die Sinusitis in die Augen- oder Ohrenregion, kann es zu weiteren Beschwerden wie einem eingeschränkten Seh- oder Hörvermögen, der Entstehung von Zysten und selten auch zu einer lebensbedrohlichen Sepsis kommen. Bei der Behandlung einer Kieferhöhlenentzündung kann es im Rahmen einer Operation zu Blutungen, Wundheilstörungen und Nervenverletzungen kommen.

Die verordneten Antibiotika, Nasensprays und Schmerzmittel können bei Risikogruppen Unverträglichkeiten und allergische Reaktionen hervorrufen. Bei einer zu späten oder unzureichenden Behandlung besteht das Risiko eines dauerhaften Verlustes des Riechvermögens.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Riechstörungen, Fieber und andere typische Symptome einer Kieferhöhlenentzündung bemerkt werden, sollte zeitnah ein Arzt konsultiert werden. Bei anhaltenden Beschwerden, die das Wohlbefinden zunehmend beeinträchtigen, ist ein Besuch beim Hausarzt angezeigt. Auch ungewöhnliche Symptome, die auf keine andere Ursache zurückzuführen sind (z.B. Druckempfindliche Augen oder chronischer Schnupfen), sollten von einem Arzt untersucht werden. Erfolgt die Behandlung frühzeitig, treten meist keine weiteren Beschwerden oder ernstzunehmende Komplikationen auf.

Bleibt die Kieferhöhlenentzündung allerdings unbehandelt, können die Erreger auf weitere Körperregionen übergreifen. Personen, bei denen begleitend zur Geruchsstörung Schmerzen in der Augen- oder Ohrenregion oder sogar im Bereich der Knochen auftreten, sollten umgehend einen Arzt aufsuchen. Falls sich Zysten entwickeln oder Anzeichen einer Sepsis bemerkt werden, muss der Erkrankte sofort ein Krankenhaus aufsuchen. Allergiker und Grippe-Patienten sollten bei ersten Anzeichen einer Folgeerkrankung den Arzt informieren und eine Untersuchung veranlassen. Der richtige Ansprechpartner ist der Allgemeinmediziner oder ein HNO-Arzt. Mit Kindern sollte der Kinderarzt eingeschaltet werden.

Behandlung & Therapie

Eine Kieferhöhlenentzündung wird zumeist mit medizinischen als auch Hausmitteln behandelt. Letztere beinhalten häufig die Behandlung der geschwollenen Regionen mit Wärme.

Die primären Ziele der Behandlung sind den Abfluss der Flüssigkeit aus den Kieferhöhlen wieder zu gewährleisten und somit den Druck abzubauen, sowie die Infektion auszuheilen und weitere Verletzungen und Narbenbildung zu verhindern. Medikamentöse Behandlung einer Kieferhöhlenentzündung erfolgt, wenn es sich um eine bakterielle Infektion handelt.

Die Behandlungszeiträume können hierbei von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen oder länger verlaufen. Die zur Heilung einer Kieferhöhlenentzündung eingesetzte Medizin beinhaltet eine Kombination aus ...

Da die meisten Menschen an akuten viralen Kieferhöhlenentzündung erkranken, werden auch zwei Drittel aller Kieferhöhlenentzündung ohne zusätzliche Medikamente auskuriert. Ein Gespräch mit dem Arzt ist jedoch ratsam, um sicher zu gehen, welche Art der Behandlung den größten Erfolg verspricht.


Aussicht & Prognose

Unter normalen Umständen, hat die Kieferhöhlenentzündung eine gute Prognose. Begibt sich der Betroffene in eine medizinische Behandlung, wird durch die Gabe von Arzneien versucht, den Krankheitsauslöser zu bekämpfen. Gelingt dies ohne weitere Komplikationen, stellt sich bereits innerhalb der Therapie eine Linderung der Beschwerden ein.

Nach wenigen Tagen oder Wochen kann der Patient beschwerdefrei aus der Behandlung entlassen werden. Treten Unverträglichkeiten gegenüber den Wirkstoffen in den verschriebenen Medikamenten auf, muss eine Umstellung der Präparate erfolgen. Es kommt zu Verzögerungen innerhalb des Heilungsverlaufes, aber dennoch wird innerhalb kurzer Zeit eine Beschwerdefreiheit erreicht.

Stellen Ärzte eine zusätzliche Infektion des Knochens fest, verschlechtert sich die Prognose. Gleiches gilt, wenn die Entzündung nicht vollständig auskuriert wurde. Eine Ausbreitung der Krankheitserreger auf weitere Körperregionen ist möglich. Diese führen zu einer Zunahme der Beschwerden und einer Abnahme des allgemeinen Wohlbefindens. Zudem können Funktionsstörungen eintreten und die Gefahr einer Blutvergiftung steigt an. Bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf droht dem Patienten eine chronische Kieferhöhlenentzündung. Eine Langzeittherapie ist in diesen Fällen notwendig.

Je stabiler das körpereigene Abwehrsystem ist und je gesünder der Lebenswandel des Betroffenen ist, desto besser sind die Heilungsaussichten. Im weiteren Verlauf des Lebens kann es jederzeit zu einer erneuten Kieferhöhlenentzündung kommen. Die Prognose bleibt bei einem Wiederbefall unverändert.

Vorbeugung

Einer Kieferhöhlenentzündung kann vorgebeugt werden, indem eine Überfüllung (Nasenschleim, Naseputzen) der Nase bei Schnupfen oder einer Allergie vermieden wird. Auch der Kontakt mit erkälteten Personen und dem gründlichen Händewaschen verkleinert das Risiko. Zigarettenrauch und trockene Raumluft fördern Infektionen, sowie natürlich die spezifischen Allergene bei Allergikern.

Nachsorge

Eine Kieferhöhlenentzündung stellt in der Regel ein akutes Ereignis dar. Sie heilt innerhalb von zwei Wochen vollständig ab. Anschließend gibt es keinen Grund, planmäßige Nachsorgeuntersuchungen durchzuführen. Denn anders als bei einer Tumorerkrankung ist die Kieferhöhlenentzündung kein lebensbedrohliches Ereignis.

Der Aufwand für eine Diagnose des Frühstadiums wäre viel zu hoch und unwirtschaftlich. Auch besteht kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen einer ersten und jeder weiteren Kieferhöhlenentzündung. Der Infektionsherd ist bei der akuten Form stets ein anderer. Die Beschwerdefreiheit erlaubt ein normales Leben.

Eine erneute Erkrankung ist allerdings jederzeit möglich. Die Vermeidung einer weiteren Ansteckung fällt ausschließlich in den Zuständigkeitsbereich des Patienten. Dieser hat allgemeinübliche Vorsorgemaßnahmen in seinem Leben zu beachten. Bei einer chronischen Kieferhöhlenentzündung helfen Ärzte ihren Patienten im Rahmen einer Dauerbehandlung. Der Rhythmus zur Behebung der Beschwerden wird individuell festgelegt.

Wichtige Anhaltspunkte über den gesundheitlichen Zustand geben die Blutuntersuchung sowie das Röntgen, CT und Ultraschall wider. Auch die körperliche Anamnese ist wichtig. Bei der chronischen Kieferhöhlenentzündung muss der Patient Medikamente einnehmen. Häufige Termine beim Arzt deuten nicht nur auf Komplikationen hin; vielmehr stellt sich auch die Frage, ob statt konservativer Verfahren eher eine Operation notwendig wird.

Das können Sie selbst tun

Eine Kieferhöhlenentzündung lässt sich in vielen Fällen gut mit einfachen Hausmitteln behandeln. Verbessern sich die Symptome durch die Selbstbehandlung nicht oder tritt eine Verschlechterung ein, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Wärme beschleunigt den Heilungsvorgang und lindert die Schmerzen. Dieser Effekt kann durch Bestrahlungen mit einer Rotlichtlampe oder durch feuchtwarme Umschläge erreicht werden. Frische Luft tut den Nasennebenhöhlen gut, Kopf und Gesicht sollten vor allem in der kalten Jahreszeit durch Mütze und Schal gut geschützt sein. Trockene Raumluft reizt die angegriffenen Schleimhäute, Luftbefeuchter und regelmäßiges Lüften sorgen für ein wohltuendes Raumklima. Zusätzlich unterstützen Dampfbäder mit dem Zusatz von Thymian, Kamillenblüten oder ätherischen Ölen das Abschwellen der Schleimhäute. Hilfreich können auch Nasenspülungen mit schwachen Salzlösungen sein, die ebenso wie abschwellende Nasensprays oder -tropfen in der Apotheke erhältlich sind.

Wie bei jedem Infekt ist bei der Kieferhöhlenentzündung eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr sehr wichtig. Kräuterteemischungen aus entzündungshemmenden und schleimlösenden Heilkräutern wie etwa Kamille, Thymian, Salbei, Schlüsselblumenblüten und Spitzwegerich werden am besten mit Honig gesüßt und möglichst warm getrunken. Ingwer, Kurkuma, Meerrettich und Knoblauch wirken ebenso entzündungshemmend wie die altbewährte Hühnersuppe, Obst und Gemüse liefern wichtige Vitamine zur Stärkung der Abwehrkräfte. Damit der Körper die Infektion erfolgreich bekämpfen kann, ist für einige Tage körperliche Schonung angezeigt.

Quellen

  • Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Hausamen, J.-E., et al.: Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Springer, Heidelberg 2012
  • Kruse Gujer, A., Jacobsen, C., Grätz, K.W.: Facharztwissen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Springer, Heidelberg 2013

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